300 Holocaustüberlebende kritisieren Massaker in Gaza 

Kritik an Israels Vorgehen gegen Gaza kam von ungewohnter Seite: Rund 300 Überlebende sowie Nachkommen von Opfern des Nazi-Völkermords haben laut Medienberichten die Angriffe Israels gegen palästinensische Ziele im Gaza-Streifen scharf verurteilt. In dem in der "New York Times" geschalteten Inserat wurden unter anderem "die Massaker an Palästinensern" verurteilt, wie beispielsweise die BBC am Sonntag berichtete.

USA: Holocaust-Überlebende verurteilen "Massaker" (Bild: Twitter.com/IJAN)

Mit einer großen Anzeige in der "New York Times" haben Überlebenden des Holocausts den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen als "Massaker an den Palästinensern" angeprangert. Die 327 Unterzeichner aus den USA und vor allem Europa bezeichnen sich selbst als Überlebende oder Nachkommen von Opfern des Nazi-Völkermords, die den Einsatz der israelischen Armee "unmissverständlich verurteilen".

Die Anzeige in der Samstagsausgabe ist eine Reaktion auf eine Aktion des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel. Wiesel und Unterstützer hatten in einer Annonce zum aktuellen Konflikt in Gaza  die Hamas mit den Nazis in Verbindung gebracht und geschrieben: "Die Juden haben schon vor 3.500 Jahren Kinderopfer abgelehnt. Jetzt muss es die Hamas tun." Sie warfen der radikalislamischen Gruppe vor, Kinder als Schutzschilde zu missbrauchen.

"Ich habe gesehen, wie jüdische Kinder verbrannt wurden. Jetzt muss ich sehen, wie muslimische Kinder als menschliche Schutzschilde missbraucht werden - in beiden Fällen von denen, die den Tod anbeten", schrieb Wiesel. Es sei kein Kampf zwischen Muslimen und Juden, sondern zwischen den Anhängern des Lebens und des Todes.

"Wiesel missbraucht die Geschichte"

Die eine Gruppe namens International Jewish Anti-Zionist Network regierte jetzt mit ihrer Zeitungsannonce  auf Wiesels Äußerungen. "Wir sind angewidert und empört von Elie Wiesels Missbrauch der Geschichte", heißt es in der Anzeige, die auch von neun Personen mit Europa-Bezug unterzeichnet wurde.

Wiesel "rechtfertige das nicht zu Rechtfertigende: Israels Bemühungen zur Zerstörung Gazas und des Mordes an mehr als 2.000 Palästinensern". Die jüdische Gruppe, die sich selbst als "Opposition gegen Zionismus und den Staat Israel" bezeichnet, verurteilt auch "dass die Vereinigten Staaten Israel mit den Mitteln versorgen, die Angriffe auszuführen, und die westlichen Staaten, die mit ihren diplomatischen Muskeln" Israel vor einer Verurteilung schützten. "Völkermord beginnt mit dem Schweigen der Welt", heißt es weiter.

http://derstandard.at/2000004695293/Zwei-Tote-bei-israelischem-Luftangriff-in-Gaza