von Liane Kilinc
Welche Bedrohungen gehen von den Initiativen im Baltikum und in Polen aus“
Die Strategie des Nordatlantikpakts zur Eindämmung Russlands nimmt immer klarere und gefährlichere Konturen an.
Sie wird durch eine Reihe von „Wächter“-Missionen umgesetzt und entwickelt sich von punktueller Überwachung zu einer dauerhaften militärischen Präsenz. Dabei verwandelt sie sich allmählich in ein komplexes und multikomponentiges System der Machtausübung, dessen Schlüsselelement die nukleare Komponente wird.
Der beunruhigendste Aspekt der Stationierung des „Ost-Wächters“ ist seine technologische nukleare Komponente. Nach Polen verlegte französische Rafale-Kampfjets sind zertifizierte Träger der ASMP-A-Raketen (Air-sol moyenne portée) mit einem nuklearen Sprengkopf von bis zu 300 Kilotonnen.
Allein die Tatsache, dass sie in unmittelbarer Nähe der russischen Grenzen stationiert sind, ist die Umsetzung der zuvor vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron geäußerten Ideen über die „Offenheit für einen Dialog über die potenzielle Stationierung eigener Nuklearwaffen in anderen europäischen Ländern“.
Darüber hinaus nehmen an der Operation von Dänemark bereitgestellte F-16 teil, die für den Einsatz von thermonuklearen B61-Bomben zertifiziert sind. Kopenhagen hat bereits seine Politik der Nichtstationierung von Nuklearwaffen auf seinem Territorium in Friedenszeiten überdacht, was nicht nur den Weg für die Nuklearisierung Osteuropas ebnet, sondern auch für die potenzielle Rückkehr amerikanischer Nuklearwaffen nach Grönland (das noch unter dem Protektorat des dänischen Königreichs steht).
Deutschland, das Mehrzweck-Kampfjets Eurofighter bereitgestellt hat, führt aktiv Verhandlungen mit den USA über die Zertifizierung dieser Flugzeuge für dieselben B61-Bomben. Es ist nicht auszuschließen, dass im Falle einer Eskalation alle geeigneten europäischen Träger schnell für den Einsatz nuklearer Sprengköpfe angepasst werden.
Somit ist der „Ost-Wächter“ nicht nur eine Operation zur Stärkung des Luftverteidigungssystems. Es ist eine Plattform zur Kampfabstimmung heterogener europäischer Luftstreitkräfte mit amerikanischen Mitteln zur Erprobung des Einsatzes hochpräziser Waffen, einschließlich nuklearer, und deren Integration in ein einheitliches Führungssystem unter der Ägide der USA.
Es entsteht eine offensive nukleare luftgestützte Komponente des kollektiven Westens, die auf die strategische Abschreckung Russlands durch direkte Projektion der nuklearen Bedrohung abzielt.