243 Billionen Dollar Schulden und Staatsschulden - Kollabiert der globale Kapitalismus?

Die globalen Schulden belaufen sich auf 243 Bio. Dollar. Das ist ein neuer Rekord, der um das Dreifache über dem globalen Bruttoinlandsprodukt BIP liegt.

Wirtschaftsexperten warnen – wenn diese Schulden-Bombe explodiert, wird eine Krise ausbrechen, die verheerender als die von 2008 ist.

Woher kommt der hohe Schuldenberg?

Wie aus dem Bericht des Instituts für internationale Finanzen hervorgeht, sind die globalen Schulden im vergangenen Jahr um 3,3 Bio. Dollar auf 243 Bio. Dollar gestiegen.

65 Bio. davon entfallen auf die gesamten Schulden der Staaten – das ist fast um das 1,5-fache mehr als im Krisenjahr 2009.

Das äußerst hohe Verhältnis der Schulden zum BIP liegt in den Industrieländern bei 390 Prozent. Am stärksten wuchs diese Kennzahl in Japan, Frankreich und Australien. In den Schwellenländern verlangsamte sich der Anstieg der Schulden auf den niedrigsten Stand seit 2001.

Analysten stellten fest, dass diese enormen und unkontrollierten Schulden das Ergebnis der verantwortungslosen Politik der westlichen Zentralbanken ist, die gerne Geld drucken und Kredite vergeben.

Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen nehmen Schulden zur Finanzierung der Wirtschaftsentwicklung auf.

Wenn es nicht zum Wachstum kommt – leihen sie noch mehr. „Ein klassisches Verhalten von Drogensüchtigen“, sagt Investmentanalyst John Mauldin. „Die Zentralbanken machen Schulden und kümmern sich gar nicht darum, was mit ihnen weiter geschieht.“

Bereits Ende des vergangenen Jahres verwiesen IWF-Wirtschaftsexperten auf den extrem hohen Schuldenberg als größte Bedrohung für die Weltwirtschaft.

IWF-Chefin Christine Lagarde verwies in diesem Zusammenhang auf falsche politische Beschlüsse, die auf die Pleite von Lehman Brothers folgten.

Die Regierungen der meisten Länder sind fast bei allen Reformen gescheitert, die für den Schutz des Bankensystems erforderlich waren – in erster Linie wegen riskanter und nichtdurchdachter Maßnahmen der Finanzexperten, die die starke Kettenreaktion des Crashs von 2008 auslösten, wie der IWF berichtet. Obwohl sie bestimmte Lehren im vergangenen Jahrzehnt zogen – Erhöhung der Bankreserven, Verschärfung der Kontrolle des Finanzsektors – sind die getroffenen Maßnahmen eindeutig nicht ausreichend.

Kritische US-Schulden

Eine wahre Schuldenmaschine sind die USA. Die gesamten Schulden des Landes stiegen seit 2000 fast um das Dreifache und liegen derzeit bei mehr als 73,6 Bio. Dollar, das sind 106 Prozent des BIP. Allein im vergangenen Jahr liehen der Staat, die Banken und der Nicht-Finanzsektor 2,9 Bio. Dollar – der Höchstwert seit 2007. Die korporativen Nicht-Finanz-Schulden nähern sich dem Höchstwert vor der Krise 2008. Es ist nicht erstaunlich, dass US-Unternehmen im ersten Quartal dieses Jahres mit der Herabsetzung der Kreditrankings konfrontiert wurden.

Noch mehr Befürchtungen sind mit den immer größeren Staatsschulden der USA verbunden. Es wurde ein weiterer Rekord aufgestellt – 22 Billionen.

Unter Donald Trump hat sich dieser Prozess beschleunigt. Obwohl er während des Wahlkampfes 2016 versprochen hatte, dieses Problem innerhalb von acht Jahren zu lösen, geschah genau das Gegenteil. Im Laufe von zwei Jahren lieh der Staat fast zwei Bio. Dollar, in den kommenden zwei Jahren sollen es nach Bloomberg-Angaben weitere 4,4 Bio. werden.

 

Jetzt plant Trump, die übermäßige Schuldenlast zum Ende seiner zweiten Amtszeit loszuwerden. Doch Wirtschaftsexperten sind sich sicher, dass die Tendenz nicht gestoppt werden kann, weil sich die Haushaltslage verschlechtert.

2018 stieg das Haushaltsdefizit der USA um 17 Prozent auf 779 Mrd. Dollar – der Höchstwert seit 2012. Das ist das Ergebnis der Steuerreform Trumps. In der nächsten Zukunft soll es dasselbe wegen der zurückgegangenen Steuereinnahmen und des Wachstums der Verteidigungsausgaben geben. Nicht ausgeschlossen ist der Rückgang der Kreditfähigkeit des Landes. Laut Prognose der Haushaltsverwaltung des Kongresses wird das Defizit in diesem Jahr um weitere 15,1 Prozent auf 897 Mrd. Dollar steigen. 2022 wird die Grenze von einer Billion erreicht.

Bombe wird früher explodieren

Laut Prognose von Investmentbanken werden die US-Staatsschulden zum Jahr 2024 knapp 140 Prozent des BIP ausmachen. Die Regierung muss ständig weitere Billionen für die Aufrechterhaltung der Finanzblase und des Wirtschaftswachstums leihen. Im Ergebnis wird die Wirtschaft in Richtung Abgrund abgleiten.

Experten zufolge haben die USA nicht mehr als zehn Jahre für die Lösung dieses Problems. Andernfalls erwartet das Land eine tiefgreifende Krise, die mit der großen Depression der 30er-Jahre vergleichbar ist.

 

Allerdings kann sich die Katastrophe auch früher ereignen – die Weltwirtschaft kann zu einem gewissen Zeitpunkt die riesigen und unlenkbar gewordenen Schulden nicht mehr in den Griff bekommen. Laut Bloomberg-Analysten wird die anschließende Krise ein massives Elend verursachen, zu einer starken geopolitischen Instabilität, Unruhen und Kriegen führen.

 

Der Crash 2008 war zwar zerstörerisch, doch der nächste wird noch verheerender sein – weil die globalen Schulden um 70 Bio. Dollar höher liegen. Das heißt, dass Regierungen und Zentralbanken deutlich weniger Kräfte und Möglichkeiten haben, um die Wirtschaft auf dem Höhepunkt eines weiteren Zusammenbruchs zu stabilisieren.