Mitteilungen der Kommunistischen Plattform

Die USA und die Ukraine

Prof. Dr. Anton Latzo, Langerwisch

Zum Charakter des Kampfes um die Ukraine

Der Kampf der imperialistischen Mächte um die Ukraine hat nicht erst 2013 begonnen. Es ging schon immer darum, die gesellschaftliche Alternative zum kapitalistischen System zu schädigen bzw. zu beseitigen und den weltpolitischen Rivalen, die Sowjetunion, zu zerschlagen. Nachdem die gesellschaftliche Alternative in Gestalt der Sowjetunion beseitigt wurde, geht es danach darum, diesen Prozess zu vollenden und das wieder zum Rivalen aufstrebende Russland zu schwächen, zu zerstückeln und zu beseitigen!

Zerschlagung der UdSSR

Das Herausbrechen der Ukraine aus der UdSSR und ihre Konstituierung als selbständiger Staat war Bestandteil dieses Kampfes, der vom Antikommunismus gespeist und getragen war. Am 8. Dezember 1991 besiegelten die damaligen Führer von Belorussland, der Ukraine und der RSFSR, Schuschkewitsch, Krawtschuk und Jelzin, während eines streng geheim vorbereiteten Treffens im Belowescher Wald bei Minsk das Dokument, in dem sie der Welt, dem eigenen Volk und der Führung der UdSSR verkündeten, dass die UdSSR als Subjekt des Völkerrechts und als geopolitische Realität ihre Existenz beendet hat. Gorbatschow hat das nachträglich widerstandslos zur Kenntnis genommen.

Der damalige Ministerpräsident der UdSSR, Nikolai Ryschkov, bezeichnete in seinem Buch »Mein Chef Gorbatschow. Die wahre Geschichte eines Untergangs« diesen Vorgang als »Staatsverbrechen« (S. 202). Vielsagend ist dabei, dass Jelzin sofort den USA-Präsidenten George Bush sen. darüber informierte und nicht den Präsidenten der UdSSR, Gorbatschow. Ryschkov beschrieb diese Situation: Nach der Unterzeichnung »unterrichtete Jelzin, der im ›Fall des Falles‹ mit Unterstützung von außen rechnete, den amerikanischen Präsidenten George Bush sr. telefonisch über das Vorgefallene. ›Heute fand ein sehr wichtiges Ereignis statt, und ich möchte Sie darüber persönlich informieren, bevor Sie es aus den Zeitungen erfahren‹, sagte Jelzin feierlich. Jelzin betonte, schrieb Bush in seinen Memoiren, dass ›Gorbatschow dieses Ereignis noch nicht kennt‹. Jelzin beendete das Gespräch liebedienerisch: ›Verehrter George, ich mache jetzt Schluss. Das ist außerordentlich, außerordentlich wichtig. Angesichts der zwischen uns bestehenden Verbundenheit wollte ich mit diesem Anruf nicht einmal zehn Minuten warten.‹« In die »Abwicklung« der Sowjetunion und in die Entstehung des selbständigen Staates Ukraine waren die USA also direkt involviert! Während des Besuches von USA-Präsident Clinton in Moskau im Januar 1994 sprach Jelzin sogar von einer »gemeinsamen russisch-amerikanischen Revolution«. Die Niederlage des Sozialismus und der Untergang der Sowjetunion waren nicht Endziel oder Abschluss, sondern Aufmarsch und Durchbruch.

Worum es tatsächlich ging, beschrieb Zbigniew Brzeziński im Jahre 1997 in seinem Buch »Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft« [1] wie folgt: »Unser erstes Ziel ist es, das Wiederauftauchen eines neuen Rivalen zu verhindern, egal ob auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion oder anderswo, der eine ähnliche Bedrohung darstellt wie die Sowjetunion. Dies erfordert, dass wir verhindern, dass eine feindliche Macht eine Region dominiert, deren unter Kontrolle gebrachten Ressourcen ausreichen würden, eine neue Weltmacht zu schaffen. Diese Regionen beinhalten Westeuropa, Ostasien, das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und Südwestasien.« Damit beschrieb ein führender amerikanischer »Geostratege« und Berater mehrerer USA-Präsidenten bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts die Strategie der USA für die nachfolgenden Jahrzehnte.

Auf dieser Grundlage erlebten Anfang dieses Jahrhunderts fast alle ehemaligen Sowjetrepubliken die sogenannten Bunten Revolutionen, die in Wirklichkeit inszenierte Umstürze waren, die diese Staaten aus dem Zusammenhalt mit Russland herauszubrechen hatten. Dabei müssten die USA die Kontrolle über die Ukraine übernehmen, so Brzezinski, weil »Die Ukraine, ein neues und wichtiges Feld auf dem eurasischen Schachbrett, … einen geopolitischen Dreh- und Angelpunkt dar(stellt), denn schon seine alleinige Existenz als unabhängiges Land trägt dazu bei, Russland zu verwandeln. Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr. Wenn Moskau allerdings die Kontrolle über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Menschen und wichtigen Rohstoffen sowie dem Zugang zum Schwarzen Meer zurückgewönne, würde Russland automatisch wieder in die Lage versetzt, ein mächtiger imperialer Staat zu werden, der sich über Europa und Asien erstreckt.«

Diese Strategie liegt auch dem jetzigen Handeln der USA zugrunde. Man muss davon ausgehen, dass dies auch für die überschaubare Zukunft Gültigkeit haben wird.

Seit Beginn der 1990er Jahre kooperiert Washington in diesem Sinne eng mit politischen Kräften und in den NGOs zusammengeschlossenen Bevölkerungsteilen der Ukraine, um im Lande eine öffentliche Stimmung zu schaffen, die es ermöglicht, auf antirussischer und prokapitalistischer Grundlage, die Ukraine in den Machtbereich der imperialistischen Mächte zu integrieren.

Die »Orangene Revolution« 2004 war ein weiterer Meilenstein in den Beziehungen zwischen der Ukraine und den USA. Sie war weitgehend vom US-Außenministerium, der US Agency for International Development (USAID), der National Endowment for Democracy und einer ganzen Reihe nichtstaatlicher westlicher Organisationen unterstützt worden. Washington pumpte Millionen Dollar in die rechte Opposition, um sie handlungsfähig zu machen. Der so inthronisierte Viktor Juschtschenko war der erste ukrainische Präsident, der im April 2005 vor einer gemeinsamen Sitzung des amerikanischen Kongresses eine Rede hielt. Es ging darum, in der Ukraine solche gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse zu schaffen, die es den USA gestatteten, wie George W. Bush, damals amerikanischer Präsident, offen verkündete, den russischen Einfluss in der Region weiter zurückzudrängen.

Gleichzeitig zielte und zielt die so ausgerichtete Politik der USA darauf ab, die Ukraine an die Strukturen der NATO und seine Wirtschaft an die EU zu binden.

Die Ukraine wird missbraucht

Diese Perspektive für die Ukraine wurde auch von jenen Kreisen der ukrainischen Oligarchie unterstützt, die fürchten mussten, dass sie im gegenteiligen Fall ihre privilegierte Stellung in der Wirtschaft und Politik verlieren würden. Deshalb haben sie auch 2013 aktiv die Politik der USA und der führenden Kreise der EU, besonders der BRD-Regierung, zum Sturz der Janukowitsch-Regierung unterstützt.

Als die »friedlichen« Proteste nicht ausreichten, um den Sturz von Janukowitsch im Interesse der geopolitischen Vorstellungen der USA und den Zielen der EU durchzusetzen, nahmen die USA, die Mächte der EU, vor allem die BRD, sowie die genannten Oligarchen-Gruppen auch die ultranationalistische Swoboda-Partei und den faschistischen Rechten Sektor mit ins Boot. Damit war unter aktiver Beteiligung der USA eine neue Phase der reaktionären gesellschaftlichen und politischen Entwicklung nicht nur in der Ukraine, sondern auch in ihrer Außenpolitik eingeleitet worden. Die Ukraine wurde zum Objekt der Politik der NATO, zu deren Instrument ausgebaut. Ihr Verhältnis zu Russland wurde radikal verschlechtert. Es nahm offen feindlichen Charakter an. Die Ukraine wurde als wichtiges Glied der »Isolationskette« der USA und ihrer NATO-Verbündeten aktiviert.

Vor diesem Hintergrund verschlechterten sich die zwischenstaatlichen Beziehungen in ganz Europa! Fast alle europäischen Staaten, besonders diejenigen Osteuropas, wurden als Objekt der imperialistischen Expansionspolitik in antirussischem Sinne missbraucht.

Russland sah und sieht sich plötzlich mit dem aufkommenden Faschismus an seinen Grenzen und in der Regierung des Nachbarstaates Ukraine konfrontiert, die die antirussische Politik der USA und der anderen kapitalistischen Großmächte ebenfalls aktiv unterstützt.

Die auch bisher schon unzufriedene und krisenmüde Gesellschaft in der Ukraine, ein Zustand, der diese Entwicklung ebenfalls gefördert hat, wird noch weiter demoralisiert und anfällig für gefährliche politische Entwicklungen gemacht. Die Politik der jetzigen Regierung ist auf dem besten Wege, die kulturelle Identität der Ukrainer zu zerstören. Die Ukraine und ihre Bürger werden zu »Bauern« in dem gefährlichen (Schach)Spiel, das von den USA und seinen NATO-Verbündeten verfolgt wird. In Russland wird das bildlich mit dem Satz beschrieben, die USA seien bereit, bis zum letzten Ukrainer gegen Russland zu kämpfen.

Poroschenko - Retter oder Vasall?

Von diesen Entwicklungen war auch die Reise des ukrainischen Staatspräsidenten in die USA geprägt. Er schätzte während seines Besuches in den USA ein, dass das Niveau der Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und den USA viel höher sei, als dies der Status eines Verbündeten außerhalb der NATO fordere.

Einerseits äußerte er sich enttäuscht, dass Obama nicht bereit war, ihm zusätzliche direkte militärische Hilfe in Gestalt von Kampftechnik zuzusagen. Gleichzeitig berichtete Poroschenko vor der Presse, er habe Obama »gebeten, die Zusammenarbeit im Sicherheits- und Verteidigungssektor zu verstärken und habe eine positive Antwort erhalten«. Nach dem Besuch erklärte Poroschenko: »Bei dem Treffen mit mir sagte er (der USA-Präsident - A.L.), dass die Ukraine den höchsten Status der Verteidigungszusammenarbeit mit den USA unter allen Ländern hat, die nicht NATO-Mitglieder sind«. (RIA Novosti 22.09.2014)

Die ukrainische Reaktion kann zugleich auf den Kurs der NATO, mit den USA als Hauptkraft, bauen, der die Aufstockung des Militärpotenzials der Ukraine vorsieht. Nach dem Gipfeltreffen vom September 2014 erklärte der Generalsekretär der NATO, Anders Fogh Rasmussen, die NATO habe beschlossen, eine »Einsatztruppe von sehr hoher Bereitschaft« zu schaffen. Zu ihrer Charakterisierung gab er ihr den Namen »Speerspitze«.

Diese neue schnelle Eingreiftruppe (Very High Readiness Task Force) soll aus 4.000 Soldaten gebildet werden, die aus allen 28 NATO-Staaten kommen und innerhalb von zwei Tagen in jedem Mitgliedstaat eingreifen können.

Es gibt neue Stützpunkte für Nachschub und Truppenführung in Polen, im Baltikum und in Rumänien.

Das NATO-Hauptquartier in Szczecin (Polen) wird verstärkt, um den Einsatz der Eingreiftruppe sofort koordinieren zu können.

Es sollen ständige Militärmanöver in den osteuropäischen NATO-Staaten durchgeführt werden.

Die Überwachung des Luftraums über dem Baltikum wird ausgeweitet (u.a. mit Beteiligung von 6 Eurofightern der Luftwaffe).

Außerdem soll die Ukraine Militärhilfen einzelner NATO-Staaten erhalten. Zwei Wochen nach dem NATO-Gipfel erklärte der Berater Poroschenkos, Juri Luzenko, dass auf dem NATO-Gipfel eine Vereinbarung über die Lieferung von modernen Waffen aus den USA, Frankreich, Polen, Norwegen und Italien erzielt worden sei. (RIA Novosti, 22.09.2014)

Zu gleicher Zeit haben Polen, Litauen und die Ukraine eine gemischte Brigade aufgestellt. Der bei der Unterzeichnung des Vertrages anwesende Staatspräsident von Polen erklärte dazu: »Wir möchten, dass unsere Hilfe zur Modernisierung der ukrainischen Streitkräfte beiträgt«.

Die Maßnahmen zum Ausbau der militärischen Kapazitäten der Ukraine gehen also trotz Waffenstillstand weiter. Dabei spielen die USA eine zentrale Rolle. Sie und die anderen imperialistischen Staaten können nicht ihre aggressiven, expansionistischen Ambitionen verbergen. Sie können die weitere Existenz Russlands als Großmacht in anderen Bündnissen nicht verdauen. Deshalb kann es im Verhältnis zwischen ihnen durchaus zu »ruhigeren Zeiten« kommen, in denen auch Elemente der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit zum Tragen kommen. Dies geschieht aber bei Weiterbestehen des Grundzustandes in der Welt, der schon vor hundert Jahren zu Krieg und Verderben geführt hat.

Es war die Politik der USA und der anderen imperialistischen Mächte gegenüber der Sowjetunion und später Russland, die Einmischung dieser Staaten in die inneren Angelegenheiten der Ukraine, die politische Krise in der Ukraine und der Staatsstreich vom 21./22. Februar 2014, die das Verhältnis zwischen den USA und den anderen imperialistischen Mächte und Russland schwer belastet und den Zustand höchster Spannungen und kriegerischer Auseinandersetzungen herbeigeführt haben. Die Ukraine soll zum Zentrum einer antirussischen Bastion in Osteuropa werden. Die Gefahren, die daraus für die Sicherheit und den Frieden in ganz Europa erwachsen, können nicht hoch genug eingestuft werden!

Anmerkung

[1] (Red.) Man kann das Buch kostenlos herunterladen, bspw. hier: globale-evolution.net/images/media/316.pdf.


Quelle: Kommunistische Plattform der Partei DIE LINKE, Novemberheft der Mitteilungen - Link: http://www.die-linke.de/partei/zusammenschluesse/kommunistische-plattform-der-partei-die-linke/mitteilungen-der-kommunistischen-plattform/detail/zurueck/aktuelle-ausgabe/artikel/die-usa-und-die-ukraine/

Nach dem Streik ist vor dem Streik!?

Der Arbeitskampf der GDL geht weiter – Solidarität ist das Gebot der Stunde! Von Sascha Stanicic

Der Streik der in der GDL organisierten LokführerInnen und ZugbegleiterInnen hielt in der letzten Woche die Republik in Atem. In widerwärtiger Art und Weise haben BILD und Focus eine Hetzjagd auf den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky angestoßen und wieder einmal unter Beweis gestellt, welch „Kloakenjournalismus“ (Tucholsky) sie praktizieren. Während Medien (mit wenigen Ausnahmen), Bahn-Vorstand, so mancher Gewerkschaftsführer und die Bundesregierung zum Kampf gegen die GDL rüsteten, wurde auch die Unterstützung für den GDL-Streik sichtbarer. Und es ist erkennbar, dass dieser Druck Wirkung erzielt.

Die GDL kämpft für eine fünfprozentige Lohnerhöhung und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. Sie ist damit die erste Gewerkschaft, die seit vielen Jahren wieder für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich streikt. Etwas, woran sich die DGB-Gewerkschaften ein Beispiel nehmen sollten.

Sie kämpft nicht nur für die LokführerInnen, sondern auch für die ZugbegleiterInnen – was Antwort genug auf den Vorwurf ist, sie vertrete nur die mit einer besonderen Machtposition ausgestatteten LokführerInnen. Nein, sie nutzt in diesem Arbeitskampf diese Machtposition, um die Situation für andere Beschäftigte auch zu verbessern. Etwas, woran sich die DGB-Gewerkschaften ein Beispiel nehmen sollten.

Mit ihrem Streik verteidigt sie gleichzeitig das Grundrecht auf Koalitionsfreiheit und Streikrecht, das durch das geplante Tarifeinheitsgesetz zur Disposition gestellt ist. Ihr Arbeitskampf ist zur Zeit das wichtigste und effektivste Mittel im Kampf gegen das Gesetz. Etwas, woran sich die DGB-Gewerkschaften ein Beispiel nehmen sollten.

Streikverkürzung

Die Entscheidung der GDL-Führung, den Streik frühzeitig am Samstag Abend zu beenden, wurde gefällt, nachdem vor Gericht in zwei Instanzen gewonnen wurde. Diese Gerichtsurteile sind entscheidend und es war gut und richtig, dass die GDL sich dabei auf keinen Vergleich und keine Schlichtung eingelassen hat. Denn nun ist die Frage ihres Streikrechts erst einmal geklärt.

Ob diese Streikverkürzung ein kluger taktischer Schachzug war, mag zu diskutieren sein. Angesichts des medialen Trommelfeuers hat der Schritt sicher verhindert, dass der 9. November und die Berichterstattung über die Mauerfall-Feierlichkeiten zur weiteren Hetze gegen die GDL genutzt werden konnte. Als Zeichen der Schwäche wird dieser Schritt kaum gewertet. Entscheidend wird sein, ob die GDL-Führung nun weiterhin konsequent bleibt. Und dies nicht nur in der Frage der von ihr geforderten Vertretungsrechte für die bei ihr organisierten ZugbegleiterInnen und der Tarifpluralität, sondern auch hinsichtlich der materiellen Forderungen.

Claus Weselsky weist leider allzu häufig darauf hin, dass die GDL in der Frage der Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung kompromissbereit ist. Aber die GDL-Mitglieder streiken nicht nur für ihre Rechte, sondern dafür, dass diese zur Durchsetzung spürbarer Verbesserungen genutzt werden. Deshalb sollte die GDL sich die volle Durchsetzung ihrer Forderungen auf die Fahne schreiben.

DGB-Gewerkschaften

Die Haltung vieler DGB-Gewerkschaftsführer ist skandalös. Sie werfen das ABC von Gewerkschaftspolitik über den Haufen, wenn sie in einem Konflikt zwischen Kapital und Arbeit nicht solidarisch auf der Seite kämpfender KollegInnen stehen. Die Unterscheidung zwischen Ablehnung des Tarifeinheitsgesetzes und Nicht-Unterstützung des GDL-Streiks, wie sie von der ver.di-Führung vorgenommen wird, kommt daher erstens ebenso einer Entsolidarisierung gleich und bedeutet zweitens, dass der Kampf gegen das Tarifeinheitsgesetz nicht konsequent geführt wird. Denn klar ist: verliert die GDL diesen Arbeitskampf, wird auch das Tarifeinheitsgesetz nur schwer zu stoppen sein. Dass die EVG dieses nun auch ablehnt, sollte kritisch betrachtet werden, denn die verschwurbelten Äußerungen, die dazu in den Medien zu lesen sind, erwecken den Eindruck, dass die EVG-Führung sich ein noch restriktiveres Gesetz für Tarifeinheit wünscht, als der Nahles-Entwurf es ist.

Nötig ist, dass in den Gewerkschaften nun auf allen Ebenen Solidarität mit dem Arbeitskampf der GDL eingefordert wird und entsprechende Beschlüsse erwirkt werden. Erste positive Beispiele gibt es dafür schon von ver.di in Südhessen, dem Verkehrsbereich von ver.di im Norden und dem Fachbereich Medien von ver.di in Hamburg. Gleichzeitig sollte gefordert werden, dass die DGB-Gewerkschaften einen tatsächlichen Kampf gegen das Tarifeinheitsgesetz führen – mit Protesten, Mobilisierungen und, wo möglich, auch Arbeitsniederlegungen.

Wichtig wäre auch, wenn die GDL bereit wäre (und dies klar machen würde), auch gemeinsam mit den EVG-KollegInnen für die ähnlichen Forderungen in den beiden stattfindenden Tarifrunden zu kämpfen, um eine Einheit der Belegschaft im Kampf für höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten zu erreichen.

LINKE

DIE LINKE hat sich eindeutig solidarisch mit dem GDL-Steik erklärt. Leider hat sie dafür jedoch viel zu lange gebraucht. Erst am 10. November hat der geschäftsführende Parteivorstand dazu einen entsprechenden Beschluss gefällt – nach dem Streik. Der Parteivorsitzende Bernd Riexinger hatte im Vorfeld zwar das Recht der GDL, für ihre Forderungen zu streiken, grundsätzlich verteidigt, doch am 6. November, zum Höhepunkt der Medienkampagne gegen Weselsky, wurde er in der Presse mit den Worten zitiert, der Streik sei „falsch“. In der letzten Woche hatten aber die Solidaritätsbekundungen aus der Partei immer mehr zugenommen. Nach dem Landesverband Bremen und dem Landesvorstand in Nordrhein-Westfalen hatte am Wochenende auch der Berliner Landesparteitag einen von der Antikapitalistischen Linken und anderen eingebrachten Antrag zur Solidarität mit dem GDL-Arbeitskampf angeschlossen. In kontroverser Debatte musste sich das Lucy Redler, die den Antrag für die AntragstellerInnen begründete, zwar von der stellvertretenden Landesvorsitzenden Elke Breitenbach Spaltungsabsichten vorwerfen lassen, aber letztlich wurde der Antrag mit deutlicher Mehrheit angenommen, nachdem sich auch Teile des gemäßigten Parteiflügels, wie Stefan Liebich, dafür aussprachen.

Nun sollte die Partei eine Solidaritätskampagne für den GDL-Arbeitskampf starten. Teil davon könnte sein, zu einer Konferenz für Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter einzuladen, auf der über Solidaritätsaktivitäten und die Bedeutung des GDL-Arbeitskampfes diskutiert und konkrete Absprachen für Solidaritätsaktivitäten ergriffen werden könnten.

Streikzeitung

Eine wichtige Rolle in der Verbreitung von Argumenten für Solidarität mit dem Arbeitskampf der GDL und dabei, die Debatte in Gewerkschaften und DIE LINKE zu tragen, hat auch die Streikzeitung „JA zum GDL-Arbeitskampf – NEIN zum Tarifeinheitsgesetz“ gespielt, deren erste Ausgabe in einer Auflage von 65.000 während des Streiks herausgebracht wurde. Herausgegeben von einem Kreis linker PublizistInnen, GewerkschafterInnen und AktivistInnen, wie Winfried Wolf, Anton Kobel, Lucy Redler, Mag Wompel und anderen, spielt diese Zeitung jetzt schon eine wichtige Rolle in der so dringend nötigen Solidarität mit den KollegInnen bei der Bahn.

Wie weiter?

Der Arbeitskampf ist aufgrund der direkten Verbindung zum Tarifeinheitsgesetz eine höchst politische Auseinandersetzung. Von Seiten des Bahn Managements und der Regierung wird sie auch so geführt. Davon kann die GDL noch lernen. Sie sollte deshalb eine viel aktivere Kampagne in die Gesellschaft hinein durchführen – mit Massenflugblättern, Plakatkampagnen, der Verbreitung der Streikzeitung etc. gezielt die Mitglieder anderer Gewerkschaften ansprechen und erklären, warum der Kampf der GDL auch in ihrem Interesse ist. Und das nicht nur aufgrund des Zusammenhangs zum Tarifeinheitsgesetz, sondern auch aufgrund der materiellen Forderungen, für die gekämpft wird. Das sollte dann aber begleitet werden mit politischen Argumenten gegen die Umverteilungspolitik von unten nach oben, gegen die fortschreitende Prekarisierung, gegen die geplanten Entlassungen bei der Bahn – und auch gegen den Börsengang der Bahn, der immer noch nicht vom Tisch ist.

Diese Auseinandersetzung wird aber sicher nicht nur zwischen GDL und Bahn Management entschieden. Allerdings wird es wahrscheinlich nötig sein, dass die GDL den Druck durch weitere Streikmaßnahmen erhöht und diese auch steigert. Dabei sollten die Streikenden selber maximal einbezogen werden durch Streikversammlungen auf denen über das weitere Vorgehen beraten wird. Die zentrale Kundgebung am 7. November in Berlin hat den beteiligten GDL-Mitgliedern ein Gefühl für ihre Stärke gegeben. Das sollte wiederholt werden durch zentrale und dezentrale Mobilisierungen, zu denen auch gezielt UnterstützerInnen eingeladen werden sollten. Sinnvoll wäre auch eine bundesweite Streikdelegiertenkonferenz, um die Kampfmoral zu stärken und den Streik auf breite Beine in der Belegschaft zu stellen.

Wenn die GDL eine offensive politische Kampagne zur Erklärung ihrer Ziele führt, wird sie auch mehr Sympathien in der Bevölkerung gewinnen können. Hier sind aber vor allem Gliederungen der DGB-Gewerkschaften, DIE LINKE und andere Gruppen und Bewegungen gefordert. Sie haben es in der Hand, einen entscheidenden Beitrag zur Änderung der so genannten „öffentlichen Meinung“ zu leisten. Solidaritätsaktionen, -veranstaltungen und -komitees können dazu wichtige Mittel sein.

 

Zuerst erschienen auf: sozialismus.info

 

Quelle: http://www.antikapitalistische-linke.de/?p=674#more-674

Putin nannte Poroschenkos Erlass über Blockade des Donezbeckens einen Fehler

Putin nannte Poroschenkos Erlass über Blockade des Donezbeckens einen Fehler

 

STIMME RUSSLANDS Russlands Präsident, Wladimir Putin, nannte den Erlass des ukrainischen Leaders, Pjotr Poroschenko, über die Einstellung der staatlichen Finanzierung von Territorien im Osten der Ukraine, die von Separatisten kontrolliert werden, einen großen Fehler.

Am Samstag hatte Poroschenko den Auftrag erteilt, innerhalb eines Monats die Bedienung der Bankkonten von Betrieben und Bevölkerung in der Zone der Sonderoperation im Osten der Ukraine sowie die Tätigkeit der staatlichen Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen auf einzelnen Territorien der Gebiete Donezk und Lugansk einzustellen.
Weiterlesen: http://german.ruvr.ru/news/2014_11_16/Putin-nannte-Poroschenkos-Erlass-uber-Blockade-des-Donezbeckens-einen-Fehler-6332/

Putin: Situation in der Ukraine hat gute Chancen auf Regelung

Putin: Situation in der Ukraine hat gute Chancen auf Regelung

 

STIMME RUSSLANDS Der russische Präsident Wladimir Putin sieht gute Aussichten für eine Beilegung des Ukraine-Konfliktes.

Wie Putin in einer Pressekonferenz nach dem G20-Gipfel im australischen Brisbane sagte, sind „von den beiden (Konfliktseiten) immerhin Strukturen geschaffen worden, die die vor ihnen stehenden Aufgaben verantwortungsbewusster lösen und dabei vor allem die Interessen der Menschen berücksichtigen könnten, die auf dem gesamten Territorium der Ukraine und im Südosten dieses Landes leben“.

„Für Russland ist es wichtig, dass die Interessen der Menschen, darunter der Einwohner des Südostens der Ukraine, gewahrt werden und sie gleiche, zivilisierte Rechte genießen und ihre legitimen Forderungen umgesetzt werden“, betonte der russische Präsident.
Weiterlesen: http://german.ruvr.ru/news/2014_11_16/Putin-Situation-in-der-Ukraine-hat-gute-Chancen-auf-Regelung-0379/

Russland schickt erneut Hilfskonvoi in Ostukraine

Russland schickt erneut Hilfskonvoi in Ostukraine

 

STIMME RUSSLANDS Russland hat erneut einen Hilfskonvoi mit mehr als 70 Lastwagen in das Konfliktgebiet Ostukraine geschickt.

Eine erste Kolonne mit 20 Lastwagen überquerte am Sonntag die Grenze auf dem Weg in das Krisengebiet Lugansk, wie das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte.Weitere 54 Lastwagen seien unterwegs nach Donezk. Insgesamt werden demnach 450 Tonnen an Hilfsbedürftige verteilt. Transportiert würden auch Baumaterial und Elektrotechnik, sagte Oleg Woronow vom Zivilschutzministerium. Die Ukraine kritisiert die von ihr nicht genehmigten russischen Hilfslieferungen als Verletzung ihrer Souveränität.
Weiterlesen: http://german.ruvr.ru/news/2014_11_16/Russland-schickt-erneut-Hilfskonvoi-in-Ostukraine-7659/