Wagner is coming back - Mit Prigoschin jr an der Spitze?

Söldnertruppe im Dienste Russlands

Er ist wieder da. Nachdem er zunächst kopflos durch sein übliches Territorium, den afrikanischen Kontinent, zog, hat sich der russische Söldnertrupp Wagner neu formiert – und plant offenbar eine groß organisierte Rückkehr in die Ukraine. Das zumindest sagt der Russland-Experte und Konfliktbeobachter Nikita Gerasimov auf seinem Telegram-Kanal.

Rund sechs Monate nachdem der Chef der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, gibt es jetzt quasi die offizielle Bestätigung: Die Söldner haben eine Doppelspitze – und die plant eigenen Angaben zufolge Großes.

Bereits seit ihrem Rückzug aus der Ukraine gingen viele Söldner der Gruppe etwa nach Belarus, einige zog es wieder in afrikanische Länder wie Mali, Libyen oder die Zentralafrikanische Republik. Nach Russland konnten und wollten nur die wenigsten zurück.

"Den verfügbaren Infos zufolge wurde das Prigoschin-Imperium durch den ‚natürlichen‘ Nachfolger übernommen – seinem Sohn Pavel Prigoschin, der bei den ‚Wagner‘ den Kampfnamen 'Prinz' tragen soll", schreibt der Experte Gerasimov auf Telegram. Prigoschins Imperium umfasst weitaus mehr als nur die Kampftruppe. Denn auch eine Reihe von Medienkanälen, Immobilien und Logistikunternehmen hatten in der Vergangenheit den Einfluss von Putins ehemaligem Koch verstärkt. Nun soll Prigoschin Junior das alles besitzen.

Der "Prinz" soll aber nur wenig Einfluss auf die Kämpfer haben. Ihre Loyalität gilt einem anderen. "Lotus" heißt er, bürgerlich Anton Yelizarov. Dieser war und ist einer der Hauptverantwortlichen in Wagners Afrika-Geschäften, hatte sich wohl auch in Bachmut einen glorreichen Namen gemacht. Auch "Lotus" soll nach Prigoschins Tod mit dem Verteidigungsministerium verhandelt haben – parallel zum "Prinzen".

So stellt Gerasimov die Vermutung auf, dass die Doppelspitze aufgeteilt ist in Besitz (durch Prigoschins Sohn) und Befehlsgewalt (durch "Lotus"). Letzterer hat sich kürzlich nach langer Stille auf Telegram zurückgemeldet und gab mit einer Videoansprache quasi die offizielle Bestätigung dafür, dass er die Führung übernimmt. "Wir setzen unsere Arbeit auf dem afrikanischen Kontinent fort, und wir setzen unsere Arbeit in Weißrussland zum Nutzen Russlands fort. Wir arbeiten, und zwar recht erfolgreich", sagt er in dem Video. Er befinde sich zurzeit in einem "Kosakenlager", sagt er weiter. Kosaken waren Abtrünnige des Zarenreichs, freie Kämpfer, die sich aus flüchtigen russischen, ukrainischen und polnischen Leibeigenen zusammengetan hatten. Bis zum 18. Jahrhundert waren sowohl russische als auch ukrainische Kosaken vom Zarenreich meist unabhängig – schlossen sich dem Reich jedoch später wieder an. Ein passender Vergleich zur Wagner-Gruppe. Sie hätten allerdings immer russische Interessen vertreten.

Wagner hat noch immer keinen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium geschlossen und ist demnach illegal existent. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die Söldner unter anderem Namen aktiv werden, sich in die anderen militärischen Strukturen Russlands einreihen. Innerhalb der Gruppe "Redut" etwa. Dieses private Militärunternehmen war nach der Gruppe Wagner die wichtigste Privatarmee Russlands. Schon vor Prigoschins Putschversuch war sie die einzige Gruppe, deren Bedeutung auch nur ansatzweise an die der Wagner PMC heranreichte. Auch die russische Nationalgarde, "Rosgvardia", die dem Innenministerium hörig ist, könnte eine Anlaufstelle für Wagner-Kämpfer sein.

Der russische Militärgeheimdienst GRU habe den ursprünglichen Kern der Wagner-Gruppe mit den Aktivitäten in Afrika längst vollständig unter seine Kontrolle gebracht und führe die Operationen dort direkt unter anderem Namen weiter, meint hingegen der "Sicherheitsexperte" Nico Lange.

Ob innerrussisch im Namen des Inlandsgeheimdienstes FSB, wie ein britischer Thinktank kürzlich bekannt gab, in Afrika oder in der Ukraine: Die Kämpfer der Wagner-Gruppe sind weiter aktiv.