7.10. : Brandenburger Familie feiert DDR Geburtstag

Gründung der DDR vor 65 JahrenBrandenburger Familie feiert DDR-Geburtstag

Ohne Trompeten, aber mit Fahnen und Feier: Eine Familie aus Brandenburg an der Havel feiert den 65. Geburtstag der DDR am 7. Oktober und hat dazu schon um 5 Uhr morgens die Flaggen herausgehängt. Die Geschichte sei sehr wichtig für die Zukunft, deshalb dürfe dieser Tag nicht vergessen werden, begründet die Familie ihr Handeln.

 

Brandenburg an der Havel. Den einstigen Tag der Republik, der in der DDR jährlich am 7. Oktober als Nationalfeiertag an die Gründung des Staates im Jahr 1949 erinnerte, feiern die Porombkas auch noch 25 Jahre nach der Wende. „Die Geschichte ist sehr wichtig für die Zukunft und deshalb dürfen wir diesen Tag nicht vergessen“, findet Andreas Porombka. „Die DDR gab es und man muss darüber reden. Nur wollen viele Leute heute nichts mehr davon wissen.“

Nicht so im Hause Porombka: Mutter Sylvia und Vater Andreas trommeln am DDR-Nationalfeiertag Jahr für Jahr die ganze Familie zusammen. Kinder und Enkelkinder sowie Schwiegertöchter und -söhne trafen sich auch am Dienstag zur gemeinsamen Kaffeerunde. Aufgetischt wurden unter anderem eine Erdbeersahnetorte nach DDR-Rezeptur sowie weitere typische Süßigkeiten wie Bambina-Schokolade oder Halloren-Kugeln – „aber nur die braun-weißen, die es auch in der DDR gab“, erklärt Andreas Porombka. „Glücklicherweise gibt es noch einige der Produkte von damals, wie zum Beispiel Ketchup von Werder und Bautzener Senf.“

Drei Fragen an Wolfgang Ucksche (56) aus Treuenbrietzen, der sich für die Heimatgeschichte in seiner Stadt engagiert.

1. Was verbinden Sie persönlich mit der DDR-Fahne? Dazu fällt mit als erstes Diktatur ein. Ich war nicht frei in meinen Entscheidungen und sollte eine Ideologie übernehmen, die ich nicht wollte. Wir hatten nur zu funktionieren. Ich konnte mich zu DDR-Zeiten nicht so entfalten, wie ich es wollte.

2. Was fühlen Sie, wenn Sie heute noch eine DDR-Fahne sehen? Nicht im historischen Zusammenhang, sondern wenn jemand damit sein Haus schmückt. Wenn irgendjemand meint, er müsse diese Fahne unbedingt zeigen, dann soll er es auch tun. Ich habe damit eigentlich kein Problem. Allerdings weiß ich nicht, ob den Leuten auch bewusst ist, was diese Fahne bedeutet und es wirklich damit getan ist, sie einfach nur schick zu finden.

3. Warum, glauben Sie, kleben sich Menschen das DDR-Staatsemblem ans Auto oder hängen sich die Fahne mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz an den Balkon? Es ist doch ganz logisch: Immer, wenn ein System untergeht, melden sich Menschen zu Wort und sagen, dass früher doch nicht alles so schlecht gewesen sei. So etwas hat noch nie jemand behauptet. Zu jeder Zeit hat es immer auch positive Dinge gegeben. Viele trauern der DDR aber nach, weil es für siebequemerwar. Interview:Heiko Hesse

Viele andere Dinge sind dagegen aus dem Alltag verschwunden. Auch bei den Porombkas ist einiges von früher in Kartons gelandet, etwa das alte DDR-Geschirr. Am Feiertag kam es mal wieder zum Einsatz. „Wir haben alles ausgekramt und abgewaschen“, sagt der 56-jährige Familienvater. Auch die beiden Fahnen mit Ährenkranz, Hammer und Zirkel stammen aus der hauseigenen Sammlung.

Öffentlich wirken will Andreas Porombka mit seiner Aktion nicht. „Ich mache das nicht für andere, sondern in erster Linie für mich“, sagt er.

Der Brandenburger erinnere sich gerne an die Zeit zurück, in der er groß geworden ist. Eine dieser Erinnerung aus früheren Tagen wollte er am Dienstag wiederbeleben und so begab er sich auf eine Spritztour mit einem Traktor der Marke Famulus. Die Ausfahrt endete jedoch frühzeitig, weil der Keilriemen riss.

Davon ließ sich der gelernte Kfz-Mechaniker aber nicht die Laune verderben, sondern machte es wie oftmals zu DDR-Zeiten – er improvisierte. Und dass Porombka und seine Familie Talent im Umgang mit großen Fahrzeugen haben, haben sie 13 Jahre lang bei der Brandenburger Weihnachtsmannparade unter Beweis gestellt. Jedes Jahr beteiligten sie sich mit ihrem eigenen, selbst gestalteten Schauwagen an der Veranstaltung.

Mit gleicher Leidenschaft feiert die Familie an jedem 7. Oktober den Gründungstag der DDR. Geht es nach Andreas Porombka, sollte dieser Tag nicht in Vergessenheit geraten, sondern vielmehr genutzt werden, um Aufklärung zu betreiben. Vor allem jungen Menschen hätten heute oftmals ein falsches Bild von der ehemaligen Volksrepublik, in der nicht alles schlecht gewesen sei. Gerne denkt Porombka an den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung der Menschen zurück. „Heute macht jeder seins“, sagt er. Auch Arbeitslosigkeit und Kriminalität seien früher kleinere Probleme gewesen.

Von Norman Giese

http://www.maz-online.de/Themen/Wendezeit/Brandenburger-Familie-feiert-DDR-Geburtstag