Sozialproteste gegen Fabriken-Privatisierung in Ex-Jugoslawien/ Bosnien  eskalieren

Die Nato hatte 1998 versucht die Region im Kosovokrieg mit Gewalt zu befrieden und seine imperialen Ziele zu implementieren. Doch  die wirklichen Probleme wurden nie gelöst.
 

Die Sozialproteste eskalieren. In mehreren Städten wurden Regierungsgebäude angegriffen. Es gibt dutzende Verletzte.

Smoke rises near the police as anti-government protesters hold a demonstration in Tuzla

 

Die Sozialproteste in Bosnien-Herzegowina eskalieren. Auch in der Hauptstadt Sarajevo ist am Freitag das Gebäude der Kantonalregierung gestürmt worden. Medien berichteten von Dutzenden Verletzten. Zuvor war bereits in der Stadt Tuzla des dortige Regierungsgebäude gestürmt und in Brand gesteckt worden, die Feuerwehr kämpfte am Nachmittag mit den Flammen, berichten österreichische Medien  wie die Presse. 

Auch in der Stadt Zenica wurde das Regierungsgebäude gestürmt. Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam es auch in der Stadt Bihac. In über 20 bosnischen Städten protestierten Demonstranten gegen die ihrer Ansicht nach korrupte Politik. Die Protestbewegung hatte in Tuzla begonnen, aus Anlass der Schließung von vier Betrieben mit 10.000 Beschäftigten. Bei Zusammenstößen am Donnerstagabend waren dort 130 Menschen verletzt worden.

 

Tausende Arbeiter demonstrierten gegen ausstehende Lohnzahlungen und gingen dann zum Angriff auf ein örtliches Regierungsgebäude über. Die Polizei griff die Arbeiter mit Tränengas und Hunden an. Hier der Bericht der “Zeit”, der wie so oft die Polizei als neutrale Kraft darstellt.

Zu den schweren Zusammenstößen kam es, als eine Kundgebung in Tuzla in Gewalt und Randale umschlug. Aufgebrachte Demonstranten bewarfen ein örtliches Regierungsgebäude mit Steinen, woraufhin die Polizei mit dem Einsatz von Tränengas reagierte. Die Menge wurde zurückgedrängt, kehrte aber später wieder zurück, umzingelte das leere Gebäude und setzte Reifen und Müll in Brand. Die Sicherheitskräfte wurden durch spezielle Hundestaffeln verstärkt.

Danach weiteten sich die Proteste aus: Aus Solidarität mit den Arbeitern in Tuzla gingen Tausende Bewohner der Hauptstadt Sarajevo sowie der Städte Zenica, Mostar und Bihac auf die Straße. Die Proteste sollen an diesem Freitag fortgesetzt werden.

Verfehlte Politik der Regierung

Der Unmut entzündete sich bereits am Dienstag und richtete sich zunächst konkret gegen die Privatisierung von vier staatlichen Fabriken. Schließlich mussten die Unternehmen doch Insolvenz anmelden, die Zahlungen an die Arbeiter wurden daraufhin eingestellt. Schnell kehrte sich die Wut der Demonstranten jedoch generell gegen die verfehlte Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der Regierung sowie gegen die grassierende Korruption unter Politikern.

Die Erwerbslosenquote in Bosnien liegt bei fast 40 Prozent. Nach offiziellen Angaben lebt ein Fünftel der 3,8 Millionen Bosnier in Armut. Ein durchschnittlicher Monatslohn in dem Balkanland liegt bei 420 Euro.

Quelle: Zeit