Nazikader Ralf Wohlleben bestreitet Beschaffung der NSU-Täterwaffe

Der Nazikader Ralf Wohlleben spricht jetzt nach Beate Zschäpe im NSU-Prozeß auch und er bestreitet, die Täterwaffe für die Morde der  NSU-Nazi-Zelle organisiert zu haben.

Er verweist die Hauptverantwortung für die finanzielle und  materielle Unterstützung der NSU- Zelle an Tino Brandt, der Nazi  und gleichzeitig V- Mann des Verfassungsschutzes war. 

Laut Focus hatt der Nazi-Aktivist Tino Brandt schon am Anfang des Prozesses erneut vor Gericht ausgesagt und bestätigt, dass der Verfassungsschutz das NSU- Nazi Terror- Trio und die NSU- Zelle selber gesteuert und finanziert habe. 

Brandt war auch  Chef des „Thüringer Heimatschutzes“ und V-Mann des Verfassungsschutzes – gegen den er vor Gericht schon damals schwere Vorwürfe erhob.

Der Thüringer Verfassungsschutz soll kurz nach dem Abtauchen der drei mutmaßlichen NSU-Terroristen 1998 Geld an das Trio in den Untergrund geschickt haben. Die IZ berichtete schon mehrfach darüber.

 

Das sagte auch der frühere Verfassungsschutz-V-Mann und damalige Kopf des rechtsextremen „Thüringer Heimatschutzes“, Tino Brandt, als Zeuge im Münchner NSU-Prozess aus.

 

Das Geld habe er selber in Empfang genommen und weitergeleitet. 

 

Durch einen Anruf aus der Szene habe er eine oder zwei Wochen nach dem Untertauchen erfahren, dass Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt geflohen seien. Er habe dann begonnen, Geld für die drei aufzutreiben, zunächst bei Stammtischen und auf einem Konzert.

 

Die Spenden seien jedoch nach einiger Zeit versiegt, aber es habe weiter Geld gegeben, „das der Freistaat Thüringen gespendet hat. Sechs, sieben Mal so...“. Er meinte damit Zahlungen des Verfassungsschutzes an ihn.

„Das Geld war direkt für die Weitergabe an die NSU-Zelle bestimmt “.

 

Auf die Nachfrage des Vorsitzenden Richters, ob das Geld tatsächlich ausdrücklich für die Weitergabe an das Trio bestimmt war, antwortete Brandt: „Soweit ich mich erinnere, war das direkt für die Weitergabe.“

 

An die Höhe der Beträge erinnere er sich nicht mehr. Auch, an wen er das Geld weitergeben habe, könne er nicht mehr mit absoluter Sicherheit sagen. Er vermute, es habe sich um jemanden aus der Jenaer Rechtsextremisten-Szene gehandelt, der unmittelbaren Kontakt zum Trio hielt. 

 

Seine Geheimdienst-Tätigkeit soll Brandt bis zu seinem Auffliegen 2001 insgesamt 200.000 Mark eingebracht haben.

 

Ein BKA-Beamter sagte damals  vor Gericht: "Wir sind davon ausgegangen, dass Tilo Brandt auf der Seite der Gewalt war."

 

Holger G. habe immer nur betont, wer nicht für Gewalt gewesen sei - nämlich er selbst und der Mitangeklagte Wohlleben. Die anderen seien für Gewalt gewesen. Im Umkehrschluss ging das BKA davon aus, dass Brandt auch zu denen gehörte, die Gewalt befürworteten.

 

Parallel dazu organisierte er den Aufbau der rechtsextremen Szene in Thüringen. Auch beim Klu-Klux- Klan waren VS-Leute an der Gründung maßgeblich beteiligt und da auch an führender Stelle aktiv gewesen.

 

Immer mittwochs habe es Stammtische gegeben, bei denen die Anführer der örtlichen „Kameradschaften“ sich austauschten, erinnerte er sich.

 

Die Freien Kameradschaften war die Basis, aus der auch die NSU-Terror-Zelle hervorging. Auch da operierten viele V- Leute des Verfassungsschutzes in deren Umfeld. 

 

Die Gruppe aus Jena habe dabei eine besondere Rolle gespielt, weil sie sich als militante „Elite“ verstanden habe. Die anderen seien darauf aus gewesen, möglichst viele neue Mitglieder anzuwerben, die Jenaer hätten dagegen „statt Quantität auf Qualität“ gesetzt.

Im NSU-Prozess hat nun auch der mutmaßliche Terrorhelfer sein Schweigen gebrochen.

Wohlleben ist neben Zschäpe der einzige Angeklagte, der in Untersuchungshaft sitzt. Der 40-Jährige ist wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen angeklagt. Er soll dabei geholfen haben, den mutmaßlichen NSU-Terroristen die Ceska zu beschaffen, die Pistole, mit der Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt neun Männer türkischer und griechischer Herkunft erschossen haben. Die Bundesanwaltschaft sieht in Wohlleben eine "steuernde Zentralfigur" im Hintergrund des NSU.

Er sei nicht vermittelnd tätig geworden oder habe in irgendeiner Form Aufträge zum Beschaffen der Pistole vom Typ Ceska erteilt. Auch habe er gar nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um solch eine Waffe zu kaufen.

Trotz Bitte habe er aber zu Böhnhardt gesagt,  dass er sich nicht  mit Waffen auskenne. "Ich wollte keine Waffe besorgen" ist der Tenor seiner Aussage.

Schließlich habe Carsten S. von Böhnhardt oder Mundlos den Auftrag bekommen, eine Waffe zu besorgen.

Der Angeklagte Carsten S. hatte gleich zu Beginn des Prozesses gestanden, im Auftrag von Wohlleben die Mordwaffe beschafft und den mutmaßlichen NSU-Nazi-Terroristen gebracht zu haben. Auch das Geld für die Waffe habe er von Wohlleben bekommen. Der Angeklagte Holger G. sagte aus, Wohlleben habe ihm eine weitere Waffe gegeben, die G. in Wohllebens Auftrag zu Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe  gebracht habe.

Das lässt sich nur so interpretieren, dass er nicht aus eigenem Antrieb und auf  eigene Kosten die Waffe ( wenn überhaupt) besorgt hatte - sondern allenfalls wie Brandt als VS- Agent im Auftrag des Staates agiert habe. Dazu äußert er sich aber wie Zschäpe nicht konkret - eventuell um so Vorteile im Prozess zu  behalten.

Zschäpe hatte in ihrer Aussage um Thematiken um Wohlleben auch gezielt  geschwiegen.

trat Wohlleben nach eigener Aussage in die NPD ein - wobei ihm Tino Brandt  einen Mitgliedsantrag unter die Nase gehalten habe. Brandt war ein Anführer in der rechtsextremen Szene in Thüringen und zugleich gut bezahlter V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes. Wohlleben sagte, er habe schon Mitte der Neunziger nichts gegen Ausländer gehabt - sondern gegen die Politik, die den Zuzug von Ausländern fördere. Demnach präsentiert er sich als Gegner der willkürlichen Ermordung  von Ausländern.

Wohlleben berichtete weiter, wie sich die rechte Szene in den Neunzigerjahren in Jena formierte. Damals habe er Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt kennengelernt. Mit Zschäpe habe man gut und lange reden können. Sie sei schlagfertig, witzig und ihm sehr sympathisch gewesen. Eine Schlüsselrolle bei der Formierung der verschiedenen Gruppierungen - insbesondere des "Thüringer Heimatschutzes" - wies Wohlleben Tino Brandt zu.

Von der Gewaltbereitschaft seiner damaligen Freunde Mundlos und Böhnhardt will Wohlleben nichts gewusst haben. Das Verhalten der beiden habe keinen Anlass gegeben zu vermuten, dass sie schwere Straftaten begehen würden, sagte er.

Von den zehn Morden Wohlleben bis zum Auffliegen des NSU im November 2011 nichts gewusst haben. "Wie alle anderen" habe er erst dann davon erfahren. Es sei für ihn unvorstellbar, dass Mundlos und Böhnhardt zu diesen Taten in der Lage gewesen seien.

Wohlleben räumte aber ein, nach dem Untertauchen von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe Kontakt zu den dreien gehabt zu haben. Es sei zu mehreren Telefonaten gekommen. In einer Wohnung in Chemnitz habe er sie dann zum ersten Mal wiedergetroffen. Später sei es zu weiteren Treffen gekommen.