Die Soziale Lage in Deutschland- Vermögensverteilung 

Die soziale Lage in Deutschland 

Vermögensverteilung


Die reichsten 10 Prozent aller volljährigen Personen verfügten im Jahr 2007 über 61,1 Prozent des gesamten Vermögens. 27,0 Prozent der Erwachsenen verfügten über kein Vermögen oder waren verschuldet. 

 

Vermögensverteilung.


Fakten



Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) lag das gesamte Bruttovermögen der privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2007 bei rund 8 Billionen Euro. Grund- und Immobilienbesitz machte dabei mit 5,3 Billionen Euro den größten Teil aus. Im Vergleich zu 2002 wuchs der Wert des Bruttovermögens um mehr als 1,1 Billionen Euro. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte – vorrangig Konsumenten- und Hypothekarkredite – beliefen sich im Jahr 2007 auf gut 1,4 Billionen Euro. Nach Abzug dieser Verbindlichkeiten ergibt sich ein Nettovermögen der privaten Haushalte von insgesamt 6,6 Billionen Euro. 

Das Nettovermögen ist sehr ungleich verteilt: Werden die Personen nach der Höhe ihres Nettovermögens geordnet und dann in zehn gleich große Gruppen ( Dezile) eingeteilt, so zeigt sich für das Jahr 2007, dass das reichste Zehntel über 61,1 Prozent des gesamten Vermögens verfügte. Darunter hielten die obersten fünf Prozent 46 Prozent und das oberste Prozent etwa 23 Prozent des gesamten Vermögens. Auf der anderen Seite verfügten 27,0 Prozent der erwachsenen Bevölkerung über kein Vermögen oder waren sogar verschuldet. Gegenüber dem Jahr 2002 hat die Konzentration der Nettovermögen im Top-Dezil weiter zugenommen, in allen anderen Dezilen sind die entsprechenden Anteilswerte 2007 dagegen niedriger. 

Im Durchschnitt verfügten im Jahr 2007 alle Personen ab 17 Jahren über ein Nettovermögen von 88.000 Euro. Der Median der Vermögensverteilung, also der Wert, der die reichere Hälfte von der ärmeren trennt, lag allerdings bei nur 15.300 Euro – anders formuliert verfügte die eine Hälfte der Erwachsenen über ein Vermögen von weniger und die andere Hälfte über ein Vermögen von mehr als 15.300 Euro. 

Nach wie vor bestehen deutliche Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. Das Nettovermögen der Erwachsenen in Westdeutschland war mit durchschnittlich rund 101.000 Euro mehr als dreimal so hoch wie das in Ostdeutschland mit 31.000 Euro. Dabei haben sich die Unterschiede seit 2002 verstärkt: In Westdeutschland wuchs das Nettovermögen um mehr als 11 Prozent, während es in Ostdeutschland um knapp 10 Prozent abnahm – inflationsbereinigt entspricht dies einem Rückgang um mehr als 17 Prozent. Hauptgrund hierfür ist das Sinken des Marktwertes selbstgenutzter Immobilien. 

Auch bei einer Unterscheidung nach Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund ist eine Korrelation mit der Höhe des individuellen Vermögens festzustellen: Während die 18 bis unter 25-Jährigen im Jahr 2007 über ein durchschnittliches Nettovermögen von weniger als 7.000 Euro verfügten, besaß die Altersgruppe der 56 bis 65-Jährigen mit durchschnittlich knapp 145.000 Euro das höchste Nettovermögen. Weiter lag im Jahr 2002 das durchschnittliche Nettovermögen der Männer über dem der Frauen (96.000 gegenüber 67.000 Euro) sowie das der Personen ohne Migrationshintergrund deutlich über dem der Personen mit Migrationshintergrund (87.000 gegenüber 47.000 Euro). 

Obgleich das verfügbare Einkommen deutlich weniger konzentriert ist als das Vermögen, besteht zwischen den Verteilungen dieser beiden ökonomischen Größen ein enger Zusammenhang. Dem einkommensstärksten Zehntel der Bevölkerung standen 2007 durchschnittlich 317.000 Euro an individuellem Vermögen zur Verfügung, während der entsprechende Wert für das einkommensschwächste Zehntel nur rund 32.000 Euro betrug. 

Die sehr ungleiche Verteilung des Vermögens in Deutschland wird auch von der im Frühjahr 2013 von der Bundesbank veröffentlichten Studie "Private Haushalte und ihre Finanzen" bestätigt. Bezogen auf den Befragungszeitraum September 2010 bis Juli 2011 verfügten die reichsten 10 Prozent aller Haushalte über einen Anteil von 59,2 Prozent am Nettovermögen aller Haushalte. Durchschnittlich verfügten die Haushalte dabei über ein Nettovermögen von 195.170 Euro. Der Median lag hingegen bei lediglich 51.360 Euro und damit deutlich unter dem mittleren Nettovermögen der Haushalt in Frankreich (113.500 Euro), Italien (163.900 Euro) sowie Spanien (178.300 Euro). Ein Grund hierfür ist sicherlich die ungleiche Neigung zum Immobilienbesitz: Während in Frankreich 57,9 Prozent, in Italien 68,4 Prozent und in Spanien sogar 82,7 Prozent der Haushalte zu den Immobilienbesitzern zählen, sind es in Deutschland gerade einmal 44,2 Prozent. Der Immobilienerwerb ist jedoch ein wichtiger Faktor für den Vermögensaufbau: Während der mittlere Haushalt mit Immobilienbesitz in Deutschland ein Nettovermögen von 160.200 Euro vorweisen konnte, hatte der mittlere Mieterhaushalt nur ein Vermögen von 10.290 Euro. 7,4 Prozent der Haushalte hatten laut der Studie ein negatives Nettovermögen – der Median betrug dabei 4.000 Euro, der Mittelwert 14.200 Euro. 

Auffällig sind auch die großen Vermögensunterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. Der Medianhaushalt in Westdeutschland hatte im betrachteten Zeitraum September 2010 bis Juli 2011 ein Nettovermögen von 78.900 Euro, der in Ostdeutschland dagegen nur von 21.400 Euro. Auch hier zeigt sich ein Zusammenhang mit der Immobilienbesitzerquote: 47,1 Prozent der westdeutschen, aber nur 33,7 Prozent der ostdeutschen Haushalte sind Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses. 

Die Ergebnisse der 2013 von der Bundesbank veröffentlichten Studie decken sich mit früheren Ergebnissen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS): Hiernach entfielen im Jahr 2008 auf die oberen 10 Prozent der Haushalte 52,9 Prozent des gesamten Nettovermögens, 1998 lag der entsprechende Wert noch bei 45,1 Prozent, 2003 bei 49,4 Prozent. Auf der anderen Seite verfügten laut EVS die unteren 50 Prozent der Haushalte im Jahr 2008 über lediglich 1,2 Prozent des Nettovermögens, 1998 lag der Anteil noch bei 2,9 Prozent, 2003 bei 2,6 Prozent. 
 

Datenquelle



Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin): Wochenbericht Nr. 4/2009; Deutsche Bundesbank: Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF); Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Lebenslagen in Deutschland. Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung (Endfassung: 06.03.2013) 
 

Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen



Die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) genutzte Datenbasis – das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) – erfasst verschiedene Vermögenskomponenten: selbstgenutzter und sonstiger Immobilienbesitz (unter anderem unbebaute Grundstücke, Ferien- oder Wochenendwohnungen), Geldvermögen (Sparguthaben, Spar- oder Pfandbriefe, Aktien oder Investmentanteile), Vermögen aus privaten Versicherungen (Lebens- oder private Rentenversicherungen, Bausparverträge), Betriebsvermögen (Besitz oder Beteiligung an einer Firma, Geschäft oder Betrieb), Sachvermögen in Form wertvoller Sammlungen wie Gold, Schmuck, Münzen oder Kunstgegenstände (ohne Pkw und Hausrat) sowie Schulden (Konsumenten- und Hypothekenkredite). Nach Abzug der Verbindlichkeiten vom Bruttovermögen erhält man das wohlfahrtsökonomisch relevante Nettovermögen. 

Um den Median (Zentralwert) zu berechnen, werden alle Personen/Haushalte ihrem Vermögen nach aufsteigend sortiert. Der Median ist der Vermögenswert der Person/des Haushalts, der die Bevölkerung/Gruppe aller Haushalte in genau zwei Hälften teilt. Das heißt, die eine Hälfte hat ein höheres, die andere ein niedrigeres Vermögen.
 

Tabelle: Vermögensverteilung



Erwachsene Bevölkerung nach Zehnteln (Dezile), Anteile am Gesamtvermögen in Prozent, 2002 und 2007*
 

  2002 2007
1. Dezil -1,2 -1,6
2. Dezil 0,0 0,0
3. Dezil 0,0 0,0
4. Dezil 0,4 0,4
5. Dezil 1,3 1,2
6. Dezil 2,8 2,8
7. Dezil 7,0 6,0
8. Dezil 11,8 11,1
9. Dezil 19,9 19,0
10. Dezil 57,9 61,1


* individuelles Nettovermögen, Personen in privaten Haushalten im Alter ab 17 Jahren

Quelle: SOEP; Berechnungen des DIW Berlin