Die Blutspur der Nato in Libyen zerstörte auch dieses Land 

Vom Westen befreit (II)

 

 
TRIPOLIS/BERLIN
 
(Eigener Bericht) - Vor dem heute zu Ende gehenden NATO-Gipfel in Newport erreicht der Bürgerkrieg in Libyen, dem Schauplatz eines der jüngsten NATO-Einsätze, einen neuen mörderischen Höhepunkt. Blutige Kämpfe eskalieren; Nachbarstaaten drohen mit in den Bürgerkrieg gerissen zu werden, der sich zunehmend zu einem Krieg zwischen salafistischen und nicht-salafistischen Milizen entwickelt. Aktuell machen Befürchtungen die Runde, Flugzeuge, die offenbar vom Flughafen Tripolis verschwunden sind - er wird seit kurzem von salafistischen Milizen kontrolliert -, könnten für Terroranschläge verwendet werden. Libyen versinkt in Gewalt, seit die NATO, einen Beschluss des UN-Sicherheitsrats bewusst missbrauchend, im Jahr 2011 die Regierung von Muammar al Gaddafi mit verheerenden Luftschlägen zu stürzen half. Von der Zerschlagung der staatlichen Strukturen unter maßgeblicher Mitwirkung der NATO hat sich das Land nie erholt. Es steht damit in einer Reihe mit dem Irak und mit Syrien; dort haben sich NATO-Staaten ebenfalls tatkräftig an der Zerstörung von Staat und Gesellschaft beteiligt. Europa sei mittlerweile "von Kriegen umzingelt", titelte letzte Woche die Wochenzeitung "Die Zeit". Dieser nur leicht zugespitzten Aussage nähert sich die Wirklichkeit immer mehr an - dank der NATO.
"Diktatoren stürzen"
Zu den Kriegen, mit denen NATO-Staaten in kurzer Zeit ganze Länder in der Umgebung Europas in mörderisches Chaos gestürzt hat, gehört neben dem Überfall auf den Irak aus dem Jahr 2003 und dem Befeuern des syrischen Bürgerkriegs von 2011 an (german-foreign-policy.com berichtete [1]) insbesondere der Krieg gegen Libyen. Er begann mit Luftschlägen am 19. März 2011 und wurde offiziell am 31. Oktober desselben Jahres beendet. Propagandistisch begründet wurde er mit der Aussage, man müsse den libyschen Aufständischen helfen, sich von einem "Diktator" zu befreien - ganz wie 2003 im Irak und bald darauf auch in Syrien. Die Zahl der Kriegstoten in Libyen ist bis heute völlig ungewiss; genannt werden Zahlen von bis zu 50.000. Quasi nebenbei wurde der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gravierend geschädigt: Die NATO hatte sich dort von Russland und China die Durchsetzung einer "Flugverbotszone" genehmigen lassen, nutzte das Mandat aber für selbstermächtigte weitere Schritte zu Gaddafis Sturz aus. Dass der UN-Sicherheitsrat in ähnlich heikler Lage noch einmal einen - scheinbar - gemeinsamen Nenner finden wird, kann als ausgeschlossen gelten; seine Möglichkeiten zur Eindämmung eskalierender globaler Konflikte hat die NATO mit ihrem Bruch des Libyen-Mandats gravierend geschwächt.
"Dieser Krieg war gerecht"
Die Bundesregierung hat sich zwar anfänglich gegen den Libyen-Krieg ausgesprochen - wohl aus taktischen Erwägungen [2] -, ihn jedoch schon bald politisch und - wenngleich zunächst lediglich verdeckt - auch militärisch unterstützt. Im Spätsommer 2011 wurde bekannt, dass die Bundeswehr mit 103 Soldaten an den Luftschlägen teilnahm - in NATO-Einrichtungen; die deutschen Offiziere und Unteroffiziere waren dort unter anderem mit der Auswahl militärischer Ziele und mit der Befehls-Übermittlung an AWACS-Flugzeuge befasst.[3] "Wir sind froh, dass es den Libyern auch mit Hilfe des internationalen Militäreinsatzes gelungen ist, das Gaddafi-Regime zu stürzen", erklärte Außenminister Guido Westerwelle Ende August 2014. In den deutschen Medien fand der Krieg ebenfalls ein positives Echo. In der Wochenzeitung "Die Zeit" etwa zog deren damaliger Korrespondent Jochen Bittner, der vom Herbst 2012 bis in den Spätsommer 2013 an der Erstellung eines umfangreichen Strategiepapiers für die deutsche Außenpolitik beteiligt war (german-foreign-policy.com berichtete [4]), ein positives Fazit - unter der Überschrift "Dieser Krieg war gerecht" [5].
In blutigem Chaos versunken
Libyen selbst ist dank des "gerechten" NATO-Kriegs nie wieder zur Ruhe gekommen. Die Milizen, die von Mitgliedern des westlichen Kriegsbündnisses und ihren arabischen Verbündeten - insbesondere vom Emirat Qatar - aufgerüstet wurden, haben die Waffen behalten und nutzen sie bis heute - bei Bedarf auch gegen den Westen: An dem Überfall auf das US-Konsulat in Bengasi vom 11. September 2012, bei dem der US-Botschafter in Libyen, einer seiner Mitarbeiter sowie zwei CIA-Männer umgebracht wurden, beteiligten sich laut Recherchen der New York Times auch Kämpfer, die im Krieg gegen Muammar al Gaddafis Regierung von der NATO unterstützt worden waren.[6] Seit der Zerstörung seiner staatlichen Strukturen dienen Libyens weite Wüstengebiete auch als Operationsbasis für salafistische Milizen, die sich zum Beispiel 2012 an der Eroberung Nord-Malis beteiligten und Anfang 2013 Terrorattacken auf Algerien starteten.[7] In jüngster Zeit haben sich die Kämpfe zahlloser rivalisierender Milizen immer stärker in einen Krieg zwischen islamistischen und nicht-islamistischen Bevölkerungsteilen transformiert, der vollständig außer Kontrolle geraten ist. Salafistische Milizen reklamieren die formelle Macht im Land für ein von ihnen dominiertes Parlament, das in der Hauptstadt residiert, dessen Amtszeit aber längst abgelaufen ist, während nicht-islamistisch orientierte Milizen ein neu gewähltes Parlament stützen, das weit im Osten Libyens nahe der Grenze zu Ägypten seine Zuflucht suchen muss und faktisch keinen Einfluss hat. Mittlerweile machen Meldungen die Runde, vom Flughafen in Tripolis, der kürzlich von salafistischen Milizen erobert wurde, seien elf Passagiermaschinen verschwunden; es sei denkbar, dass sie von salafistischen Terroristen für Anschläge genutzt werden könnten.
Ein internationaler Konflikt
Dabei beginnt der libysche Bürgerkrieg, den die NATO durch ihre Luftschläge gegen die Regierung von Muammar al Gaddafi und die daraus resultierende Auflösung der staatlichen Strukturen maßgeblich mit entfesselt hat, auf weitere Staaten überzugreifen. In den vergangenen Wochen ist es immer wieder zu Übergriffen an der libysch-ägyptischen Grenze gekommen; im Juli wurden bei einem einzigen Überfall 22 ägyptische Soldaten umgebracht. Das ägyptische Militärregime, das im Sommer 2013 einen blutigen Kampf gegen Islamisten im eigenen Land gestartet hat - mit zahllosen Todesopfern und brutalen Menschenrechtsverletzungen -, beginnt nun gegen libysche Islamisten vorzugehen - auch aufgrund der Befürchtung, aus den Übergriffen an der Grenze könnten sich Einfälle nach Ägypten und ein Schulterschluss libyscher und ägyptischer Islamisten entwickeln. Ende August führten Kampfbomber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten Luftschläge auf mutmaßliche Stellungen salafistischer Milizen in Libyen. Ob Angaben aus US-Quellen zutreffen, laut denen die Luftwaffe der Emirate dazu ägyptische Stützpunkte nutzte, ist unklar. Klar ist jedoch, dass die emiratische Luftwaffe in der Vergangenheit gemeinsam mit der Bundeswehr Kriegsübungen abgehalten hat (german-foreign-policy.com berichtete [8]).
Unaufhaltsam
Während Libyen - ganz wie der Irak und Syrien - im Krieg versinkt und nun auch noch Nachbarländer mit in den Abgrund zu reißen droht, plant die NATO, die den Zusammenbruch der drei Staaten und damit ihre heutige katastrophale Lage mit zu verantworten hat, neue militärische Operationen. So soll mit einem System aus mobilen, binnen kürzester Frist einsetzbaren Kampftruppen einerseits sowie mit Kriegsmaterial ausgestatteten, jederzeit von Kampftruppen bemannbaren Stützpunkten andererseits Russland eingekreist werden.[9] Während "Die Zeit" erklärt, Europa sei "von Kriegen umzingelt" [10], und fragt: "Was tun?", verteidigt ihr Redakteur Jochen Bittner, dessen positive Würdigung der NATO-Operationen in Libyen vor drei Jahren unter der Überschrift "Dieser Krieg war gerecht" erschien, die aktuellen Pläne für die Bildung einer neuen "Speerspitze" der NATO. In seinem Beitrag heißt es: "Gut, dass die Nato über den Ernstfall nachdenkt."[11] Der westliche Kriegskurs ist, so scheint es, trotz der fortschreitenden Zerstörung ganzer Staaten durch NATO-Interventionen nicht aufzuhalten.
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EZB senkt Leitzins auf 0,05 %

Die Geldflut wird weiter vorangetrieben.

Der Basiszins liegt nun auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent - zuvor hatte er 0,15 Prozent betragen. Zudem kündigten die Währungshüter zusätzlich zur erneuten Leitzinssenkung den Aufkauf von Kreditverbriefungen und Pfandbriefen - sogenannten ABS-Papieren - an. Der Start ist für Oktober geplant.

Aber trotz Niedrigzinspolitik sind die Kredite im Euroraum stark rückläufig.

 

Andererseirts wird eine Deflationsgefahr gesehen, die allerdings nur in Südeuropa signifikant erkennbar ist. Hier wird ein Abwürgen der Wirtschaft in den Südländern  befürchtet.

Über die Refinanzierungsgeschäfte der EZB können sich die Geschäftsbanken unabhängig von ihren Kundeneinlagen zusätzliches Zentralbankgeld gegen notenbankfähige Sicherheiten beschaffen, ein Blick auf die Daten:

 

http://www.querschuesse.de/ezb-woche-fur-woche-mit-bilanzausweitung/

Die Entwicklung der Total Assets der EZB seit der Kalenderwoche 53 1998 bis zur KW43 2011. In der KW43 stiegen die Total Assets um +20,198 Mrd. Euro zur Vorwoche auf 2,333373 Billionen Euro. Auch 2012 und 2013 hielt dieser Gesamttrend an.

Nach Einschätzung des DZ Bank Chefvolkwirts Bielmeier sei die Deflation  südlichen Währungsraum indes eine Folge des Sparkurses in der Schuldenkrise und damit kaum zu verhindern. «Die EZB befürchtet allerdings, dass sich diese in den großen Euro-Ländern schnell festsetzen könnte und dann nur noch schwer zu bekämpfen wäre.»

 

Der Euro erreichte im Verlauf der Nacht bei 1,2923 US-Dollar den tiefsten Stand seit Juli 2013. Die neue Lockerung der Geldpolitik durch die EZB mit der überraschenden Zinssenkung schickt den Euro auf Talfahrt - nach Aussagen von EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny im österreichischen Fernsehen ein beabsichtigter Effekt.

Davon profitiert allerdings der Dollar und letztendlich der US Imperialismus, der sich auch im Krieg gegen den Euro befindet und eine Schwächung des Euro sicher heimlich begrüßt.

Bisher hatte die Notenbank immer betont, dass sie kein Wechselkursziel verfolge. Dieser Einfluss auf den Eurokurs werde dauerhaft sein und «wir haben einen großen Entlastungseffekt auf die Exportwirtschaft», sagte der Chef der österreichischen Notenbank. Am Aktienmarkt waren die EZB-Beschlüsse einen Tag später bereits wieder verpufft.

Auch der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber hält die Anti-Krisenmaßnahmen der EZB für problematisch. «Letztlich wird damit Haftung sozialisiert», sagte Weber dem «Handelsblatt» (Freitag) und auf die Steuerzahler abgewälzt. Dem müssten eigentlich die nationalen Parlamente erst zustimmen.

 Ausgerechnet die EZB will obskure Wertpapiere wieder hoffähig machen und dafür eine halbe Billion Euro ausgeben.

Die drei Buchstaben ABS stehen hierbei  für eine  höchst zweifelhafte Erfindung, die nicht kluge Autoingenieure ersonnen haben, sondern neunmalkluge Investmentbanker. ABS: So hieß auch ein Teil jener Kreditpakete, die vor sieben, acht Jahren von Banken und Fonds geschaffen und zuhauf um den Globus verschoben wurden. Und die schließlich mit dazu beigetragen haben, dass die Finanzmärkte kollabierten, weil am Ende niemand mehr wusste, wer eigentlich wem wie viel Geld geliehen hatte und wer dabei welches Risiko eingegangen war.

Treppenwitz der Finanzkrisengeschichte

Es mutet wie ein Treppenwitz der Finanzkrisengeschichte an, dass nun ausgerechnet die Europäische Zentralbank diese Papiere wieder hoffähig machen will. Ihr Präsident Mario Draghi  hat angekündigt, dass die Notenbank in großem Stil solche und andere Wertpapiere aufkaufen will und dafür bis zu eine halbe Billion Euro ausgeben wird - also 500 000 000 000 Euro.

Die EZB will auf diese Weise den Banken Kredite abnehmen, die diese zuvor vergeben haben - und ihnen dadurch den notwendigen Freiraum verschaffen, damit sie weitere Kredite ausreichen können. Das soll vor allem den Krisenstaaten in Europa nützen und dazu führen, dass die dortigen Banken mehr Kredite an kleine und mittlere Unternehmen vergeben.

Nun ist es zunächst einmal nicht ungewöhnlich, dass eine Notenbank mit Wertpapieren  hantiert. Wenn die Geschäftsbanken sich bei der EZB Geld beschaffen wollen, dann müssen sie im Gegenzug auch jetzt schon Sicherheiten hinterlegen - meist Wertpapiere bester Bonität. Etwas anderes ist es jedoch, wenn die Europäische Zentralbank nun auch Papiere zweifelhafter Qualität annimmt.

Und wenn sie sich dabei in einen Markt begibt, in dem eine seriöse Notenbank nichts, aber auch gar nichts zu suchen hat: jenen für verbriefte Kreditrisiken - und damit auf das Feld jener obskuren Wertpapiere, die mit hinein in die Krise geführt haben.

Nato kehrt erneut zum Kalten Krieg zurück   

Das kriegerische Nato-Bündnis will neue dauerhafte Stützpunktre im ehemaligen Machtbereich der Warschauer-Vertrags-Staaten in Osteuropa stationieren. Zudem soll eine schnelle Eingreiftruppe gegründet werden. EU-EREWEITERUNG-URAL.R.-.G.Staedtler-jpg

 

Dadurch wird die Nato-Russland- Gründungsakte obsolet. Insbesondere Polen soll dafür instrumentalisiert werden.

Der Führung in Moskau wird ohne jeden Beleg vorgeworfern, die Antifaschisten im ukrainischen Bürgerkrieg aktiv mit russischen  Soldaten zu unterstützen, obwohl die OSZE erklärt hatte, dass es dafür keinerlei Beweise gäbe.

Runder Tisch zur Ukraine am NATO-Gipfel am Donnerstag

 

Die Neuauflage des Kalten Krieges basiert also auf einer frei erfundenen Verschwörungstheorie der Nato-Staaten.

Als martialisches Signal aber ist die kriegerische Kulisse vor dem altehrwürdigen „Celtic Manor Resort“ in Wales durchaus gedacht:

Seit Donnerstag tagen hier 60 Staats- und Regierungschefs der 28 NATO-Staaten und  demonstrieren ihre entschlossene Verteidigungsbereitschaft. Alle füreinander – und gemeinsam gegen Russland.

 

Gleich zu Gipfelbeginn gab NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die Tonlage vor: „Russland greift die Ukraine an“, sagte er im walisischen Newport. „Wir haben es mit einem dramatisch veränderten Sicherheitsumfeld zu tun.“ Die russische Annexion der Krim, das  kriegerische Vorgehen Moskaus in der Ostukraine  – auf den Aggressionskurs von Kremlherr Putin hatte das  westliche Verteidigungsbündnis bisher keine adäquate Antwort. Beim wichtigsten NATO-Gipfel seit Ende des Kalten Krieges sucht die Militärallianz nun nach Strategien, schlagkräftig zu reagieren und Moskau einen Riegel vorzuschieben.

Natürlich wird ausgeblendet, dass die Krim auch schon zu Sowjetzeiten wie schon vor Jahrhunderten russisch war und der Ukraine lediglich im Rahmen des gemeinsamen Vielvölkerstaatsgebildes Sowjetunion der Ukraine im gemeinsamen Staatenverbund überlassen worden war.

Die Nato hat sich seit 1990 und seit Ende des Kalten Krieges und der Blockkonfrontation trotz entgegengesetzter Äußerungen immer mehr in Richtung Rußland ausgedehnt und natürlich wird diese Ost-Erweiterung der Nato zurecht als Aggression gegen Rußland betrachtet. 

Die Völkerrechtsbrüche und Aggressionen  der Nato im Irak, in Syrien oder in der Ukraine durch Unterstützung pro- faschistischer Milizen und Militärs wird gleichzeitig ausgeblendet. Auch das Zuschauen der USA und der Nato bei der Aggression der Israelis gegen Gaza mit über 2300 Toten wird natürlich nicht kritisch betrachtet. 

 Ein militärisches Vorgehen der NATO gegen Russland aber wird es nicht gleich  geben wie Waffenhilfe für die Ukraine oder ein NATO-Beitrittsangebot an die Ukraine.

Stattdessen schwört sich das Bündnis demonstrativ auf seinen alten Kernauftrag ein – die kollektive Verteidigung aller seiner Mitglieder („Artikel 5“): Wird ein NATO-Staat angegriffen, stehen ihm alle anderen ohne Wenn und Aber militärisch bei.

22 EU-Staaten sind gleichzeitig auch Mitglieder des Nordatlantik-Paktes. Die neutralen oder allianzfreien EU-Mitgliedsländer Irland, Österreich, Schweden, Finnland und Zypern gehören nicht der NATO an. Diese Länder sind aber durch ein Partnerschaftsabkommen (Partnership for Peace-PfP) mit der NATO verbunden.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts und des angeblichen aggressiven Verhaltens Russlands – die litauische Präsidentin sprach kürzlich von Krieg – hat die NATO jetzt den 24 PfP-Partnern eine engere Zusammenarbeit angeboten.

Die bündnisfreien Staaten Finnland und Schweden nahmen bereitwillig die Einladung an und lassen künftig NATO-Manöver und die Anwesenheit von NATO-Soldaten auf ihrem Territorium zu. Beide skandinavischen Länder schicken ihre Soldaten verstärkt zu NATO-Übungen und in spezielle teure Ausbildungsprogramme. Dadurch werden ihre Armeen auf dem neuesten Stand der Forschung und Ausbildung gehalten.

Schwedische und finnische Soldaten – aber auch Soldaten anderer PfP-Staaten – , gehören ab nun zum Pool der NATO-Response Force-NRF (Schnelle Einsatztruppe), die Verteidigungsminister aus Stockholm und Helsinki haben beim NATO-Gipfel in Wales entsprechende Verträge unterschrieben.

Sollten Soldaten der Allianz künftig zum Schutz in das Baltikum mit der langen Grenze zu Russland abkommandiert werden, oder auch an einem anderen Ort gebraucht werden, können schwedische oder finnische Soldaten für diese Operation eingesetzt werden.

Auch Österreich hat ein NATO-Angebot erhalten, Soldaten für den NRF-Pool bereit zu stellen. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) sagt jedoch Nein zu einer weiteren NATO-Annäherung Österreichs. Auch wenn das Bundesheer davon profitieren könnte, wie Österreichs NATO-Botschafter Karl Schramek kürzlich betonte. "Zur Stunde ist eine Entsendung österreichischer Soldaten in den Pool für die Schnelle Eingreiftruppe kein Thema. Daran werden wir uns nicht beteiligen", sagte der Minister.

Österreich wolle die weitere Entwicklung der Schnellen Eingreiftruppe genau beobachten. Es sei noch nicht klar, mit welchen konkreten Verpflichtungen eine engere NATO-Anbindung verbunden sei. Ein stärkeres Engagement wäre eine Positionierung der Republik gegenüber der NATO, das sei für das neutrale Österreich nicht tragbar, heißt es von Diplomaten.

Die ukrainische Regierung und die Führungen der von Kiew abtrünnigen Donezker und Lugansker Volksrepubliken haben bei ihren Friedensgesprächen in Minsk einen Waffenstillstand vereinbart, der noch am heutigen Freitag in Kraft treten soll. Das bestätigte der ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko.

„Ein vorläufiges Protokoll über die Feuereinstellung wurde in Minsk unterzeichnet“, schrieb Poroschenko im Twitter. „Dieses Protokoll soll am Freitag in Kraft treten.“ Poroschenko befahl seinem Generalstab, das Feuer ab 18.00 Uhr Ortszeit (17.00 MESZ) einzustellen. „Ich erteilte dem Generalstabschef der Streitkräfte der Ukraine den Befehl, das Feuer ab 5. September 18.00 Uhr einzustellen“, zitierte Poroschenkos Presseamt.

Auch der Premierminister der nicht anerkannten Lugansker Volksrepublik (LVR), Igor Plotnizki, bestätigte in Minsk offiziell, dass die LVR und die benachbarte „Donezker Volksrepublik“ das Feuer ab 18.00 Uhr Kiewer Zeit einstellen würden. Der Vizepremier der DVR, Andrej Purgin, sagte jedoch, dass das Waffenstillstandsabkommen annulliert würde, wenn von Seiten der Kiew-treuen Truppen auch nur ein einziger Schuss fallen sollte. Nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) besteht das in Minsk vereinbarte Protokoll aus insgesamt zwölf Punkten.

 

 

 

In der Ost-Ukraine dauern seit April Gefechte zwischen Militär und bewaffneten Regierungsgegnern an. Die ukrainische Übergangsregierung hatte Panzer, Kampfjets und Artillerie gegen die östlichen Industrie-Regionen Donezk und Lugansk geschickt, weil diese den faschistisch geprägten Februar-Putsches nicht anerkannt und „Volksrepubliken“ ausgerufen hatten. Der Militäreinsatz hat nach UN-Angaben vom Angang August mehr als 2000 Zivilisten das Leben gekostet, berichtet Ria.

 

4. September 2014 Tobias Pflüger

Abrüstung statt Aufrüstung - NATO ist ein Unsicherheitsbündnis

Der stellvertretende Vorsitzende der Partei DIE LINKE, Tobias Pflüger, erklärt zum heute beginnenden NATO-Gipfel in der Region Cardiff/Newport in Wales:

Der verbalen Aufrüstung der NATO gegenüber Russland wird wohl mit diesem NATO-Gipfel eine konkrete Aufrüstung folgen. DIE LINKE sagt Nein zum Vorhaben der NATO weitere Militärbasen mit Soldaten in Osteuropa zu stationieren, dies wird nicht zur dringend notwendigen Deeskalation mit Russland führen. Statt neuer Militärbasen ist eine Schließung von Militärbasen das Gebot der Stunde.

Auch die geplante neue schnelle Eingreiftruppe der NATO mit ca. 4.000 Mann unter der Führung Großbritanniens ist als Aufrüstung zu werten. Diese Truppe soll innerhalb weniger Tage in der Lage sein, in die östlichen NATO-Staaten verlegt zu werden. Nach dem Willen des NATO-Generalsekretärs sollen die NATO-Staaten beschließen, dass sie als Ziel mindestens 2 Prozent des Bruttosozialproduktes für Militär und Rüstung ausgeben. DIE LINKE lehnt diese erneute Aufrüstungsrunde ab und setzt sich stattdessen für Abrüstung ein.

Die geplante Modernisierung von Atomwaffen der NATO-Staaten USA, Großbritannien und Frankreich macht die Welt keineswegs sicherer, im Gegenteil.

DIE LINKE lehnt die geplanten NATO-Militärkooperationsabkommen "Host Nation Support" mit den offiziell neutralen Staaten Schweden und Finnland und die Sonderabkommen mit Georgien und der Ukraine ab. Die gesamte Region Cardiff / Newport ist derzeit regelrecht militärisch belagert, mit Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen, Militärhubschraubern, vielen NATO-Soldaten und unglaublich vielen Polizisten.

Die NATO geriert sich gerne als "Sicherheitsbündnis", dieser NATO-Gipfel zeigt wieder einmal: Die NATO ist ein Unsicherheitsbündnis. Die NATO gehört statt aufgerüstet, aufgelöst.  DIE LINKE unterstützt die Proteste gegen den NATO-Gipfel in Wales und hierzulande.

 

Quelle: http://www.die-linke.de/nc/presse/presseerklaerungen/detail/artikel/abruestung-statt-aufruestung-nato-ist-ein-unsicherheitsbuendnis/

Matthias Höhn

Notwendige Aufklärung ausgeblieben

Der Prozess um den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh wird nicht neu aufgerollt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Urteil des Landesgerichts Magdeburg bestätigt. Dazu erklärt der Bundesgeschäftsführer der LINKEN, Matthias Höhn:

Mit seiner Entscheidung bestätigt der BGH das Urteil des Magdeburger Landesgerichts: Der damalige Dienstgruppenleiter der Polizei ist somit der fahrlässigen Tötung schuldig und muss eine Geldstrafe von 10.800 Euro zahlen.

Man kann nicht zufrieden sein mit dieser Entscheidung. Auch dann nicht, wenn man in Betracht zieht, dass auch ein Freispruch für den Beamten möglich gewesen wäre. Unklarheiten beim Hergang bleiben, Ungereimtheiten bleiben – nichts ist wirklich aufgeklärt. Und gerade diese Aufklärung wäre dringend notwendig gewesen. Nicht allein wegen der Klarheit in dem konkreten Fall, vielmehr noch aus Schuldigkeit gegenüber dem Opfer und seinen Angehörigen.

Mit der Entscheidung findet ein fast zehnjähriger Gang durch die gerichtlichen Instanzen sein Ende. Das ist das eine. Ruhe findet danach niemand und die Chance für Aufklärung um die Todesumstände von Oury Jalloh ist endgültig vertan. Das ist das Traurige.



Quelle: http://www.die-linke.de/nc/presse/presseerklaerungen/detail/artikel/notwendige-aufklaerung-ausgeblieben/