Genmanipulierte Lebensmittel neben Monsantos auch von BASF und Bayer weit verbreitet 

Eine Recherche der Initiativen "Kein Patent auf Leben!" und "Coordination gegen BAYER-Gefahren" belegt, dass deutsche Unternehmen zu den weltweit führenden Anbietern der „Grünen Gentechnik“ aufgeschlossen haben. Die Gentechnik-Kritiker haben hierfür alle Zulassungs-Anträge untersucht, welche in den vergangenen zwanzig Jahren beim Europäischen Patentamt (EPA) in München eingereicht wurden.

Von den rund 2.000 Patenten, die das EPA auf transgene Pflanzen gewährt hat, besitzt der BAYER-Konzern demnach 206, unter anderem auf Mais, Weizen, Reis, Gerste, Soja, Baumwolle und sogar auf genmanipulierte Bäume. Das Leverkusener Unternehmen liegt damit auf Platz eins - noch vor Pioneer (179), BASF (144), Syngenta (135) und Monsanto (119). Was die Zahl der beantragten Patente anbelangt, befindet sich die BASF mit 1.273 auf dem zweiten Rang nach DuPont.

 

• Aufstellung der Patente von BAYER:www.cbgnetwork.de/downloads/Bayer_erteilte_Patente.pdf
• Bewilligte Patente BASF, Pioneer, Dow und Monsantowww.cbgnetwork.de/downloads/Bewilligte_Patente_BASF_Pioneer_Dow_Monsanto.pdf
 
Ruth Tippe von "Kein Patent auf Leben!": „Bei Pestiziden und Saatgut besitzen die zehn größten Agro-Unternehmen schon heute einen Marktanteil von über 70 Prozent. Ziel dieses Oligopols ist es, den Markt unter sich aufzuteilen und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschheit zu kontrollieren. Patente auf Pflanzen und Tiere sind dabei ein zentrales Hilfsmittel.“
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Einführung von herbizidresistentem Saatgut ist ein Irrweg. Innerhalb kürzester Zeit bilden sich resistente Wildkräuter, die mit immer mehr Pestiziden bekämpft werden müssen. Von den vollmundigen Versprechen der Industrie wurde keines eingehalten: weder wurde der Einsatz von Agrogiften reduziert, noch konnte die Ernährungssicherheit verbessert werden“.
 
In der Diskussion um gentechnisch manipuliertes Saatgut dominiert hierzulande die Kritik an Monsanto. Dabei ist das Gentechnik-Programm von BAYER kaum weniger gefährlich, im Gegenteil: das von BAYER entwickelte Pestizid Glufosinat, das in Kombination mit genmanipuliertem Saatgut angeboten wird, ist als reproduktionstoxisch klassifiziert und soll in der EU bis 2017 vom Markt genommen werden. Dies hindert BAYER jedoch nicht daran, in den USA derzeit eine neue Glufosinat-Fabrik zu bauen. „Ein typisches Beispiel doppelter Sicherheits-Standards!“, kritisiert Mimkes. Die Position der deutschen Firmen im Windschatten von Monsanto bezeichnet Mimkes als „komfortabel“, da BASF und BAYER kaum einer öffentlichen Diskussion ausgesetzt sind.
 
Um den zunehmenden Resistenzen von Wildkräutern gegen Ackergifte zu begegnen, hat die Industrie untereinander zahlreiche Patente ausgetauscht. Monsanto, DuPont, Syngenta, Dow und BAYER verwenden nun auch Verfahren der Konkurrenz und bieten Saatgut an, das gegen zwei oder gar drei Herbizide immun ist. So wurde im vergangenen Jahr eine Soja-Sorte vorgestellt, die gegen die Agrogifte Glufosinat, Glyphosat und 2,4-D tolerant ist.
 
Allein 23 Patente des BAYER-Konzerns beziehen sich auf Herbizid-Resistenzen. BAYER war erst im Jahr 2001 durch die Übernahme der Firma Aventis CropScience, die ihrerseits aus den Gentechnik-Sparten von Schering, Rhone Poulenc und Hoechst hervorgegangen war, in die erste Liga der Gentech-Anbieter aufgestiegen.
 
Der Chemiekonzern BASF gibt den Markt für Pflanzenbiotechnologie in Europa weitgehend auf. Es gebe keine Akzeptanz für Projekte wie die Gen-Kartoffel „Amflora“ bei Verbrauchern, Landwirten und der Politik.
Weil das große Geld vor allem jenseits des Atlantiks erwartet wird, verlegt das BASF- Zentrum   sein Tochterunternehmen für die so genannte grüne Gentechnik von Limburgerhof bei Ludwigshafen in die USA. In weiten Teilen Europas fehle noch immer die Akzeptanz bei der Mehrheit der Verbraucher, Landwirte und Politiker für die Pflanzenbiotechnologie, teilte der Konzern am Montag mit. BASF war u a . wegeb der Genkartoffel "Amflora" in die  Kritik geraten.  Von der Entscheidung betroffen sind rund 200 Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt.
 
Greenpeace-Biologe Dirk Zimmermann nannte die Entscheidung wie der Focus seinerzeit berichtete  konsequent: „Es gibt aus gutem Grund keine Chancen für die Gentechnik in Europa.“ Die Verbraucher lehnten die Produkte ab und für die Landwirte berge die Haftungsfrage große Risiken. Zudem könne es wegen der Gefahr einer Vermischung kein Nebeneinander von gentechnischer und herkömmlicher Landwirtschaft geben. „Wir wollen nicht, dass diese Pflanzen auf die Äcker kommen, weil sie nicht beherrschbar sind.“ Auch der Erzeugerverband Bioland in Mainz begrüßte den Umzug. Dies zeige, dass der massive Widerstand eine Wirkung habe, sagte Sprecher Gerald Wehde.

 
Dagegen prangerte der rheinland-pfälzische FDP-Chef Volker Wissing die „Fortschrittsfeindlichkeit der Grünen“ an. Es gingen hoch qualifizierte Arbeitsplätze und Zukunftsinvestitionen verloren.

Neuer Standort der BASF Plant Science wird das Forschungszentrum Research Triangle Park nahe Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina. Die Konzerntochter hat nach eigenen Angaben weltweit rund 840 Mitarbeiter, 157 davon in Limburgerhof (Rheinland-Pfalz) und 57 in Gatersleben (Sachsen-Anhalt). In Limburgerhof sollen es künftig nur noch elf sein, Gatersleben wird neben dem Standort im schwedischen Svalöv mit zurzeit sechs Mitarbeitern geschlossen. Der Großteil dieser Stellen wird nach Konzernangaben an andere Standorte verlegt – vor allem nach Raleigh, aber auch nach Berlin und ins belgische Gent. Insgesamt sollen binnen zwei Jahren 78 Stellen in Europa abgebaut werden.


„Es findet kein ´Amflora´-Anbau mehr in Deutschland statt“, sagte BASF-Vorstand Stefan Marcinowski. Es werde aber wohl noch den ein oder anderen Freilandversuch im Rahmen laufender Verfahren geben. Er verwies auf die Rahmenbedingungen in Europa, die sich verschlechtert hätten. „Ich habe keine Hoffnung auf einen schnellen Meinungswandel.“
 
Unter dem Motto "March Against Monsanto" fanden am 12. Oktober fanden weltweit Demonstrationen statt, um gegen das Monopol der Gentech-Industrie zu protestieren. Die  Aufmerksamkeit war dabei nicht nur auf Monsanto gerichtet, sondern auch auf Konzerne wie BAYER und BASF, die massgeblich mit dafür verantwortlich sind, dass gentechnisch veränderte Pflanzen verbreitet werden. (PK)
 
 
Eine ausführliche Analyse finden Sie unter: www.cbgnetwork.de/5229.html
Kontakt Ruth Tippe: Tel 0173 1543409, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Kontakt Philipp Mimkes: Tel 0211 333911, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
 
Neue Rheinische Zeitung 18.10.