Vergesst Gaza nicht
von Jürgen Todenhöfer
VERGESST GAZA NICHT!
Liebe Freunde, nicht nur dem Hubschrauber Arafats hat man die Flügel weggeschossen. Auch den 1.7 Mio Palästinensern in Gaza, dem größten Freiluft-Gefängnis der Welt. Täglich wird die Blockade härter, gnadenloser. Nirgendwo auf unserem Planeten gibt es eine derartige Käfighaltung von Menschen.
Dieser Tage befasste sich der UN-Menschenrechtsrat mit der katastrophalen humanitären Lage in Gaza. Doch kaum jemand wird darüber berichten. Es sind ja nur Palästinenser, deren Würde mit Füßen getreten wird. Von allen Seiten. Wir leben in einer feigen Welt.
Die Schmuggeltunnel aus dem Sinai sind zugeschüttet, durch die ich noch 2011 heimlich von Ägypten nach Gaza gelangen konnte. 1.370 gab es. Auch der ägyptische Grenzübergang Rafah ist fast immer geschlossen. Israel blockiert alle anderen Luft- Land-und Wasserwege. Auch mir hielt man eine Maschinenpistole unter die Nase, als ich über den israelischen Grenzübergang Erez nach Gaza wollte. Über Erez lässt Israel nur überteuerte Waren nach Gaza, die sich dort kaum jemand leisten kann. Gleichzeitig werden Exporte aus Gaza verhindert. Die Bevölkerung wird immer tiefer in Not, Elend und Verzweiflung getrieben.
Die Arbeitslosigkeit explodiert. Fast 80 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Von weniger als 2 Dollar am Tag. Das ist zu wenig zum Leben, zum Sterben zuviel. 90 Prozent des Wassers sind ungenießbar. Existieren, vegetieren können die Meisten nur mit humanitärer Hilfe der UN. Erniedrigung total für dieses stolze kleine Volk mit seiner mehrtausendjährigen Geschichte.
Ziel der unmenschlichen Einschnürung ist es, die Wirtschaft des Gazastreifens dauerhaft "am Rande des Zusammenbruchs" zu halten. Israelische Beamte haben das gegenüber der US-Botschaft mehrfach offen zugegeben. Die Weltöffentlichkeit aber schweigt zu diesem politischen Waterboarding. Die ägyptische Regierung leistet sogar stillschweigend Beihilfe, um die im Gazastreifen regierende Hamas zu schwächen. Es ist zum Weinen.
Es ist Frühling in Gaza. Auch dort die schönste Jahreszeit, die Zeit der Träume. Die Menschen von Gaza träumen von Freiheit. Von Flügeln, die sie über israelische Mauern und Stacheldrahtzäune, über zugeschüttete Tunnels hinwegtragen könnten. Doch die Hoffnung wird immer geringer. Niemand kümmert sich um die Träume der Palästinenser. VERGESST DIE EINGSCHLOSSENEN VON GAZA NICHT!
Euer JT