Great Reset 

Gastbeitrag aus der Reihe "Linkes Netzwerk" -  Aus "Der Freitag" - Geschrieben von Idog - leichte Überarbeitung - IZ Archiv
 
Erläuterungen über das Erstreben einer neuen Weltordnung

 

Vor mittlerweile 33 Jahren behauptete eine gewisse Margaret Thatcher (1979-90 Premier Ministerin des UK) jedoch, dass es "so etwas wie Gesellschaft" angeblich gar nicht gäbe.
 
Sie verwies damit indirekt auf die Selbstverantwortlichkeit des Bürgers und dessen Verantwortungsbewusstsein anderen Bürgern gegenüber, aber auch auf eine sich verstärkende wirtschaftliche Konkurrenz der einzelnen Bürger untereinander, die sich bis heute in ein nie da gewesenes Extrem gesteigert hat.
 
Der meue anti-sozialistische Neoliberalismus sollte analog der Entwicklung mit Ronald Reagan in den USA eine neue konservative Revolution bewirken, die mit Privatisierungsorgien und Entstaatlichung er Wirtschaft allerdings stock reaktionär daherkam.
 
Die Verantwortung des Staates, der an sich ja aus Bürgern besteht, wurde damit entwertet und weitgehend verweigert und der Staat zu einer vom Bürger zusehends entkoppelten Struktur, die offensichtlich anderen Wirtschaftsakteuren gegenüber leistungsverantwortlich geworden war, vor allem Kapitalstrukturen und deren anonymisierten Shareholdern.

Die seit der 1980er Jahren programmatisch stattfindende Umverteilung des Wohlstands von unten nach oben und die daraus resultierende, von Thomas Piketty genau untersuchte, steigende Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft zu Gunsten der reichen Klassen sind Indizien für diesen radikalen politischen Wandel zu einem bürgerfremden Selbstverständnis der Regierungen.

Der "Neo-Liberalismus" ist damit eine politisch radikale, restaurative Phase - gewesen, die von Warren Buffet, einem der reichten Männer der Welt, 2006 als erfolgreicher Klassenkampf von oben bezeichnet wurde. Dass es sich bei dieser globalen, unter dem Schutz des US-amerikanischen Imperiums wirksamen Politik um eine seit den 1940er Jahren entwickelte ökonomische Agenda handelt, die von Interessengruppen der Wirtschaft lanciert wurde, ist ausreichend dokumentiert. Es handelt sich hier also offensichtlich nicht um eine Verschwörungstheorie, sondern um eine absichtsvolle politische Agenda. Sie setzte sich Anfang der 1970 Jahren durch, nachdem "die Grenzen des Wachstums" (1972) dem damaligen kapitalistischen Modell des grenzenlosen Wachstums der Realwirtschaft wissenschaftlich evident ein schnelles Ende bescheinigt hatten.

Mit dem Pinochet-Putsch wurde Chile damals das erste Versuchslabor des Neoliberalismus so wie es heute der Sudan oder Bangladesch für aktuelle Agenden sind.

Geht man von der hier als bekannt vorausgesetzten, historischen, geopolitischen und ökonomischen Entwicklung der letzen 40 Jahre aus, und dem Umstand, dass sich das ökonomische System mit Bezug auf sein Wachstumsparadigma in einem Sog unlösbarer interdependenter Probleme befindet, die bereits seit längerem mit sichtbaren Untergangsphänomenen wie Austeritätspolitik, Aufständen oder Börsencrashs das Ende der sogenannten Globalisierung und des Neoliberalismus ankündigten, wird die Existenz einer neuen Agenda der elitären Kreise nicht erstaunen.

Dieses neue "Betriebssystem" - eine technokratisch-digitale Utopie - wird seit Anfang Juni 2020 vom WEF unter dem Namen "THE GREAT RESET" mit einer aufwendigen, internationalen Propagandakampagne als Lösung aller Probleme "verkauft".

In einem Moment also, in dem der Zustand der Welt von einer angeblich alles in Frage stellenden Pandemie überdeckt wurde, die einen Shut Down der Wirtschaft mit weitreichenden Konsequenzen, Einschränkungen der Bürgerrechte und oft widersprüchlichen, sanitäre Maßnahmen in sehr vielen Ländern verursachte.

Diese de facto kontrollierte Zerstörung großer Teile der Weltwirtschaft ermöglichte es dem Konzern-Kapitalismus weltweit, aus dem Untergang zusammenbrechender oder "stillgelegter" Unternehmen ungeahnte Gewinne zu erwirtschaften. All dies geschah mit breiter öffentlicher Akzeptanz - ein erstaunliches Phänomen freiwilliger Knechtschaft.

Bis dato haben die Meisten und auch die Medien ihre gesamte Aufmerksamkeit nur auf die verordneten Prozeduren der sozialen Distanzierung, der Maskenpflicht, des lock down, der Quarantäne oder auf die digitale Verfolgung und Rückverfolgung des Infektionsgeschehens, etc. gerichtet, und mittlerweile völlig vergessen, dass all dies initial nur eine zwei- oder dreiwöchige Ausnahme sein sollte, um die Infektionskurve abzuflachen. Jetzt, nach 9 Monaten aber zeigt sich langsam, dass es eine neue politische Agenda ist, die als "Great Reset" daher kommt.

Ein erster Vorstoß in Richtung globaler Machtkonzentration und geo-ökonomischer Diktate wurde unter dem Deckmantel der "nachhaltigen Entwicklung" als Agenda 2030 bereits 2015 bei der UNO konzipiert und von den Mitgliedstaaten übernommen.

Am 13. Juni 2019 unterzeichneten Klaus Schwab, der Präsident und Gründer des WEF, und der Generalsekretär der UNO, António Guterres eine Partnerschaft zwischen den beiden Organisationen.

Das geschah trotz der zu erwartenden Implikationen für die Bevölkerungen ohne nennenswerte Aufmerksamkeit durch die Medien.

Der erste Punkt dieses Abkommens betrifft die Finanzierung der UNO-Agenda 2030 durch das WEF. 

Ihre 46 Seiten lesen sich etwa wie das Menschenrecht auf ein unversehrtes Leben in unversehrter Natur und beinhaltet neben der Verpflichtung dieses bis 2030 zu ermöglichen auch die auf permanentes ökonomisches Wachstum. Papier ist geduldig und die Grenzen der Vorstellungskraft sind offenbar klarer erkennbar als die des Wachstums.

Was dieser "Great Reset", von dem mittlerweile auch diverse Regierungschefs öffentlich reden, im Detail ist, findet man einerseits auf der umfangreichen website des WEF.

Die konzeptionelle Basis ist etwas, das die Organisation als strategisch vernetztes Nachrichtenplattform : "Strategic Intelligence" beschreibt: "ein dynamisches System kontextueller Intelligenz, das es den Benutzern ermöglicht, Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen Themen zu verfolgen und so eine fundiertere Entscheidungsfindung zu unterstützen". Follow the magic footprints? An welche Entscheidungsebenen ist das gerichtet ? Sich dort selber einen vorbehaltlosen Überblick verschaffen und staunen ist zu empfehlen. Es gibt über 250 Themenbereiche, zu denen Sie bei eventuell zu treffenden Entscheidungen informativ unterstützt werden. Sollten Sie also Schwierigkeiten haben bei einer Entscheidung bezüglich zB. Kasachstan, Luftverschmutzung, Korruption oder virtual augmented reality … , hier werden Sie fündig.

Die Abteilung zu Deutschland wird übrigens von der "Hertie School" verwaltet. Viele Inhalte der Plattform zu weniger markanten Themenbereichen oder Ländern werden hingegen von Maschinen generiert.

Andererseits ist Klaus Schwab mit diverser Unterstützung selbst Autor mehrerer Bücher, welche die seit 2015 "entwickelte" und herbeigesehnte "vierte Industrielle Revolution" beschreiben.

Die vom Autor gestellte Frage : "Welchen Kapitalismus wollen wir ?" wird hier von ihm selbst en Detail beantwortet.

So genau wollte man es gar nicht wissen, denkt man unwillkürlich, denn diese Bücher lesen sich eher wie schlechte Science fiction Romane. Und will man überhaupt Kapitalismus? Der Autor ist offensichtlich überzeugter Kapitalist, Transhumanist, Technokrat und Ökonom neo-klassischer Ausprägung gleichzeitig.

Wirklich alles wird aus dem Blickwinkel der Rentabilität und des absolut unerlässlichen Wachstumsdiktat betrachtet. Das beinhaltet ganz natürlich einen Hang zu ausufernden Prognosen.

Die Bücher sind weitgehend um Futur oder im entsprechenden Konjunktiv geschrieben. Für die bereits monopolisiertesten Branchen und die größten Firmen der Welt wird "das Land wo Milch und Honig fließen" vorgezeichnet. Der Mensch kommt darin als Entscheidungsträger, Manager, Dienstleister, Konsument, Angestellter, Arbeiter, Arbeitsloser, Aktivist, Aufständischer, als vor allem zu schützendes, isoliertes Individuum und als eine evolutionär zu überwindendes Wesen vor.

Hauptsächlich an Orientierung suchende Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik scheinen sich auch diese Bücher zu wenden. Sie wirken wie eine Gebrauchsanweisung für Unternehmer dazu wie man eine Firma am besten an die Folgen der Pandemie-Politik anpasst, aber streckenweise auch wie indirekte Regierungsanweisungen.

Das kann ein paar Monate nach Erscheinen des letzten Buches: "Covid19 - The Great Reset" vom Juli 2020, schon recht gut erfasst werden.

Man "prognostiziert" dort nicht nur schon die herbstliche "zweite Welle", sondern auch das voraussichtliche Ende der "Corona-Krise" für nicht vor 2022 mit dem penetrant wiederholten Hinweis auf die außerordentliche Gefährlichkeit des Virus und der daraus resultierenden Unmöglichkeit einer Aufhebung der verordneten Notstände bevor es eine "wirksame Impfung" für alle gebe. Gibt es auch unwirksame Impfungen? Man meint Schwabs Freund Bill Gates zu hören, der in einem Interview auf NBC kürzlich sogar von einem Ende der Pandemie nicht vor 2024 sprach. Gates sagt, nebenbei bemerkt, bei der selben Gelegenheit, dass danach die durch die Pandemie am Boden liegende Wirtschaft 10 Jahre lang wieder aufgebaut werden müsse. Vielleicht nach den Plänen, die Herr Schwab und das WEF repräsentieren? Frau von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bedankte sich bei Billy indes für "good leadership".

Diese immer wieder betonte Gefährlichkeit des Virus steht allerdings im krassen Widerspruch zu einer Aussage im Resümee des Autors.

Nach der sei die "Conrona-Krise" "eine der am wenigsten tödlichen Pandemien, die die Welt in den letzten 2000 Jahren erlebt hat".

Es werden aber dennoch alle bekannten "Argumentationsschemata", die man aus den Medien und staatlichen Verlautbarungen kennt, im Buch benutzt, weil das gefährliche Virus und die Pandemie nun mal die Ursache seien warum die akute, angeblich daraus folgende Weltwirtschaftskrise, "Mutter aller Krisen", so einzigartig brutal ausfallen musste und weil sich deshalb, wegen der Pandemie nämlich, die Weltwirtschaft auch so radikal ändern werde und ändern müsse - und mit ihr die sozialökonomische und gesellschaftliche Gesamtsituation. Der Autor erklärt, dies sei kein historisches Novum.

Auch nach Pest und Cholera im Mittelalter oder sonst wann hätten sich Gesellschaften, ähnlich wie nach Kriegen verändern müssen. Dem geneigten Leser fehlen dennoch die Relationen.

In den letzten zwei Jahrhunderten musste sich wegen einer Pandemie noch nie die Weltwirtschaft radikal ändern, soviel ist gewiss. Und Pandemien gab es einige, sogar gefährlichere.

Wie und wohin sich die Weltwirtschaft ändern müsse, gleicht einem detaillierten Wunschzettel der führenden Großunternehmen, der IT-, Digitalisierungs- und Überwachungsbranche, des Finanzsektors, der Pharmaindustrie und lehnt sich stark an die älteren Werke des Autors an, in denen er, wie gesagt, die nächste industrielle Revolution zusammenfantasiert. Intuitiv erfasst man, dass er das tut, weil diese nicht so ohne weiteres und von ganz alleine auftauchen will und aus Sicht der Kapitaleliten längst überfällig zu sein scheint. Immerhin weiß man schon etwas länger nicht mehr wohin mit dem akkumulierten Kapital. Wobei Kapital heute nicht nur "Geldhaufen" sind, sondern vor allem die verrechtlichte Möglichkeit Wissen zu monopolisieren.

Aktuell aber liegt ein privatisierter "Wissensschatz" vor, dessen Unverzichtbarkeit offensichtlich erst noch erzwungen werden muss, ehe er sich so weit rentabilisieren ließe, dass eine neue Runde "Monopoly" daraus werden könnte. Dazu müssten sich erst die Strukturen radikal verändern, wie der Autor projiziert, so wie sie sich historisch immer in industriellen Revolutionen verändert haben. Auch Pandemien können industrielle Revolutionen auslösen, erfährt man. Wäre es nicht möglich, fragt man sich sofort, dass dies auch andersherum funktioniert ? Klaus Schwab meint zumindest, dass das Fehlen einer industriellen Revolution durchaus weitere Pandemien auslösen könne.

Wie es auch sei, Herr Schwab sagt an wo es lang gehen soll, und das spiegelt sich in den aktuellen, staatlichen Maßnahmen durchaus wieder. Ein in Zukunft "starker Staat", der vor allem dafür Sorge zu tragen habe, dass es nicht zu unkontrollierbaren Aufständen der Bevölkerungen komme, ist nur ein Beispiel. Immerhin habe die Pandemie international etwa 100 regionale Aufstände "schlafen gelegt", weiß Herr Schwab, angefangen von den "gewalttätigen" Gillets-Jaunes in Frankreich bis nach Chile, Hongkong und in den Yemen.

Diese radikale Vision einer neuen Gesellschaftsordnung nach den Vorstellungen der Industrie wird dabei in einen paradoxen Schwall von Euphemismen gekleidet wie man sie aus dem public relations Milieu nicht besser kennt. Es soll, nicht weniger und nicht mehr und irgendwie à la Disney, angeblich die Welt gerettet und zu einem besseren Platz werden. Was sonst? Dass dabei erst einmal fast alle ins Prekariat abstürzen, weite Teile des Unternehmertums untergehen müssen, sei leider nicht vermeidbar bei diesen notwendigen Strukturanpassungen und natürlich, so der Autor, dem bösartigen Virus zuzuschreiben. Vor diesem aber werde die "neue Gesellschaft" den dann durch Einsicht sich anpassenden, genauso neuen Menschen auf jeden Fall schützen. Und damit ist das missionarische Kreisdenken dann auf einem ersten absurden Höhepunkt angekommen. Diese "sicherere" Variante der Gesellschaft, die man in der Pandemie erfolgreich erprobt habe, werde wie selbstverständlich auch danach bestehen bleiben und zur neuen Norm, weil sie eben sicherer sei. Dies betreffe nicht nur das am Arbeitsplatz durch die Firmen kontrollierte "social distanceing", nein, auch im privaten und familiären Bereich sei digitaler Kontakt ja sicherer, umweltfreundlicher und vor allem billiger. Dass alles besser weil billiger werde, ist eins der Schwabschen Mantras, denn alle würden ja davon profitieren. Das war mir wirklich neu.

Mehr als eine Andeutung zu der schon vor der "Corona-Krise" krankenden und crashenden Weltwirtschaft ist übrigens nicht zu finden. Im Gegenteil, die bis dato akkumulierten Probleme und Katastrophen werden beim "Great Reset", dieser vom Virus erzwungenen Option, man höre und staune, alle gleich mit gelöst, denn wir erwirtschaften dann Wachstum für alle, genauso wie immer, nur viel besser, sicherer und ohne Gesundheitsrisiko. Dies werde möglich, weil danach eben alles digital und virtuell laufe. Alle arbeiten meistens von zu Hause, wenn man überhaupt etwas arbeitet. Immerhin würden Massen von Arbeitsplätzen überflüssig werden. Es werden nicht nur die Branchen aufgezählt, die verschwinden oder marginalisiert werden, zB. Luftfahrt, Tourismus, Gastronomie. Es werden besonders die behandelt, die übrig bleiben sollen und dazukommen. "The emerging service sector" steht hier an erster Stelle. Es geh dabei wohlgemerkt um Service für innovative Produkte, die wir noch gar nicht kennen. Das Meiste aber würden natürlich sowieso Bots, Automaten, Algorithmen machen und Geld wird dazu mit dem berüchtigten Hubschrauber abgeworfen werden. Ohne Scherz. Auch das steht im Buch. Also doch das "Besinnungslose Grundeinkommen". So nenne ich es mal. Ein Mittel damit die, die schön brav und gehorsam sind, unter freiwilliger Selbstkontrolle, die sie Freiheit nennen werden, den Rest vom Schützenfest verfrühstücken können, während sie den Rest der Bevölkerung, der nicht solcherart "privilegiert" sein wird, politisch korrekt überwachen kann? Ein echter Alptraum, dieser Reset? Aber er ist wenigstens keine Verschwörungstheorie. Immerhin trifft sich Klaus Schwab seit 50 Jahren regelmäßig mit den wichtigsten Entscheidungsträgern aus Industrie und Politik. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beim WEF beträgt schlappe 42500 €.

Die klassische Verschwörungspraxis wird vor allem in den Kapiteln zur Klimakatastrophe und anderen ökologischen Problemen wie Biodiversität, Nachhaltigkeit, etc. beschrieben. Diese würden laut Autor nicht nur Pandemien indirekt durch Zoonose auslösen, sondern auch erst jetzt, während der akuten Pandemie wirklich allen bewusst. Wem jetzt genau, nachdem es seit 26 Jahren erfolglose "Klimagipfel" gibt? Denn, wer hätte geahnt, dass im Shutdown der halben Welt einiges an Umweltbelastung, zB. Co2 Emission, eingespart werden konnte? Es wird indes bedauert, dass es nicht mehr war, denn man käme laut IEA nur auf voraussichtliche -8% in diesem Jahr, schrieb er vor dem 2. Lockdown. Dies liege vor allem daran, dass die meiste Industrie einfach weitergelaufen sei, diese schwache Reduzierung (von der IEA als die stärkste jemals bezeichnet) sich also nur auf einen Teil des Konsums und vor allem die Mobilität beziehen würde. Das Beste sei also sicher, wenn dieser in der sanitären Not erlernte Verzicht zur Norm werden würde, damit das Ziel der globalen CO2 Reduzierung der COP 21 von -7,6% pro Jahr immer eingehalten werden könne. Ungeachtet der hier fehlenden Kohärenz der Zahlen meint der Autor, es sei schade, wenn man dieses einzigartige "Fenster" für einen Reset, den die Coronakrise nun mal biete, ungenutzt verstreichen ließe.

Die von Schwab und dem WEF propagierte und an die UNO "verkaufte" "vierte industrielle Revolution" konnte seiner Meinung nach von der Pandemie, bzw, den Folgen der Maßnahmen gegen diese, erheblich akzeleriert werden, was positiv sei in Bezug auf eine mögliche Erholung der Wirtschaft und das Wachstums in der Post-Corona Ära. Hierzu hat Herr Schwab die Idee, wie der kommende Wachstumsmarkt die bekannten ökologischen Probleme lösen werde, und dies nicht nur durch staatlich subventionierte, die industrielle Nachhaltigkeit fördernde Programme in Milliardenhöhe. Macron nannte das bekanntlich "industrielle Ökologie". Sondern er entwirft eine Beschäftigungspolitik der Zukunft, die vorsieht, all die im "Reset" entstehende Arbeitslosigkeit umgehend als Fundament einer Restaurierung der Natur zu nutzen. Es sei also ein neuer industrieller Sektor aufzubauen, der Firmen, die ihre Angestellten die Natur reparieren lassen, eine goldene Zukunft und den Staaten das entsprechend steigende BIP verspricht. Ja, welchen Kapitalismus wollen wir denn nun? Das Davos Treffen 2019 lief unter dem Titel: "Globalisierung 4.0: Gestaltung einer globalen Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution". Für Januar 2021 ist das Thema "The Great Reset“ geplant. Das Treffen wurde gerade von Davos nach Singapore verlegt!

Aus Erfahrung wissen wir, dass im Kapitalismus das erfolgreiche Geschäftsmodell des einen immer die Krise des anderen bedeutet. Man wird den Eindruck also nicht los, dass sich hier malwieder der Bock zum Gärtner macht. Man tut so, als ob man die Herausforderungen der Situation verstanden habe, bietet aber als Lösung eine radikale Variante dessen an, was die Probleme ursächlich erzeugt hat. Widerstand wird also aktuelle auch trotz vorsorglichem, "starken Staat" in vielen Staaten laut, und der nicht nur gegen widersprüchliche Maßnahmen gegen eine Pandemie, sondern auch gegen eine zwanghafte Aufrechterhaltung eines kollabierenden Wirtschaftssystems zu Gunsten der ökonomisch Mächtigen. Selbst die Zoonose als Ursachen der Pandemie ist nicht unwidersprochen geblieben, aber das ist eine anderes Thema.

Nicht dass man als informierter und kritisch Denkender grundsätzlich etwas gegen einen gesamtgesellschaftlichen "Reset" im Sinne eines Umdenkens hätte. Der ist angesichts einer ökonomisch-ökologischen Aussichtslosigkeit ohne Gleichen sicher notwendig. Aber dieser "Reset" sollte dann doch bitte demokratisch verhandelt werden und nicht einfach so von einem obskuren, ökonomischen "Oben", wie es das WEF ist, anti-demokratisch herunterfallen können im Windschatten einer "am wenigsten tödlichen Pandemien […] in den letzten 2000 Jahren". Dass sich die Politik nach 40 Jahren Neoliberalismus gegen diese Art industrieller Agenda nicht mehr zur Wehr setzen kann, ist indes offensichtlich. Nahezu alle Parteien haben aktiv dazu beigetragen, dass es soweit kommen konnte und verantworten so ihren eigenen Machtverlust und die damit verbundene Demontage der demokratischen Werte. Wie es aussieht müssen jetzt tatsächlich die Bürger selbst die Demokratie verteidigen.

Nähme man hingegen ausnahmsweise, quasi "verschwörungstheoretisch" an, dass es sich hier wirklich um eine inszenierte "Angst-Pandemie" handeln würde, nur um eine Lösung der globalen ökologischen Krise und also die Erfüllung der UNO-Klimaziele quasi zu erzwingen, weil die damit verbundenen Einschränkungen des allgemeinen Lebensstandards politisch für nicht "verkaufbar" gehalten werden, dann stände die Frage im Raum, warum es besser sein soll die Bevölkerungen zu belügen anstatt die bereits bekannte Wahrheit (der ökologischen Krise) zu bemühen. Immerhin bliebe der Grund der Maßnahmen letztendlich ja derselbe, nämlich die Verhinderung einer Katastrophe. Angesichts einer solchen Lüge jedoch würde nur deutlich für wie abgrundtief dumm die Politik ihre Wähler, bzw. die Bevölkerung heutzutage hält. Es würde ihr so nicht einmal mehr zugetraut eine unausweichliche Konsequenz des ökonomisch-ökologischen Desasters verstehen und entsprechen darauf reagieren zu können. Genau das aber ist die markanteste Eigenschaft der Industrielobbys seit den "Grenzen des Wachstums" und dem Beginn der globalen ökologischen Bewegung in den 1970er Jahren.

Das Verständnis der ökologischen Präkaution ging bislang immer von einem zunehmend kollektiven und oppositionellen Widerstand gegen die mächtigeren ökonomischen Interessen aus. Die Anwendung einer führungspolitisch als "notwendig" erachteten Pandemie-Lüge würde dann als indirektes Votum gegen Demokratie dastehen. Diese antidemokratische Linie ist leider seit langem aus Forderungen von Seiten der Wirtschaft bekannt, der demokratische Prozesse zu ihren Gunsten selbst in einer durch Lobbyismus korrumpierten repräsentativen Demokratie zu langsam sind. Klaus Schwab, bzw. das WEF versteht dies wiederholt als Versagen einer von Regulationen gebremsten Politik und der entsprechenden demokratischen Prozesse und möchte seinen antidemokratischen Anspruch durch dieses Versagen legitimieren. So stilisiert auch er sich zum philanthropischen Retter in letzter Sekunde.

Selbst ohne diese Annahme einer dreisten Lüge in Bezug auf einen ökonomisch-ökologischen Sachzwang handelt es sich bei Schwabs Bezügen zur ökologischen Krise um eine plumpe Umkehr der Positionen. Während bis jetzt die Öko-Bewegung von unten politisches Versagen anklagte, machen dies nun die durch die Politik vertretenen industriellen Interessengruppen selbst. Ist das eine Geiselnahme gegnerischer Positionen ? Schwab sagt es selber. Er sei ein großer Fan von Greta Thunberg.

Herr Schwab und die Struktur, die er repräsentiert, haben zumindest semantisch die Zeichen der Zeit also erkannt. Nicht nur das Ende des Neoliberalismus und der Globalisierung wird vollmundig verkündet. Auch der stattfindende "System-change" in Folge einer sich allgemein steigernden Instabilität des Weltsystems in Richtung einer systemischen Bifurkation wird thematisiert. In einer unvorhersehbaren Situation will er dem Leser nahebringen was kommen wird. Er schreibt von einer "new order", von "global gouvernance", die unausweichlich sei und möchte diese mit Hilfe des durch die "Corona-Krise" legitimierten "starken Staates" koordinieren. Geht es dabei tatsächlich um Natur- und Klimaschutz ? Oder ist es doch immer noch der alte Klassenkampf von oben gegen den Rest der Welt, der dritte Weltkrieg? Carl von Clausewitz definiert den Krieg immerhin folgendermaßen: « Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen ». (Vom Kriege - 1832)

Mit Distanz lässt sich nur konstatieren, dass es sich um eine typische, technokratische Allmachtsfantasie handelt, welche auf der Ankündigung basieren soll, dass demokratische Grundrechte und damit die Basis unseres Gesellschaftssystems plötzlich von einer dem Zufall unterliegenden technischen Lösung, hier einer Impfung, abhängig gemacht werden sollen. Dies ist eine bislang undenkbare Unverschämtheit, welche allenfalls aus politischen Utopien bekannt ist. Setzt sich diese durch, wird man künftig jederzeit einen beliebigen Virus aus dem Hut ziehen und diesem den Krieg erklären können, um totale staatliche Handlungsfreiheit zu erlangen. In manchen Staaten sind schon entsprechende Gesetze verabschiedet worden. Es sieht also so aus, als ob dies eine sehr effiziente Herrschaftsstrategie werden könnte, die man herkömmlich zwar Totalitarismus nennt aber die nun unter dem Namen "Bevölkerungsschutz" firmiert. Mit der selben Unverschämtheit wird mitten in der schwelenden Systemkrise eine potenzielle Steigerung der individuellen Sicherheit beworben, die nun mal ihren Preis habe. Ist das ein vielversprechender Kuhhandel? Wird hier nicht nur eine Angst gegen eine andere ausgetauscht, möglicherweise sogar eine berechtigte gegen eine unberechtigte? Hier wird dann gerne auf das Beispiel des "war on terror" der Post-9/11-Ära verwiesen, der angeblich zu höheren Sicherheitsstandards geführt haben soll. Eine Evidenz hierzu liegt allerdings nicht vor. Eher ließe sich beweisen, dass durch die damit verbunden technische Aufrüstung und die diesbezüglichen Einschränkungen der Bürgerrechte kein terroristischer Akt verhindert werden konnte, was sich wie selbstverständlich aus der asymmetrischen Natur terroristischer Akte erklärt.

Sind es also eher die Mächtigen, die allen Grund haben um ihre Dominanz zu bangen? Will man der Unvorhersehbarkeit des eigen Schicksals vorauseilend eine "Adresse" geben und diese an eine Welt verkaufen, die man bislang verraten und verkauft hat? Die Behauptung, die Meisten hätten die Pandemie genau wie die Krise von 2008 oder andere Krisen nicht voraussehen können, dient als Werbung für die eigene, behauptete Hellsichtigkeit. Mit dieser möchte man einen 12 Jahre lang verschleppten Konkurs des Finanzsystems verschleiern, dessen endgültiger Zusammenbruch im Winter 2019/2020 auch ohne eine Virus-Pandemie stattgefunden hat.

Mit der Pandemie als Sündenbock für fast alles erlaubt man sich eine nochmalige "Spielzeitverlängerung". Der Begriff "Reset" wird traditionell auch im Bereich der Geldpolitik verwendet. Insgesamt wurden aus dem absoluten Nichts diesmal und bis dato 15000 Milliarden Dollar in ein Finanz-System gepumpt, das nicht mehr lebensfähig war. Das ist ein neuer Rekord. Wird mit diesen neuen Schuldenbergen möglicherweise der "Reset" finanziert? Auf jeden Fall werden sie wie immer durch niemanden zurückbezahlt werden. Und sowohl die wissenschaftlichen wie ökonomischen Kritiker des Kapitalismus behalten wie immer auch in diesem Crash Recht ohne das jemals praktisch auf ihre Kritik reagiert worden wäre. Im Gegenteil, man schwelgt in quasi paradiesischen Zeiten. Die Herrscher über das Geld können endlich die ganze Welt aufkaufen, Corona sei Dank. Ein Ressourcenkrieg zwischen Reich und Arm oder einfach nur Wahnsinn?

Man tut dabei so als würde die Neustrukturierung der Wirtschaft um die faktische Notwendigkeit eines negativen Wachtsums aus zwingenden ökologischen Gründen, herumkommen können, meint aber offensichtlich die geplante Monopolisierung des verbleibenden Wachstums und damit die ungebrochene Bereicherung der Reichsten. Die als extrem disruptiv beschriebenen, digitalen Technologien des "Great Reset", Basis einer euphemistisch von "Sharehoder Gesellschaft" in "Stakeholder Gesellschaft" umbenannten Utopie, kommt als pure Schizophrenie daher. Oder doch nur als ängstliche Flucht nach vorne?

Man will angeblich die Menschheit retten und nennt diesen Vorgang "Reset", also ein Zurücksetzen auf "Null". Welches "Null", welcher vorheriger Zustand auch immer ist gemeint, wenn man gleichzeitig davon ausgeht, dass hinterher nichts mehr so sein wird wie vorher? Nein, es sei eben kein "Neustart" des alten Systems, sondern eine ganz und gar neue Welt, versichert nicht nur Klaus Schwab. Man müsse grundsätzlich umdenken und sich keine falschen Hoffnungen machen, dass die "neue Normalität", nämlich die schon in der "Corona-Krise" erprobte, etwas mit der alten zu tun habe werde.

Man favorisiert plötzlich einen "starken Staat", allerdings nur zur Kontrolle der Bürger und als Schutz gegen unkontrollierbare Aufstände gegen eine sich wohlmöglich in Smart Cities verbarrikadierende Pseudo-Elite, und gleichzeitig versucht man die eigne Utopie gerade durch die global zunehmenden Aufstände und die immer unwiderlegbarere System- und Kapitalismuskritik zu legitimieren.

Man will den Menschen retten mit aktuellen Maßnahme, die eine Negierung von allem typisch Menschlichen, Lebendigen belegen, mit einer Ablehnung des Zivilisierte, Kulturellen, Umgänglichen, Liebevollen, Emphatischen, Sozialen. Offensichtliche Psychopathen drängen mit ihrem Traum vom Ende des Menschen als einer « Verschmelzung von physischer, digitaler und biologischer Identität » in die für vieles offene Zukunft eines Systems am Kipppunkt.

Wollen wir gemeinsam wirklich diesen Weg in einen technokratischen Feudalismus mit angestrebtem Zivilisationsbruch gehen, die Demokratie als Ideal aufgeben? Zurück in die Zukunft ? Nein, ich glaube nicht. Etwas Besseres finden wir allemal. Und das fängt mit der Wahrheit an. Der Kampf geht gerade erst los. Passen Sie auf sich auf!

----------------------------------------
Wer an weiteren Details interessieret ist liest entweder die Bücher von Klaus Schwab : "Covid 19 - The Great Reset", auf Deutsch : "Covid19 - Der große Umbruch" ( 2020) und "Shaping the Fourth Industrial Revolution" (2018)
oder wirft zumindest mal einen Blick in das vor Kurzem erschienene Dokument des WEF : "WHITE PAPER OCTOBER 2020 - Resetting the Future of Work Agenda: Disruption and Renewal in a Post-COVID World" und auf die WEF website. Dort ist es ratsam sich mit einer Wegwerf mail-adresse einen Account anzulegen, um alle Inhalte der "Strategic Intelligence" einsehen zu können.

 https://www.freitag.de/autoren/idog/zurueck-in-die-zukunft?fbclid=IwAR2trGuh1CJThm8HV_ToFVuUBFZ56gOkCj5s1FFpESDCxaWSCWmeznNaDO8