Rechtspopulismus: Gefahr des Rechtsruck droht bei Europawahlen

Wenn die Linke den Rechtspopulisten die berechtigte Europakritik überlässt, wird sie zugunsten der Rechtsaussen massiv Stimmen verlieren. 

Die richtige Analyse, die jetzige EU als neoliberale, militaristische und weitgehend undemokratische Macht zu bezeichnen, die Rassismus bewirkt, wäre die richtige Antwort der Linken auf die falsche völkisch und ultranationalistische Politik der Ultranationalisten gewesen.

So wird der notgwendige Klassenkampf gegen Oligarchen, Superreiche und Milliardäre in Europa von Linken durch den völkischen Rassenkampf der Rechtsradikalen überlagert, die Europaskepsis für sich okkupieren und  so massiv auf Stimmenfang gehen können.    

Hier einige Beispiele erstarkter rechtspopulistischer und ultranationalistischer Bewegungen in Europa. 

Nigel Farage, Vorsitzender der britischen UKIP

"Ich interessiere mich für Europa, da ich es mit all meinen Kräften bekämpfe", erklärte Marine Le Pen einst in einem Interview. Solche europafeindlichen Töne kommen gut an: In einer jüngsten Umfrage zur Europawahl liegt ihre Partei, der Front National (FN), in Frankreich auf dem ersten Platz. 



Doch nicht nur in Frankreich – fast überall in Europa haben sich rechtspopulistische Parteien "als relevante politische Kräfte etabliert", heißt es in einer am heutigen Montag veröffentlichten Opens external link in new windowStudie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Besonders in Dänemark, den Niederlanden, Schweiz, Österreich und Großbritannien "machen sie ihren Einfluss sowohl in ihrem jeweiligen Heimatland als auch auf europäischer Ebene geltend" und sind aus der politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken. 

Die "Wahren Finnen" erhielten bei den Parlamentswahlen vor zwei Jahren 19,1 Prozent der Stimmen. In Schweden sitzen die Sverigedemokraterna ("Schweden soll schwedisch bleiben") seit 2010 mit 20 Abgeordneten im Reichstag. Europaskeptische und migrationsfeindliche Positionen vertritt auch die Dänische Volkspartei, die vor zwei Jahren gut zwölf Prozent einheimste.

In den Niederlanden wettert die Freiheitspartei des Geert Wilders gegen die Austerity-Politik und propagiert den Austritt aus der EU. Nach jüngsten Umfragen würde sie 27 von 150 Parlamentsmandaten erobern. In Griechenland geben die Umfragen der rassistischen, antisemitischen, antidemokratischen und zumindest partiell kriminellen Goldenen Morgendämmerung 13 Prozent der Stimmen.

Marie Le Pen (F). Gert Wilders 

Laut der Studie sind Rechtspopulisten notorische "Nein-Sager": Sie sind gegen Einwanderung, gegen Pluralismus, gegen kulturelle Vielfalt und gegen die europäische Integration. Inzwischen hätten die Parteien stabile Wählergruppen aus allen politischen Spektren.

 

Die EFD ist die Fraktion der Rechtspopulisten 

 
Tabellarische Übersicht

  EVP S&D ALDE ECR G/EFA GUE/
NGL
EFD fʼlos 
nat.kons.
fʼlos
rechts
fʼlos
sonst.
bisher 275 194 85 56 58 35 32 - 20 11
Progn. 217 208 73 40 38 57 30 11 39 38
DE 42CDU/CSU 26 SPD 4 FDP   10 Grüne 10 Linke   4 AfD    
FR 17 UMP 15 PS 9 MoDem   6 EELV 9 FG     18 FN  
GB   27 Lab 9 LibDem 16 Cons 4 Greens   17 UKIP      
IT 16 FI
5 NCD
4 UdC
2 FdI
22 PD
4 SEL
        4 LN     16 M5S
ES 18 PP 17 PSOE 2 CEU   3 EdP-V 9 IU       5 UPyD
PL 13 PO
4 PSL
10 SLD   19 PiS           3 TR
RO 7 PDL
2 UDMR
14 PSD 7 PNL         1 PPDD 1 PRM  
NL 3 CDA 3 PvdA 4 VVD
4 D66
1 CU 1 GL 3 SP 1 SGP   4 PVV 1 PvdD
EL 6 ND 1 Pasok
1 Dimar
      7 Syriza
1 KKE
  2 ANEL 3 XA  
BE 2 CD&V
1 CDH
1 CSP
2 sp.a
3 PS
2 OpenVLD
3 MR
  1 Groen
1 Ecolo
4 N-VA
      1 VB  
PT 6 PSD
2 CDS
8 PS       3 CDU
2 BE
       
CZ 3 TOP09
2 KDU-CSL
5 CSSD   2 ODS   3 KSCM   2 Úsvit   4 ANO
HU 11 Fidesz 4 MSzP             3 Jobbik 2 E2014
1 DK
SE 5 Mod
1 KD
7 S 1 FP
1 C
  2 MP 1 V     2 SD  
AT 5 ÖVP 5 SPÖ 1 Neos   2 Grüne       5 FPÖ  
BG 7 GERB 6 BSP 2 DPS           2 Ataka  
DK   3 S 3 V
1 RV
1 LA
  1 SF 2 EL 2 DF      
FI 3 Kok 2 SDP 3 Kesk
1 SFP
  1 Vihr 1 Vas 2 PeruS      
SK 1 KDH
1 SDKU
1 SMK
1 M-H
6 SMER 1 SaS       1 SNS     1 OL
IE 4 FG 1 Lab 3 FF     3 SF        
HR 4 HDZ
1 HSS
4 SDP 1 HNS-LD     1 HL-SR        
LT 2 TS-LKD 2 LSDP 3 DP
1 LRLS
1 LLRA     1 LDP     1 DK
LV 2 V 2 SC   1 TB 1 ZZS     2 RP    
SI 2 SDS
1 SLS
1 SD               2 PS
1 DeSUS
EE 1 IRL 1 SDE 2 RE
2 KE
             
CY 2 DISY 1 DIKO
1 EDEK
      2 AKEL        
LU 3 CSV 1 LSAP 1 DP   1 Gréng          
MT 3 PN 3 PL                

Datengrundlage: Für folgende Länder wurde bei der Sitzberechnung die jeweils jüngste verfügbare Europawahl-Umfrage herangezogen:Frankreich (9.10.), Großbritannien (13.10.), Spanien (20.11.), Rumänien (5.10.), Österreich (8.11.). Aktuelle Umfragen für das nationale Parlament liegen den Werten folgender Länder zugrunde: DeutschlandItalienPolenNiederlandeGriechenlandSchwedenUngarn,DänemarkIrlandKroatien. Bei folgenden Ländern war die jüngste verfügbare Umfrage für das nationale Parlament bereits mehr als zwei Wochen alt: Belgien (wallonische Parteien: 6.9., flämische Parteien: 11.10.), Portugal (9.11.), Tschechien (26.10.), Finnland(November). Bei folgenden Ländern schließlich wurden die Ergebnisse der letzten nationalen Wahl herangezogen: Bulgarien (12.5.2013),Slowakei (10.3.2012), Litauen (28.10.2012), Lettland (17.9.2011), Slowenien (4.12.2011), Estland (6.3.2011), Zypern (22.5.2011),Luxemburg (20.10.2013), Malta (9.3.2013). Für den Vertreter der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens wurde auf die letzte regionale Wahl (2009) zurückgegriffen.
 
Österreich
Eine im Auftrag des österreichischen Nachrichtenmagazins „profil“ durchgeführteErhebung listet die FPÖ bei 22 Prozent. Die Partei von Heinz-Christian Strache belegt damit gemeinsam mit der konservativen ÖVP Rang zwei. 

Beim rechtsextremistischen französischen Front National (FN) herrscht ebenfalls Zuversicht. Jeder vierte Franzose konnte sich im Oktober letzten Jahres vorstellen, auf dem Wahlschein die Partei von Marine Le Pen anzukreuzen.

Die von Le Pens Vater Jean-Marie 1972 gegründete Partei überflügelte die oppositionelle bürgerliche UMP, für die 22 Prozent stimmen würden, und die regierenden Sozialisten (PS) von Ministerpräsident François Hollande (19 Prozent).

Einer aktuelleren Umfrage zufolge würde der FN immer noch 20 Prozent erreichen (UMP 22 Prozent, PS 16 Prozent). Wie dem auch sei, die Chancen des FN, sein 2009er-Resultat zu vervielfachen (6,3 Prozent, sieben Abgeordnete) stehen leider nicht schlecht.

Niederlande

Bei den Europawahlen 2009 wurde die islamfeindliche Partij voor de Vrijheid (PVV) in den Niederlanden mit 17 Prozent zweitstärkste Kraft.

Frankreich

Gemeinsam mit seiner französischen Kollegin Le Pen plant Parteichef Geert Wilders seine Zukunft in Europa. Im November war den beiden unumstrittenen Galionsfiguren ihrer politischen Bewegung ein Paukenschlag gelungen: Mit der Ankündigung, im nächsten Parlament ein Bündnis gründen zu wollen, versetzten sie das politische Establishment in Aufregung. Mit an Bord des eurofeindlichen Zusammenschlusses werden womöglich auch die Schwedendemokraten, die FPÖ und der rechtsextremistische Vlaams Belang aus Belgien sein.

Großbritannien  UKIP

Die Raus-aus-Europa-Partei

Britische Ukip erzielt Achtungserfolg

Drei Monate vor der Europawahl zeigt die rechtspopulistische Ukip, dass sie die neue dritte Kraft in Großbritannien werden könnte. Noch will die Spitze der deutschen AfD von Ukip nichts wissen. Das könnte sich ändern.

Es ist das sechste Mal seit 2010, dass Ukip bei einer Nachwahl zum Unterhaus auf Platz zwei kommt. Gegründet wurde Ukip bereits Anfang der neunziger Jahre. Einen Sitz im Unterhaus hatte die Partei noch nie, im Europaparlament ist sie seit 1999 vertreten. Für die Europawahl im Mai kann Ukip mit einem deutlichen Stimmenzuwachs rechnen - selbst ein erster Platz vor Labour und den Konservativen gilt als möglich.

Entsprechend euphorisch gab sich Ukip-Chef Farage nach der Wahl in Wythenshawe and Sale East. Er sei "entzückt" und mit den erreichten 18 Prozent "sehr zufrieden". Natürlich sagen Politiker so etwas immer nach einer Wahl, aber es gibt Hinweise darauf, dass Farage durchaus Anlass zur Freude hat.

In der Regel spricht Ukip eher unzufriedene Wähler aus der Arbeiterklasse an; ein wenig zugespitzt nennen die Politologen Robert Ford und Matthew Goodwin Ukip "Britain's most working class party", also die britische Partei, deren Anhänger zum größten Teil aus Arbeitern besteht - und nicht, wie häufig behauptet wird, aus "mürrischen alten Konservativen".

Bundesrepublik

„Auf gar keinen Fall“ versicherte der Sprecher der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, wolle seine Partei in der kommenden Legislaturperiode mit dem sich formierenden rechtspopulistischen Block in Straßburg zusammenarbeiten. Mit einem Einzug ins Europaparlament dürfen die Eurokritiker allerdings fest rechen – acht Prozent der Wählerinnen und Wähler wünschten sich Ende letzter Woche die AfD in Europa. 40 Prozent hätten, wenn am Sonntag gewählt worden wäre, der Union ihre Stimme gegeben, 25 Prozent der SPD. Grüne und Linke kommen jeweils auf zehn Prozent. Knapp würde es hingegen für die FDP, die drei Prozent – und damit genau den Wert, der nötig ist, die Sperrklausel zu überwinden – erreicht. Bei der Bundestagswahl im September scheiterte die AfD, die zuletzt von ihrem Kernthema „Euro“ etwas abgerückt war und sich verstärkt für eine Begrenzung der Zuwanderung stark gemacht hatte, hauchdünn an der Fünf-Prozent-Hürde.

Mehr oder weniger ums politische Überleben geht es am 25. Mai für die NPD. Die angeschlagene Partei, der die unaufgearbeitete Affäre um ihren Ex-Vorsitzenden Holger Apfel, Finanzprobleme und eine innere Spaltung zu schaffen machen, führt mit dem vorbestraften Udo Voigt ein altgedienter Spitzenfunktionär in den Wahlkampf. Voigt hatte sich bei der Listenaufstellung gegen seine Kontrahenten, den amtierenden Bundesvorsitzenden Udo Pastörs, gegen den Willen des Vorstandes durchgesetzt.

Rechtspopulisten beeinflussen den Mainstream


Fatal an der Entwicklung ist laut der Studie, dass rechtspopulistische Parteien auch "auf die anderen Parteien ausstrahlen und deren Positionen beeinflussen". Die Autoren verweisen auf die britische UKIP, ohne die David Cameron wohl kein Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU in Aussicht gestellt hätte oder auf die (Wahren) Finnen, ohne die die Sammlungspartei vermutlich nicht so zögerlich wäre, weitere Finanzhilfen für in Not geratene Euro-Nachbarländer zuzusagen. 

Die Studie warnt die etablierten Kräfte davor, den Rechtspopulismus totzuschweigen: Im Gegenteil soll "die politischen Leerformeln der rechts- und nationalpopulistischen Parteien durch direkte thematische Auseinandersetzung 'entzaubert' werden". Vor allem die konservativen Parteien müssten die komplexen politischen Zusammenhänge der EU mehr und verständlicher erklären, die Erfolge in der Stabilisierungspolitik des Euro betonen und die Vorteile aus der Integration für die einzelnen Bürger herausstreichen. 

Etablierte Parteien müssten alles dafür tun, den Nährboden für die Empfänglichkeit von Rechtspopulismus seitens der Bürger reduzieren; also mehr Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bieten sowie lebenslange Abhängigkeiten von Sozialleistungen vermeiden und die Verelendung ganzer Landstriche oder Stadtteile verhindern.

"Kulturkampf um die Indentität Europas"

 


Die Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlichte ihre Studie vor dem Hintergrund der wachsenden Angst, dass rechtspopulistische Parteien nach der kommenden Europawahl eine maßgebliche Kraft im Europaparlament stellen könnten. Beobachter schätzen, dass sie die Chance haben, über 25 Prozent der Sitze zu erhalten. 

http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/npd/artikel/europa-droht-rechtsruck.html
http://www.janalbrecht.eu/fileadmin/material/Dokumente/20120708_GE_Europa_Rechtsaussen-UEberarbeitung-04-web.pdf
http://foederalist.blogspot.de/2013/12/umfragen-zur-europawahl-2014-eine.html