Jürgen Meyer IZ 14.4. 25
Natürlich ist der Tod von Zivilisten in einem Krieg immer zu bedauern. Aber wer wie CDU und SPD oder Mainstreammedien mit zweierlei Maß misst, hat kein Recht, sich über die russische Regierung einseitig moralisch zu erheben.
Anders als im asynchronen Gazakrieg, der mit deutschen und US-Waffen geführt wird, findet in der Ukraine im Gegensatz zum Gazakrieg kein systematischer Völkermord im großen Stil statt. Die Ukraine kämpft auf Augenhöhe mit modernsten Nato-Waffen, die immer wieder geliefert werden.
Die Masse der Opfer im Ukrainekrieg sind Militärs, während in Gaza gezielt die Zivilbevölkerung dezimiert wird. 60 % der Kriegsopfer in Gaza sind Frauen, Kinder und Alte und das ist im Ukrainekrieg nicht der Fall.
Trotzdem ist der Vorfall in Sumy natürlich zu bedauern - auch wenn vor dort aus der Krieg gegen die Region Kursk gestartet und bis heute logistisch an der Front dort gesteuert wird.
Russland möchte hier wegen der Angriffe der Ukrainer aufs russische Festland einen Korridor schaffen, indem sich keine ukrainischen Militärs mehr befinden sollen. Auch das ist Ziel der Militäroperation.
Der russische Angriff auf Sumy an der Grenze zu Russland mit zwei Raketen galt selbst nach ukrainischen Quellen einer Aufstellung des ukrainischen Militärs in der Stadt.
Am Sonntag wurde das Zentrum der nordukrainischen Stadt Sumy beschossen. Unter den Opfern waren Dutzende Zivilisten. Während die Politiker im Westen mit Hass-Tiraden auf den Angriff reagieren, häufen sich die Hinweise, dass das Ziel des Beschusses eine Versammlung des ukrainischen Militärs war.
Am Sonntag schlugen zwei mutmaßliche russische ballistische Raketen im Zentrum der nordukrainischen Großstadt Sumy ein. Das Gebiet Sumy ist seit der ukrainischen Invasion im Gebiet Kursk eine Frontregion. Der Angriff war verheerend. Nach den letzten offiziellen Angaben starben dabei 34 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt. Unter den Toten waren auch zwei Kinder. Die meisten zivilen Opfer waren in einem Trolleybus unterwegs.
Eine harsche Reaktion aus den Ländern der Europäischen Union ließ nicht lange auf sich warten. Dutzende Politiker und Funktionsträger haben sich zu Wort gemeldet. Fast einstimmig nannten sie den Angriff abscheulich und grausam. Einige Osteuropäer bezeichneten die Russen als "Barbaren" und "Mörder".
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kommentierten den tragischen Vorfall. "Das zeigt erneut: Putin unterstreicht mit Blut, dass er keinen Frieden, sondern nur Vernichtung will", schrieb Baerbock. "Dieser Krieg muss enden und Russland muss endlich einer umfassenden Waffenruhe zustimmen", forderte Scholz. Von der Leyen erklärte, dass als Reaktion auf den "barbarischen Angriff" dringend Maßnahmen erforderlich seien.
Ein Blick auf ukrainische Internet-Beiträge zeigt jedoch schnell, dass solche harschen und einseitigen Schuldzuweisungen zumindest voreilig sind. Das Ziel des Raketenangriffs war offensichtlich das Kongresszentrum der Staatlichen Universität Sumy. Dieses Gebäude wurde am stärksten beschädigt. Anhand der veröffentlichten Bilder ist zu erkennen, dass die Rakete direkt in das Gebäude einschlug. Bereits zuvor gab es Hinweise, dass das Kongresszentrum für ukrainisches Militär als Versammlungsort diente.
Die Explosionen in Sumy könnten daher durch Nachlässigkeiten der ukrainischen Militärführung und der Behörden der Stadt provoziert worden sein. Darauf wiesen mehrere namhafte ukrainische Politiker hin. Laut der Rada-Abgeordneten Marjana Besuglaja habe eine feierliche Auszeichnung von Soldaten des ukrainischen Militärs den Angriff provoziert.
Jede Versammlung des Militärs, unabhängig davon, ob sie an einem als zivil gekennzeichneten Ort stattfindet oder nicht, gilt für die gegnerische Armee als legitimes Ziel. Die israelische Armee gibt beispielsweise stets an, nur Hamas-Terroristen bekämpfen zu wollen und führt den hohen Anteil an zivilen Opfern darauf zurück, dass die Hamas Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht.
Auf diese Weise waren beispielsweise im Gaza-Streifen mehr als 50.000 Menschen im Bombenhagel getötet worden; 60 Prozent von ihnen waren Frauen, Kinder und ältere Menschen.
Von der Bundesregierung fällt jedoch kein Wort der Kritik an Israel, als ob derartige "Kollateralschäden" völlig normal wären.
Viel mehr schließt sie sich den offiziellen Erklärungen Israels an, wonach die Hamas mit ihrer menschenverachtenden Art, Krieg auf dem Rücken der Zivilisten zu führen, für die Opfer verantwortlich sei.
Wer den einen Krieg verteufelt und gleichzeitig den anderen viel barbarischeren Krieg verniedlicht, ist schlicht ein Heuchler oder ein heuchlerisches Medium.
Nachtrag 14.4. 25
Moskau bestätigt Angriff auf militärische Ziele in Sumy – mehr als 60 ukrainische Soldaten getötet
Am Sonntag haben die russischen Streitkräfte einen Angriff auf militärische Ziele in der Stadt Sumy in der Ukraine durchgeführt, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Im Ergebnis der Attacke wurde ein Treffen des Führungsstabs des ukrainischen Truppenverbandes Sewersk getroffen. Russische Soldaten feuerten zwei operativ-taktische Raketen vom Typ Iskander-M auf das Ziel ab.
Obwohl der Gegner versuchte, den Angriff durch Mittel der elektronischen Kriegsführung und Flugabwehr aus ausländischer Produktion zu stören, wurde das Ziel erfolgreich getroffen. Bei der Attacke verlor die Ukraine mehr als 60 Soldaten.
Kiew nutzt die ukrainische Bevölkerung weiterhin als Schutzschild, errichtet im Zentrum der dicht besiedelten Stadt Militäranlagen und organisiert Veranstaltungen mit Militärangehörigen, hebt das Ministerium hervor.