PAPST: Wir sind Rassisten
Ukrainische Flüchtlinge gegenüber muslimischen Kriegsopfern privilegiert
«Wir sind Rassisten, wir sind Rassisten – und das ist schlimm»
Für Papst Franziskus sind der Krieg in der Ukraine und die anderen Konflikte auf der Welt das Ergebnis einer generellen Abkehr vom Frieden. Auch die Ungleichbehandlung von Flüchtlingen thematisiert er am Karfreitag.
Papst Franziskus hat sich in einem am Karfreitag ausgestrahlten TV-Interview über den Krieg in der Ukraine und andere Konflikte auf der Welt geäussert.
«Wir leben nach einem Schema, in dem wir uns umbringen, wegen des Willens nach Macht, nach Sicherheit, nach vielen Dingen», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem am Karfreitag ausgestrahlten TV-Interview des italienischen Senders Rai 1.
«Ich verstehe die Regierungen, dass sie Waffen kaufen. Ich verstehe sie, aber heisse es nicht gut», sagte Franziskus.
Immer leiden die Schwächsten unter den Kriegen, wie der Argentinier betonte.
Im Hinblick auf die Flüchtlinge kritisierte er, dass nicht alle gleich behandelt werden. «Die Flüchtenden werden unterteilt. Erster Klasse, zweiter Klasse, nach Hautfarbe, ob man aus einem entwickelten Land kommt oder einem nicht entwickelten. Wir sind Rassisten, wir sind Rassisten. Und das ist schlimm», sagte der Papst.
Am Karfreitag stand für Franziskus eine Feier im Petersdom (17.00 Uhr) und später am Abend (21.15 Uhr) der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum an, der nach zwei Jahren Corona-Ausfall erstmals wieder öffentlichen zelebriert werden sollte. Dabei sollten bei einer der 14 Stationen eine Frau aus der Ukraine und eine aus Russland gemeinsam das Kreuz tragen. Vom Vatikan wurde dies als Zeichen des Friedens geplant – aus der Ukraine setzte es aber auch Kritik, weil Russland als Aggressor auf die Art nicht angemessen dargestellt werde.
Der Papst wird zum Putin-Versteher - Nato hat Russland provoziert
NATO könnte Russland wegen Ukraine wohl provoziert haben – Papst Franziskus schlägt ungewöhnliche Töne an
Papst Franziskus hat geäußert, dass die Osterweiterung der NATO den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Angriff auf die Ukraine provoziert haben könnte.
Demnach könnte die 25 Jahre lange Ostexpansion des aggressiven Nato-Kriegsbündnisses seit 1997 - insbesondere nach dem illegalen Kosovokrieg der Nato 1998 - bis an die russische Grenze in der Ukraine-Frage das Fass zum Überlaufen gebracht haben.
In einem Interview, das am Dienstag von der italienischen Tageszeitung Corriere Della Sera veröffentlicht wurde, spekulierte der Pontifex, dass "das Bellen der NATO vor Russlands Tür" den Kreml dazu gebracht haben könnte, die Militäraktion am 24. Februar zu starten.
"Ich kann nicht sagen, ob er provoziert wurde, aber vielleicht wohl ja", sagte er.
Franziskus erklärte auch, dass er in den ersten Wochen des Konflikts um ein Treffen mit Putin gebeten, aber noch keine Antwort erhalten habe.
Mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, wolle er sich aber vorerst nicht treffen.
Seiner Meinung nach habe der russische Kirchenvorsteher die Offensive Russlands gerechtfertigt, als er während eines Zoom-Gesprächs die Gründe für den Einmarsch genannt habe.
"Davon verstehe ich nichts. Bruder, wir sind keine Staatskleriker, wir können nicht die Sprache der Politik verwenden, sondern (müssen) die Sprache Jesu verwenden", monierte Frankziskus.
Der Papst war zuvor kritisiert worden, weil er Russland in den ersten Tagen des Angriffs nicht direkt verurteilt hatte.
Im März rief er zu einer "anderen Art, die Welt zu regieren" auf, und forderte die Zivilisation auf, das reflexartige Bedürfnis nach "mehr Waffen, mehr Sanktionen, mehr politisch-militärischen Allianzen" zu überwinden.
Die völkerrechtswidrigen Kriege der USA hatte er auch nie verurteilt - aber deutlich gemacht, dass der Krieg das Wesen des klassischen Kapitalismus darstelle - und das wurde zuerst als Kritik an der USA Weltherrschaftspolitik betrachtet.