12 000 in München gegen Pegida- Altkanzler Schröder fordert Aufstand der Anständigen 

Mügida erweist sich als Reinfall- 30 Teilnehmer

  • Rund 12 000 Menschen stehen derzeit vor dem Nationaltheater. Die Veranstalter hatten offiziell 1500 Teilnehmer erwartet, sprechen nun aber von 25 000 Teilnehmern.
  • Es ist nicht nur eine Kundgebung gegen Pegida, sondern vielmehr auch eine Demo, ja, ein Fest für ein buntes, weltoffenes München. Rund 12 000 Menschen sind laut Polizei am Montagabend auf den Max-Joseph-Platz gekommen, um zu rufen: Platz da! Flüchtlinge sind hier willkommen.

  • So lautet das Motto der Kundgebung vor der Oper, zu dem Dutzende Gruppen und Vereine aufgerufen hatten, allen voran das Bündnis "Bellevue di Monaco", das ein Haus für junge Flüchtlinge in der Innenstadt an der Müllerstraße schaffen will, ein Willkommenszentrum.

  • "München zeigt sich von seiner allerbesten Seite", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vor den Demonstranten. Und er lässt keinen Zweifel daran, wo München steht: "Bei uns ist Platz für Menschen verschiedener Hautfarbe, Herkunft oder Muttersprache. Bei uns ist auch Platz für alle Religionen und Gläubige."

    Weit mehr als ein Drittel der Münchner habe Migrationshintergrund - Menschen aus 182 Nationen. Reiter sagt, er sei sicher, "dass in München Platz für die Flüchtlinge ist, die zu uns kommen. Und nicht nur ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen werden wir anbieten, nein, ich will, dass diese Flüchtlinge bei uns eine Heimat finden". In München sei "kein Platz, um Angst zu schüren. In München ist kein Platz für Hetze und die Verleumdung von Menschen."

  • Bild auf Twitter anzeigenAuf die Frage, ob er mit einem solchen Andrang gerechnet habe, antwortet wenig später der Kabarettist Christian "Fonsi" Springer: "Ja! Des is mei Stadt." Der Liedermacher Konstantin Wecker meint: "Wir demonstrieren in erster Linie für etwas. Wer mit Pegida sympathisiert, ist nicht bereit nachzudenken."

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  • Doch München ist nicht Dresden. Es ist nur eine kleine Gruppe von drei Dutzend Menschen, die am Rand des Promenadeplatzes antiislamische Sprüche auf ihren Transparenten in die Höhe hält. Während am nahe gelegenen Max-Joseph-Platz immer mehr Menschen zusammenkommen, um gegen die Pegida-Bewegung und Rassismus auf die Straße zu gehen, müssen die antiislamischen Demonstranten 200 Meter entfernt auch noch gegen junge Gegendemonstranten bestehen. Sie verschwinden völlig hinter der Wand von Transparenten der Gegner, die skandieren: "Haut ab, haut ab!"

    Um kurz nach 18 Uhr ist der Platz noch fast menschenleer.

  • Altkanzler Schröder ruft derweil zum Aufstand der Anständigen gegen Pegifa auf

  • Der Altkanzler ruft zu größerem Widerstand gegen die islamfeindlichen Proteste in Dresden auf. An der Spitze dieser Gegenbewegung müsse die Bundesregierung stehen.

  • Altkanzler Gerhard Schröder hat in der Auseinandersetzung mit der anti-islamischen Pegida-Bewegung einen "Aufstand der Anständigen" gefordert. Unter diesem Motto hatte er als damaliger Kanzler im Jahr 2000 nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge zum Protest gegen rechts aufgerufen.

    "In Berlin haben damals 200.000 Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus protestiert, und selbstverständlich sind Bundespräsident und Bundeskanzler vorneweg marschiert", sagte der SPD-Politiker der ZeitschriftCouragiert. So eine öffentliche Reaktion sei nun auch notwendig. 

    Es sei großartig, dass so viele Menschen in Dresden und anderswo "gegen diesen kruden Haufen, der sich Pegida nennt, auf die Straße gehen". Aber diese Bürger bräuchten mehr Unterstützung. "Das ist eine Aufgabe und Verpflichtung für diejenigen, die heute in politischer Verantwortung stehen", sagte Schröder weiter. Die demokratischen Parteien müssten klare Kante zeigen, davor scheuten sich gerade die Parteien rechts der Mitte zu sehr.

    Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, warf dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier vor, das demokratische Engagement gegen Rassismus und Rechtspopulismus zu behindern. Der Zeitung Neues Deutschlandsagte Riexinger zu Äußerungen des CDU-Politikers, der die rechte Pegida-Bewegung unter anderem auf die Geschichte der DDR zurückgeführt hatte: "Diese Art der Dämonisierung der DDR schwächt objektiv den Kampf gegen die Gefahr von rechts. Da steht bei einigen im Kopf noch die Mauer, und davor haben sie ein dickes Brett". Der Linkenpolitiker wünsche sich, "dass die Union sich endlich geschlossen in die Front gegen rechts einreiht".

    Grünen-Chef Cem Özdemir wies die Forderungen nach einem Dialog zurück. Er halte nichts von "so einer weinerlichen Haltung im Umgang mit Pegida", sagte er im RBB. "Klartext ist angesagt und nicht dieses Gesülze, was ich da zum Teil höre von manchen Kollegen von mir."