Der Westen versucht seine Politik als überlegen und als bestimmend hinzustellen.

In Wahrheit hat Rußland den Konflikt mit dem Westen längst gewonnen 

Doch in Wirklichkeit ist der Westen weltpolitisch isoliert und nicht Rußland, China oder die BRIC-Staaten insgesamt.

Der Westen  expandierte seit 1990 weiter in Richtung Russland. Zahlreiche ehemalige Ostblockstaaten wurden trotz gegenteiliger Versprechen  zu Nato-Staaten.  Russland fühlt sich bedroht und eingekreist.

Da ist es kein Wunder, dass Russland nach der tausendsten Aggression der Nato in aller Welt vor der eigenen Haustür auch mal ein Stop-Zeichen setzt, so wie es auf der Krim geschehen ist. 

Für Wladimir Putin dagegen lohnt sich der Kurs des Gegenhaltens und auch die Konfrontation: Machtdemonstrationen statt "Modernisierungsmühen" nach kapitalistischer Lesart. Er enteignet lieber Oligarchen und führt Schlüsselindustrien wie Rosneft und Gazprom in Staatseigentum über, an dem sich keine Oligarchen und Milliardäre bereichern können.

Dieses Zeichen wird in der Welt außerhalb der Nato-Staaten gut verstanden und mit  Sympathie betrachtet. Das ist der bessere Weg. In Russland ist der Herr des Kreml so beliebt wie schon lange nicht mehr.  Trotz umstrittener innenpolitischer Gesetze gilt er außenpolitisch als Garant für den Weltfrieden und als Bollwerk gegen den US und EU- Imperialismus.  Der Kampf mit EU und USA könnte ihn zu einem  Helden einer neue Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) machen.

Denn was in der Ukraine geschieht, kann man noch ganz anders sehen, als der Westen es darstellt: "Russlands Widerstand gegenüber dem Westen hat globale Bedeutung." In der chinesischen Parteizeitung "Global Times" war dieser Satz zu lesen. Mark Siemons, Feuilleton-Korrespondent der "FAZ" in China, hat darüber berichtet. Von China aus betrachtet - und nicht nur von dort - zeigt sich die neue Krim Krise als ein weiteres Kapitel des langen Abwehrkampfes, den Asien seit mehr als hundert Jahren gegen den Westen führt. Das ist der gleiche Abwehrkampf den auch Afrika, Arabien und Lateinamerika gegen neue Kolonialisierungsversuche der USA und der  Nato führt. Diese werden zudem oft mit kriegerischen Mitteln und äusserst blutig geführt. Nicht  nur in Afghanistan, Irak, Lybien, Syrien, Mali und vielen anderen unterentwickelten Staaten, die vom westlichen Global-Kapital neu erobert werden sollen.

 Seit der Seeschlacht von Tsushima: Im Mai 1905 versenkte die japanische Flotte damals knapp zwei Dutzend russische Kriegsschiffe - und mit ihnen den Mythos der Unbesiegbarkeit des weißen Mannes. Russland zählte also in jenen Tagen zum Westen. Heute nicht mehr.

Danach folgte die russische Oktoberrevolution, die Russland endgültig zum Bollwerk gegen den westlichen Kapitalismus gemacht hatte. Der Vernichtungswillen gegenüber Russland hatte dann im 2. Weltkrieg der Hitlerfaschisten einen Höhepunkt. Er endete aber nicht mit dem Ende des Kapitalismus in der Welt sondern 1945  mit einer neuen Blockkonfrontation gegen den Kapitalismus. Russland blieb das Bollwerk des Ostens gegen den westlichen Kapitalismus  und seinen Expansionsabsichten.

Seit dem Ende des Kalten Krieges wird dieser Kampf des Kapitalismus gegen den Osten fortgeführt und inzwischen ist Russland selber kapitalistisch- aber ein Bollwerk gegen den US Imperialismus und seinen Verbündeten. 

"Zum ersten Mal seit dem Mittelalter hatte ein außereuropäisches Land eine europäische Macht in einem größeren Krieg besiegt, und die Nachricht eilte um die Welt, die von westlichen Imperialisten zu einem engen Netz verbunden worden war", schreibt Pankaj Mishra in seinem eindrucksvollen Buch über den westlich-asiatischen Konflikt. "Der Widerhall dieses Sieges rast wie ein Donnerschlag durch die flüsternden Galerien des Ostens", sagte Lord Curzon damals. Und heute, nachdem Russland die Krim übernommen hat, schreibt die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua: "Der Westen glaubte schon an einen großen Sieg im geopolitischen Kampf. Aber die Dinge entwickelten sich anders."

Die USA und die Nato können sich einen Konflikt gegen Russland garnicht leisten. Die Weltwirtschaft ist mit der russischen Wirtschaft viel zu sehr verzahnt. Russland aber schützt die eigenen Märkte beispielsweise durch Nationalisierung der Wirtschaft und entzieht sie so dem Zugriff durch westliche Global Player.

Das führt in der Regel zum Krieg gegen  die USA wie die Beispiele Irak, Lybien, Mali und auch Syrien gut dokumentieren. Doch einen Krieg gegen Russland traut sich Obama nicht  loszutreten, denn er würde zu einem nuklearen Weltbrand führen, der zur Auslöschung der gesamten Menschheit führen könnte. Deshalb wird sich Obama mit der erneuten Niederlage gegen Rußland wohl abfinden müssen.     

http://www.spiegel.de/politik/ausland/augstein-kolumne-putin-und-der-westen-in-der-krim-krise-a-960354.html