Sarah Wagenknecht, Linke MdB, plädiert gegen eine europäische Wirtschaftsregierung - Großbanken zerschlagen
Sarah Wagenknecht, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, spricht sich gegen eine übergeordnete Wirtschaftsregierung in Europa aus, wie sie als Langfristigziel von bürgerlichen Politikern gefordert wird:
„Wenn Europa als Einheit überleben soll, darf es nicht dem Markt überlassen werden. Das beinhaltet ausdrücklich nicht den Ruf nach einer europäischen Wirtschaftsregierung, die die Souveränität der Mitgliedstaaten außer Kraft setzt.
Das Haushaltsrecht gehört zu den elementaren Rechten eines nationalen Parlaments und darf ihm, ohne die Demokratie in ihren Grundfesten zu zerstören, nicht genommen werden. (…)
In Wahrheit geben die nationalen Regierungen immer mehr Kompetenzen an die EU Bürokratie ab.
Einheitliche Regeln und Standards statt Zentralregierung
Europa braucht keine allmächtigen und machtvollkommenen Kommissare oder Zentralbanker, die in die einzelnen Länder hineinregieren, sondern mehrheitlich vereinbarte und vertraglich festgelegte Regeln und Standards, die für alle Länder gelten und eingehalten werden müssen.
Solche verbindlichen gemeinsamen Leitlinien wären die demokratische Alternative zu einer den nationalen Regierungen übergeordneten Europäischen Wirtschaftsregierung. (...)
Der Fiskalpakt bedeutet eine europaweite Sozialzerstörungsunion, in der Rentner, Beschäftigte und Arbeitslose für die Milliarden bluten, die im maroden Finanzsektor versenkt wurden und werden. Wenn Europa das werden soll, als das es in den Proklamationen und Erklärungen gestartet ist, braucht es eine völlig neue vertragliche Grundlage. Diese zu schaffen wäre die Aufgabe der Gegenwart, wenn Europa eine gemeinsame Zukunft haben soll.“
Zudem macht Sarah Wagenknecht in einem Gespräch mit bürgerlichen Medien folgende Anmerkingen zur Bankenregulierung:
Nach den Rekordstrafen gegen sechs internationale Geldinstitute fordert die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht eine Reform des Bankenwesens. Solange die Banken derart groß wären, würden sie die Politik kontrollieren. Eine Verkleinerung der Banken und striktere Regeln seien dringend notwendig.
Die Finanzinstitute haben jahrelang internationale Zinssätze wie den Libor und den Euribor manipuliert und dadurch Firmen und Verbraucher weltweit um Milliardensummen geprellt.
Die EU-Kommission hat deshalb Rekordstrafen in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Euro verhängt. Allein die Deutsche Bank muss mehr als 700 Millionen Euro zahlen. Bankenkritiker weltweit sehen sich jetzt natürlich in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Banker als Gauner und als unbelehrbare Zocker.
Zu den prominentesten Kritikern der Finanzindustrie hier bei uns in Deutschland zählt Sahra Wagenknecht, die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei. Sie sagt:
"Wir haben ja gerade in Deutschland zum Glück auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die ein ganz anderes Geschäftsmodell haben. Aber man muss schon sagen, die großen Investmentbanken – und da spielt ja die Deutsche Bank an vorderster Front mit – haben ein Geschäftsmodell, das wirklich auf Betrügereien, auf Zockereien, auf aberwitzigen Geschäften beruht, die volkswirtschaftlich keinen Sinn und Verstand haben, aber immer wieder schaden, und es ist natürlich jetzt an der Politik, daraus irgendwann mal Konsequenzen zu ziehen und das nicht weiter laufen zu lassen.
Und es ist ja auffällig, wie viele Mitarbeiter mit krimineller Energie es offensichtlich gibt, wenn immer wieder neue Skandale auffliegen. Die Libor-Manipulation ist ja nur eine, die Währungskurs-Manipulation. Wir hatten vor der Finanzkrise, dass aberwitzige, merkwürdige, obskure Papiere gebastelt wurden, wo die Banken selber darauf gewettet haben, dass sie ihren Wert verlieren.
Also es ist ja jetzt nicht ein einzelner Skandal, es ist nicht ein einzelner Ausrutscher, sondern es ist ja offensichtlich eine Strategie. Und sich dann hinter Mitarbeitern zu verstecken, das sollte man denen nun wirklich nicht mehr durchgehen lassen.
Auch heute ist es so, dass die Deutsche Bank im Grunde eine große Wettbude ist. Die Deutsche Bank hat eine Bilanz von über zwei Billionen Euro, und gerade mal vier Prozent ihres Geschäftsvolumens besteht darin, dass sie die Industrie, das heißt mittelständische Unternehmen, auch große Unternehmen, mit Krediten versorgt. Das ist aber eigentlich die Aufgabe einer Bank.
Das heißt, diese Bank tut zu 96 Prozent Dinge, die überhaupt nichts mit den Aufgaben einer Bank zu tun haben, und zu vier Prozent tut sie das, was sie eigentlich tun sollte, Diener der Realwirtschaft zu sein.
Das Problem ist ja, dass diese Banken sich darauf verlassen, dass sie faktisch eine Staatsgarantie haben. Auch die Deutsche Bank, da ist es ja sehr eklatant. Die haben damals vor wenigen Jahren die Postbank übernommen. Das wurde auch von den Ratingagenturen so kommuniziert, jetzt muss natürlich der deutsche Staat erst recht die Deutsche Bank retten, weil nämlich mit der Postbank ganz, ganz viele Kleinsparer ihr Geld diesem Wettinstitut anvertraut haben.
"Banken verlassen sich auf Staatsgarantie"
Und mit dieser Staatsgarantie im Rücken lässt sich natürlich wunderbar spekulieren, während dessen, wenn man sich die harte Eigenkapitalausstattung der Deutschen Bank ansieht, natürlich sicherlich viele Geschäftspartner sich längst überlegen würden, ob man dieser Bank noch Geld anvertrauen kann, ob man dort Einlagen tätigen kann.
Das heißt, sie verlassen sich darauf, dass die Allgemeinheit sie immer wieder rausholt und raushaut, aber die Gewinne, die streichen sie privat ein, und ich finde, solche Geschäftsmodelle sollte man einfach nicht mehr akzeptieren.
Die Deutsche Bank ist sogar in verschiedener Hinsicht ausgesprochen opulent vom Steuerzahler rausgehauen worden. Sie hat in den USA massiv in der Größenordnung von elf Milliarden profitiert von der Rettung von AIG, weil sie hat dadurch nicht abschreiben müssen. Sie hat von der Federal Reserve Notkredite bekommen, und sie hat auch in Deutschland profitiert, zum Beispiel davon, dass der deutsche Staat mit Milliardenlasten die IKB und auch die Hypo Real Estate übernommen hat und deshalb auch die Deutsche Bank wiederum Forderungen nicht abschreiben musste.
Wenn das alles nicht stattgefunden hätte, wäre die Deutsche Bank natürlich ein Pleitefall gewesen. Und ich finde, wir müssen uns auch in Deutschland mal überlegen, wieso wir eigentlich als Steuerzahler die ganzen Schrottpapiere, die dann bei der IKB und bei den Landesbanken angekommen sind, wieso wir da die Verluste, wir als Steuerzahler bezahlen, während dessen die Deutsche Bank zu den Hauptkreateuren, zu den Hauptproduzenten solcher Papiere gehörte.
"Finanzmarkt muss sich verändern"
In den USA laufen dort längst Klagen, es hat dort auch teilweise schon harte, wirklich harte Urteile in Milliardenhöhe gegeben. Ich finde, das wäre auch in Deutschland mal an der Zeit, sich anzugucken, wer hat eigentlich das Zeug an die Landesbanken verkauft.
Ich denke, es muss sich generell etwas ändern auf dem Finanzmarkt. Wir haben ja eine Situation, wo etwa vier riesig große Investmentbanken gut 50 Prozent Marktanteil haben zum Beispiel im Devisenmarkt. Das heißt, obwohl auf diesem Markt jeden Tag etwa vier Billionen Euro umgesetzt werden, ist das in den Händen von relativ wenigen Instituten. Das ist natürlich kein funktionierender Markt, sondern damit sind natürlich allen Manipulationsmöglichkeiten Tür und Tor geöffnet.
Das heißt, wir müssen diese Banken verkleinern, ansonsten werden die immer wieder Gebrauch von ihrer Marktmacht haben. Sie werden manipulieren, und sie werden damit natürlich dann auch Gewinne machen. Strafen, wie sie zum Beispiel jetzt ausgesprochen wurden, 700 Millionen für die Deutsche Bank, das klingt viel. Aber wenn man weiß, dass sie alleine mit diesen Libor-Manipulationen im Jahr 500 Millionen Gewinn gemacht haben, dann relativiert sich die Strafzahlung, und dann wird sie das immer wieder in Kauf nehmen.
Ich finde, man muss sie entflechten, man muss sie verkleinern. Es fängt ja schon mal damit an, dass wir eben nicht mehr als Staat haften dürfen für Investmentabteilungen. Das heißt, die wirklich strikte Trennung zwischen Kredit- und Einlagengeschäft auf der einen Seite und Investmentgeschäft. Das wäre zum Beispiel für die Deutsche Bank natürlich eine radikale Umorganisation, und das ist überdringlich.
Man muss sagen, es ist traurig: Es ist in Deutschland immer wieder debattiert worden, die SPD hat das ja auch groß auf ihre Fahnen geschrieben. Es ist aber nichts wirklich Ernsthaftes in diese Richtung passiert, weil alle bisherigen Gesetzesentwürfe Scheunentore an Ausweichmöglichkeiten vorsehen, sodass die Banken sich nicht real verkleinern. Und das Zweite ganz wichtige ist natürlich die Eigenkapitalausstattung. Es kann nicht wahr sein, dass diese Banken mit real drei Prozent Eigenkapital – das sind ja die Basisvorschriften – ihre Geschäfte machen.
Ein Unternehmen, das mit drei Prozent Eigenkapital zu einer Bank gehen würde, würde von dieser Bank wahrscheinlich noch nicht mal am Schalter empfangen werden, geschweige denn einen Kredit bekommen. Aber bei den Banken selbst finden wir das normal, dass sie mit derart wenig haften im Eigenkapital ein riesiges Rad drehen und damit natürlich immer wieder auch die Allgemeinheit in Geiselhaft nehmen, wenn sie sich verspekulieren.
Solange die Banken derart groß sind, kontrollieren sie die Politik und nicht die Politik die Banken. Das ist ja das Problem, dass wir zurzeit erleben, dass sämtliche Vorschläge, die ja zum Teil zunächst mal relativ vernünftig waren - in der Anfangsphase nach der Finanzmarktkrise lag ja vieles auf dem Tisch: bessere Eigenkapitalausstattung, Verbot bestimmter Derivate -, alles wird von der Finanzlobby kleingespült.
Das heißt, solange diese Banken derart groß sind, sind sie natürlich auch sehr mächtig und setzen im Grunde ihre Interessen gegenüber der Politik durch. Sprich: Sie kaufen sich teilweise auch schlicht die Politik, auch mit Spenden und anderen Dingen. Das heißt, wir brauchen beides: Wir brauchen eine Verkleinerung der Banken und wir brauchen natürlich auch viel striktere Regeln für das Geschäftsmodell dieser Banken.
Und ich meine, dass vieles, was heute in dem Investmentbanking stattfindet, völlig entbehrlich ist. Es hat keinen Nutzen in der Volkswirtschaft. Der alte und konservative US-Notenbankchef, der frühere, Paul Volcker, hat das ja mal sehr drastisch ausgedrückt. Er hat gesagt, es gibt doch eigentlich nach seiner Ansicht keine einzige vernünftige Finanzinnovation in den letzten 30 Jahren, außer der Erfindung des Geldautomaten. Das heißt, da werden Geschäfte gemacht, die gar keinen Sinn haben, aber mit denen man natürlich richtig tolle Profite machen kann, und solche Geschäfte zu verbieten, wäre durchaus im gesellschaftlichen Interesse.
Ich glaube, wenn man eine Umfrage machen würde, wünschen Sie sich stärkere Regulierung der Banker, wünschen Sie sich höhere Eigenkapitalausstattung, wünschen Sie sich, dass die Banken tatsächlich sich auf das konzentrieren sollen, was ihre Aufgabe ist, nämlich Kredite an die Wirtschaft zu vergeben, dann würde Ihnen eine Mehrheit zustimmen.
"Herrschende Politik hat nicht den Mumm, sich mit Bankenlobby anzulegen"
Es ist nur so, dass in der Politik solche Vorschläge immer wieder weichgespült werden, auch Politiker sich dann einreden lassen, wenn sie Banken stärker regulieren, dann würden sie die Kreditvergabe einschränken, wobei wir bei der Deutschen Bank sehen, da ist gar nicht mehr viel einzuschränken, weil sie das ja kaum noch machen. Die Politik hat den Mumm nicht, die herrschende Politik, sich mit der Bankenlobby anzulegen, und dafür braucht es gesellschaftlichen Druck".
Stefan Liebich , Linke MdB, blendet Rolle der CDU nahen Konrad Adenauer Stiftung in der Ukraine aus
Im Auftrag der Adenauer-Stiftung
Syrische Opposition kontrolliert Islamisten-Milizen nicht mehr
Al Kaida, Al Nusra-Front und Konsorten mischen mit Wohlwollen der US Regierung in Syrien im Bürgerkrieg kräftig mit. Sie stellen die stärksten Gruppen innerhalb der FSA Dschihadisten-Gruppen
Die Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte hat eingestanden, die zahlreichen bewaffneten Extremistengruppen, die gegen die Regierung um Baschar al-Assad kämpfen, nicht zu kontrollieren.
„Es ist unmöglich, diese Gruppen einzugliedern“, sagte der Chef dieses größten Oppositionsbündnisses, Ahmed Dscharba, am Dienstag auf einem Gipfel des Golf-Kooperationsrates. „Es ist schwer, ihren Einfluss zu begrenzen.“
Die Oppositionskämpfer seien jetzt faktisch „zwischen diesen zwei Feuern“, sagte Dscharba weiter. „Auf der einen Seite sind Extremistengruppen wie ‚Islamischer Staat im Irak und der Levante‘, die gegen das Regime in Damaskus kämpfen. Auf der anderen Seite ist die libanesische Bewegung Hisbollah, die die syrische Regierung unterstützt (…) Wir wollen auf keinen Fall ein irakisches Szenario.“
In Syrien dauern seit März 2011 Kämpfe zwischen Armee und bewaffneten Regierungsgegnern an. Laut UN-Angaben sind bei den Gefechten bereits bis zu 100.000 Menschen, darunter 7.000 Kinder, getötet worden. Die Opposition, aber auch westliche Staaten wollen Assad zum Rücktritt zwingen. Nach Darstellung der syrischen Regierung kämpft die Armee gegen aus dem Ausland unterstützte Terroristen.
Mehrere syrische Ortschaften haben Volkswehren aufgestellt. Diese aus Ortsbewohnern bestehenden Verbände kämpfen nicht selten Seite an Seite mit der Regierungsarmee.
RIA Novosti
Überblick über den Mindestlohn je Branche
Beim Thema Mindestlohn geht es heiß her und nicht nur weil Wahlkampf ist. Allein in dieser Woche wurden ein neuer Mindestlohn und Erhöhungen für drei weitere Branchen ausgehanelt. So bekommt das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk nun zum 1. Januar 2014 erstmals eine eigene Lohnuntergrenze von 11 Euro im Westen und 10,13 Euro im Osten. Steigen werden die Löhne im Bauhauptgewerbe, im Gebäudereinigerhandwerk und bei den Leiharbeitern.
Immer wieder streiten die Parteien über ihre Mindestlohn-Konzepte. Sind die 8,50 Euro brutto pro Stunde, die SPD und Grüne fordern zu viel oder gar zu wenig? Wie sinnvoll sind flächendeckende Lohnuntergrenzen für alle Arbeitnehmer? Fakt ist: Bislang sind die Unterschiede je nach Branche groß. Manche liegen schon jetzt drüber und andere Branchen kommen auch nach der nächsten Erhöhung nicht an das strittige Minimum von 8,50 Euro heran. Was bislang gilt und für die Zukunft bereits ausgehandelt ist.
Branchen | Geltung | Ost | West | Erhöhung geplant | Ost | West |
Abfallwirtschaft | bis 30.6.2014 | 8,68 Euro | 8,68 Euro | |||
Bauhauptgewerbe | bis 31.12.2013 | 10,25 Euro | 11,05 bis 13,70 Euro | ab 1.1.2014 | mindestens 10,50 Euro | mindestens 11 Euro |
Berufliche Aus- und Weiterbildung | bis 31.12.2013 | 11,25 Euro | 12,60 Euro | ab 1.1.2014 (ab 1.1.2015) | 11,65 Euro (12,50 Euro) | 13 Euro (13,35 Euro) |
Dachdecker | bis 31.12.2013 | 11,20 Euro | 11,20 Euro | |||
Elektrohandwerk | bis 31.12.2013 | 8,85 Euro | 9,90 Euro | ab 1.1.2014 (ab 1.1.2015) | 9,10 Euro (9,35 Euro) | 10 Euro (10,10 Euro) |
Friseure | bis 31.12.2014 | 6,50 Euro | 7,50 Euro | ab 2015 | 8,50 Euro | 8,50 Euro |
Gebäudereiniger | bis 31.10.2013 | 7,56 bis 9 Euro | 9 bis 11,33 Euro | ab 1.1.2014 | mindestens 7,96 Euro | mindestens 9,31 Euro |
Gerüstbauer | seit 1.8.2013 | 10 Euro | 10 Euro | |||
Maler- und Lackierer | bis 30.4.2014 | 9,90 Euro | 9,90 bis 12,15 Euro | |||
Pflegebranche | bis 31.12.2014 | 8 Euro | 9 Euro | |||
Sicherheitsdienste | bis 31.12.2013 | 7,50 Euro | 7,50 bis 8,90 Euro | |||
Steinmetze und Steinbildhauer | ab 1.10.2013 | 10,13 Euro | 11 Euro | |||
Wäschereien | seit 1.8. 2013 | 7,50 Euro | 8,25 Euro | bis 2016 | 8,75 Euro | 8,75 Euro |
Zeitarbeit | bis 31.12.2013 | 7,50 Euro | 8,19 Euro | ab 1.1.2014 | 7,80 Euro | 8,50 Euro |
Quellen: Statistisches Bundesamt, Zoll und Branchen
CDU weigert sich die Bestechung von Abgeordneten abzuschaffen
Widerlich das eine solch bestechungsfreundliche Bande von 42 % der Wähler gewählt werden ! Peinlich!
Antikorruptions-Tag: CDU/CSU mauert weiter bei Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung
Wie steht es denn so um die Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung in Deutschland, heute, am Welt-Antikorruptions-Tag?
Sie können einem Bundestagsabgeordneten einen Koffer voll Geld in die Hand drücken, damit dieser für Sie einen Gesetzentwurf ins Parlament einbringt. Sie können einem Volksvertreter auch als Dankeschön einen Scheck zustecken, weil er in Ihrem Sinne abgestimmt hat. Beides ist hierzulande nicht strafbar.
CDU und CSU haben jahrelang eine gesetzliche Regelung blockiert, nun aber steht folgender Satz im Koalitionsvertrag: "Wir werden die Strafbarkeit der Abgeordnetenbestechung neu regeln." Wie dieser Passus zu verstehen ist, hat eine namentlich nicht genannte Unionspolitikerin gerade der Süddeutschen Zeitung erzählt. Die SZ schreibt in ihrer heutigen Ausgabe:
Die Skepsis innerhalb der Union sei weiterhin groß. Es sei nach wie vor problematisch, die mandatsrelevante Tätigkeit von der Straftat abzugrenzen. "Die Bedenken unsererseits haben sich nicht in Luft aufgelöst", sagte eine Unionsvertreterin.
Dabei liegt seit über einem Jahr ein Gesetzesvorschlag von abgeordnetenwatch.de auf dem Tisch, der juristisch geprüft wurde und der eigentlich alle Bedenken ausräumen sollte:
§ 108 f StGB Vorteilsannahme durch Mandatsträger und Vorteilszuwendung
(1) Wer als Mitglied einer Volksvertretung des Bundes, der Länder, der Gemeinden oder der Gemeindeverbände (Mandatsträger) für eine Handlung oder Unterlassung in Ausübung des Mandats einen Vorteil für sich oder einen andern fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Dasselbe gilt für Mitglieder des Gesetzgebungsorgans eines ausländischen Staates, der Europäischen Union oder der parlamentarischen Versammlung einer sonstigen internationalen Organisation.
(2) Ebenso wird bestraft, wer einem Mandatsträger für eine Handlung oder Unterlassung in Ausübung des Mandats einen Vorteil für diesen selbst oder einen anderen anbietet, verspricht oder gewährt.
(3) Vorteile sind geldwerte Zuwendungen an den Mandatsträger oder eine von diesem benannte Person ab einem Wert von 50 Euro.
Rechtsexperten von SPD, Grünen und Linken - und auch der frühere Rechtsausschussvorsitzende Siegfried Kauder von der CDU - halten den abgeordnetenwatch.de-Vorschlag für eine geeignete Grundlage, Abgeordnetenbestechung in Deutschland endlich umfassend unter Strafe zu stellen. Ihr eigener Gesetzesentwurf aus diesem Frühjahr basiert auf dem Vorschlag von abgeordnetenwatch.de. Allerdings wurde er wegen der bisherigen Blockade durch Union und FDP nie im Bundestag zur Abstimmung gestellt.
"Peinlich, peinlich" bzw. "Einfach nur noch peinlich" ist der angesprochene Artikel in der Print- bzw. Onlineausgabe der SZ überschrieben, in dem u.a. Wirtschaftsvertreter von Siemens und dem Chemieunternehmen Lanxess die künftige Bundesregierung zum Handeln auffordern: "Es ist ein Anachronismus, dass sich Deutschland in dieser Frage isoliert." Denn mit der jetzigen Gesetzeslage erfüllt Deutschland nicht einmal die Mindeststandards der Vereinten Nationen und kann im Gegensatz zu 168 Ländern eine UN-Konvention gegen Korruption nicht umsetzen:
Aus der Union verlautet, dass die Ratifizierung der UN-Konvention zwar wahrscheinlicher geworden, die genaue Umsetzung aber weiterhin unklar sei, schreibt die SZ.
Wir werden erneut das Gespräch mit Abgeordneten von CDU und CSU suchen, um den skandalösen Zustand abzustellen, dass Deutschland - genau wie Syrien, Nordkorea und Barbados - die Anti-Korruptionskonvention der UN noch immer nicht umgesetzt hat. Ein Lösungsvorschlag liegt auf dem Tisch. Jetzt ist die Union am Zug und muss darlegen, worin ihre Bedenken genau bestehen.
Nachtrag vom 11.12.2013:
Über die Frankfurter Rundschau hat sich heute der stellvertretende Fraktionschef von CDU/CSU, Günter Krings zu Wort gemeldet, der nach eigenen Angaben einer gesesetzlichen Regelung bei Abgeordnetenbestechung schon seit längerem offen gegenüber steht:
Allerdings lag bislang kein verfassungsfester und vor allem praxistauglicher Vorschlag vor. Dieser muss so formuliert sein, dass jeder einzelne Abgeordnete wissen kann, was er darf und was nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir in den nächsten vier Jahren eine gute Regelung erarbeiten werden.
Krings Worte passen allerdings nicht so recht zum Verhalten seiner Fraktion in den vergangenen Jahren. Anstatt eigene Vorschläge für eine verfassungsfeste und praxistaugliche Regelung zu machen, wurden CDU und CSU in der Vergangenheit nur dann aktiv, wenn es um die Verhinderung von Gesetzesvorschlägen der Opposition ging. Im Rechtsausschuss wurde das Thema Abgeordnetenbestechung mit schwarz-gelber Mehrheit insgesamt acht Mal von der Tagesordnung genommen. Noch im Mai fragte Fraktionsjustitiar Wolfgang Götzer im Deutschen Bundestag: "Wo also ist der Handlungsbedarf?"
Dass der Fraktionsspitze von CDU/CSU bislang nicht an einer konstruktiven Suche nach einer gesetzlichen Regelung gelegen war, zeigt die harrsche Kritik an den eigenen Parteifreunden, die der damalige Rechtsausschussvorsitzende Siegfried Kauder (CDU) bei einer abgeordnetenwatch.de-Pressekonferenz im Juni geäußert hatte:
- Frage von Reporterin: "Worin sehen Sie denn die Ablehnung [Ihres Antrags durch die Regierungskoalition] begründet?" - Kauder: "Wenn es jemand begründen würde wäre es schon mal gut. (...) Aber man taucht ab und lässt mich in die Abseitsfalle laufen. Man begründet es nicht mal."
- "Das Thema Abgeordnetenbestechung wurde im Rechtsausschuss siebenmal vertagt. Im Januar in jeder Sitzungswoche von mir auf die Tagesordnung gesetzt - jedes Mal kommentarlos vertagt. Man blockiert damit auch die Opposition, die eigene Vorschläge hat. (...) Blockade kann es nicht sein."
- "Als Regierungskoalition zu sagen, was die Opposition vorträgt machen wir nicht, ist zu wenig."
- "Ich habe am 24.4. unseren parlamentarischen Geschäftsführer angeschrieben und ihn gebeten das Thema für einen Gruppenantrag zu öffnen. Ich habe bis heute keine Antwort - das ist auch nicht die feine Art."
Schon bald wird sich zeigen, wie es um den angeblichen Willen von CDU/CSU bestellt ist, tatsächlich zu einer gesetzlichen Regelung in Sachen Abgeordnetenbestechung zu kommen.
Beim angehenden Koalitionspartner SPD gibt es offenbar schon konkrete Vorstellungen, wie ein Gesetz gegen Abgeordnetenbestechung inhaltlich aussehen könnte. Um zu definieren, was ein Abgeordneter darf und was nicht, will die SPD bei einer Gesetzesänderung ungern feste Geldbeträge vorgeben. Entsprechend äußerte sich die stellvertretende Fraktionssprecherin Christine Lambrecht gegenüber der Frankfurter Rundschau.
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