Trotz Libor-Skandal-Aufdeckung 2010 zockten die Großbanken mit Währungsspekulationen weiter

Die Spekulationen, dass die EU wegen des LIBOR-Skandals gegen die beteiligten sechs Banken mit demonstrativer Härte vorgehen würde, haben sich bewahrheitet: Am Mittwoch gab EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia bekannt, dass die Strafe gegen alle beteiligten Geldhäuser in Summe die Rekordhöhe von 1,7 Milliarden Euro beträgt

 
Damit ist der bisherige EU-Rekord bei illegalen wirtschaftlichen Absprachen um 200 Millionen übertroffen. Vom möglichen Maximum eines Bußgelds von einem Zehntel des Jahresgewinns ist das immer noch weit entfernt.
 

Händlern der Geldhäuser wird vorgeworfen, die Zinssätze zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Referenzsätze wie LIBOR (für den Bankenplatz London) und EURIBOR (für alle Euro-Geldgeschäfte) werden täglich ermittelt und sind die Grundlage für Finanzgeschäfte der Banken untereinander. Die Volumina überschreiten dabei die Summe von 500 Billionen Dollar. Änderungen dieser Referenzzinssätze schlagen unmittelbar auf Kreditzinsen und Finanzprodukte für Anleger durch.

In den Skandal sollen mehr als ein Dutzend Banken verwickelt sein. 

Der „schockierendste Aspekt“ der Manipulation sei, dass sich die Banken genau dort, wo sie im Wettbewerb stehen sollten, abgesprochen hätten, begründete Almunia bei einer Pressekonferenz die Höhe der Strafe

Die EU will es in dem Fall nicht bei Strafen allein bewenden lassen: Nach dem Willen der Aufseher soll das gesamte System der Zinsfestsetzung wegen der Manipulationen nun geändert werden. Das tut offenbar auch not: Erst am Mittwoch berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ von Hinweisen auf einen neuen Skandal, der die LIBOR-Manipulationen noch in den Schatten stellen könnte. Demnach verlegten sich die Geldhäuser nach dem Bekanntwerden der Zinsmanipulationen auf das Feld der Währungsspekulationen.

Der neue Skandal berührt den globalen Devisenmarkt, dessen Umfang auf täglich etwa fünf Billionen Dollar (rund 4,2 Billionen Euro) geschätzt wird. Nach Angaben der Ermittler haben die beteiligten Großbanken offenbar die Währungskurse zu einer bestimmten Uhrzeit beeinflusst und so mittels Kurswetten gewaltige Gewinne eingestrichen.

Tatsächlich gehören solche Spekulationen auf künftige Kursverläufe zu den verbreiteten Praktiken. Zu den Opfern zählen alle, die Währungen umtauschen, also auch Privatkunden. In einem ersten Schritt haben die Deutsche Bank sowie die US-Bank Citigroup, die britische Barclays und die Schweizer UBS sogenannte Multi-Party-Chatrooms im Internet für ihre Mitarbeiter gesperrt. In diesen Foren sollen sich die Händler abgesprochen und Kursschwankungen ausgelöst haben

Die chinesische Notenbank hat beispielsweise den Finanzinstituten des Landes Transaktionen mit der virtuellen Währung Bitcoin verboten. Der Bitcoin sei kein Zahlungsmittel „im eigentlichen Sinne“ und habe daher nicht den Stellenwert anderer Währungen, teilte die Zentralbank am Donnerstag in Peking mit

Allerdings sei es der Bevölkerung in China weiter freigestellt, im Internet den Bitcoin zu nutzen. Dies geschehe auf eigene Gefahr. Derzeit kommt die größte Nachfrage nach den virtuellen Münzen aus China. Ein Drittel aller Transaktionen läuft über BTC-China, die chinesische Tauschbörse für Bitcoins. Bei Baidu, der meistbesuchten Internetseite Chinas, kann man bereits mit der Online-Währung bezahlen.

Bitcoins sind virtuelle Geldeinheiten, deren Wert an keine andere Währung gekoppelt ist. Sie können aber auf Handelsplattformen im Netz mit „echtem“ Geld wie Euro oder Dollar gekauft werden. Die Idee dahinter ist ein Zahlungsverkehr, der unabhängig von Regierungen und Notenbanken funktioniert.

Die Internet-Währung Bitcoin erreicht immer neue Rekordwerte. Das feuert die Nachfrage immer weiter an. Doch gleichzeitig warnen Wirtschaftsexperten vor einer Spekulationsblase, die zerplatzen könnte, wenn Bitcoin eine ernsthafte Alternative zu Euro und Dollar würde.

Anfang Oktober schien das Ende eines globalen Geldexperiments gekommen: Das FBI schloss Silk Road, die Internet-Handelsplattform für Drogen aller Art. Bezahlt wurde mit Bitcoin, einer Internet-Währung, die den Käufern Anonymität versprach. Doch dann flog Silk Road auf, und Mark Gimein vom Finanzdienstleister Bloomberg prophezeite, dass damit die Existenzgrundlage von Bitcoins gefährdet sei. Der Wert der Internet-Währung brach um ein Fünftel auf 110 Dollar ein. Heute ist sie zurück, gerade wurde die Marke von 1000 Dollar pro Bitcoin durchbrochen. Die Fans des Kryptogeldes jubeln. Andere warnen: „Das ist eine reine Spekulationsblase“, so der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. „Bitcoins werden nie echtes Geld sein.“