Auch nach Schließung der zypriotischen Banken durch die EZB haben Bankkunden über zypriotische Filialen in London und Moskau noch beträchtliche Vermögen aus Zypern abgezogen.

Ein an den Verhandlungen in Brüssel Beteiligter sagte Reuters, dass am Sonntag praktisch kein Kapital mehr in der Laiki-Bank war.

Die Bank hatte im November 2007 noch eine Marktkapitalisierung von 8,1 Milliarden Euro. 

 

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble räumte ein, dass es wohl eine kleine Kapitalflucht gegeben habe.

Jetzt werden bei den beiden zypriotischen Großbanken nicht 30 bis 40 Prozent der Guthaben oberhalb der Einlagen von 100 000 Euro zwangsenteignet sondern sogar bis zu 80 Prozent.  

Hunderte Millionen Euro seien insgesamt über Vertretungen zypriotischer Banken in London und Moskau von Zypern überwiesen worden, teilt die Agentur Itar-Tass unterdessen unter Berufung auf den griechischen Fernsehkanal „Mega“ mit.

Nach Informationen von „Mega“ erklinge auf Zypern „scharfe Kritik an die Adresse des Geschäftsführers der Zentralbank Zyperns, Panikos Dimitriadis, der während der Krise den Filialen der Bank Zyperns und der Zypriotischen Volksbank in London erlaubt hat, ihre Arbeit fortzusetzen, so dass es möglich geworden war, größere Beträge von den Konten bei den zypriotischen Banken in der britischen Hauptstadt und über eine russische Bank in Moskau abzuheben“.

„Während die Verhandlungen zwischen der zypriotischen Regierung und den Europäern fortdauerten und auf Zypern Einschränkungen für das Abheben von Mitteln eingeführt wurden, wurden über Abteilungen zypriotischer Banken im Ausland Hundertmillionen Euro abgehoben“, teilt der Fernsehkanal mit.

Den Worten des Fernsehkanals zufolge stehe „der Geschäftsführer der Zentralbank Zyperns, Panikos Dimitriadis, jetzt jm Visier der politischen Führung der Insel wegen seiner Handlungen während der Krise, und es erklingen Forderungen nach dessen Demissionierung“.

„Mega“ teilt mit, dass sich jetzt in den Händen des Parlamentsvorsitzenden Zyperns, Yannakis Omirou, eine Liste der jüngsten Geschäfte zypriotischer Banken befindet, die in der Zeit abgewickelt wurden, als die Eurogruppe die Entscheidungen über ein „Beschneiden“ von Depositen traf.

Seinerseits teilte heute die zypriotische Zeitung „Fileleftheros“ mit, seien Informationen über „einen großen Diebstahl von Mitteln“ aus der Zypriotischen Volksbank und über den „Skandal mit der Abwanderung von Milliarden Euro von Zypern nach Griechenland“ aufgekommen.

In eine Sitzung wurden dringend der Parlamentsvorsitzende, Yannakis Omirou, und der Generalstaatsanwalt, Petros Kliridis, bestellt.

Der letztere verpflichtete die Mitglieder des Verwaltungsrates der Zypriotischen Volksbank diese Informationen dem Parlament bereitzustellen.

„Im Anschluss daran haben Omirou gemeinsam mit den Parlamentariern und dem Generalstaatsanwalt beschlossen, die Informationen, die bereitgestellt wurden, in die Kategorie ’Streng geheim’ einzustufen und sie im Gebäude des Parlaments zu verwahren, in dem erhöhte Sicherheitsvorkehrungen unternommen werden“, schreibt „Fileleftheros“.

Sollte es sich herausstellen, dass in den zypriotischen Banken jetzt weniger Geld als zuvor gibt, so wird sich der geplante Prozentsatz der außerordentlichen Steuer von den übrig gebliebenen Depositen erhöhen.

Der Finanzminister Zyperns, Michalis Sarris, der früher von der Möglichkeit gesprochen hatte, 30 bis 40 Prozent von den Großeinlagen bei der Bank Zyperns abzuschreiben, erklärte heute im Äther des zypriotischen Fernsehkanals RIK, dass er es nicht ausschließe, dass sich das „Stutzen“ der Einlagen von mehr als 100.000 Euro bei der Bank Zyperns 50 Prozent und bei der Zypriotischen Volksbank 80 Prozent betragen würde.

Unterdessen hat die EZB 5 Mrd. Euro aus Beständen der Bundesbank  nach Zypern geflogen, damit die Banken über genügend Liquidität verfügen.  

Die genaue Summe hat die EZB auf Anfrage nicht bestätigt. Die „Größenordnung“ sei aber korrekt, sagte ein Sprecher. So lange das Bargeld im Besitz einer Zentralbank ist, wird es nicht als Geld gebucht. Die Kosten werden intern im Eurosystem verrechnet. Sobald die Banknoten eine Zentralbank verlassen und in den Besitz einer Geschäftsbank übergehen, werden sie auf der Passivseite der Bilanz der Zentralbank verbucht, und gleichzeitig das Konto der Geschäftsbank mit dem gleichen Betrag belastet.

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen waren in der Nacht Lastwagen mit großen Bargeldbeständen auf den Hof der Zentralbank gerollt.

Zyprer dürfen zudem pro Auslandsreise maximal 1000 Euro Bargeld mit sich führen. Vieles andere bleibt unklar. Finanzminister Sarris hat beteuert, dass die Kapitalverkehrskontrollen auf wenige Wochen begrenzt bleiben. Doch es könnte viel länger dauern. In Island etwa wurden nach der Bankenkrise Kapitalverkehrskontrollen für fünf Monate eingeführt - mittlerweile gibt es sie seit fünf Jahren.

Zyprische Unternehmer müssen zudem weiter um ihr Geld bangen. Wer 500.000 Euro bei der Laiki-Bank hat, muss etwa damit rechnen, dass bis zu 400.000 Euro in eine Bad Bank wandern und dort auf Jahre festliegen. Er weiß weder, wie lange das Geld dort liegt, noch wie viel er am Ende wiederbekommt. Vermutlich wird es nur ein Bruchteil sein.