Auch der Krieg gegen Syrien fordert zivile Opfer
 
Amnesty International und Human Right Watch messen mit zweierlei Maß
 
 
Die von der US-Koalition geführten Luftangriffe auf Syrien hinterließen bisher zwischen 700 und 2.200 tote Zivilisten. Westliche Menschenrechts-NGOs wie Amnesty International oder Human Rights Watch äußerten sich aber bisher nicht zu "Operation Inherent Resolve". Dafür nehmen sie umso detaillierter Russlands Luftkampagne ins Visier.

Vor einem Jahr begann offiziell die "Operation Inherent Resolve". Seitdem die von den USA geführte Koalition damit begann, Luftangriffe auf syrisches Hoheitsgebiet zu fliegen, liegen weiterhin keine verbindlichen Angaben über getötete Zivilisten vor. Die "Operation Inherent Resolve" startete offiziell im Dezember 2014. Seitdem führten Flugzeuge von über zwölf beteiligten Staaten mehr als 50.000 Flüge über Syrien und dem Irak durch. Der Auftrag der Militäraktion lautet, die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu schwächen oder zu zerstören.

Das Hauptquartier der Operation wurde vom Zentralkommando der US-Streitkräfte im Dezember 2014 in Kuweit eingerichtet. Allerdings flogen die USA und andere Staaten bereits in den Monaten zuvor Luftangriffe. Bis zum August 2015 wurden in diesem Rahmen mehr als 5.600 Bomben abgeworfen. Bisher haben weder die an der Operation beteiligten Staaten noch prominente Menschenrechtsorganisationen zu zivilen Toten Stellung genommen.

Nach einer Recherche der britischen Tageszeitung The Guardian kamen bis Anfang August dieses Jahres mindestens 460 Zivilisten ums Leben, darunter etwa 100 Kinder. Die Führung der "Operation Inherent Resolve" hatte für diesen Zeitraum nur zwei Tote unter Unbeteiligten eingeräumt. Inzwischen dürfte diese Zahl deutlich höher liegen. General Hestermann, Leiter der Operation, bezeichnete sie gegenüber der Presse als "präziseste und disziplinierteste" Kampagne in der Geschichte des Luftkriegs.

Das Projekt Airwars benennt die Anzahl der in diesem Rahmen getöteten Zivilisten aktuell auf zwischen 750 und 2.200 Tote. Alleine auf syrisches Territorium fanden mehr als 3.000 Angriffe statt, weitere 6.000 Luftangriffe trafen den Irak. Der absolut überwiegende Teil der Angriffe wird durch die US-Luftwaffe durchgeführt. Aus den von Airwars aufgestellten Zahlen geht außerdem hervor, dass die Bombenangriffe auf Syrien in den vergangenen zwölf Monaten kontinuierlich zunahmen.

Möglicherweise liegen die Zahlen der getöteten Zivisten jedoch auch deutlich höher. Das "Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte" nannte nur für den gestrigen 22. Dezember die Zahl von 68 getöteten Zivilisten in Syrien. Allerdings lassen sich diese Angaben nicht überpüfen. Sie umfassen unterschiedliche Kampfhandlungen. Die Gruppe zählt zur Opposition gegen die Regierung in Damaskus.

Einig sind sich Militärs und politische Beobachter hingegen, dass die "Operation Inherent Resolve" bis zum Sommer 2015 ihr Ziel verfehlte, den "Islamischen Staat" wesentlich zu schwächen. Im Gegenteil: Bis September 2015 weitete die Organisation ihre Kontrolle über ein zunehmend größeres Gebiet aus. Gegenüber dem Wall Street Journal antwortete der Sprecher des US-Zentralkommandos, Patrick Ryder, auf entsprechende Vorwürfe:

"Es war niemals unser Auftrag, Geländegewinne in Syrien zu machen."

Die britische NGO Amnesty International (AI) legte gestern erstmals einen Bericht zu getöteten Zivilisten vor, die durch internationale Luftangriffe in Syrien ums Leben kamen. Dabei konzentriert die Organisation sich allerdings exklusiv auf zivile Opfer, welche durch Einsätze der Streitkräfte der Russischen Föderation verursacht wurden. Nach eigenen Angaben ließ AI sechs Fälle von Luftangriffen untersuchen, um die Behauptung der russischen Behörden zu widerlegen, es habe bisher "keine zivilen Opfer" gegeben. Von der US-amerikanischen NGO Human Rights Watch liegt bisher ebenfalls keine Bilanz zu "Operation Inherent Resolve" vor.

Auch in den USA selbst haben Militärs Widerstand gegen die politischen Linie im Syrienkrieg der USA geäußert.

Die hartnäckige Beharrlichkeit Obamas, dass Baschar Assad zurücktreten muss und dass es in Syrien eine moderate Opposition gibt, die ihn stürzen könnte, hat in den letzten Jahren unter hochrangigen Pentagon-Offizieren Widerstand hervorgerufen. Das behauptet der US-Enthüllungsjournalist Seymour M. Hersh in seinem Artikel „Military to Military“.

Um in Syrien kein Chaos und die sich daraus ergebende Stärkung des IS zuzulassen, sollen sich diese Offiziere entgegen der offiziellen US-Position für eine geheime Zusammenarbeit mit Assad entschieden haben.

Der Widerstand des US-Militärs gehe auf den Sommer 2013 zurück. Damals seien der US-Verteidigungsnachrichtendienst (DIA) und die Joint Chiefs of Staff, die damals von General Martin Dempsey geleitet wurden, in einem gemeinsamen Bewertungsdokument zu dem Schluss gekommen, so Hersch, dass der Fall des Regimes von Assad zum Chaos und potenziell zu der Übernahme Syriens durch Dschihadisten führen würde, wie es in Libyen der Fall war.

Einem ehemaligen Berater der Joint Chiefs zufolge stellt das Dokument eine gründliche Analyse dar, basierend auf Aufklärungsdaten sowohl von Satelliten als auch von Geheimdienstlern. Das Dokument würde Obamas feste Absicht, die so genannten moderaten Rebellengruppen weiterhin zu finanzieren und zu bewaffnen, pessimistisch beurteilen.

In dem Dokument hieß es laut dem Joint Chiefs-Berater, „dass das, was als geheimes US-Programm eingeleitet worden war, um die moderate Opposition, die gegen Assad kämpft, zu bewaffnen und zu unterstützen, durch die Türkei mit-initiiert war und sich zu einem grenzüberschreitenden technischen, Waffen- und Logistik-Programm für die gesamte Opposition, einschließlich Jebhat al-Nusra und Islamischer Staat, entwickelt hat“.

Die so genannte moderate Opposition sei verschwunden, und die Freie syrische Armee stelle eine übriggebliebene Teilgruppe dar, die auf einem Stützpunkt in der Türkei basiert. Die Schlussfolgerung in dem Dokument soll düster gewesen sein. Demnach gäbe es keine lebensfähige moderate Opposition in Syrien, und die USA würden die Extremisten mit Waffen beliefern.

Generalleutnant Michael Flynn, Chef des DIA zwischen 2012 und 2014, hat laut Hersch bestätigt, dass sein Dienst an die Zivilführung ununterbrochen Warnungen über die schrecklichen Folgen des Sturzes von Assad geschickt hätte. Ihm zufolge würden die Dschihadisten die gesamte Opposition unter Kontrolle halten. Die Türkei soll dabei keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen haben, um den Schmuggel von ausländischen Kämpfern und Waffen über die Grenze zu stoppen.

„Wenn die amerikanische Öffentlichkeit die Geheiminformation, die wir täglich erzeugt haben, erfahren hätte, wäre sie wütend geworden“, zitiert Hersch Flynn. „Wir haben die langfristige IS-Strategie und seine Pläne verstanden und auch die Tatsache erörtert, dass die Türkei weggeschaut hat, als der Islamische Staat in Syrien stärker wurde“, so Flynn weiter. Dem DIA-Chef zufolge sei der Bericht des Dienstes auf „enormen Widerstand“ in Obamas Präsidialverwaltung gestoßen. „Ich habe gefühlt, dass sie die Wahrheit nicht hören wollen.“

“Unsere Politik, die darauf ausgerichtet war, Assads Opposition mit Waffen zu versorgen, war erfolglos und hatte in Wirklichkeit einen negativen Einfluss“, zitiert Hersch den ehemaligen Berater der Joint Chiefs. Die Joint Chiefs sollen damals geglaubt haben, dass Assad nicht durch Fundamentalisten ersetzt werden sollte.

Aus diesem Grund sollen sie sich im Herbst 2013 dafür entschieden haben, heimlich damit zu beginnen, „dem Militär anderer Länder US-Aufklärungsdaten zur Verfügung zu stellen, da sie wussten, dass diese an die syrische Regierungsarmee weitergeleitet würden“. Sie sollen US-Aufklärungsdaten nach Deutschland, Russland und Israel geschickt haben, die diese dann an Assad weitergaben.

Dabei sollen sie die Absicht gehabt haben, Obamas Anstrengungen, Assad zu stürzen, zu untergraben und die Aufmerksamkeit stattdessen auf den Kampf gegen die Terrormiliz Daesh und andere Extremisten zu richten.




 

Das ZDF wurde nach Putin-Bericht als Lügenmedium überführt.

Ein Kronzeuge in der Putin-Doku behauptet für die ZDF Doku gelogen zu haben und dafür bezahlt worden zu sein. Dafür wurde ein arbeitsloser Russe geworben, der in ärmlichsten Verhältnissen lebt. 

Auch das Mainstreammedium "Süddeutsche Zeitung" muß zugeben, dass dieser Bericht den deutschen quasi Staatsmedien enorm schadet und einen schweren Imageverlust zur Folge haben kann.

Der Zeuge sollte in gestellten Szenen wahrheitswidrig behaupten, dass zigtausende Russen in der Ost-Ukraine kämpfen und zigtausende Russen in der Ukraine offiziell kämpfen würden. 

Dies ist eine  verzerrte und zudem keine sensationelle Aussage, wie der Film insgesamt wenig Neues enthält. Moskau bestreitet längst nicht mehr, dass in der Ostukraine einzelne russische Staatsbürger als Freiwillige kämpfen - aber eben als Freiwillige. Vergangene Woche sagte Putin sogar in seiner Jahrespressekonferenz: "Wir haben nie bestritten, dass dort auch einzelne Personen bestimmte Aufgaben erfüllen, unter anderem im militärischen Bereich".

Das geht noch über die Aussage von "Igor" hinaus. Dafür, dass in der Ukraine auch Angehörige russischer Spezialeinheiten kämpften und starben, gibt es inzwischen hinlänglich Beweise: Von den Gräbern gefallener Soldaten in Pskow über Fotos in sozialen Netzwerken bis zur Aussage eines verwundeten Panzerschützen aus Jakutien.Aber die Inszenierung und diese gefakte Aussage macht den Bericht zu einem Lügenkopnstrukt.

Offenbar machte sich das ZDF-Team zudem nicht selbst die Mühe in den Donbass zu fahren, sondern entschied sich bei dieser Sache für Outsourcing und beauftragte den russischsprachigen Filmemacher Valery Bobkov.

Dieser wollte seinen Auftrag wohl schnell zu Ende bringen und bezahlte laut dem russischen Sender Rossija 1 einen gewissen Juri dafür, im Film einen russischen Armeeangehörigen namens "Igor" im Donbass zu spielen. Dadurch sollte, so das ZDF, belegt werden, dass sich reguläre russische Einheiten in der Ostukraine befinden.

Juri präsentiert gegenüber dem russischen Fernsehen nun Rohmaterial, auf denen klar Regieanweisungen zu hören sind. Die gestellten Szenen tauchen dann auch genau so im ZDF-Film auf, doch statt der Regieanweisungen wurde ein Klangteppich aus dramatischer Musik eingespielt. Den Original-Clip aus dem russischen Fernsehen gibt es mit deutscher Untertitelung hier:

{youtube}QCBg_W6g-gk{/youtube}

Vieles ist noch unklar in dieser Geschichte, aber eines ist jetzt schon sicher: Sie schadet der Glaubwürdigkeit des deutschen Fernsehens massiv und gibt den Lügenpresse-Rufern neues Futter. Der Verdacht drängt sich auf, dass sie genau mit diesem Ziel eingefädelt wurde.

Am Dienstag voriger Woche strahlte das ZDF um 20.15 Uhr die Dokumentation Machtmensch Putin aus, den zweiten Teil eines Porträts über den russischen Präsidenten. ( Süddeutsche Zeitung)
Der junge Russe Juri sagt gegenüber russischen Medien, die Filmemacher haben ihn dafür bezahlt, vor der Kamera zu lügen.

Ca. 6000 Teilnehmer demonstrierten am Montag rechtspopulistisch für Pegida und Islamfeindlichkeit in Dresden - 4000 Gegendemonstranten für Herz statt Hetze

Viel Nazi-Symbolik unter Teilnehmern der Demo

Die Erkenntnis, dass die Islamfeindlichkeit der Antisemitismus des 21. Jh. ist und das wieder Flüchtlingsheime brennen wie damals Synagogen, hat sich bei den Befürwortern der Veranstaltung immer noch nicht herumgesprochen. 

Die rechtspopulistische Pegida-Bewegung wollte ihren sogenannten Montagsspaziergang eigentlich durch die Dresdner Neustadt führen, weil am Theaterplatz bereits die Kundgebung der Pegida-Gegner angemeldet war. Doch das Verwaltungsgericht der Stadt bestätigte am Nachmittag ein Verbot der Stadtverwaltung, durch die Neustadt zu laufen. Deshalb mussten die Pegida-Anhänger auf das Königsufer an der Elbe ausweichen, eine Wiesenfläche auf der Neustädter Seite.

Einige Tausend Teilnehmer haben sich in Dresden bei einer Gegenveranstaltung zur Demonstration des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses versammelt, laut der Initiative »Durchgezählt« waren es zwischenzeitlich rund 4000 Teilnehmer. Die Menschen kamen am Montagabend auf dem Dresdner Theaterplatz zusammen. Zu Beginn der Gegendemonstration ertönte die »Ode an die Freude«, gespielt von der Staatsoper Dresden, auch das Staatsschauspiel wirkte an der Veranstaltung mit.

»Mit den Kundgebungen und Kulturbeiträgen auf dem Theaterplatz kann Dresden zum Jahresende noch ein wichtiges Zeichen setzen. Die Botschaft des Abends ist vielen Dresdnerinnen und Dresdnern eine wirkliche Herzensangelegenheit, sie stehen für Vielfalt und Zusammenhalt«, erklärte Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping kurz vor Beginn der Veranstaltung von »Herz statt Hetze« auf dem Thetaerplatz. Inzwischen hat die Veranstaltung begonnen, der Platz ist gut gefüllt. Inzwischen dürften es einige tausend Menschen sein.

Auf dem Schlesischen Platz in der Dresdner Neustadt haben sich ebenfalls bereits nach Angaben von »Dresden Nazifrei« mehr als 600 Menschen zum Protest gegen Pegida versammelt.

Die Pegida-Kundgebung selber wurde von der Polizei weiträumig abgesperrt . Lutz Bachmann begrüßte die Anwesenden »ganz rechts herzlich« – und kündigte dann an, wegen der Niederlage vor dem Verwaltungsgericht Dresden mit einer Feststellungsklage durch alle gerichtlichen Instanzen zu ziehen.

Siegfried Däbritz bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als »Königin der Krimigranten« und forderte einen Bundeswehreinsatz im Inneren, da es wieder eine »Flut« gäbe.

Tatjana Festerling griff die Kirchen wegen ihrer Haltung in der Flüchtlingsfrage an – sie würden sich wie im Dritten Reich einem angeblichen Meinungsdiktat unterwerfen. Laut der Initiative »Durchgezählt« sind heute 6000 – 8000 Menschen bei der fremdenfeindlichen Demonstration.

 

 

 Marodes Zweiparteiensystem der "Mitte" zerbricht bei Wahlen in Spanien

Neue Linke Podemos bekommt 69 Sitze

Die jahrzehntelange Vorherrschaft von Sozis und Konservativen in Spanien ist beendet. Statt absoluter Mehrheit bekommen die abgewirtschafteten Konservativen gerade noch 29 %. Die Altparteien scheitern in historischen Dimensionen.

Aus dem Zweiparteiensystem wird ein Vier-Parteiensystem. Bestechungsskandale und ein rigider Sparkurs haben der rechtsgerichteten Rajoy-Regierung massiv zugesetzt. Eine Groko- Regierung als Lösung erscheint in Spanien anders als in  der BRD als sehr unwahrscheinlich.

Konservative und Sozis zusammen bekommen nur noch 213 von 350 Sitzen und somit zusammen kanppp über 50 % der Wählerstimmen. 123 entfallen auf die konservative Blockpartei PP  und nur noch 90 Sitze auf die weichgespülten Sozis der PSOE. Die extrem links ausgerichtete Linkspartei bekommt 69 Sitze und Liberale von Ciudadanos 40 Sitze.

Das Zweiparteiensystem wird für korruption und Mißwirtschaft in Spanien verantwortlich gemacht. Konservative und Sozialdemokraten haben sich das Land über Jahrzehnte untereinander aufgeteilt und überwiegend in die eigenen Taschen gewirtschaftet.

Die beiden Neu-Parteien, die vor Jahren kaum jemand kannte, haben das polituisch verkrustete System in Spasnien aufgebrochen und die politische Debatte im Wahlkampf geprägt - das gilt besonders für die linke Podemos-Partei und ihren Parteivorsitzenden Pablo Iglesias.

Das ist eine wichtige Erfahrung für die Menschen im Lande, zumal Spanien vor 40 Jahren noch eine faschistische Franco-Diktatur war, die der spanische König hofiert hatte.  

Podemos-Chef Pablo Iglesias feierte das Ergebnis mit seinen Parteianhängern, das spanische Fernsehen zeigte ihn jubelnd und umringt von Menschen. "Spanien wird nicht mehr dasselbe sein, wir sind glücklich. Unser Kampf gegen Korruption geht weiter", sagte der 37-jährige Politikdozent vor Anhängern in Madrid.

Angesichts der unklaren Mehrheitsverhältnisse signalisierten die spanischen Sozialdemokraten (PSOE) Koalitionsbereitschaft. Seine Partei sei bereit "zum Dialog, zur Debatte und zu Einigungen", sagte der PSOE-Vorsitzende Pedro Sánchez.

Der linke griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras zeigte sich erfreut über das Wahlergebnis. Die spanische Podemos unterhält gute Beziehungen zu seiner Partei Syriza. "Die Austerität ist in Spanien politisch besiegt worden", sagte er. "Unser Kampf wird nun gerechtfertigt, Europa ändert sich."

 

 

Massaker an Kurden  - Droht ein neuer Völkermord an Kurden? - EU schweigt zur Aggression des blutrünstigen Diktators und Menschenschlächters Erdogan

Quelle Stern/AFP

Am Mittwoch liefen in diesen Regionen Offensiven der mörderischen Armee an, Medienberichten zufolge wurden seitdem mehr als 100 PKK-Kämpfer getötet, die viele Kurden als Freiheitskämpfer und nicht als Gewlttäter betrachten - allein 16 davon in Sur. Da schlachtet ein pro-westlicher Diktator und USA-Vasall sein eigenes Volk ab.

Mit Panzern und Scharfschützen kämpfen türkische Sicherheitskräfte gegen die PKK - mitten in Wohngebieten. Bei vielen Kurden wächst nicht nur die Wut auf den Staat, sondern auch auf die EU.

Tränengas wabert über den Polizei-Checkpoint, Helikopter kreisen am Himmel von Diyarbakir, Schüsse sind aus dem abgeriegelten Stadtviertel Sur zu hören. Im Zentrum der südosttürkischen Millionenmetropole gehen Sicherheitskräfte mit voller Härte gegen Kämpfer der kurdischen Arbeiterpartei PKK vor.

Seit dem 2. Dezember gilt - mit einer kurzen Unterbrechung - rund um die Uhr eine Ausgangssperre in weiten Teilen der Altstadt. Übertragen auf Deutschland wäre das so, als würden Bundeswehr und Polizei seit Monatsbeginn im abgeriegelten Zentrum Kölns kämpfen.

Noch im Frühjahr verhandelte die Regierung mit der PKK über Frieden. Inzwischen herrschen in Teilen der Südosttürkei bürgerkriegsähnliche Zustände, Hunderte Menschen wurden seit Juli getötet. Kämpfer der PKK-Jugendorganisation YDG-H heben Gräben aus, bauen Barrikaden und liefern sich Gefechte mit Sicherheitskräften.


Außer in Sur - der Altstadt Diyarbakirs, die im Sommer zum Weltkulturerbe erklärt wurde - galten in der abgelaufenen Woche in vier weiteren Gebieten Ausgangssperren. Dort wurden nach Armeeangaben Dutzende PKK-Kämpfer getötet. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat auf Weisung des Diktators Erdogan angekündigt, die PKK "Viertel um Viertel, Haus um Haus und Straße um Straße" zu bekämpfen.

Gregor Gysi hatte im Bundestag eine Aufhebung des PKK-Verbotes gefordert.

"In diesen Häusern sind keine Terroristen, sondern Zivilisten", sagt Abdusselam Inceören von der Menschenrechtsvereinigung IHD in Diyarbakir. Er hält die tagelangen Ausgangssperren für illegal - und wirft den Sicherheitskräften Menschenrechtsverletzungen vor. "Sie setzen Raketen und Panzer ein. Sie nehmen keine Rücksicht auf Frauen, Kinder und Alte." Der IHD-Vertreter für die Südosttürkei ist überzeugt: "Die Angriffe gelten dem kurdischen Volk."

Die EU schweigt

Inceören wundert vor allem: "Es gibt keine Reaktion der EU. Europa verurteilt die Gewalt nicht einmal." Tatsächlich ist Kritik aus der EU am Beitrittskandidaten und Nato-Partner Türkei leise geworden, seit Ankara als Partner in der Flüchtlingskrise hofiert wird.
Am Eingang zum Sperrgebiet in Sur vertreiben schreiende Polizisten jeden, der sich nähern will. Auf der Zufahrtsstraße stehen gepanzerte Fahrzeuge von Polizei und Armee, daneben Sicherheitskräfte in zivil, sie tragen Schnellfeuergewehre und wollen nicht fotografiert werden. Die Nervosität ist spürbar. An einem Checkpoint noch deutlich vor dem Sperrgebiet werden der deutsche Reporter und sein einheimischer Begleiter 45 Minuten lang von der Polizei festgehalten.

Vor dem Sperrgebiet türmt sich Abfall in den Straßen, die Müllabfuhr kommt seit Tagen nicht mehr. An der Bezirksverwaltung, die von der prokurdischen Partei HDP dominiert wird, hängt eine schwarze Flagge. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, die Händler stehen in Gruppen herum.

Kaum ein kurdischer Gesprächspartner will mit seinem Namen zitiert werden, zu groß ist die Angst vor dem Staat. "Mir ist das Geschäft egal. Da drinnen stirbt die Menschlichkeit", sagt ein Händler und zeigt auf das Sperrgebiet. "In der Westtürkei genießen sie das Leben, während die Menschen im Osten sterben."

Der Vorwurf: staatlich organisierte Massaker

Der 21-jährige Serdil Cengiz wurde am vergangenen Montag in Diyarbakir bei gewaltsamen Protesten gegen die Ausgangssperre in Sur von Sicherheitskräften erschossen. Bei der Trauerfeier sagt ein naher Verwandter, dem Studenten sei gezielt in den Kopf geschossen worden. Entgegen der Angaben der Polizei sei Cengiz nicht bewaffnet gewesen. "Der Staat hat ihn getötet." Die Regierung verübe ein "Massaker" an den Kurden, die sie für nichts besseres als Tiere halte. "Wir sind noch nicht einmal Bürger zweiter Klasse."

Am Tag nach dem Tod von Cengiz und eines weiteren Demonstranten zündet die PKK einen Sprengsatz auf der Straße von Diyarbakir in die 80 Kilometer entfernte Stadt Silvan; drei Polizisten werden getötet. Die Explosion ist so gewaltig, dass eine Fahrspur weggesprengt wird. Auf dem Weg nach Silvan patrouillieren dieser Tage Panzerfahrzeuge. Zu Fuß suchen Soldaten am Straßenrand nach weiteren Sprengsätzen.

In Silvan verhängte die Regierung seit August sechs Ausgangssperren, die vorerst letzte dauerte 13 Tage und endete vor gut einem Monat. Im Stadtviertel Tekel erinnern ganze Straßenzüge an ein Kriegsgebiet, jedes einzelne Haus weist Einschusslöcher auf. Die Schäden an vielen Gebäuden sind typisch für den Beschuss mit schweren Waffen. "Wir hatten keinen Strom, kein Wasser, keinen Handyempfang, kein Festnetz, kein Internet", sagt ein Bäcker. Scharfschützen hätten Zivilisten beschossen, die Leichen von den Straßen bergen wollten.

"Wenn Du Türke bist, sei stolz"

Ein anderer Anwohner sagt: "Weiß die EU nicht, dass die Regierung die Menschen mit Panzern angreift? Warum interveniert sie nicht?" Und ein Nachbar sagt: "Polizisten haben sogar Kühe und Hunde erschossen. Was war deren Verbrechen? Das zeigt ihren Hass." Spezialkräfte haben Graffiti wie dieses hinterlassen: "Wenn Du Türke bist, sei stolz. Wenn nicht, dann gehorche." Anwohner haben die Graffiti inzwischen übertüncht. Und sie haben begonnen, ihre Häuser wieder aufzubauen - auch wenn sie nicht wissen, wann die Gewalt wieder aufflammt.

800 Häuser seien während der letzten Gefechte schwer beschädigt worden, 100 davon seien total unbewohnbar, sagt Hamdiye Bilgic vom Stadtrat in Silvan.

Acht Zivilisten seien mindestens  in den 13 Tagen von Sicherheitskräften getötet worden. Wie viele andere Kurden auch nimmt sie die Kämpfer der YDG-H in Schutz, die aus Sicht der Regierung Terroristen sind.

"Das sind Menschen, die sich verteidigen", meint Bilgic. Im Bürgerkrieg in den 1990er Jahren hätten Sicherheitskräfte Hunderte Menschen in Silvan getötet. "Diejenigen, die jetzt kämpfen, sind deren Kinder."

Bilgic sagt, sie glaube nicht, dass Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Frieden wolle. "Das behauptet er nur. Stellen Sie sich ein Land vor, das Panzer gegen seine eigenen Bürger einsetzt." Die Stadträtin meint, die Kurden hätten das Vertrauen darin verloren, dass die EU sich für ein Ende der Gewalt einsetze. Bilgic befürchtet: "Das ist der Anfang eines Bürgerkrieges.