Gaia-X,  Trump Berater Peter Thiel und die Totalüberwachung im Interesse der USA

Gaia-X: Big-Data-Firma Palantir aus den USA ist bei EU-Cloud vorn mit dabei

Der als Big-Brother-Ausrüster kritisierte US-Konzern Palantir hat stolz bekannt gegeben, vom Start weg beim europäischen Prestigeprojekt Gaia-X mitzumischen.

Peter Thiel trennte sich gerade von  Meta Plattform von Facebook und Mark Zuckerberg, der diesen Schritt als vorhersehbar kommentierte. Mehreren übereinstimmenden Medienberichten zufolge hat der Rückzug damit zu tun, dass Thiel sein politisches Engagement mit Blick auf die US-Kongresswahlen in diesem Jahr verstärken und dabei die Agenda des früheren Präsidenten Donald Trump unterstützen wolle. Dabei wolle er nicht, dass seine politischen Aktivitäten zu einer „Ablenkung“ für Meta würden. Thiel finanziert die Kampagnen von zwei Kandidaten der Republikanischen Partei für Sitze im Senat, und er hat ihnen jeweils 10 Millionen Dollar gegeben.

Der Paypal-Verkauf machte Thiel reich

Es handelt sich dabei um Blake Masters, der einen der Senatssitze des Bundesstaates Arizona gewinnen will, und J.D. Vance, der in Ohio antritt. Beide sind Protegés mit geschäftlichen Verbindungen zu Thiel, und beide unterstützen Trump. Masters zum Beispiel sagte in einem Werbespot, er glaube, Trump habe die Wahlen 2020 gewonnen. Vance ist als Autor des Buches „Hillbilly Elegy“ bekannt geworden. Er zeichnete darin ein Porträt der wirtschaftlich desolaten Regionen Amerikas, in denen er aufgewachsen ist, und wurde damit als Erklärer des Trump-Phänomens gefeiert. Vance hat früher oft kritisch über Trump gesprochen, sich aber im Zuge seiner Senatskandidatur auf die Seite des früheren Präsidenten geschlagen.

Schon im Präsidentenwahlkampf 2016 war Thiel sehr aktiv und einer der wenigen Vertreter der Technologiebranche, die Trump offen unterstützt haben. Er spendete einen Millionenbetrag, um Trump zum Wahlsieg zu verhelfen, und sprach damals auf dem Parteitag der Republikaner. Nach den Wahlen wurde er zu einem Berater von Trump und half zum Beispiel, ein Treffen zwischen ihm und prominenten Gründern und Top-Managern der Technologiebranche zu organisieren. Zwischenzeitlich hieß es aber auch, Thiel sei auf Distanz zu Trump gegangen. Im Wahlkampf 2020 spielte er keine allzu sichtbare Rolle.

Das auf Big-Data-Analysen spezialisierte US-Unternehmen Palantir hat sich "von Tag Eins an" dem europäischen Cloud-Projekt Gaia-X als Mitglied angeschlossen.

Dies teilte der Konzern seinerzeit "stolz" in einem Blogbeitrag mit.

Die Ansage überrascht aus mehreren Gründen. So war bislang etwa nicht bekannt, dass die eng mit Geheimdiensten wie der CIA und der NSA sowie dem US-Militär kooperierende Firma die bei Gaia-X hochgehaltenen Werte wie Datenschutz, digitale Souveränität, Vertrauen, Transparenz und Offenheit vertritt.

1998 war Thiel zusammen mit Elon Musk von Tesla einer der Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, der 2002 für 1,5 Milliarden Dollar an den Online-Händler Ebay verkauft wurde. Der Paypal-Verkauf machte Thiel reich, danach wurde er Wagniskapitalgeber, er ist außerdem Mitgründer und Großaktionär des auf Datenanalyse spezialisierten Unternehmens Palantir. Thiels Vermögen wird von Forbes auf 2,6 Milliarden Dollar geschätzt. 

PayPal-Gründer und Donald-Trump-Sponsor Peter Thiel hat den österreichischen Ex-Kanzler Kurz als "Global Strategist" angeheuert. Deshalb beschäftigt sich auch Böhmermann im TV Format " Royale" mit dem Thema.

Im Verwaltungsrat von Facebook/Meta, den er jetzt verließ, war Thiel seit 2005. Er hatte eine prägende Rolle im Unternehmen und galt als Mentor des Mitgründers Mark Zuckerberg. Er war auch der erste außenstehende Investor und gab Facebook in den Anfangstagen 500.000 Dollar.

https://www.stern.de/digital/online/der-paypal-gruender-und-seine-cyber-krieger--wie-peter-thiel-whatsapp-hacken-liess-31592076.html

Seit dem Verkauf von Paypal steckt Peter Thiel Geld in alle möglichen Unternehmen. Und schreckt auch vor umstrittenen Investments nicht zurück. Nun wurde bekannt, dass eines seiner Start-ups es auf den Messenger Whatsapp abgesehen hatte.

Peter Thiel ist selbst im Silicon Valley eine schillernde Figur. Vor allem sein Engagement gegenüber staatlichen Stellen erregt immer wieder Aufsehen. Und das sorgt nun dafür, dass sich sogar zwei seiner Investments miteinander anlegen.

Das geht aus einer Recherche der "New York Times" hervor. Die wollte eigentlich die Machenschaften des israelischen Software-Unternehmens NSO Group und ihre Hackerwerkzeuge zum Knacken des iPhones herausarbeiten. Und stieß dabei auch auf das US-Unternehmen Boldend, das ebenfalls Hacker-Dienste für Regierungen anbietet. Und offenbar von Thiel finanziert wird. 

Whatsapp-Hack als Verkaufsargument

Das geht laut der "Times" aus einer Präsentation des Unternehmens hervor, die der Zeitung vorliegt. Auf einer Seite tauchte auch Thiels Founders Fund als einer der Investoren des erst 2017 gegründeten Start-ups auf. Diese mittlerweile auch von "Forbes" durch unabhängige Quellen bestätigte Verbindung war vorher nie veröffentlicht worden.

Das Hauptprodukt Boldend ist "Cyber-Kriegsführung" als Dienstleistung. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern Raytheon warben die Unternehmen mit Boldends "automatisierten Produkten, die Entwicklung und Einsatz von Cyberwerkzeugen für Operationen und Systeme beschleunigen, um die nationale Sicherheit zu schützen". Im Klartext bedeutet das: Es handelt sich um Hackerwerkzeuge für staatliche Stellen.

Dass Thiel sein Investment nicht an die große Glocke hängt, könnte auch mit einer Anwendung dieser Tools zu tun haben: Laut der Präsentation war Boldend eine Zeitlang dazu in der Lage, auch den als relativ sicher geltenden Messenger Whatsapp zu knacken. Erst ein Patch Anfang letzten Jahres soll den Zugang zu den Chats wieder geschlossen haben.

Wie groß Thiels Einfluss in Boldend genau ausfällt, kann niemand sagen. Den Quellen von "Forbes" zufolge soll Thiels Fund allerdings bereits in einer sehr frühen Phase mit 10 Millionen Dollar eingestiegen sein. Damit dürfte er einer der wichtigsten Investoren des Unternehmens sein.

Dass ein Thiel-Investment Facebook in die Quere kommt, ist allerdings nichts neues. Das ebenfalls von ihm gesponsorte Unternehmen ClearView geriet ins Kreuzfeuer, weil es sich dreist bei Facebooks Fotodatenbanken bediente, um seine umstrittene Gesichtserkennungs-KI mit Lernmaterial zu füttern. Auch das skandalöse Analyse-Unternehmen Cambridge-Analytica, das Facebook-Daten auswertete um Donald Trumps Wahlkampf zu befeuern, soll mit Thiel Geschäfte gemacht haben: Die Daten sollen in die Analyse-Werkzeuge von Thiels Hauptunternehmen Palantir geflossen sein.

Für den rechts-libertären Thiel steht Freiheit im Widerspruch zu Demokratie und Marktwirtschaft, die er deshalb als Sympathisant des Trump Lagers in den USA bekämpft.

Zudem gehört Palantir nicht zu den im September offiziell bekannt gegebenen 22 ersten Gründungsmitgliedern der gemeinnützigen Gaia-X-Gesellschaft mit Sitz in Brüssel.

Darunter befinden sich Namen wie Atos, BMW, Bosch, De-Cix, Deutsche Telekom, die Fraunhofer-Gesellschaft, Orange, OVH, SAP und Siemens. Von Unternehmen aus Drittstaaten war damals noch keine Rede, auch wenn sich US-Hyperscaler sowie chinesische Ausrüster seit dem Herbst bei dem europäischen Prestigeprojekt mehr und mehr in den Vordergrund schieben.

Vor einer Gaia-X-Konferenz im November war bekannt geworden, dass neben Amazon, Microsoft und Google auch Palantir auf der damals auf gut 150 Namen angewachsenen Liste der Mitglieder in spe stünden. Über die Anträge entscheiden müsse der allein europäisch besetzte Verwaltungsrat der Gaia-X-Gesellschaft, hatte es damals geheißen. Inzwischen ist einer Frage-Antwort-Liste auf der Webseite der Institution zu entnehmen, dass "über 300 Organisationen aus vielen Ländern" bereits "involviert" seien. Konkret genannt werden davon nur Verbände wie der BDI, Bitkom, eco oder VDMA.

Das vom Trump-Unterstützer Peter Thiel mitgegründete Unternehmen Palantir ist nach den sehenden Steinen aus dem "Herr der Ringe" benannt. Es zählt zu den umstrittensten Konzernen im Silicon Valley und hat seinen Hauptsitz inzwischen nach Denver verlegt. Der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU gilt Palantir, das vor rund 17 Jahren unter anderem mit Geld des CIA-Wagniskapitalarm In-Q-Tel loslegte, als "Schlüsselfirma in der Überwachungsindustrie". Sie ist Kritikern zufolge tief in den militärisch-digitalindustriellen Komplex der USA verstrickt. Ihr Geschäftsmodell heiße: Big Data für Big Brother.

In Deutschland baut Hessen im Anti-Terror-Kampf auf Gotham, die auf deutsche Gegebenheiten angepasste Version der Palantir-Antiterror-Software. Kritiker aus der Opposition monieren, dass mit dem entsprechenden Projekt "Hessendata" eine ungerechtfertigte Rasterfahndung einhergehe. Es sei unklar, welche Daten in die USA flössen. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen und Europol nutzen mittlerweile ebenfalls Gotham.

Zuletzt war Palantir während der Corona-Krise an Behörden auch in Europa und Deutschland herangetreten – mit einem Gratis-Angebot der Datamining-Software Foundry. Die hessische Regierung liebäugelte zunächst mit dem Einsatz des Programms, um ein besseres Lagebild von den Auswirkungen von Covid-19-Erkrankungen im Gesundheitswesen zu erhalten, entschloss sich letztlich aber dagegen. Auch beim Bundesgesundheitsministerium konnte der Konzern mit einem einschlägigen Konzeptpapier nicht landen.

Von Anfang an "haben wir unser Geschäft und unsere Technologie darauf ausgerichtet, viele der Herausforderungen zu bewältigen, die Gaia-X frontal angeht", erläutern die führenden europäischen Palantir-Mitarbeiter Harkirat Singh und Robert Fink nun. Im Kern gehe es um die Frage, wie Institutionen des öffentlichen und privaten Sektors die verteilten, heterogenen Informationsbestände, die sie über Jahrzehnte oder Jahrhunderte angesammelt haben, sinnvoll nutzen könnten. Die Sicherheit und der Schutz der Daten sowie die Bürgerrechte sollten dabei nicht gefährdet werden.

Die Werte, die im Mittelpunkt des Gaia-X stehen, seien so "in der Tat von zentraler Bedeutung für unsere eigene Mission als Unternehmen", schreiben die Palantir-Experten. Die Vision der Cloud-Initiative fühle sich "wie eine natürliche Erweiterung dieser Überzeugung" an. "Manche mögen wieder einmal einen Widerspruch zwischen Kooperation auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite sehen", zwischen der Hoheit über und der Verfügbarkeit von Daten, räumen sie ein. Die "Aufgabe für uns Informatiker und Software-Ingenieure" sei es aber, "diese Gegensätzlichkeit zu widerlegen".

Beobachtern stößt das Bekenntnis indes übel auf. "Palantir ist das genaue Gegenteil von Europas Interessen", twittert der Chef der belgischen Online-Werbefirma Actito, Benoît De Nayer. "Es ist eines der verachtenswertesten Unternehmen der Welt, das autoritären Regierungen hilft, ihr Ziel der totalen Kontrolle zu erreichen." Die netzpolitische Referentin der Linken im Bundestag, Anne Roth, schreibt gewandt an Gaia-X-Ideengeber Peter Altmaier (CDU): "Und das war's dann mit dem Vertrauen in die europäische Souveränität." Ein anderer Twitter-Nutzer erregt sich: "Unglaublich. Wieso schicken wir nicht gleich alle unsere Daten an die CIA?"

https://www.youtube.com/watch?v=SKY5pOcEn4U&t=3s

ZDF Royal 

Thiel kooperiert auch mit Gates und zwar bei dem Thema Kunstfleisch. 

Google-Co-Gründer Sergey Brin ist mit seinem Labor-Burger nicht der einzige Tech-Promi, der die Fleischindustrie ordentlich durch den Wolf drehen will. Wie die Washington Post berichtet, investieren auch die Tech-Unternehmer Bill Gates und Peter Thiel in Fleisch aus der Retorte. Gates steckt sein Geld dabei in eine tierfreie Fleischalternative auf der Basis pflanzlicher Proteine, die vom Startup Hampton Creek Foods entwickelt wird – das Unternehmen experimentierte bislang vor allem mit der pflanzlichen Eieralternative “Beyond Eggs”. Bill Gates widmete der „Future of Food“ einen eigenen Blogeintrag.

Paypal-Co-Gründer Thiel unterstützt derweil einen ähnlichen Ansatz wie Sergey Brin, dessen Retortenburger am Montag in London öffentlich verkostet wurde: Auch er invesiert in ein Verfahren, das aus Stammzellen lebender Rinder Fleisch und sogar Leder erzeugen will, indem das Gewebe künstlich im Labor aus kultivierten Zellen gezüchtet wird.

Auch Leder kommt aus dem 3D-Drucker

Modern Meadow heißt das Unternehmen, das von Thiels Förderprogramm Breakout Labs eine sechsstellige Summe erhielt, um seine Bioprinting-Technik weiter voran zu bringen – Fleisch aus dem 3D-Drucker also, gefertigt aus Biotinte, die mit verschiedenen Zelltypen angereichert ist. Die Gründer von Modern Meadow züchten mit einem zweiten Unternehmen bereits Gewebe für medizinische Zwecke.

Das gemeinsame Kunstfleisch-Interesse von Brin, Gates und Thiel könnte hübschen Stoff für einen Thriller abgeben: „The Big Hackathon“. Drei Milliardäre, die sich ein blutiges Rennen ( oder heimliche Kooperation?)  um das erste, perfekte, künstliche Steak liefern und sich dabei gegenseitig zerfleischen. Oder tatsächlich die Zukunft des Fleischverzehrs revolutionieren. Good Hack!