Interview - Das Rätsel um den letzten Gast von Uwe Barschel vor seinem Tode ist jetzt gelöst

Nicaraguanischer CIA-Agent Baldizon besuchte Barschel im Genfer Hotel Beau Rivage - Ein Zeitzeuge klärt auf. 

Der Fall Barschel - Wer ermordete den schleswig-holsteinischen Ex-Ministerpräsidenten Uwe Barschel und warum?

Interview mit Ralph T. Niemeyer, Zeitzeuge und Journalist.

Fragen von Jürgen Meyer, Internetz-Zeitung

Frage Meyer IZ: Schönen guten Tag Herr Niemeyer. Wie denken Sie über den über 28 Jahre zurückliegenden Mordfall Uwe Barschel heute?

Niemeyer: Der Fall läßt sich nicht mit herkömmlichen Mitteln, ordentlicher Polizeiarbeit, Justiz und auch nicht mit politischer Macht klären, denn die Verzahnung mehrerer Geheimdienste mit Waffenmafia und anderen ausserhalb der Legalität mit Deckung der beteiligten Mächte agierender Krimineller ist für jeden Demokraten, Kriminalpolizisten und Staatsanwalt ein Kampf gegen Windmühlen. Man sollte Herrn Barschel einfach ruhen lassen und aufhören weitere Fragen zu stellen, zu denen es stets mehrere Antworten gibt.

Frage IZ: Wir haben dennoch einige, immerhin waren Sie eine der beteiligten Haupt-Personen, soweit unsere Recherchen es ergaben.

Niemeyer: Gut, das stimmt, aber ich war nur ganz am Rande damit befasst. Alle paar Jahre kommen jüngere Kolleginnen und Kollegen, zuletzt ausgerechnet von SPRINGER, die den Fall nur aus den Geschichtsbüchern kennen und fragen mich die ulkigsten Dinge. Meistens rufen wir "Überlebenden" dann immer reihum an, Reiner Pfeiffer, Gert Börnsen, dieser mich, einer von uns Günther Jansen und Björn Engholm und sagen "es geht wieder los". Es ist ein bißchen wie auf einer Klassenfahrt, bei der man im Abteil 'Flüstertüte' spielt. Ich habe alles gesagt, was ich weiß, schon 1987.

Frage IZ: Sie wurden aber nie in Deutschland vernommen.

Niemeyer: Ja aber, von der Untersuchungsrichterin Claude-Nicole Nardin, die aber danach durch einen alten Hasen ersetzt wurde, auf Anweisung der Schweizer Justizbundesrätin Kopp, also der zuständigen Ministerin, deren Ehemann später wegen dubioser Geschäfte mit dem Waffenhändler Adnan Kashoggi verurteilt wurde. Kashoggi wusch seine Profite über die Firma von Mohammed Shakarchi, in dessen Verwaltungsrat Herr Kopp war. Die Justizbundesrätin warnte ihren Mann vor Strafrechtsuntersuchungen und er drängte sie, deshalb nicht zurückzutreten, was sie aber tat. Vermutlich, weil sein anderer Rat, in Genf die Ermittlungsrichterin auszutauschen nicht gerade zur Aufklärung beigetragen hatte.

Frage IZ: Von deutschen Behörden wurden Sie aber nie vernommen, oder?

Niemeyer: Nicht von Staatsanwälten, aber sehr hochrangigen Politikern.

Frage IZ: Gibt es dazu Namen bitte.

Niemeyer: Später, noch nicht jetzt.

Frage IZ: Wie kamen Sie überhaupt in ihrem doch sehr jugendlichen Alter in diese Kreis?

Niemeyer: Soll ich das wirklich erzählen?

Frage IZ: Natürlich, wenn nicht jetzt, wann dann?!

Niemeyer: Also gut, dann lehnen Sie sich zurück. Ich war Anfang der 80er Jahre als Gymnasiast des Pädagogiums Otto Kühne Schule (kurz: 'Päda') in Bonn - Bad Godesberg begeistert in der Friedensbewegung aktiv und Anhänger von Petra Karin Kelly, die ich einige Male für unsere Schülerzeitung zu Nachrüstungsdebatte interviewt hatte. Als Schülersprecher des Bonner Kreises und Redakteur unseres "Pädanten" mobilisierte ich für die Friedensdemos und organisierte zugleich regelmäßig Podiumsdiskussionen in der Aula des Päda's mit Bundestagsabgeordneten und sogar einmal dem US-Botschafter und dem Sowjetischen Botschafter. Auch Guido Westerwelle,mit dem ich befreundet war, kam als Jungpolitiker zu uns ab und zu. Da ich immer mehr Fragen hatte, bemühte ich mich um ein Interview mit dem soeben aus dem Amt geschiedenen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nach ein paar Monaten für beide Seiten nervigen Wartens...

Frage IZ. ....wieso für beide Seiten?

Niemeyer: ....na, ich habe halt nicht lockergelassen und etliche Telefonkarten verpulvert, bis ich Schmidt plötzlich selber an der Strippe hatte und die Sekretärin im Hintergrund schluchzte.

Frage IZ: Achso, sie waren also besonders hartnäckig.

Niemeyer: Ja, bin ich heute auch noch. Also am 4. April 1983 kam es dann zu dem Treffen mit Altbundeskanzler Schmidt. Eigentlich waren nur 45 Minuten angesetzt, aber es dauerte dann doch 3 Packungen lang.

Frage IZ: Die Schmidt'sche Maßeinheit. Wieviel war das in Stunden dann?

Niemeyer: Vier, damals waren 20 Zigaretten in einer Packung. Mir fiel auf, daß Herr Schmidt ähnlich wie mein Vater, auch ein Sozi und einst Redenschreiber von Willy Brandt und Egon Bahr, nicht alle Zigaretten aufrauchte, sondern sich meist schon viel zu früh eine neue ansteckte. Das Anzünden war wohl das Ritual, welches besonders genossen wurde.

Frage IZ: Gut, also ca 15 Zigaretten pro Stunde...

Niemeyer: ....wenn man annimmt, daß man vier Minuten an einer kaut.

Frage IZ: Wie ging es weiter? Wir sind im Jahr 1983, Herr Barschel starb 1987, wenn wir in dem Tempo weitermachen, dann erleben wir das Ende unseres Gespräches auch nicht mehr.

Niemeyer: 'Tschuldigung, aber Sie hatten ja gefragt. Also ich hatte nach dem Interview mit Helmut Schmidt Blut geleckt und fragte Petra Karin Kelly, der ich es vorspielte, was sie davon hielt. Sie ging förmlich in die Luft und machte mir Kontakte zu Edward Kennedy und anderen kritischen Senatoren in Washington. Für 1986 war für mich ein Schüleraustausch in den USA geplant und so konnte ich meine Gastfamilie in Ann Arbor, Michigan, überreden auf der Fahrt nach North Carolina in Washington einen Zwischenstop einzulegen, während dem ich mir eigentlich Museen ansehen sollte, tatsächlich aber auf Capitol Hill Senatoren befragte. Im Café im Old Post Office traf ich zufällig die Journalistin und Schriftstellerin Suzie Gookin, die auch für diverse Sender und die Washington Post arbeitete. Wir unterhielten uns angeregt und sie meinte, ich sollte richtiger Reporter werden und nicht nur für die Schülerzeitung schreiben.

Frage IZ: Etwas Zeitraffer bitte.

Niemeyer: Ok, ich wurde von einer Produktionsfirma, Independent Broadcast News, die auch für NBC Nachrichten-Clips lieferte engagiert. Ich sollte aus Bonn berichten, wo NBC selber keinen Korrespondenten hatte, der saß nämlich in Frankfurt am Main, vermutlich weil Amerikaner wissen, daß die Macht eher an solchen Orten zu finden ist. Ab September 1986 war ich dann in Bonn akkreditiert und machte mich auf Bundeskanzler Kohl zu interviewen. Es geriet zu einer Art Slapstick, hatte ich doch zuvor den Graf mit seinen versunkenen Schätzen (Anm. d. Redaktion: Otto Graf Lambsdorff, F.D.P., wegen Steuerhinterziehung und Verstoß gegen das Parteispendgesetz verurteilter Bundeswirtschaftsminister) zum Zustand der Koalition befragt und erhielt von Kohl die ungehaltene Antwort "Sie sehen doch wie wir friedlich miteinander untergehen!" Mir wurde klar, daß man sich als Journalist bei Kohl besser beliebt machte. Als "Benjamin" im Pressecorps waren alle nett zu mir, sogar der dicke Bundeskanzler, besonders aber Bundespräsident von Weizsäcker und Arbeitsminister Norbert Blüm. Herr von Weizsäcker schrieb mir sogar mal eine Entschuldigung für den Schulunterricht, den ich schwänzen mußte, weil er einen Staatsbesuch hatte. Bei Kohl gehörte ich bald zur Runde bevorzugter Journalisten, die Montagsfrüh zusammengerufen wurden um aus des Kanzler's Mund ein paar Hintergrundinformationen zu erhalten. Es ging recht vertrauensseelig zu. Einmal sagte Kohl, daß er nach Italien fliegen müsse, weil die CDU der Cristiana Democratia 2 Millionen Mark geliehen habe, aber nicht zurückzahle. Als Kohl dann abends wieder da war stellte er ein paar Flaschen Pfälzer Wein auf den Tisch und sagte zu uns "Was ich heute erlebt habe, das glaubt Ihr nicht!". Kurz: Andreotti hatte Kohl mit militärischen Ehren empfangen und jedesmal wenn Kohl dachte, er könne das Thema anschneiden ihm gesagt, Dottore Kohl, nicht jetzt, nicht hier....

Frage IZ:...ach daher haben Sie das "Nicht jetzt, nicht hier!"....

Niemeyer: ...ja. Jedenfalls wurden Kohl Museen, Kirchen und Kinderchor geboten, bis er abends wieder zum Flughafen gebracht wurde und unverrichteter Dinge zu uns zurückflog. So wie er es erzählte, merkte ich, daß dieser große oft grimmige Mann doch Humor hatte. Ich rief seitdem immer in Anlehnung an den Club der toten Dichter "Oh mein Kanzler oh mein Kanzler!", wenn ich ihn sah und er fasste sich dann an der Krawatte und pfälzerte: "Meinen Sie etwa mich?!". Kohl ließ auch für uns Journalisten abends öfters auffahren, rief manchmal Lutz Ackermann, seinem Adjutanten seit Mainer Tagen, scherzhaft zu "Und was essen wir jetzt?", was dieser stets konterte mit "Carbonara", was ihm den Spitznamen "Carbonara" beim Kanzler und auch uns eintrug. Ich fragte einmal frech wie Bolle "Kanzler oh mein Kanzler, denken Sie eigentlich an Deutschland in der Nacht, wenn Sie zum Kühlschrank gehen?", was Kohl mit einem breiten Grinsen quittierte. Oder bei den Koalitionsverhandlungen 1987 im Januar, als es bitterkalt war und wir draußen vor dem Kanzleramt standen, Kohl uns von der Bundeswehr ein Zelt aufbauen und Gulaschsuppe ausschenken ließ, und einmal zu uns herauskam und sich entschuldigte, daß es noch länger dauern würde. Ich sagte zu ihm, ob er uns nicht schon etwas sagen könne. Er daraufhin: "Es wird natürlich noch viel diskutiert, aber dann wird das so gemacht, wie ich sage." Er blickte in unsere verfrorenen Gesichter und meinte dann "Ihr könnt ja schon mal zu Karlchen gehen, ich komme dann nach wenn wir fertig sind". Mit Karlchen war Karlchen Rosenzweig gemeint, der Wirt des Presseclubs. "Aber ohne Geld, mein Kanzler...", warf ich ein, worauf er tief in seine schware Tasche griff und mir 100 DM gab. Das hätte er mit keinem älteren Kollegen gemacht, aber ich genoß quasi Narrenfreiheit.

Frage IZ: Das zeigt, daß Sie wohl mit ihm eine Ebene gefunden hatten.

Niemeyer: Ja, wie Kumpel. Das lief wohl nur, weil ich erst 17 war und er von mir keine Gefahr befürchten mußte. Wir hatten viele ulkige Situationen gemeinsam, die bisweilen auch von ARD und ZDF gesendet wurden, am Ende einer ernsten Nachrichtensendung oder so, zum Beispiel, als Honecker zum Staatsbesuch kam und ich mit meinem Kameramann die Einstellungen prüfte, wir aber nicht so richtig bemerkt hatten, daß es schon losging und der Kanzler auf seinen Gast wartete. "Da läuft der mir einfach durch's Bild", rief ich und erntete einen komischen Blick von Kohl, fast so, als wolle er sich entschuldigen. Dann konzentrierte er sich auf seinen Staatsbesuch und ich biß mir auf die Zunge.

Frage IZ: Das war im September 1987, kurz vor der Landtagswahl in Schleswig Holstein.

Niemeyer: Genau. Dann kam die Zeit, in der uns allen das Lachen verging.

Frage IZ: Der Titel des Romanes "Als die Politiker nicht mehr lachen konnten", der nicht mehr auffindbar ist.

Niemeyer: Ja, ich habe noch ein Exemplar, denke ich, aber der Verlag hat es ganz schnell aus dem Programm genommen, ebenso wie ein anderes Buch von mir "Wolken zum Frühstück", welches auch die Barschel-Affäre zum Gegenstand hatte.

Frage IZ: Auffällig, nicht wahr?

Niemeyer: Nicht unbedingt, es war halt nicht opportun und Pressefreiheit heißt ja nicht, daß nicht-genehme Ansichten veröffentlicht bleiben müssen.

Frage IZ: Naja, in einer sogenannten Demokratie sollte es aber so sein.

Niemeyer: Demo...wie bitte?! Also die Landtagswahl war ja nur interessant, weil vorab DER SPIEGEL die Bombe zündete.

..ich habe Glück gehabt, um mich herum wurde gestorben, ich wurde nur mundtot gemacht. In der wie sagten Sie vorhin Demo....'Demokratie' ist es so, daß man eine Finanzaffäre oder neuerdings etwas mit Kinderpornos ans Leder geflickt bekommt und nicht gleich vergiftet wird.

Frage IZ: Wer hat sie denn nun von deutscher Seite vernommen? Sie sagten hohe Amtspersonen, wer also?

Niemeyer: Ich muß zuvor ausführen, sonst wird es nicht verständlich...

Frage IZ: Können Sie nicht einfach den Namen nennen und sagen Sie jetzt nicht wieder "Nicht hier, nicht jetzt", wir sind doch meilenweit von Allem entfernt.

Niemeyer: Nein, nicht ohne Kontext, das schulde ich auch diesen Personen. Außerdem erklärt sich daraus mein langes Schweigen bis hin zu der Frage, weshalb ich erst in die DDR ging und schließlich Deutschland eine Woche vor der Wiedervereinigung für zwei Jahrzehnte verlassen habe.

Frage IZ: Na schön, jetzt kommt es auch nicht mehr darauf an, also bitte. Wir rauchen ja nicht, sonst wären es nach Schmidt'schen Maßstäben bald zwei Stangen....

Niemeyer: Ich kann nicht rauchen, habe es mal versucht, weil ich es unbedingt lernen wollte. Also im Dezember 1988 hatte ich in meinem Verlagsbüro in Hannover NSTC TV Cassetten von meinem Kollegen in Damaskus erhalten mit der Bitte Personen zu identifizieren. Ich spielte sie in meinem Bonner Studio ab und erkannte einen Herrn Hippenstiel Imhausen im Gespräch mit Bundeskanzler Kohl, auf anderen Bändern mir unbekannte Araber, schließlich Gaddafi. Letzteren konnten meine Amerikanischen Kollegen vermutlich selber identifizieren. Hört das denn nie auf, fluchte ich insgeheim und schrieb ein Telex, mit der Vermutung, daß es um eine Chemieanlage in Libyen gehen dürfte. Prompt kam die Anweisung aus Damaskus zurück, ich solle die Bänder nach Washington bringen. Meine Chefredaktion war aber in New York am Broadway und nicht im Weißen Haus, aber genau da sollte ich sie hinbringen, hieß es geradezu befehlsartig. Das war am 20. Dezember 1988. man hatte mich für den 21. Dezember auf Pan Am gebucht, ich wollte aber die Einladung zu Helmut Schmidt's 70. Geburtstagsparty am 22. Dezember wahrnehmen und buchte auf diesen Tag. Auf dem Empfang für Helmut Schmidt's Geburtstag in der Bad Godesberger Stadthalle kam völlig unvermittelt mein Kollege Tim van Beveren auf mich zu und meinte, man höre, dass deutsche Firmen in Libyen eine Chemiewaffenfabrik bauten und ob wohl der Pan Am Absturz damit in Verbindung stünde. Ich verneinte, etwas darüber zu wissen und hielt die Tasche mit vermutlich eben jenen Beweisen noch fester. Nachdem ich Herrn Schmidt gratuliert hatte fuhr ich nach Frankfurt zum Flughafen und flog mit TWA (Pan Am war einen Tag zuvor über Lockerbie explodiert, was aber nicht mit meinen Cassetten zu tun hatte wie man heute weiß).

Frage IZ: Sind Sie sich sicher, daß das Attentat nicht doch Ihnen beziehungsweise den Cassetten gegolten hatte? Ausschließen würde ich sowas in diesem Kontext eher nicht.

Niemeyer: Viele Jahre war ich mir nicht sicher, aber inzwischen ist es eindeutig, daß es keinen Zusammenhang gegeben hatte. Es wäre nur ein zugegeben etwas blöder Zufall gewesen. Zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen. Natürlich hätte sich Gaddafi gewünscht, die Cassetten wären nie ins Weiße Haus gelangt, aber ich glaube nicht, daß seine Terroristen oder welche Geheimagenten auch immer, so flexibel entscheiden können, welche Maschine sie in die Luft gehen lassen. Inzwischen ist aber auch das ja abschließend geklärt gewesen. Ich hätte es mir nur gewünscht, daß das viel früher erfolgt wäre, weil ich von diesen Fernsehbildern lange in Träumen verfolgt wurde. In Washington angekommen brachte mich mein Chefredakteur direkt ins Büro von Vizepräsident George Herbert Walker Bush Number One Observatory Circle, also in die alte Sternwarte. Bush kannte schon den Inhalt der Bänder, und bedankte sich freundlich bei mir. Mir war mulmig zumute und man sah es mir wohl an. Bush meinte, ich könne ja in den USA bleiben, falls es mir in Bonn nicht mehr gefalle. Ich sagte ihm, daß ich noch Abitur machen müsse im Frühjahr. Fast väterlich meinte er, daß ich auch in den USA studieren könne. Dummerweise versäumte ich in diesem Moment um das entsprechende Stipendium zu bitten.

Frage: Aber später waren Sie ja dann doch auf einer Eliteuni, nicht wahr?

Niemeyer: Ja, aber das habe ich selber bezahlt und nebenher hart gearbeitet, unter anderem in Hannover die windigen Finanzmauscheleien zwischen Schröder und Maschmeyer durchleuchtet und undercover mitgemischt, bis ich es zur Anzeige gebracht hatte, die mich selber allerdings dann in U - Haft brachte. Ich hätte mich besser auf das Erpressen von Ministerpräsidenten spezalisieren sollen, das hätte Zukunft gehabt.

Frage IZ: Gut, soweit sind wir noch nicht. Was passierte nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland?

Niemeyer: So schnell bin ich erst mal nicht nach Bonn zurückgekehrt. Ich machte mit einem Schulfreund, der nichts von der Sache ahnte, in den USA Ferien. Mit dem Greyhoundbus fuhren wir durch fast 40 Bundesstaaten. Auf einer Busstation sah ich im Fernsehen, daß Reagan in Libyen eine Giftgasfabrik in Rabta bombardieren ließ. Mir wurde schlecht. Ich fühlte mich benutzt und mißbraucht wie eine Nutte. Gleichzeitig überfiel mich Panik, da ich nicht wußte, ob ich nicht in Deutschland Probleme bekommen würde. Fernsehsendungen von WDR (Hier und Heute vom 24.12.1988)und ZDF (Teleillustrierte vom 27.12.1988) hatten kurz vor Weihnachten über mich und mein Doppelleben als Pennäler und Jungreporter berichtet, auch Björn Engholm zu mir interviewt, der sich sehr freundlich gab. Meine Lehrer und Mitschüler wurden gezeigt, Boulevardpresse feierte einen junges Talent und plötzlich sollte ich abstürzen, als geheimer Zuträger für den US-Geheimdienst gelten? Ich, der doch mit den Vorbildern Petra Karin Kelly und anderen für Frieden demonstriert hatte ein williger Helfer bei einem Krieg? Ich ahnte, wie sich Uwe Barschel gefühlt haben mußte. In kleinerem Maße fühlte ich mich auch gejagt. Gleichzeitig wußte ich, daß ich unmöglich einfach in den USA bleiben konnte. Also flog ich mit meinem Schulkameraden nach den Weihnachtsferien zurück. Kaum war ich wieder Zuhause in Bonn, kam nachts ein Anruf aus dem Kanzleramt. Carbonara klang sehr ernst und sagte ich solle sofort ins Kanzleramt kommen. Also schwang ich mich auf meinen Drahtesel, weil mein Auto, ein Daf 44 aus dem Jahre 1969 gerade leider krank war und radelte ins Kanzleramt. Dort warteten Kohl und Genscher auf mich. Carbonara schloß die Türen und dann wurde mir der Kopf gewaschen, von wegen ich würde mich des Verdachts des Landesverrates aussetzen und für eine fremde Macht arbeiten. Nichts war mehr mit "mein Kanzler oh mein Kanzler". Mir wurde die Akkreditierung entzogen und geraten, mich nur noch um meine Ausbildung zu kümmern.

Frage IZ: Kommen wir konkret zum Fall Barschel zurück.  Offiziell wurde die Selbstmordtheorie oder die Theorie über eine angebliche Beihilfe zum Selbstmord selbst von investigativen Journalisten wie Hans Leyendecker vertreten. Sie hätten es allerdings besser wissen können und  Mord als die wahrscheinlichste Theorie untersuchen können.  Das geschah dann ja auch von anderer Seite. Beispielsweise hat der Ex-Mossad Agent Ostrowsky ein Büch über den Mordfall Barschel geschrieben, der sogar Mordkommandos  namentlich benennt und die Mordmethoden beschreibt. Demnach wurde Barschel im Hotel Beau Rivage in Genf nach dem Besuch von Robert Rohloff aufgesucht und gezielt ermordet.  Wie hieß nun dieser Mann namerns " Robert  Rohloff" selber, der entweder Entlastungsmaterial für Barschel präsentierte, worüber sich Barschel angeblich gefreut haben soll oder der aber als Geheimdienstagent in Waffengeschäfte ( oder  beides) verstrickt gewesen sein könnte, die Barschel auf eigene  Faust für Millionen-Provisionen in Genf abgewickelt haben könnte. Vorher hatte Barschel in Hambuirg in einem Hotel ja auch eine Schlüsselfigur der Iran-Contra-Affäre getroffen nämlich Oliver North? 

Wenig bekannt ist, dass wesentliche Verhandlungen der Iran-Contra-Deals in Deutschland geführt wurden. Ein Zeuge sagte gegenüber Journalisten und dann auch bei der Staatsanwaltschaft Lübeck aus, er habe ein im Hamburger Hotel Atlantik aufgenommenes Foto gesehen, auf dem er jenen patriotischen Altenvernichter Oliver North, der 1986 in Deutschland zu tun hatte, gemeinsam mit einem deutschen Politiker gesehen hatte, der schon früher Kontakte zur CIA hatte: Uwe Barschel.( Telepolis).

Niemeyer: Also diese lange Frage kann man kurz beantworten. Ja, die offizielle Version ist eine schäbige Verschwörungstheorie die von Leuten vertreten wird, die weiter den Menschen Sand in die Augen streuen wollen, damit auch in anderen wichtigen Bereichen hinterfragt wird. Über Mossad-Mordkommandos weiß ich nichts, aber halte die ebenso wie Mordkommandos diverser anderer Geheimdienste für möglich. 'Robert Rohloff', ich lege Wert darauf, daß er mit "h" geschrieben wird, wie ich auch dem CDU-Landtagsabgeordneten Werner Kalinka und dem Springer-Kollegen Dirk Banse beibringen mußte, ist nicht identisch mit Markus Wolf, dem Chef der STASI-Auslandsabteilung. Markus Wolf hatte auch mal den Decknamen "Roloff" aber ohne "h" benutzt, also bitte genau sein in diesen Fragen, denn dieser kleine Unterschied kann ein völlig anderes Bild zeichnen. Unser 'Robert Rohloff' ist seit 28 Jahren tot.

Frage IZ : Sie kannten ihn also?

Niemeyer: Ja, aber nicht besonders gut.

Frage IZ: Und wie ist nun sein Klarname?

Niemeyer: Ich habe nicht die Absicht Ihnen einfach so zu sagen, daß Robert Rohloff José Alvaro Baldizon sei.

Frage IZ : Aber das tun Sie ja doch hiermit eigentlich!

Niemeyer: Nein, eben nicht.

Frage IZ : Ok, also selbst, wenn Sie es streng genommen nicht getan haben, dann ist es doch ein interessanter Hinweis.

Niemeyer: Jedenfalls hat 'Robert Rohloff' eigentlich auch kein persönliches Interesse an Uwe Barschel gehabt und wollte ihm nicht aus Nächstenliebe aus der Patsche helfen. Er war vielmehr, wie im Übrigen auch die DDR, daran interessiert, daß Barschel weiter seine Rolle spielen konnte.

Frage IZ: Weshalb? Es wurde ja auch bisweilen ablenkend und faktenresistent vermutet, daß die STASI hinter seiner Ermordung gesteckt haben könnte.

Niemeyer: Absurd. Völlig ohne Logik. Die STASI hatte Barschel doch vollkommen im Griff, konnte ihn mit Frauengeschichten aus dem Hotel Neptun erpressen, wenn er auf dumme Gedanken kommen sollte. Nein, die STASI konnte ihn vermutlich nicht schützen, so herum wird ein Schuh daraus.

Frage IZ : Verstehe ich richtig, daß die STASI Barschel sogar gebraucht hätte? Für was denn?

Niemeyer: 'Robert Rohloff' war Nicaraguaner. Er war zunächst ranghohes Mitglied der sandinistischen Regierung von Daniel Ortega und lief Mitte der 80er Jahre zu den von Washington unterstützten Contra-Rebellen über. Er machte nach allen Regeln der Kunst Tomas Borges, den der Folter und des "Stalinismus" ( im antikommunistischen Stile, Anm, der Red.) bezichtigten Innenminister, bei den Amerikanern madig, so daß diese einen Grund fanden, weitere Waffen an die Contras zu senden. Die ganze Operation war natürlich streng geheim, weil es offiziell eine Kongressentscheidung gab, die es der Reagan - Regierung untersagte, die Contras zu unterstützen. Ich selber hatte Reagan im Herbst 1986 bei meiner ersten White House Press Conference damit konfrontiert, weil ich zuvor in Nicaragua solche Waffenlieferungen gesehen hatte. Die Operation seinerzeit hieß "October Surprise". Ich hatte darüber Kenntnisse durch Suzie Gookin und deren Informantin Barbara Honegger, die 1979 im Wahlkampfteam von Reagan und Bush gearbeitet hatte. das Reagan-Bush - Team vereinbarte mit dem Iran eine Verlängerung der Geiselhaft der US-Botschaftsangehörigen in Tehran über den Wahltag im November 1979 hinaus, um Präsident Carter als unfähig darstellen zu können und damit die Wahlen zu gewinnen. Im Gegenzug wurde dem Iran die Lieferung von M65 Tow Missile Abfanggeschützen versprochen. Der Iran bezahlte diese auch, wie mir Präsident Barni Sadr bestätigte, aber die Einkünfte mußte Reagan waschen lassen und umleiten, eben zu den Contras. Erheblich später, im August 1988, nachdem ich Augenzeuge geworden war, wie am Schatt el Arab ein US starfighter durch eines dieser Abfanggeschütze amerikanischer Bauart abgeschossen wurde, fragte ich Reagan bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, wie er sich fühle, wissend, daß Bush und er die Waffen geliefert hatten. Er antwortete, daß er das nicht gewußt hätte, sondern Casey (der spätere CIA-Chef). Natürlich. Ein freundlicher Waffenhändler in Sausalito bei San Francisco, Houshang Lavi bestätigte mir die Sache seinerzeit unumwunden, da er mich zusammen mit 'Robert Rohloff' gesehen hatte, der für die Contras so eine Art Chefeinkäufer geworden war. Daniel Ortega flippte förmlich aus, als ich ihm damals davon berichtete. Nachdem der Skandal um die Iran-Contra-Verschwörung aufgeflogen war und fast zur Amtsenthebung von Ronald Reagan geführt hätte, bemühte sich 'Robert Rohloff' um neue Lieferanten. Die DDR hatte gerade ein wunderschönes Gewehr entwickelt und weltweit angeboten, das Kalaschnikow-ähnliche Wieger 940, das besser als das sowjetische AK74 sein sollte. Nun würde es den KOKO-Leuten von Schalck-Golodkowski wohl Bauchschmerzen verursachen, diese Wunderwaffe so mir nichts Dir nichts an einen pro-kapitalistischen Waffenhändler zu verscherbeln, um eine sozialistische Regierung zu stürzen. Über den Mittelsmann Uwe Barschel ließ sich die Sache dennoch einfädeln.

Frage IZ : Und was dachten Sie sich bei so etwas mitzumachen?

Niemeyer: Natürlich habe ich nicht mitgemacht, sondern lediglich beoabachtet. Kollege Günter Wallraff macht so etwas ja bis heute auch mit Burger und Frittenbuden und recherchiert sogar undercover, wobei der sich ja immer darüber aufregt, wenn mal eine Pommes herunterfällt, ich aber ausleuchten will, wem die Fritteuse gehört.

Frage IZ: Es starben weitere Beteiligte der Iran-Contra-Affäre wie der US-Journalist Markham im Jahre 1988? Hatte ihre Vorsicht auch damit zu tun?

Niemeyer: Ja, ich hatte plötzlich enorme Angst, denn meine Kollegen starben auf seltsame Weise. James Markham war mein beruflicher Ziehvater seinerzeit in Bonn, bevor er nach Paris versetzt wurde.

Frage IZ : Wenig bekannt ist, dass wesentliche Verhandlungen der Iran-Contra-Deals in Deutschland geführt wurden. Ein Zeuge sagte gegenüber Journalisten und dann auch bei der Staatsanwaltschaft Lübeck aus, er habe ein im Hamburger Hotel Atlantik aufgenommenes Foto gesehen, auf dem er jenen patriotischen Aktenvernichter Oliver North, der 1986 in Deutschland zu tun hatte, gemeinsam mit einem deutschen Politiker gesehen hatte, der schon früher Kontakte zur CIA hatte: Uwe Barschel.( Telepolis).

Niemeyer: Ja das kann gut sein, wobei ich das mit den Photos, die zwar gesehen aber nie wieder gezeigt werden nicht so recht glauben kann. Damals hat man nicht ständig in egomanischer Weise Selfies geschossen, schon gar nicht bei wichtigen Verhandlungen.

Frage IZ: Was ist von den Ausführungen im Spiegel zu halten, der Barschel nach seinem Treffen mit Roloff wie folgt beschreibt:

Er hat Pfeiffer nur 2 oder 3 mal kurz gesehen. Hat ihn im Fernsehen wiedererkannt. Sein Name damals Gelsenberg. R. kennt Pfeiffer- Gelsenberg über einen "Freund". Name nennt er nicht. Der ist ausgebildeter Paßfälscher. P. behauptet dieser oder weitere sind die Hintermänner Pfeiffers. Er weiß von seinem "Freund", daß Pfeiffer im SPIEGEL-Konzern sein Unwesen treiben sollte. Es soll um Erpressung der Firmenleitung gegangen sein mit echten o. gefälschten Dokumenten. Daraus wurde nichts, weil Pf. zur Pressestelle kam. Dann wurde Pfeiffer auf mich angesetzt. Da bei mir nichts zu holen war (kein Geld) "Überwechseln" zur SPD/SPIEGEL. Genaue Einzelheiten weiß R. R. auch nicht. Hat seine Informationen aus Gesprächen mit "Freund". Den kann er nicht nennen weil sonst selbst in Gefahr. Der hat ihn betrogen. R. R. will mir ein Bild geben, das Pfeiffer und Freund zeigt. Freund seit ca. 4 Wochen verschwunden.

Niemeyer: Das klingt wie eine typische Räuberpistole des SPIEGEL. 'Robert Rohloff'und ich hatten mit diesen Leuten nichts zu tun, soweit ich sagen kann. Pfeiffer wurde nicht auf Barschel 'angesetzt', sondern er wurde von Barschel's Freunden ausgesucht, um ihm mit allen halbseidenen Mitteln die Wiederwahl zu sichern. Daß Pfeiffer ein gewissenloserer Geselle gewesen sein mag, als die Barschel-Freunde zu hoffen gewagt hatten und ein doppeltes Spiel mit Barschel und der SPD spielte, um doppelt abzuzocken, war wohl nicht absehbar. Jedenfalls hatten wir keine Kenntnisse davon. Möglich ist natürlich, daß 'Robert Rohloff' sich von den amerikanischen Geheimdiensten tatsächlich entlastendes Material für Barschel hat geben lassen, welches ihn im öffentlichen Ansehen hätte besser aussehen lassen, aber welches genau das hätte sein sollen, weiß ich nicht. Ich hatte ja nur für 'Robert Rohloff' als Übersetzer bei Barschel angerufen, um den Kontakt herzustellen. Details wurden bei den Telephonaten tunlichst nicht genannt.

Frage IZ: Sie wurden in der Schweiz von der Untersuchungsrichterin Claude-Nicole Nardin verhört. Die Akten verschwanden, die junge Untersuchungsrichterin wurde von dem Fall abgezogen und sie wurden in Deutschland nie offiziell von Ermittliungsbehörden zu dem Fall befragt. Sie haben damals die Identität von 'Robert Rohloff' bereits aufgedeckt. Sie haben auch eingeräumt im Vorfeld des Treffens mit Uwe Barschel selber als 'Robert Rohloff' den Kontakt zu Barschel gesucht und ihn angerufen zu haben. Wann genau fanden vor dem Tattag die Anrufe bei Barschel u.a. in Gran Canaria statt und was war der genaue Inhalt der Gespräche mit Barschel. Wie gelang es Barschel dazu zu bewegen, von Gran Canaria nach Genf zu kommen?

Niemeyer: Die Richterin machte auf mich damals nicht den Eindruck, daß sie meinen Ausführungen Glauben schenkte und so wundert es mich nicht, daß die Akte mit so manchen anderen Beweismitteln verschwunden ist. Meine Aussage störte die bereits eingestellte Blickrichtung. Ich rief Barschel im Auftrage von 'Robert Rohloff' zwei oder drei Tage nach seiner Abreise an. Dann nochmals einen Tag vor dem Treffen in Genf. Im Auftrag von 'Robert Rohloff' hatte ich Barschel gesagt, daß es eindeutiges Entlastungsmaterial gäbe. Das hatte ihn elektrisiert. Welches das sein sollte sagte 'Rohloff' mir nicht. Bei konspirativen Treffen sagt man wohl kaum vorher am Telephon worum es geht.

Frage IZ: Welche konkreten Waffengeschäfte hätte Barschel in Genf mit dem nicaraguaniischen Überläufer und CIA-Agenten Baldizon im Rahmen der Iran-Contra-Affäre abwickeln können? Welche Waffen wurden durch CIA Vermittlung und wohl auch durch Erlöse mit Waffengeschäften mit dem Iran genau an die Contras in Nicaragua geliefert, die die marxistischen Sandinisten in Mittelamerika mit Unterstützung der US-Regierung Reagan bis aufs Messer bekämpften? Wofür hätte Barschel Vermittlungsprovisionen kassieren können? Gab es Rüstungsfirmen in Schleswig Holstein, die wie im Falle von U-Boot Lieferungen an Südafrika oder Waffengeschäften mit dem Iran oder mit Israel auch in Waffengeschäften mit Nicaragua eingebunden gewesen sein könnten? Oder könnte es auch um Gewährleistung von Transitrechten für illegale Waffengeschäfte via Schleswig-Holstein gegangen sein, nachdem Dänemark zeitweise die Grenzen für solche Geschäfte dicht gemacht hatte und alternative Waffenrouten über Deutschland gesucht wurdenm wobei sich der ehemalige Ministerpräsident quer gestellt und somit Geheimdiensten in die Suppe gespuckt haben könnte oder mehr Beteiligung verlangte?

Niemeyer: Also das ist der Bereich der Spekulation. Ich kann dazu nichts beitragen, nur das zuvor erwähnte, denn ich war nicht Teil von solchen Geschäften, auch nicht zum Schein.

Frage IZ: Eine Schlüsselfigur in der Iran-Contra-Affäre ist der US-Offizier und Regierungsberater Oliver North, der wegen dubioser Waffen- und Drogengeschäfte in Abstimmung  mit der CIA tätig war und der rechtskräftig verurteilt wurde. Er soll ja auch Barschel in Hamburg getroffen haben. Norths Netzwerk kaufte hierfür große Mengen Waffen für die Rebellen ( wobei er alle möglichen Kriegsparteien belieferte) von Monzer al- Kassar, einem in den USA bekannten Terroristen. Als Angeklagter räumte North während des Verfahrens ein, den Untersuchungsausschuss des amerikanischen Senats über die illegale Militärhilfe falsch unterrichtet und bei seinen Aktivitäten stets mit Unterstützung des damaligen Direktors des CIA, William Joseph Casey, gehandelt zu haben. Nachgewiesen wurde ihm auch der Versuch, sämtliche belastenden E-Mails der Reagan-Regierung zu löschen. Er soll auch Geschäfte mit den Contras auf der Ebene von Drogengeschäften privatisiert haben und er hat wohl so in die eigene Tasche gewirtschaftet. Die Figur von Baldizon  als " Robert Rohloff" passt so ins Bild. Könnte Barschel und / oder Baldizon als Vermittler zwischen den rechtsradikalen Contras und  Anti-Sandinisten einerseits und  dem US-CIA-Waffenhändler Kassar aufgetreten sein oder denen ein Geschäft  sogar fast vermiest haben, indem er sich quer stellte oder mehr Provision aus dem Geschäft heraus verlangte?

Niemeyer: Ja, lieber Herr Meyer, der Name sagt mir etwas, aber nicht konkret.

Frage IZ : Wann kamen Sie nach Genf?

Niemeyer: Am Abend des 10. Oktober 1987 gegen 20 Uhr, also nachdem wohl alles gelaufen war. 'Rohloff' hatte mich ins Le Richemond Hotel schräg gegenüber bestellt. Dort wartete ich auf ihn und konnte das Beau Rivage sehen, aber ich ahnte ja nicht, was dort vor sich ging.

Frage IZ: Haben Sie 'Rohloff' - Baldizon noch getroffen an dem Abend?

Niemeyer: Nein. Hätten wir schon Mobilfunkgeräte gehabt, dann hätte man sich wohl nicht verfehlen können, es sei denn man wollte es.

Frage IZ: Halten Sie ihn für den Mörder?+

Niemeyer: Heute sage ich ganz entschieden Jein.

Frage IZ : Wie bitte?!

Niemeyer: Motiv hatte er eher keines, es sei denn Barschel hätte ihm gedroht ihn auffliegen zu lassen und keine Waffen zu liefern, aber das war unwahrscheinlich. Möglichkeiten hatte er, aber andere eben auch. Wie gesagt, ich denke, das ganze wird nie richtig geklärt, schon weil alle involvierten Geheimdienste nach wie vor dafür Sorge tragen, es so mysteriös zu halten, wie es die vergangenen 28 Jahre war. Also reine Zeitverschwendung.

Frage IZ : Wie kam es dann dennoch einmal fast zu einem Treffen mit 'Robert Rohloff' bzw. José Alvaro Baldizon, der ja auch für die gleiche US-Nachrichtenagentur wie Sie gearbeitet hatte? Wer hatte den Kontaktversuch hergestellt?

Niemeyer: Ich war ihm auf den Versen, über mehrere Monate, weil ich wissen wollte, was er mit Barschel noch gesprochen hatte, oder ob er ihn umgebracht hatte. In San Francisco ging ich wieder ins Waffenlager von Houshang Lavi und fragte ihn nach 'meinem Freund'. Er war etwas mißtrauisch, daß ich seinen Aufenthaltsort nicht selber kannte und sagte mir, er würde mich kontaktieren. Ich wartete eine Woche in San Francisco im Grant Hotel in Chinatown und dann kam ein Busfahrer, Nicaraguaner, der mir eine Nummer in Los Angeles aufschrieb. Dort rief ich an und war mit einem nicaraguanischen Restaurant verbunden. Man sagte mir, daß er dort jeden Mittag essen würde. Ich fuhr los. Als ich ankam, sagte mir die Besitzerin, daß er leider gestorben sei. Er hatte nach Autopsieberichten, die ich einsehen konnte, offensichtlich am 26. Juni 1988 ein Aneurisma erlitten. Die Todesumstände wurden als mysteriös aber natürlich eingestuft. Das passt doch, irgendwie, nicht wahr?!

Frage IZ : Bald jährt sich der Todestag von Uwe Barschel zum 30. Mal. Gibt es die Aussicht, daß irgendwann Geheimdienstarchive göffnet werden könnten und auch dieses Puzzle im Rahmen der Iran-Contra-Affäre irgendwann endgültig gelöst und die mordenden Geheimdienstagenten und ihre Auftraggeber namentlich entschlüsselt werden könnten oder wenigstens ihre genauen Motive publik werden?

Niemeyer: Um Gottes Willen, wo denken Sie hin?! Wer soll denn dann regieren, etwa die versammelten Dilettanten von Gabriel bis Trump?!

Frage IZ : Hadern Sie mit Ihrem Schicksal? Haben Sie jemals gedacht, hätte ich Barschel nicht getroffen, dann wäre alles anders gekommen?

Niemeyer: Ich habe Glück gehabt, um mich herum wurde gestorben, ich wurde nur mundtot gemacht. In der wie sagten Sie vorhin Demo....'Demokratie' ist es so, daß man eine Finanzaffäre oder neuerdings etwas mit Kinderpornos ans Leder geflickt bekommt und nicht gleich vergiftet wird. Zunächst ging ich nach dem USA-Aufenthalt nach Paris, begann dort für unterschiedliche Zeitungen zu arbeiten, doch ließ mich die Geschichte nicht los. Als ein weiterer Kollege starb, kurz bevor ich ihn treffen sollte, packte mich die Angst und so rief ich Engholm an. Er versprach mir Schutz, konnte aber nicht viel tun. Also ging ich in den anderen deutschen Staat, um meine potentiellen Mörder abzuschütteln. Ich war vermutlich der Letzte, der eine Aufenthaltsgenehmigung in der DDR beantragt hatte. Ich fand die Idee, beim Umbau des Sozialismus mitzuwirken so begeisternd, daß ich mich direkt bei Politbüromitgliedern wie Egon Krenz meldete. Leider hatten einige von jenen längst nichts Gutes mehr im Sinn und ich bekam mit, wie sie insgeheim die Auflösung der DDR betrieben. Für mich und zahlreiche andere Leute, wie rechtschaffende Terroristen, im wahrsten Sinne des Wortes eine Katastrophe!

Frage IZ: Bald jährt sich der Todestag von Uwe Barschel zum 30. Mal. Gibt es die Aussicht, dass irgendwann Geheimdienstarchive göffnet werden könnten und auch dieses Puzzle im Rahmen der Iran-Contra-Affäre irgendwann endgültig gelöst und die mordenden Geheimdienstagenten und ihre Auftraggeber  namentlich entschlüsselt werden könnten oder wenigstens ihre genauen Motive publik werden?

Niemeyer: Um Gottes Willen, wo denken Sie hin?! Wer soll denn dann regieren, etwa die versammelten Dilettanten von Gabriel bis Trump?!

Frage IZ : Ralph T. Niemeyer, vielen Dank für dieses Gespräch.

Niemeyer: Danke gleichfalls, Herr Meyer, möge der nächste Gauck eines Tages die Akten öffnen.

Referenzen:

http://www.ralph-niemeyer-fuer-ein-rotes-land.de/files/downloads/Mit_dreizehn_schon_den_Kanzler_interviewt_Ralph_T.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_W._Kopp

https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Kopp#Der_.C2.ABKopp-Skandal.C2.BB

http://www.neues-deutschland.de/ausgabe/1991-01-19

http://demokratie-spiegel.de/wordpress/2013/12/20/geburtstag-von-bundeskanzler-a-d-helmut-schmidt-2013/

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494578.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13507076.html

http://www.nytimes.com/1989/08/10/obituaries/james-m-markham-is-dead-at-46-chief-of-the-times-s-paris-bureau.html