UN fordert Al Kaida zum Verlassen von Ost-Aleppo auf

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, hat die Kämpfer der Terrorgruppierung Al-Nusra-Front aufgefordert, die östlichen Viertel von Aleppo zu verlassen.
 
Aus kosmetischen Gründen firmiert die Gruppe seit geraumer Zeit unter dem Namen Jabat Fatah al-Sham. Hunderttausende Bürger von Ost-Aeppo werden von den Dschihadisten als menschliche Schutzschilde in Geiselhaft genommen und mit Waffengewalt an der Flucht aus Aleppo gehindert. Mittlerweile gelang einigen Zivilisten die Flucht.
 
"Ich wende mich an die Al-Nusra-Front: Geht, bleibt nicht in Aleppo", sagte der UN-Beamte am Samstag in Rom. Staffan de Mistura zufolge befänden sich in der Stadt 1000 Dschihadisten der Terrororganisation. "Sie sollten den Mut an den Tag legen, um die Stadt zu verlassen", sagte der UN-Sondergesandte für Syrien.

Zuvor hatten die Außenminister Russlands und der USA in Rom verhandelt. Unter anderem besprachen Sergei Lawrow und John Kerry die Situation im syrischen Aleppo. "Wenn nun die Gründung der Armee Aleppos angekündigt wird, dann schließe ich nicht aus, dass man dadurch erneut versucht, ein Rebranding  bzw. eine Umettikettierung der ‚Al-Nusra-Front‘ durchzuführen, so dass sie unter dem neuen Namen der verdienten Vergeltung entkommt", erklärte Lawrow.

Während die syrischen Regierungstruppen weitere Stadtteile Ost-Aleppos zurückerobern, befinden sich tausende Zivilisten auf der Flucht. Militante Einheiten versuchen die Menschen an der Flucht zu hindern. Extremisten horten auch Hilfslieferungen und vergrößern dadurch das Leid der Zivilisten.

Die PKK Tochterpartei YPG hat mit Selbstverteidigungseinheiten unterdessen Assad  und syrsche Regierungstruppen im Kampf um Ost-Aleppo  geholfen und Militärhilfe geleistet. Hinter der YPG steht ein breites Bündnis von Widerstandsparteien in Syrien.

 

Trumps Kabinett der  Milliardäre

Das "güldene Kabinett" ("Politico") gleicht mehr und mehr einer Society-Party auf Manhattans Upper East Side - ohne jeden Bezug zu den Wutbürgern, deren Wohl Trump doch eigenen Angaben zufolge am Herzen liegt.

Als Wahlkämpfer wetterte Trump gegen die "globale Machtstruktur". Nun holt er die Protagonisten dieser Machtstruktur in seine Regierung - Banker, Hedgefonds-Manager, Investoren.

Der Handelsminister, der Finanzminister, die Bildungsministerin, der Chefstratege, etliche Vize-Anwärter: Schon jetzt bewegt Trumps Krösus-Kabinett ein Vermögen von mindestens 35 Milliarden Dollar - 700.000-mal so viel, wie ein US-Durchschnittshaushalt im Jahr verdient.

Trump, so sieht es aus, ist das politische Vehikel, das die "One Percent" gefunden haben, um ihre Agenda zu verewigen.

Von den geplanten Steuererleichterungen werden zum Beispiel vor allem die Reichsten profitieren. Diese Woche stieg die Aktie von Goldman Sachs Chart zeigen auf den höchsten Wert in sieben Jahren - das Geldhaus allein entsendet vier ehemalige Manager in die Trump-Regierung.

Betsy DeVos, designierte Bildungsministerin

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Betsy DeVos ist die Schwiegertochter von Rich DeVos: Er ist Mitbegründer von Amway, einem Direktvertrieb-Marketingkonzern mit einem Jahresumsatz von fast zehn Milliarden Dollar. Der Werdegang des alten DeVos beschreibt die typische amerikanische Erfolgsstory: Er begann mit einem Drive-in-Restaurant, später verkaufte er als Hausierer Putzmittel. Sein Sohn Rich Jr. wurde ebenfalls Unternehmer, dessen Gattin Betsy kam ihrerseits aus einer wohlhabenden Familie. Das Magazin "Forbes" schätzt das aktuelle Vermögen des DeVos-Clans auf mehr als sechs Milliarden Dollar.

Wilbur Ross, designierter Handelsminister

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Wilbur Ross, ein alter Nachbar Trumps im Millionärsdomizil Palm Beach, machte sein Geld mit den Pleiten anderer. So lernte der frühere Investmentbanker auch Trump kennen: Er beriet ihn bei seinen Firmen-Insolvenzen. Später wechselte Ross in die lukrativere private Unternehmensbeteiligungsbranche. Die Börsenaufsicht SEC brummte ihm kürzlich wegen schludriger Buchhaltung 2,3 Millionen Dollar Strafe auf. "Forbes" schätzt sein Vermögen auf fast drei Milliarden Dollar. Seine Kunstsammlung enthält 41 Bilder des Surrealisten René Magritte.

Steven Mnuchin, designierter Finanzminister

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Steven Mnuchin entstammt der Goldman-Sachs-Riege. Nach erfolgreichen Jahren an der Wall Street machte er sich mit dem Hedgefonds Dune Capital selbstständig. Er finanzierte und produzierte Hollywood-Megahits wie "Avatar" und kaufte auf dem Höhepunkt der Finanzkrise die insolvente Subprime-Bank IndyMac. Die umbenannte OneWest Bank verkaufte er schließlich ans Finanzkonglomerat CIT. Er und seine Partner sollen dabei mehr als fünf Milliarden Dollar verdient haben. (Ein ausführliches Porträt finden Sie hier.)

Todd Ricketts, designierter Vizehandelsminister

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Todd Ricketts gehört zu einer der reichsten Familien Amerikas. Sein Vater Joe gründete die Online-Brokerfirma TD Ameritrade, Bruder Thomas leitet die Investmentbank Incapital, der andere Bruder Peter ist der Gouverneur von Nebraska. Gemeinsam besitzen die Ricketts das Baseballteam der Chicago Cubs - und ein Gesamtvermögen von rund einer Milliarde Dollar. Im Vorwahlkampf stand die Familie Trump feindlich gegenüber. Nach einem drohenden Tweet des Kandidaten ("Sie sollten vorsichtig sein, sie haben viel zu verbergen!") liefen sie auf Trumps Seite über.

 

Im Dunstkreis und im Wartestand

Peter Thiel, Berater, Silicon-Valley-Pionier: 2,7 Milliarden Dollar. Mitt Romney, Gründer der Beteiligungsgesellschaft Bain Capital: mehr als 250 Millionen Dollar. Jared Kushner, Schwiegersohn, Immobilienunternehmer, Verleger: 200 Millionen Dollar. Anthony Scaramucci, Berater, Investmentbanker: 80 Millionen Dollar. Steve Bannon, Chefstratege, Medienunternehmer: zehn Millionen Dollar.

Kanzlerin Merkel gibt Hilfestellung für US Drohnenmorde zu - Ist damit Kanzlerin Merkel als Kriesgverbrecherin als Kanzler Geschichte?

Kann eine mögliche Kriegsverbrecherin 2017 noch einmal Kanzlerin werden?

Zuletzt wurde es für Regierungssprecher Steffen Seibert immer schwieriger, die Bedeutung Ramsteins bei den weltweiten außergesetzlichen Tötungen des US-Militärs herunterzuspielen. Nun musste die Bundesregierung eingestehen: Der US-Stützpunkt in der Pfalz dient als Relaisstation für Drohnenmorde. Das Protestbündnis 'Stopp Ramstein' sieht sich bestätigt.

Jetzt führte eine Anfrage der Linkspartei zu einem Ende der Drohnenkriegslüge.

Bereits seit Anfang 2013 bestätigte der frühere Drohnenpilot und Whistleblower Brandon Bryant als Kronzeuge die zentrale Bedeutung des Luftwaffenstützpunktes in Ramstein für die weltweiten Drohnenmorde der USA. "Alles, was mit Drohnen zu tun hat, läuft über Ramstein", so Bryant, der selbst viele hunderte Einsätze steuerte, immer wieder. Bei seiner einstmaligen Tätigkeit brachte Bryant 1.626 Menschen um und wurde dafür von der US Air Force mit 23 Medaillen ausgezeichnet.

Auch deutsche Medien rezipierten Bryants Aussagen, gaben aber auch immer wieder den offenkundigen Lügen seitens der US-Regierung Raum. Ramstein werde nicht als "Startpunkt für Drohneneinsätze als Teil der Antiterror-Aktivitäten" genutzt, so etwa US-Präsident Barack Obama im Sommer 2013. Es gäbe keine Erkenntnisse zu den Vorwürfen und man habe vorigen Aussagen „nichts hinzuzufügen“, stellte die Bundesregierung in Vertretung durch Steffen Seibert noch im Oktober 2015 klar. Ein offensichtliches Possenspiel:

Nun plötzlich die Rolle rückwärts: Aufgrund einer Anfrage von Andrej Hunko (MdB, Die Linke), musste die Bundesregierung, vertreten durch den Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, im Parlament nun eingestehen, was jahrelang stoisch geleugnet wurde. Nämlich, dass Ramstein die "Planung, Überwachung und Auswertung von zugewiesenen Luftoperationen" unterstützt. Die von Kritikern immer wieder betonte Rolle Ramsteins als Signalrelaisstation bei der extralegalen Tötung mittels Drohnen wurde damit bestätigt. Bereits im August 2016 haben Vertreter der US-Botschaft das deutsche Außenministerium über die neue Sprachregelung informiert, so Roth.

Das offizielle Eingeständnis wirft eine Reihe neuer Fragen auf, die auch juristische Konsequenzen haben können. Schließlich handeln die USA mit ihrem Drohnenkrieg eindeutig völkerrechtswidrig, betonen Kriegsgegner und Friedensaktivisten immer wieder. Kein vorheriges Verfahren und kein Richterspruch stehen den gezielten Tötungen im Weg. Die Schilderungen des Kronzeugen Brandon Bryant belegen vielmehr, dass bei den fließbandartigen Einsätzen ein hohes Maß an Willkür herrscht.

Eine besondere Bedeutung haben in diesem Komplex auch die weltweiten Spähaktivitäten der NSA. Mittels Metadaten und Signaltriangulation von Mobiltelefonen werden die vermeintlichen Standorte mutmaßlicher feindlicher Kämpfer lokalisiert. Mittels Drohne folgt dann der Raketenschlag, bei dem auch immer wieder zahlreiche Zivilisten ihr Leben lassen. Besonders für die USA und Deutschland ist dies ein heikler Fall, argumentieren doch ausgerechnet diese Staaten in Auseinandersetzungen mit Russland stets gerne mit ihrer vorgeblichen Treue zum Völkerrecht.

An den Drohnenmorden durch das US-Militär ist selbstredend nichts völkerrechtskonform. Zahlreiche Einsätze finden als sogenannte „Missionen“ in Ländern statt, mit denen Washington nicht offiziell im Krieg steht. Die US-Regierung wertet die Tötungen als legitimen Teil ihres „Krieges gegen Terror“. Kritiker merken an, die Drohnenangriffe seien selbst terroristische Handlungen.

Doch dass die Bundesregierung die Rolle Ramsteins im Drohnenkrieg nun offiziell eingesteht, bedeutet längst nicht, dass von Seiten der Regierung an der Legalität der Drohnenbombardements gezweifelt wird. Um diese Position zu begründen, führt Staatsminister Roth allerdings lediglich das bloße Wort der „amerikanischen Partner“ an, die versichern würden, dass natürlich nichts gegen das Grundgesetz oder das Völkerrecht verstößt. Es ist das Wort jener, die im selben Moment des jahrelangen Lügens überführt wurden.

So erklärt auch der Linken-Abgeordnete Andrej Hunko:

Das Auswärtige Amt gibt erstmals zu, dass US-Standorte in Deutschland am tödlichen Drohnenkrieg der US-Armee beteiligt sind. Drei Jahre lang wurden Abgeordnete hierzu an der Nase herumgeführt und die Öffentlichkeit getäuscht. Die Bundesregierung ist auf diese Weise beteiligt an völkerrechtswidrigen extralegalen Tötungen. Das erfüllt aus meiner Sicht den Tatbestand der Billigung einer Straftat und der Strafvereitelung.

Gegenüber RT Deutsch kommentierte der Sprecher des Protestbündnisses „Stopp Ramstein“ Reiner Braun:

Dass wir all das schon immer gesagt und in die Öffentlichkeit getragen haben, hat die Bundesregierung zu diesem Eingeständnis gezwungen. Es zeigt sich jetzt, dass wir 100 Prozent recht hatten. Der Dank gilt den Whistleblowern Edward Snowden und Brandon Bryant, die uns wichtige Argumente in die Hand gegeben haben. Nun gilt es, den Stopp Ramstein-Protest zu verstärken, damit die Relaisstation geschlossen werden muss. Und wie man sieht: Protest kann wirklich etwas bewirken.

Die US-Militärbasis in Ramstein: vom 10 bis 11 Juni wird wieder protesitiert

Drei Jemeniten, die bei einem US-Drohnenangriff zwei Verwandte verloren hatten, klagten bereits vor der deutschen Justiz gegen die Rolle Ramsteins im Drohnenkrieg und forderten, die Bundesrepublik müsse den USA die Nutzung des Stützpunktes verbieten. Die Klage wurde im Mai 2015 abgewiesen.

Im April 2016 scheiterte auch ein Somalier, dessen Vater bei einem Drohnenangriff getötet wurde, mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Köln.

Der von Braun angesprochene Stopp Ramstein-Protest geht auch im Jahr 2017 mit Demonstrationen direkt vor der Airbase in die nächste Runde. Seit dem Start der Kampagne im Jahr 2015 konnte das Bündnis bereits merklich vergrößert werden. Zuletzt demonstrierten im Juni 2016 bei einer mehrtägigen Protestaktion vor dem Luftwaffenstützpunkt rund 5.000 Menschen.

 

Die italienische Journalistin Petra Reski erklärt in einem Blog-Beitrag, warum das Referendum abzulehnen ist. Weniger Demokratie als Ziel

Warum die kapitalorientierte italienische Verfassungsreform abzulehnen ist- Die Rolle der J.P.Morgan Bank

Das „Referendum Renzi-Boschi“ – benannt nach Renzi und seiner Rechts-Reformministerin Maria Elena Boschi – ist ein Schritt hin zu autoritären Herrschaftsformen und soll die Voraussetzungen für heftige Angriffe auf die italienischen Arbeiter schaffen. Mit der Reform will sich die Regierung künftig auf stabile Mehrheiten in einem straff geführten Parlament stützen. Dazu sollen das traditionelle Zweikammersystem Italiens aufgebrochen, der Senat deutlich entmachtet und die Entscheidungsprozesse im Parlament vereinfacht und beschleunigt werden.

Sollte Renzis Referendum Erfolg haben, würde nur noch das Abgeordnetenhaus, die große Kammer, die eigentliche Legislative bilden. Nur sie könnte dann Gesetze zu beschließen und der Regierung das Vertrauen oder Misstrauen aussprechen. Außerdem würde der Prozess der Gesetzesbildung beschleunigt werden: Das Abgeordnetenhaus müsste künftig einen Gesetzentwurf des Kabinetts innerhalb von fünf Tagen behandeln und spätestens nach siebzig Tagen endgültig darüber entscheiden. Auch die Entscheidung über Kriegseinsätze der italienischen Streitkräfte wäre nach einer Verfassungsänderung durch eine einzige Kammer im Schnellverfahren möglich.

Die zweite Kammer, der Senat, der bislang im Gesetzgebungsverfahren gleichberechtigt war, soll sich künftig auf die Vertretung der Regionen beschränken. Im Parlament würde er im Wesentlichen nur noch beratende Funktion ausüben. Die Zahl der Senatoren soll von 315 auf 100 reduziert werden. Außer fünf Senatoren, die der Staatspräsident ehrenhalber ernennt, würden die Senatoren künftig nicht mehr gewählt, sondern von den Regionalregierungen ernannt werden. Sie dürften nur noch „mitentscheiden“, wenn es um Verfassungsänderungen, Belange der Regionen oder EU-Angelegenheiten geht.

Auch die starke Betonung plebiszitärer Elemente in der italienischen Verfassung würde beschnitten. Mit dem Referendum geht eine Wahlrechtsreform einher, das sogenannte „Italicum“, sowie eine Reform der Volksinitiativen.

Diese sollen künftig dreimal so viele Unterschriften erfordern wie bisher, nämlich 150.000 statt 50.000; für ein Abrogatives Referendum (um ein beschlossenes Gesetz zu verhindern) sind künftig 800.000 statt bisher 500.000 Unterschriften nötig. Um Kosten zu sparen, sieht die Reform auch die Abschaffung der Provinzen vor, mit Ausnahme der autonomen Provinzen Trento und Bolzano. Auch der Nationalrat für Wirtschaft und Arbeit (Cnel) soll ersatzlos gestrichen werden.

Zur Erinnerung die wesentlichen Argumente, die gegen die Verfassungsreform sprechen:

Nicht der Senat wird abgeschafft, sondern die Möglichkeit, die Senatoren direkt zu wählen.
Die Verfassungsreform beschleunigt auch nicht die Regierungsgeschäfte: Der Senat existiert nach wie vor, nur nicht mehr in der ursprünglichen Form: Im „neuen“ Senat sitzen Bürgermeister und regionale Abgeordnete, die nicht gewählt, sondern von den Parteien bestimmt werden und die nach wie vor ihre Zustimmung zu den Gesetzen geben müssen – was zwar nur noch eine Formalität ist, weil die Zustimmung sicher ist, aber dennoch Zeit kostet. Überdies kommen auf diese Weise Bürgermeister und regionale Abgeordnete in den Genuss der parlamentarischen Immunität, der venezianische Bürgermeister Orsoni etwa, der wegen des Schmiergeldskandals der venezianischen Hochwasserschleuse vor Gericht steht, hätte gar nicht verklagt werden können.
Und wie der italienische Rechnungshof ausgerechnet hat, wird es auch nicht billiger: Durch die Reform würden weniger als 40 Millionen Euro gespart – das Gleiche wäre erreicht worden, wenn man den Senatoren 10 Prozent der Bezüge gekürzt hätte, ohne dafür die Verfassung anrühren zu müssen.

Über die grassierende Renzimanie in den deutschen Medien habe ich mich ja schon öfter gewundert, zuletzt hier, wo ich mein Erstaunen darüber äußerte, wie sehr sich die deutsche Presse für einen Ministerpräsidenten einsetzt, dessen Königsmacher und engster Vertrauter Denis Verdini ist, der bereits wegen Korruption verurteilt wurde und gegen den fünf weitere Klagen laufen: Verdacht auf kriminelle Vereinigung, Korruption, betrügerischer Bankrott, einfacher und schwerer Betrug zu Lasten des italienischen Staates. So weit, so schrecklich.

Aber da ahnte ich noch nicht, zu welcher Höchstform meine Kollegen auflaufen würden, je näher der Wahltag des Referendums zur Verfassungsreform, der 4. Dezember rückt: Man könnte meinen, es würde nicht in Italien, sondern in Deutschland gewählt.

Italiens Schuldendrama wird zur Bedrohung für Europa“ weiß Spiegel online. Die Süddeutsche warnt: „Bitte anschnallen„, wobei sich der SZ-Korrespondent verdient gemacht hat, von Renzi  für seinen unverdrossenen Agitprop mit der goldenen Feder ausgezeichnet zu werden, allein für sein „Renzi droht in dem Sumpf zu versinken, den er trockenlegen wollte“. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung warnt vor der nächsten Eurokrise, für den Fall, dass die unbelehrbaren Italiener es wagen sollten, gegen die Verfassungsreform zu stimmen, für die Tagesschau handelt es sich um nichts Geringeres, als um eine Abstimmung über „Renzi und die Mutter aller Reformen“, und ich könnte jetzt noch stundenlang weiter Artikel auflisten, in denen deutsche Journalisten Renzi und seine Verfassungsreform so lobpreisen, wie ich es zuvor bereits in der italienischen Presse gelesen habe – einer Presse, die in überwältigender Mehrheit Parteien, parteinahen Unternehmensverbänden, parteinahen Industriellen und vorbestraften Multimilliardären mit eigener Partei gehört. Und die zudem staatlich subventioniert wird, was zu gewissen Liebesdiensten gegenüber den Geldgebern stimuliert. Selbst der deutsche Innenminister (Innenminister!!) Thomas De Maizière fühlte sich genötigt, „Matteo Renzis Mut“ zu loben, die italienische Verfassung zu ändern, was zwar die Italiener befremdete (De Maizière wollte offenbar nicht hinter Obama, Angela Merkel, Jean-Claude Juncker zurückstehen, die alle bereits Renzi beigesprungen sind) nicht aber die deutschen Medien.

Als Journalistin finde ich die (nicht gekennzeichnete) Parteinahme der deutschen „Qualitätsmedien“ im Hinblick auf das bevorstehende Referendum in Italien beschämend. Keiner meiner Kollegen (ich lasse mich aber gerne belehren, falls jemand EINEN, auch nur einen Artikel gelesen hat, der die Gründe benannt hat, die GEGEN die Verfassungsreform sprechen) hat den Lesern erklärt, welche Interessen sich hinter dieser „Reform“ verbergen.

Etwa die von J.P. Morgan, keine Geringere als die größte Bank der Welt. Die gibt in ihrem 2013 erschienen Bericht über die europäische Wirtschaftskrise ein paar Tipps, wie diese zu meistern sei. Der Süden Europas müsse nicht wirtschaftlich, sondern politisch reformiert werden:

In the early days of the crisis, it was thought that these national legacy problems were largely economic: over-levered sovereigns, banks and households, internal real exchange rate misalignments, and structural rigidities. But, over time it has become clear that there are also national legacy problems of a political nature. The constitutions and political settlements in the southern periphery, put in place in the aftermath of the fall of fascism, have a number of features which appear to be unsuited to further integration in the region. When German politicians and policymakers talk of a decade-long process of adjustment, they likely have in mind the need for both economic and political reform.

Bereits 2013 hieß es in einem Strategiepapier der Economic Research Europe Group von JP Morgan zur „Die Korrektur der Eurozone“: „Die politischen Systeme in den Peripherieländern wurden unmittelbar nach der Diktatur etabliert und wurden durch diese Erfahrungen definiert. Die Verfassungen neigen dazu, einem starken sozialistischen Einfluss zu unterliegen, was die politische Kraft, die Linksparteien nach der Niederlage des Faschismus gewonnen haben, widerspiegelt.”

Und weiter: „Die politischen Systeme in den Peripherieländern weisen in der Regel mehrere der folgenden Merkmale auf: schwache Führungskräfte; eine schwache Zentralregierung gegenüber Regionen; verfassungsrechtlicher Schutz der Arbeitnehmerrechte; Systeme zur Konsenserreichung, die politischen Klientelismus fördern; und das Recht zu protestieren, wenn unliebsame Änderungen am politischen Status quo vorgenommen werden.“ Mit der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008 seien „die Mängel dieses politischen Erbes [...] offensichtlich geworden.”

Renzi hatte den reaktionären Volksentscheid lange mit seinem persönlichen Schicksal verknüpft und erklärt „wenn das Referendum scheitert, ist meine politische Zeit zuende.“ Nun hat er den Termin für die Abstimmung so weit wie möglich hinausgeschoben. Der Grund dafür ist, dass er momentan nicht davon ausgehen kann, das Referendum zu gewinnen. Renzi hat zwar die Unterstützung des größten Teils der PD, sowie der Scelta Civica des früheren Ministerpräsidenten Mario Montis und auch der Koalitionspartner Area Popolare (AP) unter Innenminister Angelino Alfano unterstützt die Regierungsreform.

In der Bevölkerung ist Renzis Kurs jedoch zunehmend verhasst. All seine „Reformen“, von der Rentenreform über den „Jobs Act“ bis hin zur Schulreform, gehen auf Kosten der Arbeiter, der Alten und Armen. Immer wieder kommt es zu Streiks und Protesten von Piloten, Lehrern und anderen Teilen der Arbeiterklasse. Am heutigen Donnerstagabend soll um 21 Ihr ein 24-stündiger Eisenbahnerstreik gegen Privatisierung beginnen.

Italien ist ein soziales Pulverfass, und das schwere Erdbeben in Mittelitalien hat die Lage noch einmal verschärft. Mittlerweile leben viereinhalb Millionen Menschen in absoluter Armut, und die Jugendarbeitslosigkeit (offiziell rund vierzig Prozent) erreicht in manchen Teilen Süditaliens astronomische Werte von siebzig bis achtzig Prozent. Italien ist mit 2.2 Billionen Euro tief verschuldet und die Schuldenquote beträgt 132 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die italienischen Banken stehen vor dem Kollaps und sind mit Schrottpapieren in Höhe von 360 Milliarden Euro belastet.

Ein besonderer Dorn im Auge sind J.P.Morgan die Verfassungen der Länder an Europas „Peripherie“, also Spanien, Italien und Portugal, in denen sie ein starkes Hindernis sieht, weil diese Verfassungen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und nach dem Fall der Diktaturen geschrieben wurden, einen starken Einfluss sozialistischen Gedankenguts aufwiesen. Den es dringend zu beseitigen gilt.

The journey of national political reform

At the start of the crisis, it was generally assumed that the national legacy problems were economic in nature. But, as the crisis has evolved, it has become apparent that there are deep seated political problems in the periphery, which, in our view, need to change if EMU is going to function properly in the long run.

The political systems in the periphery were established in the aftermath of dictatorship, and were defined by that experience. Constitutions tend to show a strong socialist influence, reflecting the political strength that left wing parties gained after the defeat of fascism. Political systems around the periphery typically display several of the following features: weak executives; weak central states relative to regions; constitutional protection of labor rights; consensus building systems which foster political clientalism; and the right to protest if unwelcome changes are made to the political status quo. The shortcomings of this political legacy have been revealed by the crisis. Countries around the periphery have only been partially successful in producing fiscal and economic reform agendas, with governments constrained by constitutions (Portugal), powerful regions (Spain), and the rise of populist parties (Italy and Greece).

 

Ja, klar, die populist parties dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und die wimmeln natürlich auch in den Horrorszenarien der deutschen Korrespondenten herum, der Schaum gegen die Fünfsternebewegung tropft aus jeder Seite. Einer der wenigen ausländischen Blätter, das sich nicht der J.P.Morgan-Propaganda zur Verfassungsreform anschließt, ist witzigerweise der Economist, der (wie die Italiener ja auch) der Meinung ist, dass das Land Reformen braucht, aber eben nicht solche,  wie sie Renzi vorschlägt. Der Economist also rät dazu, bei der Verfassungsreform mit „Nein“ zu stimmen, weil die geplanten Reformen die Schaffung eines „starken Mannes am Ruder“ zur Folge hätten – und das in einem Land, das bereits Mussolini und Berlusconi hervorgebracht hat.

If the referendum fails, Mr Renzi says he will step down. Investors, and many European governments, fear a No vote will turn Italy into the “third domino” in a toppling international order, after Brexit and the election of Donald Trump. Yet this newspaper believes that No is how Italians should vote.

Mr Renzi’s constitutional amendment fails to deal with the main problem, which is Italy’s unwillingness to reform. And any secondary benefits are outweighed by drawbacks—above all the risk that, in seeking to halt the instability that has given Italy 65 governments since 1945, it creates an elected strongman. This in the country that produced Benito Mussolini and Silvio Berlusconi and is worryingly vulnerable to populism.

Zu den Verfechtern des „Ja“ zur Verfassungsreform zählen ungefähr alle italienischen Politiker, Industriellen, Journalisten und Ex-Präsidenten, denen ich nicht im Dunklen begegnen möchte (Napolitano, Giuliano Ferrara, Denis Verdini und Konsorten). Zu den Verfechtern des No zählen namhafte Juristen, Intellektuelle, Journalisten, Schriftsteller und Künstler – die in der Verfassungsreform nichts anderes sehen als ein gigantisches Hütchenspiel, 56 italienische Verfassungsrechtler sind darunter, auch Persönlichkeiten wie Salvatore Settis, der in einem offenen Brief an den ehemaligen italienischen Staatspräsidenten Napolitano darlegte, dass Renzis Verfassungsreform nichts anderes  sei als die „abgepauste Verfassungsreform von Berlusconi„, die seinerzeit bekanntlich mit großem Getöse von Renzis Partei abgelehnt wurde.

Lesenswert finde ich auch, für alle, die des Italienischen mächtig sind, die Ausführungen des Generalstaatsanwalts von Palermo, Roberto Scarpinato, der sich fragt, warum der Senat ausgerechnet dank einer Schwächung demokratischer Bürgerrechte reformiert werden soll. Durch die Reform werde die Macht der Bürger durch die Macht der Oligarchien ersetzt – und wenn es um das Sparen geht, würde durch die Bekämpfung der Korruption in Italien sicher mehr Geld gespart als durch die Reform des Senats. Auch sieht er in der Verfassungsreform keine Antworten auf die Fragen der Globalisierung, unter der Italiens Wirtschaft wie keine zweite leidet. Ob nicht die Abwesenheit jeglicher Wirtschaftspolitik viel mehr für den Niedergang verantwortlich sei, als die italienische Verfassung? Die großen italienischen Unternehmen, Pirelli, Pininfarina, Indesit, Ansaldo Breda, Italcementi; Edison, Buitoni, Parmalat, Fendi, Bulgari, Gucci, Valentino – alle sind ins Ausland verkauft worden. Es herrscht eine Jugendarbeitslosigkeit ohnegleichen – wer jung und qualifiziert ist, geht ins Ausland.

Und was die angebliche Langsamkeit der Gesetzgebung betrifft, so führt er auf, dass die Gesetze, die die Regierung interessiert, sehr wohl in Rekordzeit durchgepeitscht werden: Gesetzesdekrete in 46 Tagen und Finanzgesetze in 88 Tagen. Tatsächlich könne ein Land nur dann seine die Wirtschaftspolitik bestimmen, wenn es über die entsprechenden Werkzeuge verfügt, zu denen eine souveräne Geldpolitik, Währungs- und Bilanzpolitik gehören, die nicht mehr von der italienischen Regierung entschieden werde, sondern von der europäischen Kommission und europäischen Zentralbank – kurz, zusammen mit dem internationalen Währungsfonds, von der Troika, die die Wallfahrtsstätte des neoliberalen Gedankenguts darstelle. Alle Gesetze der europäischen Zentralbank seien in kürzester Zeit durchgepeitscht worden, die italienische Arbeitsrechtsreform wurde in der Rekordzeit von nur 16 Tagen durchgesetzt.

So weit, so schrecklich. Wie bei den Wahlzetteln für die Briefwahl der Italiener im Ausland getrickst wurde, und wie Renzi selbst nicht vor geschmacklosesten Täuschungsmanövern zurückschreckte, indem seine Ministerschnecke Maria Elena Boschi per tweet Krebskranken bessere Behandlungen (!) versprach, falls beim Referendum das Sì siegte, erspart sich Petra Reski.

Natürlich hoffe ich, dass das NO gewinnt. Aber ich lebe lange genug in Italien, um zu wissen: Nimm das Schlechteste an, und du liegst richtig.

Wie USA Sportler  systematisch staatlich gedopt werden

ADHS - Diagnose reicht schon um verbotene Dopingmittel "legal" zu bekommen

Wie sich US-Sportler die Einnahme verbotener Medikamente genehmigen lassen

Kurz vor den Olympischen Spielen haben US-Athleten zahlreiche Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beantragt, die  auf der Dopingliste stehen. Das zeigen Dokumente der Hackergruppe "Fancy Bears", die Mainstreammedien vorliegen.

Damit hat der Staat Doping von US Sportlern quasi legitimiert.

Zahlreiche US-amerikanische Spitzensportler haben sich offenbar vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro kurzfristig medizinische Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beschaffen wollen, die auf der Dopingliste stehen.

Das geht aus einem E-Mail-Verkehr zwischen mehreren Mitarbeitern der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada hervor, der dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL von der Hackergruppe "Fancy Bears" zugespielt wurde.

Demnach waren die Angestellten der Usada im Juni, rund sechs Wochen vor den Spielen in Rio, unter großem Druck. Viele Athleten sollen gleichzeitig und zudem nicht fristgerecht sogenannte TUE beantragt haben.

TUE steht für Therapeutic Use Exemption; die Ausnahmegenehmigungen sind  eigentlich für kranke Spitzensportler gedacht. Allerdings ist das Unsinn, da kranke Athleten garnicht antreten sollten.

Betroffene Athleten reichen ein entsprechendes Attest ihres Privat-Arztes bei ihrer nationalen Anti-Doping-Agentur ein. Kommt der Arzt dem nichtnach wird er von den Millionarios udn spitzensportlern schlicht ausgewechselt. 

Wenn dem Antrag stattgegeben wird, dürfen die Sportler ansonsten verbotene Mittel und Substanzen einnehmen, ohne eine Sperre fürchten zu müssen - ein Prozedere, das auch zum Missbrauch einlädt und deswegen seit einiger Zeit in der Kritik steht. Diese Sportler erscheinen dann obwohl gedopt in keiner Dopingsünderliste.

Es hört nicht auf, weil es systematisch betrieben wird

Am 30. Juni 2016 versendete die für Ausnahmegenehmigungen zuständige Usada-Mitarbeiterin Shelly Rodemer eine E-Mail an ihre Kollegen. "Es hört nicht auf", schrieb Rodemer. "Ich bekomme Anträge für ADHS/Prednison-TUEs von Leichtathleten und Schwimmern, die zurzeit bei den Ausscheidungswettkämpfen für die Olympischen Spiele sind.

Ich nehme an, dass ich die Anträge trotzdem bearbeiten werde, obwohl die Wettbewerbe schon begonnen haben, oder?"

Lücken-TV-Medien verschweigen es weitgehend, während jeder Vorfall in dieser Richtung, der russische Sportler betrifft, gebetsmühlenartig bis zum Erbrechen wiedergekäut wird.

Das diese einseitige Vorgehensweise vonn ARD, ZDF, RTL und NTV ihre Meldungen zu Fake-News machen, kommt den Lückenmedien-Berichterstattern nicjt iun den Sinn.