Armenhaus Deutschland: Nur 65 Rentner erhalten Maximalrente von 3445 €uro brutto

Armutszeugnis für (H)Ampelregierung und Union: Insgesamt erhalten 90 Prozent der Rentner deutlich weniger als diese 1800 Euro brutto, und die Hälfte bekommt sogar weniger als 1050 Euro brutto. 

Jürgen Meyer & Georg Theis

IZ vom 28.10.2024

Wir wissen längst, dass durch falsche politische Entscheidungen die Rente nicht sicher und für die meisten Menschen sehr niedrig ist - vor allem netto. 

In Deutschland zahlen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zusammen mit ihren Arbeitgebern 18,6 Prozent ihres Bruttoeinkommens in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Für diese Einzahlungen gibt es jedes Jahr Rentenpunkte. Wer rund 45.348 Euro verdient, bekommt einen Rentenpunkt. Wer mehr verdient, bekommt entsprechend mehr und wer weniger verdient, entsprechend weniger. Wer in Rente ist, bekommt ab Juli pro Rentenpunkt 39,32 Euro Rente pro Monat.

Je mehr man verdient, desto mehr Rentenpunkte erhält man und umso höher fällt später die Rente aus. Nach oben gibt es aber einen Deckel: die Beitragsbemessungsgrenze. Diese Grenze entspricht dem maximalen Einkommen, für das Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt werden. Entsprechend kann man aber auch nicht mehr Rentenpunkte sammeln. Aktuell sind es maximal 1,97 Punkte pro Jahr – mehr geht nicht. Daraus ergibt sich auch eine maximal mögliche Rente.

Die theoretisch höchste Rente

Um die maximal mögliche Rente zu bekommen, muss das Einkommen ein Leben lang mindestens so hoch sein wie die Beitragsbemessungsgrenze. 2024 liegt sie bei 90.600 Euro in den alten Bundesländern und bei 89.400 Euro in den neuen Bundesländern. Also sagen wir rund 90.000 Euro. Diese Grenze steigt jedes Jahr mit der allgemeinen Lohnentwicklung.

Wer in den vergangenen 45 Jahren immer mindestens diesen Betrag verdient hat, würde ab der Rentenerhöhung im Juli 3445 Euro Rente brutto bekommen. Diese muss noch versteuert werden, sodass netto – je nach Lebenssituation – 2500 Euro zum Leben überwiesen werden.

2500 Euro netto monatliche Rente klingen nett – es gibt aber einen Haken: Es ist absolut unwahrscheinlich, mit solch einem hohen Gehalt zu starten. Man hätte sofort ab dem Berufseinstieg immer den Betrag der Beitragsbemessungsgrenze verdienen müssen. Die Rentenbeiträge, die die meisten Menschen ausbezahlt bekommen, liegen also deutlich unter dem Betrag.

90 Prozent aller Rentner bekommen weniger als diese Rente

Ein Blick auf die Verteilung der Rentenbeträge in Deutschland zeigt: 11 Prozent der Rentner bekommen weniger als 300 Euro Rente im Monat. Darunter dürften auch viele Personen fallen, die nur kurzzeitig in die gesetzliche Rente eingezahlt und sich dann etwa selbstständig gemacht haben.

 

Die Hälfte aller Rentner erhält weniger als 1050 Euro – wohlgemerkt brutto. Davon abgezogen werden Steuern und Krankenversicherungsbeiträge. Der ehemalige CDU-Politiker Norbert Blüm sagte einst, “die Rente ist sicher”. Dass eine Rente von gut 1000 Euro brutto für die meisten Menschen nicht ausreicht, ist selbstredend. Diese Zahl verdeutlicht noch einmal, wie wichtig eine private Altersvorsorge ist, zum Beispiel mit einem ETF-Sparplan.

Schockierend ist auch diese Statistik: Die überwiegende Mehrheit, nämlich 90 Prozent aller Rentner, erhalten weniger als 1800 Euro Rente brutto. Eine Rente oberhalb von 1800 Euro ist also für die meisten Menschen absolut unwahrscheinlich. Und entsprechend weit weg liegt das theoretisch mögliche Maximum von besagten 3445 Euro brutto.

Nur 65 Personen bekommen diese Höchstrente

Noch mehr interessante Zahlen liefert der Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung. Er zeigt unter anderem, wie viele Menschen wie viele Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

Ab der Rentenerhöhung im Sommer werden etwa ganze 10.000 Personen in den Genuss einer Rente oberhalb von 3000 Euro brutto kommen. Alle anderen erhalten weniger. 

Im Bericht der Bundesregierung gibt es zudem eine Tabelle, die die Verteilung der Rente wegen Alters aufschlüsselt. Laut der Tabelle gibt es 65 Personen, die im Schnitt mindestens 50 Jahre gearbeitet haben und im Schnitt mehr als 1,9 Rentenpunkte pro Jahr sammeln können.

 

Heißt: Daraus schließen wir, dass es 65 Menschen gibt, die seit ihrem ersten Arbeitstag 50 Jahre lang mindestens das 1,9-fache des Durchschnittseinkommens verdient haben. Diese sollen damit im Schnitt eine Rente von rechnerisch rund 3780 Euro bekommen haben. Unter diesen 65 Personen sind übrigens nur sechs Personen aus den neuen Bundesländern und keine Frau. 

Gesetzliche Rente: Wie hoch ist sie mindestens?

Die maximale Rente ist recht einfach zu ermitteln. Wie aber sieht es mit der Mindestrente aus, die man in Deutschland bekommt? Das ist leider wesentlich komplizierter. Theoretisch ist die minimale Rente null Euro, wenn nämlich gar nicht in die Rentenversicherung eingezahlt wurde. Ohne alles muss man hingegen nicht leben, denn es gibt zwei soziale Sicherungssysteme, die hier greifen können. Das ist zum einen die Grundrente und zum anderen die Grundsicherung.

Die Grundrente ist sozusagen ein Zuschlag zur gesetzlichen Rente, den man erhält, wenn Anspruch auf die gesetzliche Rente besteht. Wer zum Beispiel 35 Jahre in Vollzeit gearbeitet und sein Leben lang den heutigen Mindestlohn verdient hat, konnte 19,9 Rentenpunkte sammeln. Das ergibt eine Rente von 783 Euro ab Juli. Durch die Grundrente wird diese auf 1061 Euro aufgestockt.

Wenn kein Anspruch auf Grundrente existiert oder diese noch immer zu gering ausfällt, kommt die Grundsicherung ins Spiel. In unserem Beispiel würde die Grundsicherung greifen, wenn die Rente geringer ist als 845 Euro plus Miete und Heizkosten. Die Differenz zur Rente würde dann ausbezahlt werden.