500 Mrd €uro Konzerngewinne verschwinden in Steueroasen 

Über Steueroasen ist schon alles gesagt? Noch lange nicht. Die Enthüllungen der Panama und Paradise Papers haben die Welt aufgeschreckt. Erst allmählich aber wird das wahre Ausmaß der legalen Steuerflucht deutlich, berichtete das Manager Magazin bereits im Juni des Jahres. .

Berkeley-Ökonom Gabriel Zucman hat mit den Kopenhagener Kollegen Thomas Tørsløv und Ludvig Wier eine neue Studie vorgelegt ("The Missing Profits of Nations"), die in der vergangenen Woche auf einer Konferenz über Steuerreform in Venedig vorgestellt wurde. Laut dem Münsteraner Kollegen Johannes Becker sorgte das Papier für einen "Big Splash" unter den Experten.

Das Neue besteht darin, dass die Autoren auch auf makroökonomische Daten aus vielen Steueroasen zugreifen konnten - eine Folge der von den OECD-Staaten neuerdings durchgesetzten etwas größeren Transparenz. Beispielsweise liegt jetzt offen, wie hoch die Gewinne von heimischen im Vergleich zu ausländischen Unternehmen im jeweiligen Land sind, und wie hohe Steuern darauf gezahlt werden.

So lässt sich erstmals schätzen, wie viel Gewinne multinationale Konzerne in solchen Länder verbuchen, um ihre Steuerlast zu senken: Zucman, Tørsløv und Wier beziffern den Anteil auf 40 Prozent der gesamten Profite. Im Jahr 2015 wurden demnach 543 Milliarden Dollar (460 Milliarden Euro) allein aus den OECD-Staaten und sieben großen Schwellenländern verschoben, zumeist in Richtung Irland, Karibik, Singapur, Schweiz oder Niederlande.

Besonders aktiv seien dabei US-Konzerne - aber zu den größten Verlierern zählt der deutsche Staat. 55 Milliarden Dollar der verschobenen Profite stammen aus Deutschland, und der hiesige Fiskus verlor 28 Prozent seiner potenziellen Einnahmen aus Unternehmenssteuern; ein höherer Anteil als in jedem anderen Land.

"Andere wirtschaftliche Akteure müssen mehr bezahlen, um die Steuerlast zu tragen", sagte Gabriel Zucman der "New York Times". "Es ist bemerkenswert, weil die multinationalen Konzerne die großen Gewinner der Globalisierung sind."