4U9525: Pilotengewerkschaft zweifelt an Selbstmordattentat-Theorie

 

Pilotengewerkschaft Cockpit zweifelt an Selbstmord-Theorie für Germanwings-Absturz. Pilot wurde angeblich wegen Depressionen behandelt 

„Aus unserer Sicht sind noch andere Möglichkeiten als Vorsatz denkbar. Selbst der Staatsanwalt hat nicht von Suizid gesprochen.“

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat vor vorschnellen aus den bisherigen Ermittlungsergebnissen zum Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen gewarnt. „Wir waren geschockt, als wir die neuen Erkenntnisse über den Absturz gehört haben. Allerdings handelt es sich hierbei um eine ersten Zwischenbericht. Viele Fragen sind noch offen“, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg dem Handelsblatt (Online-Ausgabe). 

„Woran macht man beispielsweise fest, dass der Sinkflug vorsätzlich eingeleitet wurde?“, fragte Handwerg. „Aus unserer Sicht sind noch andere Möglichkeiten als Vorsatz denkbar. Selbst der Staatsanwalt hat nicht von Suizid gesprochen.“ So wisse man zum Beispiel noch nichts über den technischen Zustand des Flugzeugs. „Deshalb brauchen wir eine Auswertung des Flugdatenschreibers.“ 

Die vorläufige Auswertung des Cockpit-Sprachrekorders gebe zwar erste Einblicke in die Vorkommnisse an Bord des Germanwings-Fluges. Warum der Sinkflug eingeleitet wurde, bleibe aber ebenso unbeantwortet wie die Frage, warum der Copilot später nicht mehr reagiert habe.

"Ebenso geben die Ausführungen der Behörden noch keine abschließende Erklärung, warum der Kapitän später keinen Zutritt mehr in das Cockpit erlangen konnte."

"Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse auf der Basis von unvollständigen Informationen ziehen. Erst nach Auswertung aller Quellen werden wir wissen, was die Gründe für diesen tragischen Unfall gewesen sind", so Ilja Schulz, Präsident der Vereinigung Cockpit.

Die größte französische Pilotengewerkschaft SNPL Alpa kündigte inzwischen an, sie werde Klage gegen unbekannt wegen Verletzung von Berufsgeheimnissen einreichen. Das Durchsickern der Informationen sei inakzeptabel, meint Gewerkschaftsmitglied Patrick Magisson.


Zurückhaltend reagierte Handwerg auf die Forderung des für Verkehr zuständigen Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz (CDU), wonach alle deutschen Airlines, freiwillig und unverzüglich, eine Zwei-Personen-Regel in Cockpits umsetzen sollten. Er sei dafür, dass künftig immer eine Person aus der Kabinencrew im Cockpit sein müsse, während entweder der Pilot oder der Copilot das Cockpit verlasse, hatte Vaatz in einem Interview gesagt. 

Handwerg sagte dazu: „Wir halten nichts von Schnellschüssen aus der Politik. Eine Stewardess im Cockpit bietet auch keinen hundertprozentigen Schutz vor Aussperrung des Piloten.“ Daher sollten sich die Politiker „davor hüten, übereilte Maßnahmen einzuführen, die sich hinterher als nicht wirklich hilfreich erweisen“.

Andererseits melden Medien, dass der Pilot kein Bekennerschreiben und keinen Abschiedsbrief hinterlassen habe. Er sei auch nicht religiös oder politisch aktiv. Allerdings soll er sich wegen Depressionen in Behandlung befunden haben. Aber ein depressiver Mensch ist noch kein Massenmörder. Er habe sich krank schreiben lassen und sei dann noch während der Phase der Krankschreibung wieder im Dienst erschienen. Aber auch das ist nicht ungewöhnlich.