SPD wirft Linken "Nazi-Strategien" vor

Trotz Geheim-Spitzentreffen zwischen SPD und Linken schießt Oppermann scharf gegen die  Linke und er wirft der Linken im Umgang mit Bundespräsident Gauck "Nazi-Strategien" vor. Ein Linken-Abgeordneter hatte Bundespräsident Gauck "widerliche Kriegshetze" vorgeworfen. 

Die SPD Spitze hatte sich geheim mit den Vorsitzenden der Linkspartei Kipping und Riexinger getroffen.

Anfang Juni bereits hatten sich Spitzenvertreter beider Parteien nach jahrelanger Funkstille zu einem vertraulichen Gespräch getroffen, wie Spiegel-Online recherchierte.

 

SPD-Chef- Sigmar Gabriel  sprach mit den Linken-Vorsitzenden Kipping und Riexinger, Thema des Dreier-Treffen war unter anderem ein mögliches Bündnis in Thüringen.

Am Berliner Tiergarten traf man sich in den Räumen der Brandenburger Landesvertretung, dem Gebäude der derzeit einzigen rot-roten Landesregierung. An einem Montagmittag, unentdeckt von Journalisten, setzte sich der SPD-Chef mit den Parteivorsitzenden der Linken zusammen.

Doch trotzdem schießt der Fraktionschef der SPD Oppermann jetzt scharf gegen die Linke und er vergleicht sie sogar mit Nazis.

SPD-Fraktionschef nannte Linkspartei schon damals angeblich einen »Totalausfall« und »meilenweit« von Regierungsfähigkeit entfernt.

 Die Partei sei »meilenweit« von der Regierungsfähigkeit entfernt, sagte der Sozialdemokrat im Interview mit rechtspopulistischen Springer-Medien. Oppermann verwies auf »die europapolitischen Äußerungen einiger Linkspolitiker«, ohne konkrete Angaben zu deren Inhalt zu machen. »Im Ukraine-Konflikt hat sich die Linkspartei mit hanebüchenen Bewertungen und schrillen Formulierungen hervorgetan«, so der SPD-Mann. »Auch die Grünen wenden sich erschrocken von der Linken ab.«

Diese unberechtigte Kritik an der Linkspartei soll eine Gefügigmachung der Linken bewirken, die für Kriegseinsätze und für eine militaristische Außenpolitik weich geklopft werden soll. 

Oppermann sagte, »der Graben, der uns trennt, ist allerdings in den vergangenen Monaten eher tiefer geworden«. Eine »verlässliche Zusammenarbeit im Rahmen der Nato und der EU« wäre für ihn »mit dieser Partei nicht möglich«. Eine rot-rot-grüne Koalition im Bund nach den 2017 anstehenden Wahlen wollte Oppermann dennoch nicht ausschließen. »Darüber steht jetzt keine Entscheidung an. Die Linke wird  ihre friedliche Außen- und Europapolitik niemals grundlegend verändern. 

Die SPD verhandelt sogar mit Nazis der Swoboda als Partner in der ukrainischen Regierung und eine solche Politik können Linke mit Sicherheit niemals mittragen und das  ist gut so. 

Deren "Schmähkritik" an Bundespräsident Gauck ähnele der "Strategie der Nazis in der Weimarer Republik".

SPD- Fraktionschef Oppermann stellte fest, dass die Gräben zwischen SPD und Linken tiefer geworden seien.

Das ist angesichts der Hofierung von Nazis der Swoboda wie im Falle von Bundesaußenminister Steinmeier auch dringend angebracht, dass sich Linke von dieser Querfrontpolitik der Sozis  distanzieren. 

Thomas oppermann hat die Generaldebatte im Bundestag für eine Abrechnung mit der Linkspartei genutzt. Die Äußerungen des Brandenburger Landtagsabgeordneten Norbert Müller, der Bundespräsident Gauck als " widerlichen Kriegshetzer", seien eine "unglaubliche Schmähkritik". Die SPD reagiere sensibel auf solche Angriffe gegen Staatsoberhäupter, "denn das war die Strategie der Nazis in der Weimarer Republik gegen Reichspräsident Ebert".

Der Brandenburger Parlamentarier Müller hatte auf Facebook einen Artikel mit Kritik von Ost-Pfarrern an Gaucks Forderung nach mehr militärischem Engagement der Bundesrepublik gepostet. Darüber schrieb Müller: "Mancher bleibt sich treu. Andere werden Bundespräsident und widerliche Kriegshetzer." 

Zuvor hatte Gauck trotz der bluitigen Geschichte der Deutschen und trotz der Herrschaft der Nazi-Barbarei, die dieser Militarismusdenke seinerzeit folgte, mehr deutsche Kriegseinsätze im Ausland gefordert.  

. Oppermanns Kritik im Bundestag löste lautstarke Protestrufe der Linken-Parteichefin Katja Kipping aus.

Gysi: Kritik am Bundespräsidenten muss erlaubt sein

Kurz darauf setzte Linken-Fraktionschef Gregor Gysi  zur Gegenrede an: Es könne sein, dass "der eine oder andere in der Partei über das Ziel hinausschießt", sagte Gysi. Aber Kritik am Bundespräsidenten müsse der Partei erlaubt sein. 

Oppermanns deutliche Worte zeigen, wie weit SPD und Linkspartei voneinander entfernt sind Annährungsversuche.

 Während Parteifreunde Müller in Schutz nahmen, kam aus der SPD postwendend Kritik: Müllers Aussage sei inakzeptabel, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Ness der "FAZ".

Gleichzeitig beschliesst der Bundestag den Militäreinsatz in  Mali fortzusetzen. Zudem wird wohl ein Militäreisatz im Libanon beschlossen, der auch eine Kooperation mit der Hisbollah beinhaltete, die  nämlich Regierungspartei im Libanon ist. Die Bundeswehr soll da die staatlichen Institutionen unterstützen.

 

Klassische Friedensbewegung des DFG/VK u.a. kooperiert jetzt mit Montagsdemos 

Mahnwachen-Organisator Lars Märholz

Teile der "alten" klassischen Friedensbewegung beschließen Zusammenarbeit

mit Montagsmahnwachen:

 

Hinweis: Die "Kooperation für den Frieden" ist ein Dachverband der Friedensbewegung, in dem sich ca. 60 Organisationen der klassischen Friedensbewegung zusammen geschlossen haben. Unter ihnen die VVN / BdA, die DFG VK, der Bund demokratischer Wissenschaftlter sowie zahlreiche weitere Organisationen und örtliche Friedensinitiativen. Der nachfolgende Beschluss wurde nach internen Debatten heute veröffentlicht:

Im Ergebnis der Diskussion zu den Montagsmahnwachen beschließt der Kooperationsrat der "Kooperation für den Frieden":

1. Die Kooperation begrüßt das Engagement von Menschen für den Frieden, das auch in Montagskundgebungen in vielen Städten zum Ausdruck kommt. Die Friedensbewegung wird aufgefordert, in eine intensive offene und solidarische Diskussion mit den TeilnehmerInnen an diesen Kundgebungen zu treten. Die Kooperation ist für diesen Dialog offen und engagiert sich für den Austausch unterschiedlicher Meinungen und Positionen. Die Friedensbewegung lebt von der Pluralität der Meinungen und Positionen.

2 .Die Grundlage eines offenen Dialoges und des Gespräches ist der Antifaschismus und die unzweideutige Ablehnung des Antisemitismus. Jede Kooperation mit rechtsradikalen, faschistischen Kräften erteilt die „Kooperation für den Frieden“ eine grundlegende Absage. Äußerungen von Organisatoren der Montagskundgebungen, Redebeiträge und erkennbare Strategien rechtsradikaler Kräfte lassen – um es vorsichtig zu formulieren – zumindest Zweifel daran aufkommen, dass der Antifaschismus derzeit in allen Städten Konsens und Grundlage der Kundgebung ist.

3. Die Kooperation setzt sich auf der oben beschriebenen Grundlage für örtliche, dezentrale Formen der Zusammenarbeit ein.

Offizielle Pressemitteilung - siehe hier: http://www.koop-frieden.de/

 

Linker Norbert Müller bezeichnet BP Gauck als "widerlichen Kriegshetzer"

Sein Plädoyer für Auslandseinsätze der Bundeswehr brachte Bundespräsident Joachim Gauck reichlich Kritik ein. Nun beschimpft ein Abgeordneter der Brandenburger Linken nämlich der Landtagsabgeordnete Norbert Müller das Staatsoberhaupt als „widerlichen Kriegshetzer“.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam gibt sich ganz staatstragend und will ermitteln.

Nicht etwa gegen Gauck, ob er  auch illegale und gegen das Grundgesetz verstoßende Angriffskriege der Nato billigt sondern gegen den linken Abgeordeten aus Potsdam. Das Grundgesetz stellt nämlich sogar schon die Vorbereitung und Propagierung von Angriffskriegen unter Strafe. 

Vielleicht sollte die Staatsanwaltschaft weniger "staatstrafend" denken und mehr den Verstand einschalten .

Ist jemand, der zu vermehrtem Engagement und zu mehr militärischen Kriegseinsätze der Bundeswehr aufruft, die sich auch an völkerrechtswidrigen und  damit gesetzwidrigen oder gar strafbaren Kriegen wie im  Kosovo beteiligt hatte,  kein Militarist und Kriegstreiber und kann man diese Eigenschaft dann  nicht "als widerlich" bezeichnen? 

Müller hatte auf seiner Facebook-Seite auf die Kritik von Ost-Pfarrern an Gaucks Position reagiert. „Mancher bleibt sich treu. Andere werden Bundespräsident und widerliche Kriegshetzer“, schrieb er. Die Fraktionsvorsitzende der Linken in Brandenburg, Margitta Mächtig, distanzierte sich zwar von Müllers Wortwahl, stellte sich aber in einem Statement auf der Website der Linksfraktion Brandenburg ansonsten hinter Norbert Müller.

Solidarität mit Norbert Müller bleibt das Gebot der Stunde für alle Linke. Die Ablehnung von Kriegseinsätzen bleibt im Kern eine völlig berechtige Forderung. 

 

Reallöhne steigen um etwa 1 % nur leicht an 

Während die Erträge aus Vermögen und die Einkommen der Superreichen drastisch steigen, steigen die Bruttolöhne nur sehr moderat um ca.1,3 % an.

Aber das auch nur wegen Sonderzahlungen und längst nicht in allen Branchen. 

Reallohnwachstum

Der große deutsche Aufschwung, der doch seit 2010 unablässig gefeiert wird, kulminiert sozusagen in einer Verringerung der Reallöhne 2013 und jetzt in einer sehr geringen Steigerung der Reallöhne. 

Selbst das Statistische Bundesamt stellte 2013 noch lapidar fest: „Für das Jahr 2013 zeichnet sich nach den Ergebnissen der ersten drei Quartale 2013 ein geringer Reallohnverlust ab. Die Nominallöhne sind in diesem Zeitraum im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2012 um 1,4 % gestiegen. Das ist mager udn war real sogar ein Minus.

Das Minus gab es 2009 zuletzt, aber danach eben nur sehr geringe Steigerungsraten. 

Die Bruttomonatsverdienste stiegen 2013 mit 1,4 Prozent langsamer als die Verbraucherpreise mit 1,5 Prozent. Nach Abzug der Inflation hatten die Beschäftigten somit weniger in den Portemonnaies. Bereits in den drei Jahren zuvor legte die Kaufkraft immer langsamer zu: 2010 gab es noch einen Zuwachs von 1,5 Prozent, 2011 von rund 1,2 Prozent und 2012 nur noch von 0,5 Prozent.

In Unternehmen, die nach Tarif zahlen, gab es für die Beschäftigten 2013 allerdings deutlich mehr Geld (plus 2,4 Prozent) als in nicht tarifgebundenen Betrieben (plus 0,8 Prozent). „Ein weiterer Grund für den vergleichsweise geringen Verdienstanstieg war der Rückgang der häufig erfolgsabhängigen Sonderzahlungen“, erklärte das Amt. Dazu zählen etwa Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Boni. Vor allem Banken und Versicherer zeigten sich knausriger als in den Vorjahren. Rechnet man diese Sonderzahlungen heraus, so lag das Plus mit 1,8 Prozent über dem Anstieg der Inflation.

 

Im Schnitt verdiente ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer samt Sonderzahlungen 45.523 Euro brutto. Trotz der geringeren Sonderzahlungen erhielten Beschäftigte bei Banken und Versicherungen am meisten (65.675 Euro). Dann folgten die Mitarbeiter in der Energieversorgung (62.589 Euro) sowie im Bereich Information und Kommunikation (61.250 Euro). Angestellte im Gastgewerbe bekamen mit durchschnittlich 25.286 Euro am wenigsten.

Es kam jetzt für 2014 zu einem Anstieg trotz relativ niedriger Lohnsteigerungsraten, weil die Inflation sehr niedrig ist. Das liegt wiederum an der deflationären Politik der Notenbanken, die mit einer aggressiven Niedrigzinspolitik Kredite Geld für Unternehmen billig macht. Weniger die Realwirtschaft beflügelt hierbei bie Unternehmen, sondern eher die gefühlte Wertsteigerung der Unternehmen  und der Aktienkurse, die Unternehmen zu geringfügig höheren Löhnen in Kombination mit der angekündigten Einführung eines Mindestlohnes von 8,50 €uro führt. Diese "Wertentwicklung" basiert aber auf einer Blasenbildung an den Aktienmärkten, die früher oder später wie eine Seifenblase zerplatzen wird.  

In Deutschland ist die Einkommensungleichheit seit 1990 erheblich stärker gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern.

 Das geht aus der Studie „Divided we Stand - Why Ineqality Keeps Rising“ hervor, die 2011 von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung veröffentlicht wurde. Mit durchschnittlich 57.300 Euro verdienten die obersten zehn Prozent der deutschen Einkommensbezieher im Jahr 2008 etwa achtmal so viel wie die untersten zehn Prozent (7400 Euro). In den 90ern lag das Verhältnis noch bei 6 zu 1, der aktuelle OECD-Durchschnitt ist 9 zu 1.

„Divided we stand“ geht den Ursachen steigender Ungleichheit auf den Grund. Die Studie widerlegt die Annahme, dass Wirtschaftswachstum automatisch allen Bevölkerungsgruppen zugutekommt und, dass Ungleichheit soziale Mobilität fördert. „Zunehmende Ungleichheit schwächt die Wirtschaftskraft eines Landes, sie gefährdet den sozialen Zusammenhalt und schafft politische Instabilität – aber sie ist nicht unausweichlich“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. „Wir brauchen eine umfassende Strategie für sozialverträgliches Wachstum, um diesem Trend Einhalt zu gebieten.“

Im OECD-Schnitt stiegen die verfügbaren Haushaltseinkommen in den beiden Jahrzehnten vor der Finanz- und Wirtschaftskrise um 1,7 Prozent jährlich. Die größten Gewinne machten dabei zumeist Gutverdienerhaushalte. In Deutschland ist diese Entwicklung besonders ausgeprägt: Insgesamt wuchsen die realen Haushaltseinkommen hier um 0,9 Prozent pro Jahr – in der untersten Einkommensklasse kam davon allerdings lediglich eine Steigerung von 0,1 Prozent an, während die zehn Prozent der am besten verdienenden Haushalte ihr Einkommen um 1,6 Prozent steigern konnten.

http://www.oecd.org/berlin/presse/einkommensungleichheitnimmtoecd-weitzuindeutschlandbesondersschnell.htm

Seit dem Jahr 2000 ist in Deutschland ein neuerlicher Anstieg sowohl der Ungleichheit der Einkommen als auch der relativen Einkommensarmut zu beobachten. Dies geht übereinstimmend aus Berichten hervor, die in jüngster Zeit auf Grundlage unterschiedlicher Einkommenskonzepte und Datenquellen veröffentlicht wurden. Viele der Einzelergebnisse basieren auf Daten des vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung erhobenen Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Bei einer Vertiefung und Gesamtbetrachtung dieser Ergebnisse können noch weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Besonders hervorzuheben ist, dass die Zunahme von Ungleichheit und Armut seit Mitte der 80er Jahre zyklisch und nicht nur linear verlief. 

 

 

 

Grafik: Growing Unequal?, OECD 2008.

 

Deutschland ist seit dem Jahr 2000 auch in Kanada, Norwegen, den Vereinigten Staaten, Italien und Finnland die Kluft zwischen Armen und Reichen deutlich größer geworden, während sie in Australien, Griechenland, Großbritannien und Australien  bis zur Kriuse 2008 geringer wurde.

Zurückgeführt wird die wachsende Ungleichheit darauf, dass sich einerseits die Haushaltsstrukturen verändert haben (Zunahme von Single-Haushalten und Alleinerziehenden) und andererseits die Reichen in den letzten Jahren vor allem durch Kapitaleinkünfte und Einkommen aus selbständiger Arbeit noch einmal deutlich reicher wurden: "Die Ungleichverteilung der Erwerbseinkommen von Vollzeitkräften hat in den meisten OECD-Ländern zugenommen, was sich daraus erklärt, dass die Einkommen der Spitzenverdiener stärker gestiegen sind. Globalisierung, kompetenzabhängiger technologischer Wandel und Arbeitsmarktbestimmungen und -maßnahmen sind alles Faktoren, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben dürften." In Deutschland ist wie auch in Kanada, Finnland, Italien, Norwegen und in den USA der Abstand zwischen der Mittelschicht und der Schicht der Reichen weiter gewachsen. (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

http://www.heise.de/newsticker/meldung/OECD-Staerkstes-Wachstum-der-Einkommensungleichheit-in-Deutschland-212488.html

 

Jutta Dittfurth und Claudia Roth : " Nie wieder Deutschland"

Passend zur WM und wieder drohendem exzessiven deutschen Ultra-Nationalismus sollte man darauf hinweisen, dass 1990 auch viele Grüne die deutsche Einheit und deutschen Nationalismus abgelehnt hatten und " nie wieder Deutschland" forderten und deutsche Fahnen gar nicht prickelnd fanden.

 

Die Fifa prüft Rassismus-Vorwürfe gegen Anhänger der deutschen Nationalelf. Beim Spiel gegen Ghana sollen mehrere Fans schwarz geschminkt im Stadion gewesen sein - ein Anti-Diskriminierungs-Netzwerk wirft ihnen nun Blackfacing vor.

Das Anti-Diskriminierungs-Netzwerk Fare hat Rassismus-Vorwürfe gegen die Fans mehrerer WM-Teams erhoben, darunter auch gegen Anhänger aus Deutschland. Die Gruppe forderte die Fifa auf, Untersuchungen wegen diskriminierenden Verhaltens bei der Fußballweltmeisterschaft einzuleiten.

 

Nach Angaben von Fare-Chef Piara Powar richten sich die Vorwürfe gegen Fans aus Deutschland, Frankreich und Belgien. Sie sollen bei den Spielen ihrer Teams mit schwarz geschminkten Gesichtern aufgefallen sein. Anstoß nimmt Fare an dieser Praxis offenbar, weil sie an das sogenannte Blackfacing erinnert: Bei dieser Schauspielpraxis aus dem 19. Jahrhundert schminkten sich in den Südstaaten der USA weiße Darsteller das Gesicht schwarz, um sich in stereotypen Darstellungen über Schwarze lustig zu machen. Zuletzt gab es auch in Deutschland heftige Reaktionen auf Blackfacing-Referenzen, 2012 etwa bei einer Dieter-Hallervorden-Inszenierung in Berlin, berichtet SPON.

Rassismus anlässlich der Fußball WM in Brasilien

 

 

 

Fußball-WM, Woche 1: Party-Patriotismus fordert erstes Opfer in Nidda

Seit Donnerstag vor einer Woche findet die Fußball-WM in Brasilien statt. Dass diese nicht ohne rassistische Zwischenfälle ablaufen würde, war zu erwarten. Beim gemeinsamen Fußballschauen offenbaren sich die Abgründe des unverkrampften Nationalismus. Trauriger Höhepunkt: Am Montag Abend wurde nach einer Public-Viewing- Veranstaltung  in Nidda im Wetteraukreis ein türkischer Lebensmittelhändler von einem Deutschland-Fan zusammengeschlagen und schwer verletzt. Aber auch in der medialen Berichterstattung oder in sozialen Netzwerken bekleckert sich ein mancher nicht mit Ruhm. Wir dokumentieren einige der Entgleisungen der ersten WM-Woche.

Von Joschka Fröschner

+++ Warnung: Dieser Artikel dokumentiert rassistische und diskriminierende Entgleisungen während der Fußball-WM. Deshalb enthält er an einigen Stellen rassistische und diskriminierende Sprache. +++

Seit etwas über einer Woche rollt der Ball in Brasilien. Auch die deutsche Nationalmannschaft hat bereits ihr erstes Spiel absolviert. Sie gewann am Montagabend 4 zu 0 gegen das Team aus Portugal. Wie vielerorts in Deutschland hatten sich auch in Nidda im Wetteraukreis viele Menschen zum „Public Viewing“ versammelt. Nach dem Sieg der DFB-Elf kam es dort zum mittlerweile fast schon obligatorischen „Auto-Korso“. Dabei fuhren die TeilnehmerInnen falsch herum durch eine Einbahnstraße, worüber sich ein ansässiger türkischer Lebensmittelhändler beschwerte. Daraufhin kam es zum Streit, der Mann wurde von einem Korso-Teilnehmer so schwer verprügelt, dass er mit einem Kieferbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden und operiert werden musste. Die Ermittlungen zum genauen Tatzusammenhang dauern noch an, erklärt die Polizei.

Auch im lauenburgischen Mölln zeigten sich siegestrunkene Deutschlandfans von ihrer hässlichen Seite. Sie waren, wie ein Video zeigt, vermutlich zu ausgelassen um sich in irgendeiner Form am Ruf „Sieg Heil“ zu stören, der sich unter das andere Gegröle („Scheiß Portugal!“ „Wir werden Weltmeister!“) mischte. Wie ein Kommentator auf Facebook anmerkt, ereignete sich der Vorfall nur wenige Schritte von dem Ort entfernt, an dem Neonazis im Jahr 1992 einen Brandanschlag verübten, bei dem drei Menschen starben.

Zwischenfälle in den Stadien

In Brasilien selbst ist es ebenfalls bereits zu mehreren Zwischenfällen in den Stadien gekommen. Einige der angereisten Fans benahmen sich reichlich daneben. Nach Hinweisen des Netzwerks FARE, das diskriminierendes Verhalten in den Stadien überwacht, wurden bereits gegen Fans aus vier Nationen Ermittlungen der FIFA eingeleitet:

  • Brasilianische und mexikanische Fans fielen bei den Spielen ihrer Mannschaften mit homophoben Sprechchören auf. Bei den mexikanischen Fans scheint es bei dieser WM zum guten Ton zu gehören, den Torhüter der gegnerischen Mannschaft bei dessen Abstößen mit homophoben Unflätigkeiten zu belegen.
  • Russische Fans haben zum Spiel ihrer Mannschaft gegen Südkorea ein neonazistisches Banner ins Stadion gebracht. Auf diesem waren der SS-Totenschädel und ein Keltenkreuz zu sehen.
  • Auch gegen kroatische AnhängerInnen wird wegen eines faschistischen Transparents ermittelt. Auf diesem war das Wappen eines faschistischen Regimes zu sehen, dass während des zweiten Weltkriegs unter Kontrolle von Nazi-Deutschland stand.

Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich während des Spiels von Argentinien gegen Bosnien-Herzegowina. Wie die brasilianische Polizei bestätigte, nahm sie zwei Fans aus Argentinien zwischenzeitlich in Gewahrsam. Die beiden waren über den Jubel einer Gruppe Brasilianer*innen für die bosnische Mannschaft so erbost, dass sie diese als „kleine Affen“ beschimpften.

Mediale Berichterstattung

ARD-Kommentator Steffen Simon lies die Fernsehzuschauer*innen der Partie Iran gegen Nigeria an den Ergebnissen seiner knallharten Recherche teilhaben. „Die Iraner, das sind Südländer, da ist nicht alles perfekt organisiert“, wusste Simon zu berichten. Damit unterstellte Simon einen intrinsischen Zusammenhang zwischen „südländisch sein“ und mangelnder Organisation – eine rassistische Argumentationslinie. Simon entschuldigte sich zwar noch während des Spiels für seinen „politisch unkorrekten“ Kommentar, der auf den Informationen von Iranern beruht hätte, Rassismus wollte er aber nicht einräumen.

In der Nachberichterstattung zum Spiel von Italien gegen England traten gleich mehrere Medienoutlets ins Fettnäpfchen. Mario Balotelli, Schwarzer Nationalspieler Italiens und Schütze des entscheidenden Tores gegen England, wurde von n-tv, N24, dem Mannheimer Morgen und der italienischen Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ als „Dschungelkönig“ bezeichnet. Dass die Verknüpfung eines Schwarzen Spielers mit dem Begriff „Dschungel“ eine rassistische Assoziationskette bedient, hätte den betreffenden Journalisten eigentlich auffallen müssen.  Auch wenn das Spiel in Manaus in Amazonien stattfand – und somit in der Vorstellungswelt deutscher Berichterstatter im Dschungel – die Verbindung von Balotelli mit Dschungel funktioniert nur, weil Balotelli Schwarz ist, und beruht somit auf einem kolonialrassistischen Klischee.

Italien – England: Abgründe auf Twitter

Das Spiel der Italiener gegen England war im Allgemeinen für viele deutsche Twitteruser*innen der Anlass, massenhaft abwertende und beleidigende Kommentare in den Cyberspace zu blasen. Hier zeigt sich, wie tief der Stachel nach dem mehrfachen Ausscheiden der DFB-Elf gegen die „Squadra Azzurra“ aus Italien noch im nationalen Bewusstsein sitzt. Auch hier war Mario Balotelli Zielscheibe rassistischer Kommentare:

Wie übel  der ein oder die andere, auf einmal gar nicht mehr partylike entspannt, den Italienern ihren Erfolg gegen das deutsche Team nimmt, wird an diesem Tweet deutlich:

Überhaupt waren die Hashtags bzw. Bezeichnungen #Inselaffen, #Spaghettifresser, #Nudellutscher und #Pizzafresser bei deutschen Twitter-User*innen recht beliebt:

Aber auch in England war man über die Niederlage gegen Italien, gelinde gesagt, enttäuscht. So verbrannten einige englische Fans in Bedford die italienische Nationalflagge. Die Flagge der gegnerischen Nationalelf zu verbrennen, hielten auch einige deutsche Jugendliche für eine ausgezeichnete Idee , wie ein auf „Youtube“ aufgetauchtes Video zeigt. Und das, obwohl Deutschland gegen Portugal gewann.

Ignoranz kennt keine Nationalität

Wie tiefgreifend rassistische Stereotype vor allem über „die Afrikaner“ verwurzelt sind, zeigen auch Vorfälle, die sich außerhalb Deutschlands ereigneten. So lies der australische Ex-Nationalspieler Scott Chipperfield die Twitter-Welt während des Spiels Elfenbeinküste gegen Japan an seinem Exklusivwissen über den „typischen Afrikaner“ teilhaben. Er schrieb: „Serey looks like a typical African. Forget how to play. Need brains to play football.” [Serey sieht aus wie ein typischer Afrikaner. Vergisst wie man spielt. Braucht Gehirn zum Fußballspielen].

Nicht ganz so furchtbar, aber doch um Meilen verpasste die US-amerikanische Fluglinie „Delta Airlines“ die Hürde zu kulturell wertvoller Kommentierung der WM. Als Reaktion auf den Sieg der US-Amerikaner gegen Ghana twitterte die Fluglinie ihre Glückwünsche, bebilderte das Ergebnis "USA 2 – Ghana 1" allerdings mit der Freiheitsstatue für die USA respektive einer Giraffe für Ghana:

Der Tweet ging ordentlich nach hinten los – in Ghana gibt es keine Giraffen. Zu Recht wurde der Tweet von den meisten Nutzer*innen als klischeehaft und stereotypisierend  eingestuft. Delta Airlines zeigt also, dass die Fluggesellschaft anstatt über Detailwissen über einzelne Nationen scheinbar nur über eine Ansammlung von Afrika-Stereotypen á la „Der König der Löwen“ verfügt. Die Airline entschuldigte sich umgehend für die Bildwahl.

In Deutschland tut man sich ebenso schwer, Spiele afrikanischer Mannschaften ohne rassistische Entgleisungen zu kommentieren, wie dieser Tweet zeigt:

Die erste WM-Woche zeigt also: Mit der Geschichte vom unbelasteten und friedlichen Nationalismus ist es weder in Deutschland noch in vielen anderen Ländern allzu weit her.

http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/fu%C3%9Fball-wm-woche-1-party-patriotismus-fordert-erstes-opfer-nidda-9531