Das gewaltige militärische Engagement der USA in Afrika wächst

Das gigantische Engagement der US Militärs in Afrika via Afrikom in Stuttgart  von Nick Nurse 

Das gewaltige militärische Engagement der USA in Afrika wächst 

Das gigantische Engagement der US Militärs in Afrika via AFRICOM in Deutschland 

 
Der US-Journalist Nick Turse hat die vielen verdeckten Aktivitäten des AFRICOM, des in Stuttgart residierenden US-Regionalkommandos für Afrika, genauer untersucht. 

Von Nick Turse
TomDispatch.com, 02.10.13

Zunächst möchte ich eine Frage stellen: Können Militärs auf Zehenspitzen einen ganzen Kontinent unterwandern? Das mag sehr unwahrscheinlich klingen, ist aber eine angemessene Beschreibung dessen, was das US-Militär getan hat, seit das Pentagon 2007 (in Stuttgart) sein neues Regionalkommando AFRICOM gegründet hat. [s. hier] (und hier). Die US-Streitkräfte haben sich in Afrika eingeschlichen, auf leisen Sohlen über den ganzen Kontinent verteilt und treiben sich jetzt fast überall herum; sie schicken immer mehr Soldaten in immer mehr Länder und errichten immer mehr Stützpunkte in ganz unterschiedlichen Gegenden – und das alles geschieht so still und so verdeckt, dass die US-Bürger überhaupt nicht mitkriegen, was da läuft. Wenn das bereits weitgehend destabilisierte Afrika [s. hier] eines Tages explodiert und überall Gewalt ausbricht, wird das US-Militär dabei mitmischen, und die US-Bürger werden sich plötzlich fragen, wie es dazu kommen konnte. 

The US Military's pivot to Afrika, 2012-13/TomDispatch/Google
In den Jahren des Kalten Kriegs, als in Angola und anderen afrikanische Staaten Stellvertreterkriege zwischen von den USA und von der Sowjetunion unterstützen gegnerischen Kräften tobten, war das US-Militär, das sich bereits in vielen Regionen unseres Planeten eingenistet hatte, in Afrika noch kaum präsent. Das ist heute nicht mehr so. Trotzdem wird in den schrumpfenden Medien nicht darüber berichtet, weil sich niemand für die künftigen Kriege der USA zu interessieren scheint. Tatsächlich hat sich außer Craig Whitlock von der Washington Post bisher kein anderer (für die Mainstream-Medien arbeitender) Journalist mit dem wachsenden Engagement der USA in Afrika beschäftigt. [Einschlägige Artikel von Craig Whitlock sind hier und hier nachzulesen.]

Wenden wir uns deshalb Nick Turse von TomDispatch.com zu. Mit den militärischen Plänen der USA für Afrika, für die sich eigentlich alle Auslandskorrespondenten der US-Medien hätten interessieren müssen, hat sich bisher nur Nick Turse beschäftigt. In den letzten beiden Jahren seit Veröffentlichung seines Bestsellers über den Vietnam-Krieg mit dem Titel "Kill Anything That Moves" (Tötet alles, was sich bewegt!) hat er sehr gründliche Recherchen über die wachsende US-Militärpräsenz in Afrika betrieben und sie auch kartografiert. [weitere Infos dazu hier] Dabei hat er nachgewiesen, dass US-Militärs den ganzen Kontinent destabilisieren; er hat alles getan, um sicherzustellen, dass die US-Pläne für künftige Kriege in und um Afrika nicht unbemerkt bleiben und veröffentlicht nun seine Erkenntnisse. 

Heute stellt er die Ergebnisse seiner Arbeit – und seiner hartnäckigen Bemühungen, verschwiegenen AFRICOM-Sprechern Informationen zu entlocken [s. hier] – in einer Zusammenfassung vor, die alles enthält, was ein findiger Reporter und Außenseiter über die von Washington betriebene fortschreitende Militarisierung Afrikas herausfinden konnte. Es ist ein erschreckender Bericht über die gut kaschierte, geheime Taktik, mit der das AFRICOM im Auftrag des Pentagons Afrika in ein Schlachtfeld der Zukunft verwandelt. Sagen Sie nicht, TomDispatch hätte nicht davor gewarnt. Ihr Tom (Tom Engelhardt)

Die Unterwanderung Afrikas
Die in Ausmaß und Aufgabenstellung erschreckende Zunahme
von US-Militäreinsätzen auf dem afrikanischen Kontinent
Von Nick Turse

Karte entnommen aus Wikipedia
Public domain
Sie sind in Algerien und Angola, in Benin und Botswana, in Burkina Faso und Burundi, in Kamerun und auf den Kapverdischen Inseln zu finden. Und das sind nur die Länder, mit deren Anfangsbuchstaben das Alphabet beginnt. Mit Anfangsbuchstaben am Ende des Alphabets geht es weiter: Sie treiben sich auch im Senegal und auf den Seychellen, in Togo und Tunesien und in Uganda und Sambia herum. Im Norden und im Süden, im Osten und im Westen, vom Horn von Afrika bis zum Sahel, vom Herzen des Kontinents bis zu den Inseln vor seinen Küsten – überall sind US-Militärs am Werk. Sie errichten Stützpunkte, kooperieren bei Sicherheitsproblemen, veranstalten Militärmanöver, führen Beratungen durch, setzen Spezialkräfte ein und bauen ein Logistik-Netz auf, das sich immer weiter verzweigt; das alles sind stichhaltige Beweise für die ständig wachsende US-Militärpräsenz in Afrika, die AFRICOM, das US-Regionalkommando für Afrika (in Stuttgart), einfach abstreitet. (s. dazu auch hier).

Nach Aussagen des AFRICOM sind die militärischen Aktivitäten der USA auf dem afrikanischen Kontinent völlig unbedeutend, sie lägen sozusagen "im mikroskopischen Bereich". AFRICOM besteht darauf, nur "eine einzige Militärbasis in ganz Afrika" zu betreiben: das Camp Lemonnier in Dschibuti (weitere Infos dazu hier). Der Chef des Kommandos (s. hier) hat versichert, das US-Militär habe nur "einen kleinen Fuß" auf Afrika gesetzt. [s. hier] Außerdem hat der Chefsprecher des AFRICOM ständig versucht, den Umfang der Operationen des Kommandos und die Anzahl der Einrichtungen, die es in verschiedene Gastgeberländern betreibt, herunterzuspielen; es handle sich immer um wenige US-Soldaten, die jeweils nur kurzzeitig an unterschiedlichen Orten auf dem Kontinent eingesetzt würden. 

Nachdem der Krieg im Irak beendet ist und der Konflikt in Afghanistan zu Ende geht, setzt das US-Militär seine Soldaten weit entfernt von den bisherigen Kampfzonen ein. [s. hier]. In letzter Zeit wurde in Washington wiederholt öffentlich verkündet, "man richte die Aufmerksamkeit jetzt stärker auf Asien" und verlege deshalb US-Truppen weiter nach Osten [s. hier], ohne tatsächlich eine größere politische Neuorientierung durchzuführen. Anderswo – vom Mittleren Osten bis nach Südamerika – führt das Pentagon jedoch zunehmend verdeckte Operationen durch [s. hier], die nur teilweise bekannt und nur in den seltensten Fällen genauer untersucht werden. Das gilt vor allem auch für Afrika. Gegenüber den Medien und der US-Bevölkerung bestehen Offizielle darauf, dass die US-Streitkräfte dort nur kleinere, harmlose Operationen durchführen. Im vertraulichen Gespräch geben Offiziere, die für die verdeckten Kriege der USA zuständig sind, aber zu, dass sie "in Afrika heute schon das Schlachtfeld für morgen vorbereiten". 

Den Beweis dafür liefern viele kleine Details – eine endlos erscheinende Kette von Projekten, Operationen und Engagements. AFRICOM mag mit seiner Behauptung, es handle sich immer nur um eng begrenzte Maßnahmen, schon Recht haben. Für sich genommen kann jede einzelne Aktivität "klein" sein, aber insgesamt gesehen sind die US-Militäreinsätze (in Afrika) flächendeckend und ausufernd. Beweise für ein wachsendes Interesse der USA an Afrika sind fast überall auf dem Kontinent zu finden. Aber nur sehr wenige erregen auch Aufmerksamkeit. 

Wenn das sprichwörtliche Bild schon mehr als tausend Worte sagt, wie wertvoll ist dann erst eine Landkarte? Nehmen Sie zum Beispiel die (auf S. 1 abgedruckte) von TomDispatch erstellte Karte, die militärische Stützpunkte, Baumaßnahmen, Sicherheitsprojekte und Einsätze des US-Militärs in Afrika zeigt. Sie sieht aus wie eine Ansammlung von Pilzen nach einem Monsunregen. AFRICOM ist für 54 afrikanischen Staaten zuständig, weigert sich aber anzugeben, in welchen es gerade operiert. Eine von TomDispatch durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass derzeit in insgesamt 49 afrikanischen Staaten US-Militäreinsätze stattfinden. 

In einigen Ländern betreibt das US-Militär Basen, wenn auch manchmal unter anderen Namen. In anderen trainiert es die lokalen Streitkräfte oder auch Söldner, die Rebellen wie die Al-Shabab in Somalia, Boko Haram in Nigeria oder Splittergruppen der Al-Qaida im islamischen Maghreb bekämpfen sollen. Anderswo errichtet es Stützpunkte für seine Verbündeten oder baut die Infrastruktur für die einheimische Bevölkerung aus. In vielen afrikanische Staaten gibt es sogar mehrere Projekte des US-Militärs. Auch wenn es Vertreter des AFRICOM bestreiten, durch eine sorgfältige Lektüre von internen Anweisungen, Verträgen, anderen offiziellen Dokumenten und offenen Quellen, zu denen auch die Pressemitteilungen und Veröffentlichungen des AFRICOM selbst gehören, lässt sich nachweisen, dass es bereits eine Vielzahl von US-Militäreinsätzen in Afrika gibt, die in naher Zukunft noch ansteigen wird.

Militärbasen können auch ganz andere Namen haben

Wie sieht der Fußabdruck des US-Militärs in Afrika also aus? Col. (Oberst) Tom Davis, der Direktor für Öffentlichkeitsarbeit des AFRICOM behauptet steif und fest: "Außer dem Camp Lemonnier in Dschibuti haben wir keine festen Militärbasen in Afrika und planen auch nicht, weitere zu errichten." Er gibt nur zu, dass die USA "mit kleineren Einheiten für spezielle Aktivitäten vorübergehend auch andereEinrichtungen nutzen". 

Benjamin Benson, der bei AFRICOM für Kontakte zu den Medien zuständig ist, hat diese Aussage bestätigt und mir mitgeteilt, dass es fast unmöglich sei, eine Liste von "Forward Operating Bases" (vorgeschobenen Stützpunkten) zu erstellen. "Wenn ich Ihnen alle Plätze nenne, an denen wir schon einmal aktiv waren, könnte ein schiefes Bild entstehen, weil wir nur an wenigen Plätzen länger andauernde Operationen durchführen. Wenn ich Ihnen eine bestimmte Anzahl von Plätzen nenne, sagt diese Zahl nichts aus über die Art und Häufigkeit der Nutzung. 

Aus einer Information, die Captain (Hauptmann) Rick Cook, der Chef der Bauabteilung des AFRICOM, bereits im vergangenen Jahr erstellt hat, ergibt sich ein ganz anderes Bild; darin nennt er "Forward Operating Sites, abgekürzt FOSes" zur Langzeitnutzung, "Cooperative Security Locations, abgekürzt CSLs", die periodisch von rotierenden US-Truppen genutzt werden, und "Contigency Locations, abgekürzt CLs", die nur während laufender Operationen gebraucht werden. In einer anderen Information, die auch schon im vergangenen Jahr von Lt. Col. (Oberstleutnant) David Knellinger erarbeitet wurde, ist von sieben CLSs die Rede, die über ganz Afrika verteilt sind und deren Lage geheim gehalten wird. Aus einer dritten Information, die im Juli 2012 von der U.S. Army Africa verbreitet wurde, geht hervor, dass sich in Entebbe, einer Stadt in Uganda, eine CSL befindet; von dort aus hat nach einem Bericht in der Washington Post ein US-Privatunternehmen (im Auftrag des AFRICOM) geheime Überwachungsflüge mit unverdächtigen weißen Turbo-Prop-Flugzeugen vom TypPilatus PC-12 durchgeführt.

Aus dem Informationsmaterial der U.S. Army Africa aus dem Jahr 2012, das TomDispatch vorliegt, geht hervor, dass die "Location" sechs neue Tore, elf neue Wohncontainer, neue Wachhäuser, eine neue Umzäunung, eine Sicherheitsbeleuchtung, neue betonierte Zufahrtsrampen und andere Verbesserungen erhalten soll. Satellitenfotos zeigen, dass einige, wenn nicht sogar alle Veränderungen tatsächlich vorgenommen wurden. 

Auf einem (im Originaltext abgedruckten) Satellitenfoto aus dem Jahr 2009 ist ein verlottertes, mit Gras bewachsenes Areal auf einem Flugplatz in Uganda zu sehen, auf dem einige Flugzeuge herumstehen. Ein (ebenfalls im Originaltext abgedrucktes) Satellitenfoto, das Anfang 2013 aufgenommen wurde, zeigt ein gut ausgebautes, aufgeräumtes Camp mit deutlich mehr weißen Flugzeugen und Hubschraubern. 

Anfangs wollte sich Benjamin Benson von AFRICOM nicht über den Ausbau und die größere Anzahl von Flugzeugen äußern und bestand darauf, dass es darüber "keine öffentlich zugänglichen Informationen" gebe. Als ich ihn mit dem Satellitenfoto aus dem Jahr 2013 konfrontierte, prüfte er es und sagte dann, er könne weder bestätigen noch dementieren, dass es sich dabei um eine US-Einrichtung handele. Dann warnte er mich vor der Verwendung "unbestätigter Daten". Auf meinen Vorschlag, die "Daten" durch einen Besuch der Anlage zu verifizieren, ging er nicht ein. "Ich kann nicht feststellen, wo das Foto aufgenommen wurde und ob es nicht jemand bearbeitet hat," äußerte er. "Auch wenn das die 'Location' in Entebbe wäre, wie Sie behaupten, kann ich dagegenhalten, dass die Flugzeuge auch jemand anderem gehören könnten ... . Es wäre unverantwortlich von mir, darüber zu spekulieren, wozu diese Flugzeuge gebraucht werden und wem sie gehören." Er fügte hinzu, die Flugzeuge könnten auch im Besitz der Vereinten Nationen sein und bei deren Stabilisierungsmission in der Demokratischen Republik Kongo / MONUSCO eingesetzt werden, in die auch der Flugplatz Entebbe einbezogen sei. Eine diesbezügliche Anfrage an MONUSCO war beim Erscheinen dieses Artikels noch nicht beantwortet.

Der bisherige Erweiterung könnte nur der Anfang des Ausbaus der CSL in Entebbe sein. Aus von TomDispatch ausgewerteten Ausschreibungen geht hervor, dass AFRICOM den Flugbetrieb in Entebbe ausweiten und eine Privatfirma damit beauftragen will, für das US-Verteidigungsministerium eine "Flugbereitschaft mit Starrflügel-Maschinen zum Transport von Personen und Ladung in Zentralafrika" aufzubauen. Diese private Luftwaffe, die angeheuert werden soll, müsste in der Lage sein, ständig drei Maschinen flugbereit zu halten und 70 bis 100 Flugstunden pro Woche zu übernehmen. Wenn der Plan realisiert wird, könnte das US-Militär mit diesen Flugzeugen Truppen, Waffen und andere Ausrüstung innerhalb Ugandas und in die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo oder den Südsudan transportieren. 

Ein anderer wichtiger, aber wenig beachteter US-Vorposten in Afrika liegt in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso.Auf einem Flugplatz bei dieser Stadt sind eine Abteilung der Air Force für "Joint Special Operations" (für gemeinsame Spezialeinsätze) und die "Trans-Sahara Short Take-Off and Landing Airlift Initiative" (die Initiative zur Unterstützung von Lufttransporten, bei denen die Sahara überquert und Flugplätze mit verkürzten Start- und Landebahnen angeflogen werden müssen) zu Hause. Nach militärischen Dokumenten unterstützt diese "Initiative" die "riskanten Unternehmen" von Elitetruppen der "Joint Special Operations Task Force Trans-Sahara" (der Sondereinsatzgruppe der Spezialkräfte für das Trans-Sahara-Gebiet). Lt. Col. (Oberstleutnant) Scott Rawlinson, ein Sprecher des "Special Operations Command Africa / SOCAFRICA" (des ebenfalls in Stuttgart residierenden Kommandos der Spezialkräfte für Afrika), sagte mir, dabei gehe es vorwiegend darum, "Partnerländer in der Sahelzone mit kleinen US-Teams bei der Evakuierung von Verwundeten zu unterstützen". Aus offiziellen Dokumenten ist aber zu ersehen, dass für solche Hilfsaktionen nur 10 Prozent der monatlichen Flugstunden dieser "Initiative" aufgebraucht werden. 

Unter Berufung auf Sicherheitsvorschriften verweigerte Rawlinson Auskünfte über sonstige Aktivitäten dieser "Initiative". Militärische Dokumente belegen aber, dass ihre geheimen Aktivitäten schnell zunehmen. Zwischen März und Dezember 2012 führte die "Initiative" 233 Flüge durch. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es schon 193.

Im Juli wurde mit Berry Aviation, einer Fluggesellschaft in Texas, die schon Geschäftspartner des Pentagons ist, ein Vertrag im Wert von fast 50 Millionen Dollar über die Bereitstellung von Flugzeugen und Personal für die "Trans-Sahara Short Take-Off and Landing Services" abgeschlossen. Der Vertrag verpflichtet die Firma Berry dazu, im gesamten Trans-Sahara-Gebiet Flüge zum Transport von Verwundeten, Fluggästen und Ladung durchzuführen. Aus dem Vertrag geht hervor, dass möglicherweise Algerien, Burkina Faso, Kamerun, der Tschad, Libyen, Mali, Mauretanien, Marokko, Niger, Nigeria, Senegal und Tunesien angeflogen werden müssen. 

US-Spezialeinsätze in Afrika 

In Ouagadougou befindet sich nur einer von mehreren Stützpunkten, die für US-Luftoperationen in Afrika genutzt werden. Im letzten Jahr hat der 435th Military Construction Flight / MCF (eine in der Bundesluftwaffe als "Schwarm" bezeichneten Einheit, die auf der der US-Air Base Ramstein in der Westpfalz stationiert ist,) – ein mobiles Bauteam, das schnell reagieren kann – einen Flugplatz im Südsudan für das Special Operations Command Africa, abgekürzt SOCAFRICA, wieder betriebsbereit gemacht; [s. hier] das hat der Kommandeur der Einheit, Lt. (Leutnant) Alexander Graboski von der U.S. Air Force, mitgeteilt. Zuvor hat sein Team schon "ein Beleuchtungssystem für die Start-und Landebahn" installiert, damit der Vorposten rund die Uhr genutzt werden kann. Nach Graboskis Angaben wurden schon häufig kleine Teams der 435th MCF der Air Force vom SOCAFRICA für Arbeiten in abgelegenen "Locations" angefordert. Dieser Trend scheine sich fortzusetzen.
Nach einer Anfang des Jahres von Hugh Denny von der Bauabteilung der Army erstellten Instruktion sind an verschiedenen Orten weitere Stützpunkte für verdeckte Operationen des SOCAFRICA geplant. 

AFRICOM-Sprecher Benjamin Benson hat sich geweigert, Fragen nach Stützpunkten des SOCAFRICA zu beantworten und wollte sich auch nicht sich zu Ausgangspunkten für schnelle Einsätze einer Eliteeinheit der U.S. Navy mit dem Namen Naval Special Warfare Unit 10 / NSWU 10 äußern. Nach Angaben des Capt. (Kapitän) Robert Smith, der die Naval Special Warfare Group 2 kommandiert, wurde die NSWU 10 "in strategisch wichtigen Staaten wie Uganda, Somalia und Nigeria" eingesetzt. [s. hier

Capt. J. Dane Thorleifson, der scheidende Kommandeur der NSWU 10, sprach kürzlich von sechs Einsätzen an abgelegenen Orten in Afrika und weiteren Sondereinsätzen, die "durchschnittlich alle zwei Monate in Libyen, Tunesien und während POTUS" stattgefunden hätten. POTUS steht wohl für "President Obama's Three Nation Trip to Africa" (Präsident Obamas Reise in drei afrikanische Staaten) im Juli (2013). Thorleifson, der die Einheit von Juli 2011 bis Juli 2013 führte, sagte weiter, die NSWU 10 sei auch "an der Ausbildung von Söldnern beteiligt gewesen, die einheimische Kräfte bei der Bekämpfung terroristischer Gruppen wie Al-Shabaab (in Somalia), AQIM (Al-Qaida im islamischen Maghreb) und Boko Haram (in Nigeria)" unterstützen sollen. 

Nzara im Südsudan gehört zu einer ganzen Kette getarnter Vorposten auf dem afrikanischen Kontinent, von denen aus in den letzten Jahren US-Spezialkräfte operiert haben. Weitere Vorposten sind Obo und Djema in der Zentralafrikanischen Republik und Dungu in der Demokratischen Republik Kongo. [weitere Infos dazu hier] Nach Aussage des Lt. Col. (Oberstleutnant) Guillaume Beaurpere, des Kommandeurs des 3. Bataillons der 10th Special Forces Group, "ging die Initiative zur Gründung von gemeinsamen Operationszentren von den US-Vorposten aus; in diesen Operationszentren können militärische Kommandeure, lokale Sicherheitsbeauftragte und Vertreter internationaler nichtstaatlicher Organisationen Informationen über regionale Aktivitäten von Aufständischen austauschen und militärische Operationen mit den zivilen Behörden absprechen". 

Es werden auch immer mehr Drohnen-Basen angelegt. Im Februar gaben die USA die Errichtung einer neuen Drohnen-Basis in Nigerbekannt. Im Frühjahr 2013 bestätigte Benjamin Benson, der Sprecher des AFRICOM, gegenüber TomDispatch, dass vom Flugfeld 101 des Internationaler Flughafens Diori Hamani in Niamey, der Hauptstadt Nigers, aus US-Luftoperationen zur "zur Gewinnung geheimdienstlicher Erkenntnisse" durchgeführt werden, mit denen die in Mali operierenden Truppen Frankreichs und anderer Staaten unterstützt werden können. Erst kürzlich hat die New York Times berichtet, dass die eine Predator-Drohne, die zunächst von Niger aus operierte, inzwischen durch zwei größere, besser ausgestattete und ferngesteuerte Reaper-Drohnen ersetzt wurde, von denen täglich eine zu Erkundungsflügen aufsteigt; die Reaper-Drohnen werden von 120 Soldaten der U.S. Air Force vor Ort betreut. US-Drohnen starten auch auf den Seychellen und auf dem Flugplatz Arba Minch in Äthiopien. [Informationen über weitere Drohnen-Basen sind hier nachzulesen.] 

An der Errichtung neuer Vorposten in Afrika ist auch die U.S. Navy beteiligt. Sie betreibt eine Forward Operation Location(vorgeschobene Operationsbasis) in Dire Dawa, Äthiopien, die unter dem Namen Camp Gilbert bekannt ist [s. hier] und mit "SeaBees" (s. hier), Zivilbeschäftigten und Wachsoldaten besetzt ist. Seit 2004 sind US-Soldaten auch in Camp Simba auf dem kenianischen Flottenstützpunkt in der Manda Bay stationiert. AFRICOM-Sprecher Benson beschrieb die dortigen Aktivitäten als "kurzzeitige Ausbildungseinsätze". Die Stammbesatzung bestehe aus rund 60 Personen und setze sich aus Zivilbeschäftigten, SeaBees und Sicherheitskräften zusammen; sie organisiere die Zusammenarbeit mit den Streitkräften Kenias und humanitäre Initiativen. 

Aus einer AFRICOM-Ankündigung aus diesem Jahr geht jedoch hervor, dass diese Basis ausgebaut werden soll. Die Wasser- und Energieversorgung sollen verbessert und die Startbahn des Flugplatzes verlängert werden, damit dort künftig mehr US-Soldaten eingeflogen und untergebracht werden können. Einer zweiten, von der Navy kommenden Ankündigung, die TomDispatch vorliegt, sind Details über neun bereits durchgeführte oder geplante Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur zu entnehmen. 

Neben der Verlängerung und Ausbesserung der Startbahn werden dort auch mehr Trinkwassertanks, Latrinen und Unterkünfte angekündigt, damit mehr Soldaten aufgenommen werden können. Deshalb werden auch die Kapazität der Waschmaschinen und Trockner verdoppelt, der Speisesaal vergrößert, das Wegenetz und der Schiffsanleger verbessert, das Treibstofflager erweitert und ein neuer Generator zur Sicherung der Stromversorgung installiert. James Kitfield, der im März diese Basis besucht hat, schrieb in einem Artikel für das National Journal: "SeaBee-Bauleute der Navy arbeiten seit Monaten rund um die Uhr, um die Startbahn-Verlängerung noch vor Beginn der Regenzeit abzuschließen. Wenn alles fertig ist, werden auch größere Flugzeuge wie die (in Ramstein stationierten) C-130 (Hercules) hier starten und landen und Truppen der USA oder der Afrikanischen Union einfliegen können." [Der Artikel ist hier nachzulesen.] 

AFRICOM-Sprecher Benson teilte TomDispatch mit, das US-Militär benutze auch sechs Gebäude auf einer kenianischen Militärbasis am Flug- und Seehafen von Mombasa. Außerdem bestätigte er, dass der internationale Flughafen Léopold Sédar Senghor in Senegal für Tankstopps und beim Transport kleiner Teams verwendet werde, die an Sicherheits- oder Trainingsmissionen teilnehmen. Auch der internationale Flughafen Addis Abeba Bole in Äthiopien werde für ähnliche Zwecke genutzt.

Zu weiteren Auskünften war Benson nicht bereit; offizielle Dokumente belegen aber, dass die USA auch Vereinbarungen über die Nutzung des Nsimalen Airport und des Douala International Airport in Kamerun, des Amílcar Cabral International Airport und des Praia International Airport in Kap Verde, des N'Djamena International Airport im Tschad, des Kairo International Airport in Ägypten, des Jomo Kenyatta International Airport und des Moi International Airport in Kenia, des Kotoka International Airport in Ghana, des Marrakesch-Menara Airport in Marokko, des Nnamdi Azikiwe International Airport in Nigeria, des Seychelles International Airport auf den Seychellen, des Sir Seretse Khama International Airport in Botswana, des Bamako-Senou International Airport in Mali, und des Tunis-Carthage International Airport in Tunesien geschlossen haben. Nach Angaben von Sam Cooks, einem Verbindungsoffizier der Defense Logistics Agency (in Kaiserslautern, s. hier), hat das US-Militär mit insgesamt 29 internationalen Flughäfen in Afrika die Möglichkeit von Tankstopps vereinbart. 

Die neue Gewürz-Route
(Karte entnommen aus
http://www.almc.army.mil/alog/issues/MarApril12/New_Spice_Africa.html)
Außerdem hat das AFRICOM ein hoch entwickeltes Logistik-System aufgebaut, das offiziell als "AFRICOM Surface Distribution Network", im täglichen Sprachgebrauch aber als "die neue Gewürz-Route" bezeichnet wird (s. hier). Sie verbindet US-Vorposten in Manda Bay, Garissa und Mombasa in Kenia, Kampala und Entebbe in Uganda und Dire Dawa in Äthiopien mit dem wichtigen Hafen Dschibuti, der dem Commander derTask Force Five Three / CTF-53 der Navy untersteht. Andere für das US-Militär wichtige Häfen auf dem afrikanischen Kontinent sind nach Angaben des Lt. Col. (Oberstleutnants) Wade Lawrence vom U.S. Transportation Command auch
Thema in Ghana und Dakar im Senegal. 

Nach Angaben der Defense Logistic Agency betreibt die U.S. Navy insgesamt 10 Betankungsanlagen für Gas und Schiffsdiesel in acht afrikanischen Staaten. [s. hier] Benjamin Benson von AFRICOM weigerte sich, die Staaten zu nennen; in aktuellen Vertragsunterlagen des US-Militärs werden aberDouala in Kamerun; Mindelo in Kap Verde, Abidjan an der Elfenbeinküste, Port Gentil in Gabun, Sekondi in Ghana, Mombasa in Kenia, Port Luis auf Mauritius, Walvis Bay in Namibia, Lagos in Nigeria, Port Viktoria auf den Seychellen, Durban in Südafrika und Dar Es Salaam in Tansania als Häfen mit Betankungsanlagen der U.S. Navy genannt.

Die USA haben auch seit Langem eine Naval Medical Research Unit (eine Einheit der Navy für medizinische Forschungen), die NAMRU-3, in der ägyptischen Hauptstadt Kairo stationiert. Eine weniger bekannte medizinische Forschungseinheit der U.S. Army arbeitet in Kisumu und Kericho in Kenia.

Im Innern und außerhalb Afrikas

Wer sich mit dem Umfang und der schnellen Ausweitung der militärischen Aktivitäten der USA in Afrika befasst, muss auch berücksichtigen, dass für diese Aktivitäten äußerst wichtige Basen nicht auf dem afrikanischen Kontinent liegen. Weil der Anschein eines nur "leichten Fußabdrucks" in Afrika gewahrt werden soll, residiert das AFRICOM-Hauptquartier in Deutschland, und zwar in den Kelley-Baracks in Stuttgart-Möhringen. Im Juni hat die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass vom AFRICOM-Hauptquartier in Stuttgart und vom Air Operation Center der U.S. Air Force auf der Air Base Ramstein die Drohnen-Operationen in Afrika angeordnet und durchgeführt werden. (Weitere Infos dazu sind hier nachzulesen.)

Weitere wichtige Basen für die logistische Unterstützung des AFRICOM liegen in Rota in Spanien, in Aruba auf den Kleinen Antillen, in der Souda Bay in Griechenland und auf der Air Base Ramstein. AFRICOM hat auch einen Vorposten auf der britischen Insel Ascension, die ungefähr 1.000 Meilen von der afrikanischen Küste entfernt im Südatlantik liegt, gibt aber keine Auskunft über dessen Rolle bei Operationen in Afrika. 

Eine andere Basis, die wichtig für die Logistik ist, liegt in Sigonella auf der Insel Sizilien. Italien hat ohnehin eine besondere Bedeutung für die US-Operationen in Afrika. Eine "Marine Air Ground Task Force" (eine Spezialtruppe des U.S. Marine Corps für Luft-Boden-Einsätze) die kleine Teams von Marineinfanteristen für kurze kooperative Ausbildungsvorhaben auf dem ganzen afrikanischen Kontinent zur Verfügung stellt, ist auf der Naval Air Station Sigonella stationiert. Nach Aussage des AFRICOM-Sprechers Benjamin Benson waren Teams dieser Einheit zuletzt in Botswana, Liberia, Dschibuti, Burundi, Uganda, Tansania, Kenia, Tunesien und im Senegal tätig. 

In Zukunft wird die U.S. Army Africa, die identisch mit der 173rd Air Borne Brigade (Luftlandebrigade) ist, in komplett in der noch nicht ganz fertiggestellten Caserma Del Din (bei Vicenza) in Norditalien untergebracht sein (s. hier). Aus einer 2012 von der U.S. Army Africa verbreiteten Information geht hervor, dass die Bauarbeiten in der Caserma Del Din erst 2018 beendet und insgesamt 310 Millionen Dollar kosten werden.

Eine große Basis wird noch größer

Diese hohe Bausumme wird aber weit übertroffen von den Summen, die bisher schon in den Ausbau der einzigen, offiziell bestätigten US-Basis auf afrikanischem Boden geflossen sind – in das Camp Lemonnier in Dschibuti. Dieser ehemalige Stützpunkt der französischen Fremdenlegion wurde im letzten Jahrzehnt immer wieder erweitert. 2002 haben die USA als Teil der "Combined Joint Task Force-Horn of Africa / CJTF-HOA" erstmals Soldaten nach Afrika entsandt. 2003 hat die CJTF-HOA das Camp Lemonnier übernommen und residiert dort auch heute noch. 2005 haben die USA einen fünfjährigen Pachtvertrag mit der Regierung Dschibutis abgeschlossen, der 2010 erstmals um weitere fünf Jahre verlängert wurde und 2015 nochmals um fünf Jahre verlängert werden kann. 2006 haben sich die USA in einem separaten Vertrag die Vergrößerung das Camps auf 500 Acres (202 ha) genehmigen lassen.


Nach Auskunft von AFRICOM-Sprecher Benson wurden zwischen 2009 und 2012 insgesamt 390 Millionen Dollar im Camp Lemonnier verbaut. In den letzten Jahren wurde das Camp durch die Errichtung eines Elektrizitätswerkes, größerer Trinkwassertanks, neuer Behandlungsräume, einer größeren Kantine, zusätzlicher Räumlichkeiten für das "Special Operations Command" sowie den Ausbau des Rollfeldes und der Abstellflächen für Flugzeuge aufgewertet. 

In einer Aufstellung des "Naval Facilities Ingeneering Command" (der Bauabteilung der U.S. Navy) aus diesem Jahr ist eine ganze Reihe von Projekten aufgeführt, die bereits fertig oder noch im Bau sind, darunter ein Wartungshangar für (große) Flugzeuge, eine Telekommunikationseinrichtung, eine Feuerwache, ein zusätzlicher Sicherheitszaun, ein Munitionsdepot, der Ausbau der Straßen im Camp, eine Allzweck-Lagerhalle, Wartungshallen für (kleinere) Flugzeuge, Equipment zum Be- und Entladen von Flugzeugen, der Ausbau der Rollbahnen, eine Unterkunft für Durchreisende, ein Platz zum Beladen von Kampfflugzeugen und eine Verlängerung der Start- und Landebahn auf der Ostseite des Flugplatzes. 

Nach Dokumenten der Navy aus diesem Jahr wird zusätzliches Geld für weitere Projekte gebraucht: 7,5 Millionen Dollar für Wohn- und Arbeitscontainer, 22 Millionen Dollar für ein Kühlhaus und die Erweiterung des Speisesaales, 27 Millionen Dollar für ein Fitnesscenter, 43 Millionen Dollar für eine gemeinsames Hauptquartier und die riesige Summe von 220 Millionen Dollar für eine Einrichtung des "Special Operations Command" – für ein so genanntes "Task Force Compound" (ein Areal für Sondereinsatzgruppen, eine Planskizze dazu ist im Originaltext enthalten). 

Nach einer 2012 von Lt. Col. (Oberstleutnant) David Knellinger vorgelegten Planskizze werden für das "Special Operations Compound" mindestens 18 neue Gebäude errichtet, darunter ein zweistöckiges gemeinsames Operationszentrum, ein zweistöckiges taktisches Operationszentrum, zwei fünfstöckige Kasernen, eine große Fahrzeughalle, ein Versorgungslager und ein Flugzeughangar mit einem angrenzenden Luftoperationszentrum. 

In einem Anfang dieses Jahres von Lt. (Leutnant) Troy Gilbert, einem Infrastruktur-Planer der Bauabteilung des AFRICOM, vorgelegten Dokument, werden insgesamt fast 400 Millionen Dollar für dringend notwendige militärische Baumaßnahmen im Camp Lemonnier gefordert: u. a. für das "Special Operations Compound" und allein 150 Millionen Dollar für einen neuen Beladungsplatz für Kampfflugzeuge. In Dokumenten der Navy wird der Ausbau des Camps Lemonnier mit 70 bis 100 Millionen Dollar jährlich veranschlagt. Als künftige Bauprojekte werden eine Kläranlage für 20 Millionen Dollar, ein Zentrum zur ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung für 40 Millionen Dollar und Truppenunterkünfte für mehr als 150 Millionen Dollar genannt. 

Engagement für Verbündete 

Außerdem unterstützt das US-Militär auch Baumaßnahmen von Verbündeten in ganz Afrika. In einem Bericht von Hugh Denny von der Bauabteilung der U.S. Army aus diesem Jahr werden 79 solcher Projekte in 33 Staaten aufgezählt, die zwischen 2011 und 2013 realisiert wurden: u.a. in Benin, Botswana, Burkina Faso, Kamerun, Kap Verde, im Tschad, an der Elfenbeinküste, in Dschibuti, Äthiopien, Ghana, Guinea, Kenia, Lesotho, Liberia, Malawi, Mali, Mauretanien, Mauritius, Mosambik, Niger, Nigeria, Ruanda, im Senegal, in Sierra Leone, Swaziland, Tansania, Tunesien, Gambia, Togo, Uganda und Sambia. Die Gesamtbausumme wird mit 48 Millionen Dollar angegeben. 

Der Senegal hat zum Beispiel aus dem "U.S. Africa Contingency Operations Training and Assistance Programm / ACOTA" (einem Programm zur Ausbildung der Streitkräfte afrikanischer Staaten,) 1,2 Millionen Dollar für den Bau eines "Ausbildungszentrums für Friedenserhaltungsmaßnahmen" bekommen. ACOTA hat auch den Bau solcher Ausbildungszentren in Benin, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Äthiopien, Kenia, Malawi, Nigeria, Niger, Ruanda, Sierra Leone, Südafrika, Tansania, Togo und Uganda unterstützt. 

Die USA wollen außerdem den Bau von Kasernen und anderen Einrichtungen für die Streitkräfte Ghanas finanzieren. AFRICOM-Sprecher Benson hat gegenüber TomDispatch auch bestätigt, dass die Bauabteilung der U.S. Army plant, in Dschibuti fünf militärische Grenzsicherungsposten entlang der Grenze zu Somalia/Somaliland "zu renovieren und besser auszustatten". In Kenia haben die "U.S. Special Operations Forces" (die US-Spezialkräfte) einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Infrastruktur für die Spezialkräfte Kenias geleistet, besonders durch die Errichtung einer "Ranger School"; das geht aus einer Information hervor, die Lt. Col. (Oberstleutnant) Guillaume Beaurpere vom 3. Bataillon der 10th Special Forces Group verbreitet hat.

Für die "humanitäre Hilfe" des AFRICOM wird viel weniger Geld ausgegeben. Nach einer Aufstellung der Navy aus dem Jahr 2013 wurden für "humanitäre Projekte" wie Schulen, Waisenhäuser und Krankenstationen in 19 Staaten von den Komoren bis nach Guinea-Bissau und Ruanda nur 7,1 Millionen Dollar aufgewendet. In dem Bericht von Hugh Denny werden neun "Sicherungsmaßnahmen" aus den Jahren 2012 und 2013 aufgelistet, die etwas mehr als 12 Millionen Dollar gekostet haben sollen – außerdem 15 "kooperative Sicherheitsprojekte", die über ganz Afrika verteilt waren und 22 Millionen Dollar gekostet haben.

Ein Flut von Ausbildungs- und Beratungsmaßnahmen

Zusätzlich zum Bau neuer und zur Erhaltung bestehender US-Basen und zu den militärischen Baumaßnahmen für Verbündete, führt das US-Militär in ganz Afrika ständig irgend welche Ausbildungs- und Beratungsmissionen durch. Nach Angaben von Col. (Oberst Tom Davis wird das AFRICOM bis zum Jahresende 14 multilaterale und bilaterale Militärmanöver in Afrika durchgeführt haben. Eins dieser Manöver war "Saharan Express 2013", an dem Streitkräfte der Kapverdischen Inseln, der Elfenbeinküste, aus Gambia, Liberia, Mauretanien, Marokko, aus dem Senegal, aus Sierra Leone und andern Staaten teilgenommen und Sicherungsmaßnahmen auf dem Meer geübt haben. An dem Manöver "Obangame Express 2013", einer Übung zur Piratenbekämpfung, waren Streitkräfte aus vielen Staaten, darunter Benin, Kamerun, die Elfenbeiküste, Äquatorialguinea, Gabun, Nigeria, die Republik Kongo, São Tomé e Príncipe und Togo beteiligt. An dem Manöver "Africa Endeavor 2013" haben Streitkräfte aus Dschibuti, Burundi, von der Elfenbeinküste, aus Sambia und 34 anderen afrikanische Staaten teilgenommen.

Und das ist noch lange nicht alles. Col. Davis (von AFRICOM) teilte TomDispatch außerdem mit: "Wir trainieren die Streitkräfte fast aller afrikanischen Staaten und unterhalten gute Beziehungen zu ihnen." Schon ein flüchtiger Blick auf einige der US-Aktivitäten im Frühling dieses Jahres zeigt das wahre Ausmaß des ständig wachsenden US-Engagements in Afrika. 

Im Januar hat die U.S. Air Force zum Beispiel französische Truppen zur Bekämpfung von Islamisten nach Mali geflogen. In einem Stützpunkt in Nairobi in Kenia hat AFRICOM jüngere Offiziere aus Kenia, Uganda, Burundi, Äthiopien, Tansania, und dem Südsudan in die Arbeit eines militärischen Geheimdienstes eingeführt. Im Januar und Februar haben Soldaten der Special Operations Forces (der US-Spezialkräfte) unter dem Decknamen "Silent Warrior" (Stiller Krieger) eine gemeinsame Übung mit Soldaten aus Kamerun abgehalten.

Im Februar haben Truppen aus Südafrika in dem weit entfernte Chiang Mai in Thailand an dem Manöver "Cobra Gold 2013", einer multinationalen Übung, die vom US-Militär mitfinanziert wurde, teilgenommen. 

Im März haben Matrosen der Navy die Streitkräfte der Kapverdischen Inseln trainiert, während Nationalgardisten aus Kentucky eine Woche lang Soldaten von den Komoren berieten. [s. hier]. Im gleichen Monat haben Soldaten der "Special-Purpose Marine Air-Ground Task Force Africa" (einer Sondereinsatzgruppe der US-Marineinfanterie) im Singo Peace Support Center in Uganda ugandischen Soldaten auf ihre Teilname an dem Kampfeinsatz der Afrikanischen Union in Somalia vorbereitet. [weitere Informationen dazu s. hier]. Anschließend trainierten die Marineinfanteristen der Sondereinsatzgruppe auch
noch Truppen in Burundi, Kamerun, Ghana, Burkina Faso, auf den Seychellen, in Mosambik, Tansania und Liberia. 

Im April bildeten Soldaten der Sondereinsatzgruppe auf der Militärbasis Bel Air in Dakar auch noch senegalesische Kommandotrupps aus, während Matrosen der Navy in Mosambik Zivilisten das Räumen von Minen beibrachten. Andere Marineinfanteristen führten inzwischen
mit den Streitkräften Marokkos das Manöver "African Lion 13" durch. Im Mai instruierten Soldaten der Army in Lomé die Truppen Togos und in Senga Bay die Truppen Malawis.

Im gleichen Monat führte die Navy mit der ägyptischen Marine ein gemeinsames Manöver im Mittelmeer durch. Im Juni berieten Nationalgardisten aus Kentucky in Dschibuti Militärs dieses Landes in Methoden zur Grenzsicherung, während SeaBees zusammen mit Soldaten der Streitkräfte Tansanias an der maritimen Infrastruktur arbeiteten

Ebenfalls im gleichen Monat transportierte die Air Force über eine Luftbrücke Truppen aus Liberia nach Bamako in Mali, damit sie an einer sechsmonatigen Friedenssicherungsmission teilnehmen konnten.

Eingeschränktes oder uneingeschränktes Engagement? 

Wenn alle afrikanischen Staaten, in denen es US-Basen, US-Vorposten oder US-Bauvorhaben gibt, mit denen zusammengefasst werden, in denen vom AFRICOM initiierte Militärmanöver, Beratungs- oder Trainingseinsätze stattfinden oder mit denen bei Sicherheitsproblemen kooperiert wird, ist das US-Militär nach einer Analyse von TomDispatch in mehr als 90 Prozent der 54 Staaten Afrikas präsent. Obwohl der AFRICOM-Kommandeur David Rodriguez immer noch behauptet, die USA hätten nur einen "kleinen Fußabdruck" auf dem afrikanischen Kontinent hinterlassen, lässt die Verfolgung der vielen kleinen Fußabdrücke den Atem stocken. 

Es ist nicht schwer, zu begreifen, warum das US-Militär die Mär von dem "kleinen Fußabdruck" aufrechterhalten will. Gelegentlich geben Militärkommandeure sogar preis, warum sie das tun. "Eine direkte und offene Präsenz der US-Streitkräfte auf dem afrikanischen Kontinent könnte Ablehnung ... bei unseren Partnern hervorrufen; sie sind sehr stolz auf ihre postkolonialen Errungenschaften und wollen unabhängig bleiben," schrieb (Lt. Col. (Oberstleutnant) Guillaume Beaurpere Anfang des Jahres in der Militärzeitschrift Special Warfare. Er fügte hinzu: "Deshalb müssen unsere Spezialkräfte bei der Ausbildung und bei ihren Operationen diskret auftreten und die kulturellen Normen des Gastgeberlandes achten." 

Als AFRICOM-Kommandeur Rodriguez Anfang Sommer das Pentagon besuchte, äußerte er sich gegenüber dem US-Radiosender Voice of America ganz ähnlich: "Die Geschichte der afrikanischen Staaten, die Kolonialpolitik und alles, was damit zusammenhängt, liefern die Gründe dafür, dass wir es bei einem kleinen Fußabdruck belassen sollten." 

Auch wenn das Pentagon diesen Eindruck gern aufrechterhalten möchte, ist der Fußabdruck des US-Militärs in Afrika schon lange nicht mehr klein. Der ständig wiederholten Behauptung, US-Truppen führten nur begrenzte, schnell wieder endende Einsätze in Afrika durch, wurde sogar schon offiziell widersprochen. Im Juli diese Jahres sagte ein Redner bei einer Zeremonie zum Kommandowechsel bei der "Naval Special Warfare Unit 10" (bei der Navy-Einheit 10 für spezielle Kriegsführung), durch die Entwicklung "einer Einsatzstrategie für fünf Jahre" sei in fünf wichtigen afrikanischen Staaten aus gelegentlichen Trainingseinsätzen ein regional fixiertes, dauerhaftes Engagement des "Special Operations Command" geworden. 

In einem Frage-und-Antwort-Spiel, das Anfang des Jahres in Special Warfare veröffentlicht wurde, prahlte Col. (Oberst) John Deedrick, der Kommandeur der "10th Special Forces Group", mit dem großen Einsatzgebiet seiner Einheit: "Wir werden überall auf dem afrikanischen Kontinent gebraucht," tönte er. "Und nicht nur gelegentlich. Wir sind dort 365 Tage pro Jahr aktiv, um die Last zu teilen, bei der Umgestaltung zu helfen und sich bietende Gelegenheiten auszunutzen."

"Ausnutzung" und ein "dauerhaftes Engagement" – genau deshalb lehnen die Kritiker US-Militäreinsätze in Afrika ab; ungeahnte Folgen der US-Militäreinsätze haben bereits zu Rückschlägen und zu einer katastrophalen Destabilisierung Afrikas geführt. 

Obwohl an verdeckten Operationen beteiligte Offiziere hinter vorgehaltener Hand etwas Anderes berichten, hält das AFRICOM daran fest, dass nur zeitlich begrenzte Militäreinsätze stattfinden. Unabhängige Recherchen vor Ort werden allerdings nicht zugelassen. 

AFRICOM-Sprecher Benson sagte, die "Combined Joint Task Force-Horn of Africa" habe kein Medien-Besuchsprogramm und könne keine Journalisten beherbergen. 

Meine Anfrage, über US-Operationen auf dem afrikanischen Kontinent berichten zu dürfen, wurde tatsächlich mit einem kurzen Bescheid abgewiesen. "Wir werden auch in Ihrem Fall keine Ausnahme machen," schrieb Benson in seiner jüngsten E-Mail, in der er erneut betonte, dass die US-Streitkräfte in Afrika nur "sehr eingeschränkt und zeitlich befristet eingesetzt werden". Die Analyse von TomDispatch und ein nur flüchtiger Blick auf die eingangs abgedruckte Karte mit den jüngsten Aktivitäten zeigen, dass die US-Streitkräfte in Wirklichkeit unbefristet und in ganz Afrika operieren. 

Während Washington offen über eine Neuorientierung seiner Streitkräfte auf Asien redet, ist die militärische Unterwanderung Afrikas insgeheim aber unbestreitbar schon länger im Gange. Weil es bei den vielen verdeckten Operationen auch Rückschläge gibt, wird der breit angelegte US-Militäreinsatz in Afrika immer erkennbarer, auch wenn viele US-Bürger das (noch) nicht sehen wollen. Hinter verschlossenen Türen sagen die Militärs: "In Afrika wird heute schon das Schlachtfeld für morgen vorbereitet." Es bleibt abzuwarten, wann sie das auch der US-Bevölkerung mitteilen. 

Nick Turse ist Leitender Redakteur bei TomDispatch.com und Mitarbeiter des Nation Institute. Er wurde für journalistische Beiträge ausgezeichnet und hat schon für die Los Angeles Times, das Magazin The Nation und die BBC gearbeitet; er schreibt regelmäßig Artikel für TomDispatch und ist der Autor des kürzlich von der New York Times gewürdigten Bestsellers "Kill Anything That Moves: The Real American War in Vietnam" (Tötet alles, was sich bewegt: Wie der US-Krieg in Vietnam wirklich war). Sein Gespräch mit Bill Moyers über dieses Buch isthier aufzurufen. Er betreibt die Website http://www.nickturse.com/.

(Luftpost-kl.de hat den gut recherchierten, sehr faktenreichen Artikel komplett übersetzt und mit Ergänzungen und Links in runden Klammern und Hervorhebungen im Text versehen. Die Links in eckigen Klammern hat der Autor selbst eingefügt.)