USA-DER BRANDSTIFTER ALS FEUERWEHRMANN

von Jürgen Todenhöfer 

Liebe Freunde, mit dem Irakkrieg 2003 zerbrachen die USA den Irak und öffneten das Tor zur Hölle. Jetzt bekämpfen sie die Folgen ihrer eigenen Chaospolitik. Der Brandstifter tritt als Feuerwehrmann auf. Sechs Thesen zum gefährlichen Öl-Monopoly der USA. Und eine Lösung.

 

 

1.) IS wird von den amerikanischen Chaos-Strategen nicht wegen seiner mittelalterlichen Brutalität angegriffen, sondern weil es die Öl-Interessen der USA im Irak massiv beeinträchtigt. Die zentrale 'strategische Pipeline' vom Irak in die Türkei ist unter die Kontrolle des IS geraten und damit funktionsunfähig. Für die Störungsfreiheit der Ölförderung und des Öltransports waren die USA stets bereit, Kriege zu führen. Solange IS nur in Syrien fernab der großen Ölfelder operierte, ließen die USA sie gewähren. Sie unterstützten sie sogar indirekt. Wie die anderen großen syrischenTerrororganisationen Jabat Al Nusra, Islamic Front oder Ahrar Al Sham. Die werden von den USA auch in Zukunft verdeckt gefördert, weil sie Assad bekämpfen. Wie Chaosstrategen eben.

2.) IS darf niemanden gleichgültig lassen. Hauptursache dieses erbarmungslosen Terrorismus ist allerdings die aggressive US-Politik, die den Mittleren Osten als amerikanische Tankstelle missbraucht. Öl ist laut Ex-Außenminister Kissinger viel zu wertvoll, als dass man es den Arabern überlassen könne. Der dadurch in der gesamten Region entstandene Terrorismus störte die US-Strategen nie übermäßig. Im Gegenteil. Er lieferte wichtige Vorwände, um mit Zustimmung der US-Wähler immer wieder auf der Achse des Öls und des Erdgases zu intervenieren. Terroristen sind die 'Schurken', die die US-Politik stets brauchte, um ihren militärischen Interventionen den Anschein von Legitimität zu geben. Berühmt ist der verzweifelte Ausruf von Colin Powell nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion: "Mir gehen die Schurken aus!" Wenn es keine Terroristen gäbe, würden die USA sie erfinden. Oder züchten. Tun sie das nicht schon?

3.) Die US-Kriege gegen den Terror waren immer Flops. Siehe Afghanistan 2001 und Irak 2003. Auch die jetzige koordiniert amerikanisch-französisch-schiitisch-irakische Bombenstrategie wird scheitern. Sie wird wieder erheblich mehr Zivilisten töten als Terroristen. Schon heute sind durch die 'Friedensbomben' auf Mosul, Falluja, Hawija, Alalam, Saadiah unzählige Zivilisten gestorben. Selbst Kinderkrankenhäuser wurden bombardiert. Die Bilder sind so schlimm, dass ich sie hier nicht zeigen kann. Arabische Medien berichten ausführlich darüber, westliche nicht. Diese Bombardements feuern die sunnitischen IS-Terroristen weiter an und führen ihnen immer neue Kämpfer zu. Die USA sind der Wunschgegner aller Terroristen. Man kämpft und stirbt gegen den World-Champion, gegen den 'großen Satan'! Nichts bringt mehr Ruhm.

4.) Nur Araber könnten arabische Terroristen so besiegen, dass daraus nicht erneut Terrorismus entsteht. Mit den klassischen Mitteln der Terrorbekämpfung. Durch Unterbrechen der Finanzströme und Waffenlieferungen aus dem Golf und den USA, durch nachrichtendienstliche Aufklärung, durch Unterwanderung des Umfelds, durch Geld usw. Das Ganze in Kombination mit einer gerechteren Politik der USA gegenüber der muslimischen Welt. Einer Politik, die die arabische Welt als gleichberechtigten und gleichwertigen Partner behandelt und dadurch die Hauptursache des Terrorismus beseitigt. Beides ist erkennbar nicht das Ziel der US-Regierung. Beim Öl, dem Blut der Welt, hören Fairness und Gleichberechtigung auf.

5.) Im Irak wird IS erst besiegt werden, wenn die verfeindeten irakischen Sunniten und Schiiten ihr Kriegsbeil begraben und Seite an Seite gegen IS kämpfen. Die einst mächtige sunnitische Minderheit des Irak war 2003 nach dem Einmarsch der US-Armee fast völlig vom politischen Leben ausgeschlossen worden. Wer der früher herrschenden Baath-Partei angehörte, wurde brutal verfolgt. Die Sunniten haben den Schiiten mehrfach Aussöhnung und Frieden angeboten. Gegen Wiedereingliederung ins politische Leben. Das würde IS entscheidend schwächen: Erstens würden irakische Sunniten und Schiiten nicht mehr gegeneinander kämpfen, sondern gemeinsam gegen IS. Mit großer Überlegenheit. Zweitens würde IS von der Bevölkerung der sunnitischen Städte Mosul, Tikrit oder Falludja nicht mehr stillschweigend geduldet. IS würde zum Störenfried, der die Wiedereingliederung der Sunniten in die irakische Gesellschaft gefährdet. 2007 ist IS im Irak schon einmal gescheitert, weil die sunnitischen Stämme ihm die Unterstützung entzogen. Gegen viel amerikanisches Geld. Das war einer der wenigen US-Geistesblitze in jenem geistlosen Krieg. Wenn die USA auch noch beschließen würden, die muslimische Welt ähnlich großzügig zu behandeln wie Israel, wäre der Erfolg gegen den Terrorismus sogar nachhaltig.

6.) IS ist eine gnadenlose Terrororganisation, für die es Erklärungen, aber keine Rechtfertigung gibt. Doch wenn die westliche Politik ehrlich wäre, müsste sie zugeben, dass Politiker wie Bush, Cheney, Rumsfeld und Blair zumindest nach der Zahl ihrer Opfer viel schlimmere Terroristen waren. Wo immer sie militärisch intervenierten, starben qualvoll nicht tausende, sondern hunderttausende Zivilisten. Unzählige wurden gedemütigt, gefoltert und vergewaltigt. Auch die sadistischen Methoden der USA in Abu Ghraib oder Bagram, wo Taliban mit Hunden vergewaltigt und zerbrochen wurden, waren mittelalterlich. Staatsterrorismus ist ebenfalls Terrorismus. (Siehe zum US-Staatsterrorismus den Link unten). Eine Zivilisation, die das nicht zugibt, ist keine Zivilisation. Ich weiß, dass man das nicht offen aussprechen darf. Doch das Leben ist zu kurz, um stets um die Wahrheit herumzureden.

Vieles über die amerikanische Erdöl-und Erdgas-Strategie kann man in offiziellen Dokumenten nachlesen. Im Mai 1997 etwa erklärte die US-Regierung, sie sei zu militärischen Interventionen verpflichtet, wenn es um die "Sicherung des uneingeschränkten Zugangs zu den
Schlüsselmärkten, Energievorräten und strategischen Ressourcen" gehe. Nur Idioten kapieren nicht, worum es heute in der Weltpolitik geht: "It's the oil, stupid!" Öl, das schwarze Gold, von dem der amerikanische Wohlstand abhängt. Öl, das hinterhältigste Geschenk des Teufels.

Euer JT

 

 

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