Britischer Oligarchen Clan Pears kauft 3000 Wohnungen in Berlin 

Crowd-Recherche: Wo sind die 6.200 Wohnungen der Pears Global Real Estate in Berlin?

Wenn viele zusammen arbeiten, dann ist es auch möglich hinter die verschachtelten Eigentumsverhältnisse von Briefkastenfirmen zu kommen.

Vorgemacht hat das im Oktober die Kiez-Kneipe Syndikat aus der Weisestraße 56 in Neukölln (hier die Beschreibung der Recherche), nachdem ihr im Juli zum Jahresende von der Hausverwaltung Deutsche Immobilien Management GmbH im Auftrag des Eigentümers, Firman Properties S.à.r.l., gekündigt wurde (Link zum Briefkastenfoto). Auch die TAZ berichtete.

Nicht nur das Syndikat wurde gekündigt, sondern verschiedene Gewerbetreibende in Moabit wurden von anderen Pearls-Firmen gekündigt und konnten teilweise erst nach zähen Verhandlungen und Mietsteigerungen neue Verträge erreichen.

Das betrifft die Juventus Properties S.à.r.l. und ganz aktuell die Longan Properties S.à.r.l., die über eine andere Hausverwaltung, Klingsöhr, den Heimwerker-Laden in Alt-Moabit zum Ende des Jahres kündigte oder auch den Blumenladen Pusteblume in Friedrichshain, diese Kündigung wurde allerdings nach 15% Mieterhöhung zurückgenommen.

Die deutsche Internetseite ist vom Netz genommen; Besucher der Website der britischen Konzernmutter Pears Group werden allerdings mit einer Luftaufnahme von Nikolai­viertel und Fernsehturm begrüßt. Eigenen Angaben zufolge gehören der Gruppe in Deutschland 6.200 Einheiten, Wohnungen und Gewerbe, überwiegend in Berlin.Doch die Konzentration von Wohneigentum durch Pearlist wohl weit grösser als bisher angenommen wurde. 

Aufmerksam geworden ist auch die Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“, die ein Volksbegehren anstrebt, das auf alle Immobilienunternehmen zielt, die mehr als 3.000 Wohnungen in der Stadt besitzen.

„Wir kannten die Pears Group nicht, haben die uns aber jetzt notiert“, sagt Rouzbeh Taheri, Sprecher der Initiative.Der britische Oligarchenclan der Pears sorgt trotz Vergesellschaftungsdebatte für eine weitere Konzentration tausender Wohnungen in Berlin in Hand von Milliardären. 

 

Der vom Recherchezentrum "Correctiv" und dem "Tagesspiegel" recherchierte Fall zeigt, dass Berlin zu den attraktivsten Standorten für global operierende Immobilieninvestoren zählt. Der Senat hatte die Firma bisher nicht als einen der größten Immobilienbesitzer in Berlin registriert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen schloss auf Anfrage nicht aus, dass neben Pears auch andere Eigentümer unerkannt größere Wohnungsbestände zusammengekauft haben könnten.

Für die Stadt hat der Wandel der Eigentümerstrukturen von bisher mittelständisch geprägten Besitzern zu global operierenden Konzernen massive Steuerausfälle zur Folge - zumal Pearls  auf Steueroasen veranlagt zu den Steuerzahlungsverweigerern gehört, die hierzulande kaum Steuern zahlen.  

Berlins Senator für Finanzen, Matthias Kollatz, fordert, dass "die Staaten Vorkehrungen treffen, mit denen ansässige Unternehmen vor Steuervermeidung und Steuerdumping der Konkurrenz geschützt und zustehende Steuereinnahmen gesichert werden".

Kollatz für Mindestbesteuerung

 

Angesichts der sich globalisierenden Wirtschaft schlägt der SPD-Politiker eine "Publikationspflicht für Gewinne, Erträge und Umsätze international agierender Firmen in einer ‚Country by country‘-Berichterstattung" vor. Diese könne für mehr Transparenz über Ländergrenzen hinweg sorgen und "nicht plausible Gewinne durch sogenannte Gestaltungsmaßnahmen" offenbaren, sagte er dem "Tagesspiegel". Eine "effektive Mindestbesteuerung" könne das Kleinrechnen von Gewinnen eindämmen.

Offenbar schlossen mehrere Luxemburger Firmen aus dem Pears-Netzwerk Verträge über Darlehen, die teuer verzinst werden müssen, mit anderen Firmen desselben Konzerns. Berliner Mieten dienen dann zur Bezahlung der Darlehenszinsen, die steuerliche Bilanz der Wohnungsbewirtschaftung wird auf einen Bruchteil kleingerechnet. Dieses Muster wiederholt sich bei mehreren Pears-Firmen, die in Berlin Wohnhäuser besitzen.