9.11. Demo: Neuer explosiver Pakt von Hooligan mit Nazis gegen Muslime

Die Großdemo in Köln war nicht die einzige Veranstaltung, in der sich neuerdings Hooligans und Neonazis gegen den Islam zusammenschliessen- es sollen weitere Aktionen folgen. 

Aber auch ehemalige pseudolinke Antideutsche wie deren ehemaliger Chefideologe Jürgen Elsässer sind jetzt endgültig im islamophob orientierten Rechtspopulismus angekommen und Scharnier für ein Bündnis mit ganz Rechten.  

Verteidiger des Abendlandes formieren sich

Am frühen gestrigen Abend fand in der Dresdner Innenstadt wie schon eine Woche zuvor eine unter dem Deckmantel der “Islamkritik” angemeldete rassistische Demonstration von mehreren hundert Menschen statt (Bilder 1 |2). Anders als noch in der vergangenen Woche, als kleine Gruppen von Teilnehmern mehrfach versucht hatten, kritische Personen im Umfeldanzugreifen, kam es dabei am Montagabend lediglich zu Drohungen gegenüber Journalisten. Obwohl sich die von einer Person aus dem Umfeld der örtlichen“Alternative für Deutschland” (AfD) angemeldete Demonstration gegen vermeintliche “Glaubens- und Stellvertreterkriege auf deutschem Bode” richtete, wurde in Redebeiträgen ein Zuwanderungsstopp für Menschen aus Krisenregionen und der Entzug der Staatsbürgerschaft für Salafisten gefordert.

 

In einem Redebeitrag verglich einer der Veranstalter im Namen des neu gegründeten “Bündnis Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes” (PEGiDA) mit einem Verweis auf die Bombardierung der Stadt im Februar 1945, das Schicksal der aktuell aus Kriegs- und Krisenregionen nach Deutschland geflüchteten Menschen mit dem seiner Angehörigen, die im Zweiten Weltkrieg trotz “Hunger und Kälte [...] im Land geblieben” seien und es anschließend “wieder aufgebaut” hätten. In seinem an die Politik gerichteten Appell rief er dazu auf, “den Menschen vor Ort in den Krisengebieten zu helfen”, sonst würden seiner Ansicht nach “in wenigen Jahren bei uns ebensolche Zustände wie in den Ländern aus denen die Flüchtlinge kommen” herrschen. Während des Marsches waren Sprechchöre in Anlehnung an die Proteste im Herbst 1989 ebenso zu hören, wie immer wieder auch von rechten Demonstrationen bekannte Parolen.

Das verwundert kaum, schließlich beteiligten sich neben etlichen Anhängern des lokalen Fußballvereins SG Dynamo Dresden auch einige bekannte Größen der Dresdner Naziszene an der Demonstration. So wurden neben dem eifrig fotografierenden Philipp Göhler auch die beiden vorbestraften rechten Gewalttäter Ronny Thomas und Marko Eißler gesichtet. Während die Teilnehmer und wenigen Teilnehmerinnen mit Deutschlandfahnen fast wie bei einem Trauermarsch vom Altmarkt über den Postplatz bis auf den Neumarkt vor derFrauenkirche zogen, verhielt sich die Polizei, anders als bei linken Veranstaltungen in der Stadt, sehr im Hintergrund.

Zwar blieb der Aufmarsch mit etwa 500 Menschen unter den Erwartungen des Anmelders, dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Veranstaltung in den kommenden Wochen weiter entwickeln wird. Von den im Vorfeld angekündigten Gegenprotesten war wie schon eine Woche zuvor nicht viel zu sehen. Grund dafür könnte nicht nur gewesen sein, dass einige Teilnehmer der Demonstration immer wieder versuchten, Passantinnen und Passanten zu verfolgen und zu fotografieren, sondern dass zeitgleich im benachbarten Ottendorf-Okrilla zumwiederholten Mal hunderte Menschen gemeinsam mit Mitgliedern der NPD gegen eine geplante Unterkunft für Asylsuchende in einem ehemaligen Ferienlager protestiert hatten.

Für den 9. November, dem Tag, an dem der Reichspogromnacht gegen Juden 1938 gedacht wird, rufen die »Friedensaktivisten Berlin« zu einer Kundgebung vor dem Reichstag gege Muslime auf. Der »Aktivistenkreis Berlin« ist Teil jener Gruppierungen, die an den Montagsdemonstrationen der vergangenen Monate teilnahmen. Spätestens mit Auftritten von bekannten Neonazis, NPD-Mitgliedern, rechtspopulistischen Parteien und Verschwörungstheoretikern gerieten die Montagsdemos in die Kritik.

Auf dem Platz der Republik wollen die selbsternannten Friedensaktivisten ab 11.09 Uhr demonstrieren. Auf der Seite im sozialen Netzwerk Facebook heißt es u.a.: »In Anbetracht der momentanen Bedrohungslage ist es nicht mehr ausreichend eine Demo zu machen um dann wieder brav nach Hause zu gehen ...« Man wolle deshalb eine Mahnwache einrichten. Der im Internet verbreitete Aufruf sei bekannt, eine offizielle Anmeldung liege der Berliner Polizei nicht vor, sagte ein Sprecher auf Anfrage. »Wir beobachten das aufmerksam.«

Mitglieder derselben Gruppierungen, die am vergangenen Sonntag in Köln unter dem Motto »Hooligans gegen Salafisten« demonstrierten, kündigten bereits ihre Teilnahme an. Erste Verabredungen zu Fahrgemeinschaften größerer »Reisegruppen« lassen sich bereits nachlesen. Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) sagte am Montag, bislang gebe es keine vergleichbare Anmeldung einer Demonstration von Hooligans gegen radikalislamische Salafisten für die Hauptstadt.

Der »Erfolg« in Köln gibt der Szene Aufschwung, Berlin ist nicht der einzige Termin. In Hamburg wollen Hooligans am 15. November demonstrieren. An der Demonstration in Köln hatten über 4500 Rechtsradikale und Hooligans teilgenommen. Sie skandierten rassistische Parolen und jagten Antifaschisten, warfen Autos um und griffen Polizeibeamte an.

Laut Nachrichtenagentur dpa ruft auch der rechtspopulistische Autor Jürgen Elsässer zu der Demonstration vor dem Reichstag auf und forderte Hooligans auf, dazuzustoßen. Demnach wünschte er sich eine Hooligan-Veranstaltung gegen Salafisten und islamistischen Terror auch in Berlin. Auf den Montagsdemonstrationen war der Herausgeber des rechten Magazins »Compact« in letzter Zeit abgeblitzt. Jetzt wittert er wieder Morgenluft. 

Elsässer meint, dass es sich bei den HoGeSa-Ausschreitungen in Köln vom 26. Oktober um einen vorbildlichen »Akt der Selbstverteidigung« handeln würde. Das Ergebnis dieses »Aktes der Selbstverteidigung« waren 44 verletzte Polizeibeamte.

Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei sprach von einer »neuen Qualität der Gewalt«. Auch der Politologe Richard Gebhardt sieht in der Politisierung der Hooligan-Szene ein Problem: »Es steckt eine große Dynamik drin. Die starke Politisierung einer Szene, die sich über Gewalt definiert, ist kein gutes Zeichen. Mein Eindruck ist, dass vor allem in Nordrhein-Westfalen die Hooligans gerade ihre Zurückhaltung aufgeben und sich mit Polemik, Aktionismus und Übergriffen auf andere wieder zurückmelden. Angesichts der Islam-Kritik, die die Bewegung Hogesa als Leitmotiv ausgerufen hat, würde ich sogar von einer Neu-Formierung sprechen. [...] Alle 4000 Teilnehmer, die gestern in Köln waren, können eine Verbindung zur extremen Rechten nicht mehr abstreiten. Aber, und auch das ist wichtig: Nicht jeder Hooligan ist ein Neonazi. Wie fast überall gibt es Abstufungen, Zwischentöne. Weil sich Hooligans aber ständig im rechtsoffenen Milieu bewegen, sind sie für eine solche Mobilisierung anfällig«.¹

Die mit Abstand größte Zusammenkunft von Faschisten in Deutschland bezeichnet Elsässer desweiteren allen ernstes als»eine antifaschistische Demo«. Auf seinem Blog postet er dazu noch ein Bild von Putin im Kreis des ultranationalistischen russischen Motorcycle- und Rockerclubs Nachtwölfe, dessen Mitglieder »von Putin unterstützt und im Gegenzug politische Gegner einschüchtern, auf der Krim mitmischten und dafür von Elsässer als Freiheitskämpfer gegen rechts stilisiert werden«.² Er vergleicht Äpfel mit Birnen. 

Elsässer warnt außerdem davor, dass die Zahl der Asylanträge drastisch zugenommen hätte. Die Amadeu Antonio Stiftung schreibt dazu: »2013 baten in Deutschland knapp 110.000 Menschen um Asyl, 2012 waren es 65.000 Asylsuchende. Es ist vor allem für die Betroffenen eine traurige Tatsache, dass derzeit besonders viele Menschen in Staaten wie Syrien, Afghanistan und anderen fliehen müssen, um ihr Leben zu retten. Für Deutschland als Aufnahmeland ist die zuletzt sprunghaft gestiegene Zahl der Asylsuchenden aber kein Ggrund zur Besorgnis. In der Vergangenheit gab es niedrigere, aber auch weit höhere Asylzahlen. 2007 war die Asylantragszahl in Deutschland auf dem historischen Tiefstand: 20.000 Menschen baten damals um Asyl. Anfang der 90er Jahre hatte die Zahl um ein Vielfaches höher gelegen – zwischen 190.000 und 438.000 Asylsuchenden. Die Zahl der schutzsuchenden Menschen ist abhängig davon, wo und wie sich Kriege und humanitäre Katastrophen entwickeln. Mit Schwankungen ist immer zu rechnen. Auch der EU-Vergleich relativiert die Zahl: Zwar hat die Bundesrepublik die meisten Asylanträge, gemessen an der Bevölkerungsgröße bewegt sie sich jedoch seit Jahren im Mittelfeld: Mit neun Asylanträgen pro 10.000 Einwohner lag Deutschland 2012 auf Platz zehn der EU-Staaten, auch 2013 – so ist nach der statistischen Auswertung zu erwarten – belegte Deutschland keinen Spitzenplatz«.

Weiter halluziniert Jürgen Elsässer auf seinem Blog: Zitat

 "Es ist ein großer Schritt nach vorne, dass die Hools sich nicht mehr hauptsächlich gegenseitig verkloppen, sondern gemeinsam etwas für Ihr Land tun wollen. Angesichts der realen Gefahr durch Terror-Rückkehrer aus Syrien/Irak, wo sie ja durch die NATO-Unterstützung für IS überhaupt erst gelandet waren, ist das ein Akt der Selbstverteidigung, der vorbildlich ist. Diejenigen, die sich über die Hools beklagen, seien erstmal gefragt: Warum habt Ihr nicht selbst eine Demo gegen den Salafismus angemeldet? Die Linken demonstrieren zwar für die Kurden – aber wo demonstrieren sie denn für die Verteidigung von uns hier?Und es gibt reichlich Hooligans in Berlin, die man für die Demo am 9. Nov. mobilisieren will". 

1554 Hooligans gibt es in Berlin laut Senat. Davon fallen unter die Kategorie B (gewaltbereit) 1311 und unter Kategorie C (gewaltsuchend) 243. Darunter Anhänger von Hertha BSC: 519 (gewaltsuchend: 70), Union Berlin 466 (gewaltsuchend: 43), BFC Dynamo 471 (gewaltsuchend: 117) sowie Anhänger weiterer Vereine wie Tennis Borussia Berlin, Cottbus, Babelsberg Hooligans mit Zuordnung zur rechtsextremen oder Neonaziszene: 86, davon Fans von Hertha BSC: 17, Union Berlin: 13, BFC Dynamo: 54. Auffällig durch rechtsextreme Tendenzen sind besonders zwei Fangruppen: »Buckower Szene« (Hertha BSC) und »CRIMARK« (Union Berlin). dpa/nd