Erfurt: Erste PEGADA-Demo gegen die Amerikanisierung Europas 

Wir werden GEMEINSAM mit allen Volksgruppen und Religionen die wahren Probleme dieses Landes thematisieren und Lösungen anbieten!

Schon über 22 000 Fans auf Facebook 

{youtube}oWz_tL5tkRg{/youtube}

Unter dem Motto EndGame soll am 24. Januar in Erfurt die erste PEGADA- Demo stattfinden - Solidarität statt Ausgrenzung von Menschen hier im Lande. 

1000 Demonstranten werden erwartet. 

Mal sehen ob die Medien die Bewegung genauso puschen wie Pegida 

Die Bewegung geht aus Teilen der Montags-Mahnwachen hervor und betrachtet sich als demokratische Alternative zu den pro-rassistischen Pegida-Bewegungen, die die wahren Ursachen der kapitalistischen Krise anspricht und verdeutlicht.

Sie läuft am 24. Januar unter dem Namen EnDgAmE — Engagierte Demokraten gegen die Amerikanisierung Europas in Erfurt.

Die Bewegung versteht sich als Gegenbewegung zur rassistische Pegida-Bewegung und will Menschen auf die wirklichen Ursachen der kapitalistischen Krise deutlich machen.

Kernpunkt ist weiterhin der Kampf für den Weltfrieden 

Weitere Kernpunkte sind die 16 Forderungen der alternativen Friedensbewegung:

Austritt der BRD aus der Nato, Gegen das Ausspionieren der Daten der Europäer durch die NSA der USA,   gegen Fracking in Europa, gegen Konsumwahn, gegen Vergiftung der Lebensmittel durch Monsantos und Co., für das Ende der Ausbeutung der Dritten Welt, gegen Rußlandsanktionen , gegen TTIP- und Ceta - Freihandel dient nur Großkonzernen, für Frieden, gegen US Drohnenkriege, für die Förderung erneuerbarer Energien, für ein souveränes und neutrales Deutschland, gegen US Besatzung und für den Abzug aller US Besatzungssoldaten aus dem Lande, für eine gesamtdeutsche Verfassung ohne US Vorherrschaft, über die auch ehemalige DDR-Bürger mit abstimmen.  

Kernpunkt ist auch die Verurteilung des Fachismus und des Massenmordes in der Ukraine. 

Für linken Klassenkampf statt völkischen Rasssenkampf, der sich hinter Religionsbashing versteckt.

 

 

Generalmobilmachung der 100 000: Poroschenko weitet Bodenkrieg gegen das eigene Volk aus 

Nach erneutem tagelangen Beschuß der Stadt Donezk durch pro-faschistische Regierungstruppen und Nazi-Brigaden will der ukrainische Präsident Poroschenko den Krieg gegen das eigene Volk im Osten jetzt völlig eskalieren und massiv ausweiten lassen.

Poroschenko hatte als Oligarch  schon die Bewaffnung der Nazi-Milizen auf dem Maidan während des Putsches finanziert.

In mehreren Stufen sollen ca. 100 000 neue Soldaten für den Krieg gegen die russisch-stämmige Minderheit der Ukrainer mobilisiert und im Bürgerkrieg eingesetzt werden. In einer ersten Phase sollen 50 000 Soldaten mobilisiert werden (dpa) . 

Die Heroisierung der pro-faschistische  "Cyborgs" als Vorhut der Regierungstruppen wird propagandistisch betrieben.

Die neuen Bilder sollen die alten Bilder von überlaufenden  ukrainischen Militärkolonnen verdrängen. TV-Kanäle senden Videobotschaften der Kämpfer. Es gibt Kalender zu kaufen mit Porträts der pro-faschistischen Frontkämpfer. Mit dem Erlös sollen die Truppen weiter unterstützt werden.

Zugleich ist der Flughafen aber auch ein Symbol für die zerstörerische Kraft, die der Krieg in der Ukraine entwickelt hat. Die Terminals des Prokofjew-Airports wurden eigens zur Fußball-Europameisterschaft 2012 neu gebaut, zwischen 400 und 800 Millionen Dollar soll der Flughafen gekostet haben. Mittlerweile ist der Flughafen  völlig zerstört. Gleichzeitig werden Häuser von Zivilisten in Donezk und Umgebung fast täglich bombardiert. Mainstreammedien verschweigebn das Ausmaß des Massenmordes am eigene Volk weitgehend.

Zuletzt zeigte sich Poroschenko rechjtspopulistisch häufig in Uniform und vor Militärgerät. Die Kampffähigkeit der zuletzt angeschlagenen Armee sei vollständig wiederhergestellt, verkündete er Anfang des Jahres. Die "Cyborgs" vom Flughafen hätten "Mut, Patriotismus und Heldentum" gezeigt. Die Kriegsrhetorik hat endgültig gesiegt.  Man werde "nicht einen Fetzen ukrainischer Erde" Preis geben, den Donbass zurückerobern und "dort das reine Ukrainertum erneuern".

 

 

 

 

 

 

Massiver Teilnehmer- Einbruch nach Dresden-Demo-Verbot bei  allen Pegida-Demos - Größte Gegendemo von 12 000 in München

Demo gegen "Bagida": 12.000 Menschen gehen in München auf die Straße

Wegen einer angeblichen Terrorwarnung und Drohung gegen den Initiator Bachman  wurde die Pegida-Demonstration in der Hochburg Dresden abgesagt.  

So kam es bundesweit zu keinen größeren islamfeindlichen Pegida-Veranstaltungen. Vielmehr überstieg die Teilnehmerzahl der Anti-Pegida-Demonstrantionen überall den Pro-Pegida-Demonstrantionen. 

Einige tausende Gegner und Befürworter von Pegida kamen am Montag zu Demos in vielen deutschen Städten zusammen, die meisten in München.

Die auf der westlichen Seite sind dem Aufruf des Münchner Pegida-Ablegers Bagida gefolgt und demonstrieren gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes. Die auf der anderen Seite wollen ein Zeichen setzen, dass München weltoffen und tolerant ist. Wie bereits in der Vorwoche sind die Gegner der Bewegung Pegida ("Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") deutlich stärker vertreten.

Von 12.000 Teilnehmern spricht die Polizei. Sie singen und tanzen zu Musik von "Blumentopf" oder "Schlachthofbronx" und applaudieren dem Schriftsteller Friedrich Ani, als dieser die Pegida-Demonstranten als "Nazis, Rassisten und sonstige Vollpfosten" bezeichnet.

Anti-Pegida in Bielefeld - 10 000 Teilnehmer 

Völkisch denkende Rechtsradikale  fühlen sich von Bagida beflügelt

Die Pegida-Gegner sind mit Musik und Bühnenprogramm lauter als die Islam-Gegner: Letzte Woche kamen sogar 18.000 Gegendemonstranten. Doch auch die Bagida-Teilnehmer haben sich nach Angaben der Polizei verringert: Waren es vergangene Woche noch 1500, kamen an diesem Montag noch 1200. Für erhöhte Aufmerksamkeit bei den Sicherheitsbehörden hatte Bagida gesorgt, weil laut Schätzungen der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus der Stadt München auch wenigstens  200 Faschisten und Rechtsextremisten unter den Demonstranten waren.

Rund 6000 Menschen haben am Montagabend in Magdeburg gegen eine Kundgebung von Magida, dem örtlichen Ableger der Pegida, protestiert. Laut Polizei waren es bei Magida selbst dagegen nur 600 Menschen. Die Polizei verhinderte mit einem starken Aufgebot, dass die Gruppen direkt aufeinandertrafen.

Ähnlich war die Situation in Düsseldorf in NRW : Insgesamt  vier Gegendemonstrationen mit Hunderten Menschen gegen Dügida gab es dort. Für den Berliner Pegida-Ableger Bärgida gingen nur rund 400 Menschen auf die Straße, einige hundert Gegendemonstranten zogen unter dem Motto "Gemeinsam gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung" vom Bundeskanzleramt Richtung Alexanderplatz.

In Würzburg nahmen laut Polizei etwa 1200 Bürger an einem Demonstrationsmarsch teil, in Nürnberg versammelten sich 1000 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus und Islamfeindlichkeit .

In Mannheim demonstrierten laut SWR-Angaben auch fast 12 000 Demnstranten gegen Pegida. 

2500 Menschen waren bei einer Kundgebung des Bündnisses "Für ein buntes Flensburg" gegen Rassismus und für Toleranz. Mehrere Tausend versammelten sich auch in Osnabrück gegen die Islamkritiker.

In Braunschweig wurde eine Bragida-Demonstration aus Sicherheitsgründen abgesagt, die Polizei beurteilte die Lage als "zu gefährlich". Zuvor hatten rund 5000 Gegendemonstranten die 250 Bragida-Anhänger in der Stadt eingekreist.

Auch in Bielefeld versammelten sich etwa 10 000 Pegida-Gegner für ein tolerantes und weltoffemes Land. 

Trotz des Verbots versammelten sich in Dresden ungefähr 100 Pegida-Demonstranten nach zuletzt 25 000 in der letzten Woche. 

20.01.2015 / Titel / Seite 1 Inhalt

Dauerfeuer auf Donezk

Kiews Truppen greifen Wasser- und Fernwärmeleitungen an. Schulen geschlossen. Berichte über Bombardierung durch Luftwaffe. Ukraine will von Russland Kriegsentschädigung

Von Reinhard Lauterbach
Beim Beschuss des Donezker »Krankenhauses Nr. 3« wurde am Montag
Beim Beschuss des Donezker »Krankenhauses Nr. 3« wurde am Montag die Kardiologie zerstört, ein Arzt starb

Ukrainische Truppen haben auch am Montag den Beschuss von Donezk fortgesetzt. Wie die Stadtverwaltung am Morgen mitteilte, waren durch Einschläge in Transformatoren die Wasser- und Fernwärmeleitungen zu Hunderten Häusern unterbrochen. Bildungseinrichtungen – vom Kindergarten bis zur Hochschule – wurden geschlossen, weil es auf den Straßen zu gefährlich ist. Auf einer Facebookseite von Bewohnern der Stadt kommen im Stundentakt neue Schadensmeldungen an Wohnhäusern hinzu – so viele, dass die Behörden der »Volksrepublik Donezk« die Menschen aufforderten, keine genauen Angaben zu machen, da die Gegenseite dies zur Präzisierung ihres Beschusses nutzen könnte.

Unklar ist die Lage auf dem Flughafen von Donezk. Am Sonntag abend hatte die ukrainische Regierung mitgeteilt, ihre Truppen hätten einen Großteil des Geländes zurückerobert. Das staatliche russische Fernsehen zeigte dagegen eine Reportage, wonach der Flughafen von den Aufständischen kontrolliert werde. Ob der Beitrag live gesendet wurde oder aufgezeichnet worden war, blieb jedoch unklar. Schwere Kämpfe gab es offenbar auch um die nördliche Nachbarstadt von Donezk, Gorlowka. Dort soll nach Angaben aus Donezk die ukrainische Luftwaffe auch Bomben abgeworfen haben. Kiew bestritt dies. Die Ortschaft Peski am westlichen Stadtrand von Donezk wurde nach Angaben aus der »Volksrepublik« von der Volkswehr eingenommen; am nördlichen Stadtrand der Metropole konnte dagegen ein ukrainischer Angriff offenbar erst an einer wichtigen Brücke gestoppt werden. Die Brücke, über die die wichtigste Straßenverbindung zum Flughafen verläuft, wurde dabei von der Volkswehr gesprengt.

Für die Kämpfe, die schwersten seit Monaten, bemühen beide Seiten die Metapher Stalingrad. Bewohner von Donezk beziehen sie auf die Phase der deutschen Angriffe mit ihrem pausenlosen Beschuss auch der Wohnviertel, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat die zähen Kämpfe um den Flughafen im Blick. Poroschenko erklärte, wenn der Flughafen falle, dann werde der Gegner bis nach Kiew und noch weiter vorstoßen. Richtig daran ist, dass in diesem Fall die interne Kritik an Poroschenko noch lauter werden dürfte, als sie ohnehin schon ist. So hat die »Volksfront« von Ministerpräsident Arseni Jazenjuk im Parlament gefordert, für den Donbass den Kriegszustand auszurufen. Russland nahm die Forderung ernst genug, um Kiew nachdrücklich vor diesem Schritt zu warnen. In diesem Fall seien alle Vereinbarungen über Waffenruhen hinfällig, hieß es in einer Botschaft von Präsident Wladimir Putin an Poroschenko.

Derweil forderte die Ukraine Russland auf, unverzüglich das Feuer einzustellen – wohl wissend, dass Russland auf diese Forderung so nicht eingehen kann, weil es bestreitet, unmittelbare Partei des Konflikts zu sein. Diplomatisches Spiel über die Bande wurde auch aus Brüssel berichtet. Dort leisteten ukrainische Beamte Lobbyarbeit für die Forderung, die EU möge die Sanktionen gegen Russland erst aufheben, wenn Moskau Kriegsentschädigungen in noch zu beziffernder Höhe an die Ukraine gezahlt habe. Die Demarche ist im doppelten Sinne verräterisch: die Ukraine ist sich offenbar darüber klar, dass diese Forderung – direkt vorgetragen – lächerlich ist, weil sie einen Sieg über Russland voraussetzt, der absolut nicht absehbar ist. Und sie versucht, ihre Chancen auf einen Sieg aus eigener Kraft mit fremder Hilfe aufzubessern.

 

Quelle: https://www.jungewelt.de/2015/01-20/045.php

Im Wortlaut


19.01.2015 Dietmar Bartsch, neues deutschland

»Unsere Aufgabe heißt jetzt: Opposition«

In Umfragen liegt die Linkspartei auf Bundesebene zurzeit zwischen 8 und 10 Prozent – etwa so viel wie bei der Bundestagswahl 2013. Wie die »Oppositionsführerin« zulegen kann, darüber diskutieren Abgeordnete Anfang dieser Woche auf einer Klausur.

Foto: Jan Woitas/dpa

 


Dietmar Bartsch über die Frage, wo Links wirkt, den Rechtsruck in der Gesellschaft und was zu Rot-Rot-Grün fehlt


Herr Bartsch, können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum letzten Mal mit voller Überzeugung sagen konnten: »Links wirkt«?

Dietmar Bartsch: Natürlich, weil ich das in diesen Tagen der Neujahrsempfänge sehr oft sagen kann. Zum Jahresbeginn ist zum Beispiel der Mindestlohn eingeführt worden. Es gibt zwar erhebliche Lücken, aber die gesetzliche Lohnuntergrenze ist da und das ist auch ein Erfolg der LINKEN. Oder die Abschaffung der Praxisgebühr, um die wir engagiert gekämpft haben und die zuallererst eine Forderung von uns war, ist erreicht. Nicht zuletzt: Wir stellen in Thüringen unseren ersten Ministerpräsidenten. Links wirkt also vielfältig.

Eine Gegenrechnung: Die Leute glauben, der Mindestlohn wurde von der SPD und Angela Merkel eingeführt. In den aktuellen Diskussionen kommen die Positionen der LINKEN zwar vor, aber in Umfragen pendelt sie um das Niveau der Bundestagswahl 2013.

Richtig ist, dass wir in die Offensive kommen müssen. Ich glaube allerdings, unsere Akzeptanz ist inzwischen deutlich höher als es derzeit in den Umfragewerten zum Ausdruck kommt. Die Herausforderung besteht darin, die Rolle als Oppositionsführerin im Bundestag in einer Situation besser auszufüllen, in der sich eine Große Koalition auf der politischen Bühne so breit gemacht hat, dass dort wichtige gesellschaftspolitische Fragen kaum eine Rolle spielen.

Welche meinen Sie?

Zum Beispiel alles, was mit der asozial ungerechten Verteilung von Einkommen und Vermögen zu tun hat. Die grassierende Kinderarmut, die wir in meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern jetzt mit einer Kampagne wieder ins Bewusstsein gerückt haben. Die Frage guter Löhne, sicherer Arbeitsplätze, auskömmlicher Renten. Einiges davon hatte die SPD noch in ihrem Wahlprogramm. Und jetzt? Die feiern ihre Schwarze Null, mischen sich in den griechischen Wahlkampf ein, damit die irrsinnigen Spardiktate erhalten bleiben. Aber sinnvolle Vorschläge, auf die nicht bewältigte Eurokrise zu reagieren, etwas gegen die furchtbare Erwerbslosigkeit in Südeuropa, vor allem unter jungen Menschen zu tun, die habe ich von der Bundesregierung nicht gehört.

In Griechenland wird das Linksbündnis SYRIZA von vielen Menschen als Alternative zu Sparkurs und Verarmung gesehen ...

… nicht nur dort gibt es attraktive linke Alternativen, denken Sie an Podemos und die Vereinigte Linke in Spanien, an Sinn Fein in Irland …

Umso deutlicher wird, dass sich politischer Unmut hierzulande vor allem und teilweise sehr aggressiv nach rechts hin äußert – während die gesellschaftliche Linke eher stagniert. Teilweise geht es gegen alles, es werden keine Unterschiede mehr gemacht. Wird die Linkspartei jetzt vielleicht auch schon zu »denen da oben« gerechnet?

Was sich bei den Pegida-Aufmärschen und in der so genannten Alternative für Deutschland zeigt, ist höchst gefährlich. Es wird den Protagonisten dieses Rechtsrucks leider sehr viel Bühne gegeben, etwa in Talkshows. Die engagierten Gegner von Islamfeindlichkeit, die vielerorts stattfindende kritische Auseinandersetzung mit Rassismus, die massenhafte sehr konkrete Solidarität mit Flüchtlingen – all das wird zu wenig ins Rampenlicht gestellt. Fast überall waren die Demonstranten für Toleranz und Solidarität, gegen Fremdenfeindlichkeit in der Mehrheit.

In Dresden waren sie es nicht. Und es scheint dort auch ein Schwerpunkt dieser Bewegung zu liegen. Warum dort?

Da warne ich vor voreiligen Schlüssen. Ich habe jetzt oft gehört, es handele sich um ein ostdeutsches Problem oder es erkläre sich aus der DDR-Vergangenheit. Das ist Quatsch. Man wird die Aufmärsche in Dresden auch nicht verstehen, wenn man sie auf Islamfeindlichkeit reduziert. Es macht sich dort auch Resignation breit, eine Abkehr von der Politik, der man keine Lösungen zutraut – weder den Regierenden noch der Opposition. Diesen Unmut müssen wir zur Kenntnis nehmen, müssen über gesellschaftliche Ursachen und Zukunftsstrategien reden. Sehr empfehle ich dazu eine Analyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu dieser Thematik von Horst Kahrs.

In der Politik wurde auch Verständnis für die Mitläufer von Dresden geäußert. Berechtigt?

Ich habe überhaupt kein Verständnis für Leute, die unter den Rufen »Volksverräter« und »Lügenpresse« durch die Straßen ziehen und gegen Flüchtlinge und Muslime hetzen. Es ist gut, dass Mitglieder und Sympathisanten der LINKEN bei den Gegendemonstrationen mit in der ersten Reihe stehen oder sich selbstlos in der praktischen Flüchtlingshilfe engagieren. Ganz wichtig finde ich auch das Signal, das die rot-rot-grüne Regierung in Thüringen mit dem Winter-Abschiebestopp ausgesandt hat. Wie schon gesagt: Links wirkt – auf der Straße, in Parlamenten und Regierungen.

Bodo Ramelow hat im Wahlkampf gesagt, man werde in Thüringen nicht alles anders, aber vieles besser machen. Reicht das der Linkspartei als Anspruch?

Ich finde es richtig, bei Ankündigungen den Mund nicht zu voll zu nehmen. Auch Rot-Rot-Grün in Erfurt hat Anspruch auf hundert Tage zum »Einlaufen« und sollte nach fünf Jahren an den Ergebnissen gemessen werden. Den Winter-Abschiebestopp habe ich genannt. Das Beispiel zeigt ganz konkret, welchen Unterschied es macht, wenn wir mitregieren. Bodo Ramelow hat erste Zeichen gesetzt, welche überragende Rolle eine Politik sozialer Gerechtigkeit für ihn spielt. Und welcher andere Ministerpräsident wird wegen seines antifaschistischen Engagements von der Justiz verfolgt?

Gegenfrage: In Thüringen akzeptiert die Linkspartei die Schuldenbremse, die von derselben Linkspartei auf Bundesebene abgelehnt wird. Ist das kein Widerspruch?

Erstens haben auch Linke nichts gegen ausgeglichene Etats. Dass wir immer nur Schulden machen wollten, ist eine böswillige Unterstellung. Zweitens: Die Schuldenbremse ist eine Regelung, die wir als Partei aus guten Gründen ablehnen, weil sie den Gestaltungsspielraum von Politik einschränkt und ökonomisch falsch ist. Drittens: Es gibt einen Unterschied zwischen solider Haushaltspolitik, der Ideologie der Schwarzen Null und der Schuldenbremse.

Welchen?

Was die Bundesregierung macht, ist Sparen zu Lasten künftiger Generationen. Wir haben marode Schulen und Turnhallen, haben zu wenig Lehrer und Erzieher, haben Kinder- und Altersarmut, wir haben eine im europäischen Vergleich geradezu peinliche öffentliche Investitionsquote. Entscheidend ist doch: Wofür macht man gegebenenfalls Schulden? Für Rüstungsgüter oder für Investitionen in Bildung, Soziales, ökologischen Umbau? Im Übrigen wollen und brauchen wir einen radikalen Kurswechsel in der Steuerpolitik. Statt sich weiter um Großbanken und Konzerne zu kümmern, muss endlich von oben nach unten umverteilt werden. Das muss letztlich vor allem über die Bundesebene erfolgen. Als Denkmal für den Finanzminister kostet die Schwarze Null das Land schlicht zu viel!

Ein Plädoyer für Rot-Rot-Grün?

Grundsätzlich bei mir immer. Aber es gibt dafür zurzeit weder eine Grundlage noch einen Anlass für diesbezügliche Spekulationen. Die nächsten Bundestagswahlen sind 2017, die SPD hat sich vor gerade mal einem Jahr trotz anderer Möglichkeiten entschieden, mit der Union zu regieren. Wir, DIE LINKE, haben die Aufgabe kraftvolle Opposition zu sein. Ein wirklicher Politikwechsel wächst aus der Gesellschaft, auch in den Kommunen und Ländern. Solange es dort keine spürbare gesellschaftliche Entwicklung nach links gibt, ein Bedürfnis danach, dass sich das auch in Regierungsmehrheiten ausdrückt, solange ist Rot-Rot-Grün eine Scheindebatte. Wir müssen Profilstärke, Eigenständigkeit zeigen. Dass wir bereit zum Regieren sind, wenn es einen wirklichen Politikwechsel gibt, dürfte inzwischen jeder wissen.

Auch jeder in Ihrer Partei? Oder kommt da eine neue Debatte über Regierungsbeteiligung auf?

Die abstrakte Debatte um die Übernahme von Regierungsverantwortung ist bei uns im Grunde erledigt. Es herrscht im Kern Übereinstimmung, von ein paar Splittergruppen abgesehen. Das heißt nicht, dass bei der jeweils konkreten Frage nicht kontrovers diskutiert wird und zwar zurecht. Entscheidend ist, wie die Ergebnisse sind. Über Thüringen haben wir gesprochen. In Brandenburg wird aus der ersten Legislaturperiode gelernt. 2016 wird auch in Sachsen-Anhalt, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gewählt, wo es Erfahrungen mit Regierungsbündnissen gibt.

Nicht alle waren begeistert.

Richtig. Wir behaupten nicht wie andere Parteien, es sei alles tadellos, wenn wir regieren. Aber wir sollten gleichzeitig besser darin werden, unsere Erfolge ins Schaufenster zu stellen.

Welche Rolle wird die Bundestagsfraktion dabei spielen?

Wir gehen heute in Klausur, wollen uns über die Situation nach einem Jahr Große Koalition und die Bilanz unserer Oppositionsarbeit verständigen und die Schwerpunkte für die kommenden Monate festklopfen. Ein Papier dazu von Sahra Wagenknecht und mir liegt schon seit einiger Zeit auf dem Tisch. Wir schlagen vor, uns auf Themen zu konzentrieren, die nicht nur für unsere bisherigen Wählerinnen und Wähler, sondern für eine Mehrheit der Menschen ganz zentral sind.

Zum Beispiel?

Der Kampf für gute Arbeit und sichere Arbeitsplätze, für gerechte Umverteilung, damit wir Armut endlich wirksam bekämpfen und mit den gravierenden Ungerechtigkeiten zum Beispiel im Gesundheitssystem und bei der Rente Schluss machen können. Wir müssen uns den Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Es wird auch darum gehen, wie eine soziale Energiewende gestaltet wird, hier versagt die Große Koalition völlig. Wir wollen konkrete Schritte zur Einschränkung der Macht von Banken und Finanzmärkten sowie gegen Rüstungsexporte und die Militarisierung der Außenpolitik vorlegen. Aktuell aufgenommen haben wir Vorschläge zur Stärkung der Demokratie und zur Sicherung von Bürgerrechten. Das alles sind Punkte, die weit wichtiger sind als jede theoretische Diskussion über etwaige Parteienkonstellationen in ein paar Jahren.

neues deutschland, 19. Januar 2015

 

Quelle: http://linksfraktion.de/im-wortlaut/unsere-aufgabe-heisst-jetzt-opposition/