Gespräch mit Susann Witt-Stahl über ihr neues Buch

Text-Auszug  

UZ:
 Also betrachten Sie die NPD nicht als Hauptproblem in den aktuellen politischen Auseinandersetzungen?

Susann Witt-Stahl:  Die NPD und ihr gewaltbereites Umfeld haben immer wieder bewiesen, dass alle, die ihren rassistischen, biodeutschen Normen nicht entsprechen und ihren Chauvinismus nicht mittragen wollen, schnell zur Zielscheibe werden. Sie gehört bekämpft – keine Frage! Dennoch ist sie im Vergleich mit den derzeit sich rapide entfaltenden verbrecherischen Potentialen des westlichen Imperialismus der EU und der USA das weitaus kleinere Problem. Wozu der Westen in der Lage ist, zeigen die Hunderttausenden von Toten der Angriffskriege gegen Ju- goslawien, Afghanistan, den Irak und Libyen, die Drohnenmorde und der Überwachungsdrangsalierungen der NSA. Der lukrative Pakt, den westliche Regierungen – hierzulande mit der Hilfe der Opposition – mit den faschistischen Mordbrennern in der Ukraine eingehen, beweist einmal wieder, wie durchlässig doch die Grenze zwischen der viel gepriesenen „bürgerlichen Mitte“ und der faschistischen Barbarei ist, die nun mal ge- nuin ein Auswuchs der repressivsten Form bürgerlicher Herrschaft ist.

UZ: Die Mehrheit der antifaschistischen Organisationen setzt aktuell auf moralische Inszenierungen. Kritik an ihrer Konzeptlosigkeit wird von ihnen ignoriert. Glauben Sie, dass es Ihnen mit Ihrem Buch trotzdem gelingen kann, eine Debatte über einen zukunftsfähigen Anti- faschismus zu befördern?

Susann Witt-Stahl: Ich bin nicht besonders optimistisch. Von der Antifa, die es mal gab, geschweige denn, die es geben müsste, um den brandgefährlieinzutreten, müsste der Wille zu einer grundlegenden Veränderung vorhanden sein. Aber ich spüre bei der Mehrheit der Antifaschisten außer einen ausgeprägten Konsumismus nur noch Fatalismus und Phlegmatismus,  nach dem Pogrom von Odessa ist das besonders unerträglich.


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