Karl Marx : Der tendenzielle Fall der Profitrate  

Wie der Kapitalismus wirklich funktioniert 

Theoriebildung Teil 1

Im vorherigen Teil der Serie wurde Karl Marx’ Arbeitswerttheorie und die daraus folgende Ausbeutung näher beschrieben. Dass Ausbeutung von Arbeit die Quelle aller Profite im Kapitalismus ist, haben auch schon Ökonomen vor Marx entdeckt. Marx ging weiter und entdeckte im Widerspruch zwischen Ausbeutung und Profit die Ursache für die immer tiefer werdenden Krisen im Kapitalismus – den tendenziellen Fall der Profitrate (Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate).

Die Profitrate ist der Gewinn, der dem Kapitalisten übrig bleibt, wenn er alle Kosten nach einer Investition von seinem Gesamtgewinn abzieht. Ein Beispiel: ein Unternehmer ersetzt eine Maschine durch eine bessere Maschine um den Preis einer Million Euro. Damit werden seine Arbeiter pro Arbeitsstunde mehr Waren produzieren können. Das bringt ihm mehr Gewinne. Nach beispielsweise zehn Jahren ersetzt er diese Maschine durch eine Neue und rechnet jetzt nach, ob die Million durch die gesteigerte Produktion hereingespielt wurde. Bleibt ihm von der Million ein Gewinn von 100.000 Euro, so war die Profitrate 10%.

Die treibende Kraft im Kapitalismus ist die Konkurrenz um Profite. Diese Konkurrenz treibt die Kapitalisten dazu, soviel Gewinne wie möglich in neue, bessere, schnellere Maschinen zu reinvestieren. Dadurch erhofft sich der Kapitalist einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Seine Konkurrenz wiederum wird auch in neue Technologien investieren, um ebenfalls einen Vorteil zu erzielen, oder zumindest wieder aufzuholen. Wer da nicht mitspielt, wird vom Markt verdrängt. Indem sich die Konkurrenten gegenseitig die Preise drücken, beschleunigen sie den Fall der Profitrate. Es ist ein Wettrennen von Blinden.

In den Unternehmen wird dadurch immer mehr Geld in Produktionsmitteln gebunden – in den Maschinen, den Verkehrsmitteln, etc. – während relativ dazu die Arbeitskräfte abgebaut werden. Damit nimmt die Quelle ihrer Profite – Arbeit – ab und die Profitrate sinkt.

Die Profitrate hat zwar langfristig eine Tendenz zu sinken, es gibt aber auch eine Reihe gegenläufiger Faktoren, die dem Fall der Profitrate kurzfristig entgegen wirken können. Beispielsweiße wenn Kapitalisten die Arbeiter härter oder länger arbeiten lassen ohne ihre Entlohnung entsprechend zu erhöhen.. Die Diktatur der Klerikalfaschisten (⇒) in Österreich in den Dreißiger Jahren hat das versucht mit Waffen durchzusetzen, und hat so nur die Krise und das Elend weiter vertieft.

Krisen mit Massenarbeitslosigkeit und Verelendung haben erst dann einen »positiven« Effekt auf die Profitraten, wenn massenhaft Kapital entwertet wird und von den überlebenden Kapitalisten weit unter seinem Wert gekauft werden kann.

Eine andere Möglichkeit ist Verschwendung der Gewinne, anstatt sie wieder zu investieren. Genau das ist in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg passiert, als in Russland und den USA oft über 20% des Bruttonationalprodukts in Waffenproduktion geflossen sind. Diese »permanente Rüstungswirtschaft« war die Basis für die lange Boomphase zwischen 1941 und 1970. Nichts macht deutlicher, welch krankes Wirtschaftssystem Kapitalismus darstellt. Durch Zerstörung und Verschwendung kann er die Wirtschaft aus Krisen herausziehen, weil den Kapitalisten Möglichkeiten zur Verfügung stehen, den Fall der Profitrate auf unsere Kosten teilweise aufzuhalten. Der einzige Weg, dieses System zu überwinden, ist es zu bekämpfen und sich dagegen zu wehren. Für Marx war die Entdeckung, dass Kapitalismus uns regelmäßig in Krisen stürzen muss, der wissenschaftliche Beweis für die Notwendigkeit der Revolution. Wir müssen uns für eine vernünftige Produktionsweise einsetzen in der Bedürfnisse vor Profiten stehen.

 

aus Linkswende 2008