Auch im sozialistischen "Neues Deutschland"- Gebäude bekennt sich  Berlin-"Aufstehen" nicht klar zum Regime-change  und zum Sozialismus - aber ansatzweise eben doch! 

Sundays for Revolution nach Fryday for Future gefordert 

Die Gretchenfrage für "Aufstehen" ist die Systemfrage und eine entsprechende Programmatik der Linksbewegung, die eine Voraussetzung für eine konkrete und den Kapitalismus in Frage stellende Politik der Organisation darstellt. 

Doch obwohl wir als hunderte Facebook-Linke schon vor dem Entstehen von "Aufstehen " ein Vergesellschaftungs- und Basidemokratie-Manifest als Neue Linke  erarbeitet haben, ist auch auf dem Berliner Regional-Kongress in dem Gebäude der kommunistischen Tageszeitung "ND" zwar ein historisch guter und angemessener  Platz gewählt worden - aber mit dem programmatischen Aufbruch wurde es erstmal wieder nichts. 

Aber RT deutsch berichtet wenigstens ausführlich über den Kongress - Nachfolgend einige Passagen - leicht verändert. 

Schon beim Betreten des Verlags- und Bürogebäudes am Franz-Mehring-Platz 1 wird deutlich: ein Reinfall wird dieser Kongress wohl nicht, obwohl die Sammlungsbewegung in den letzten Wochen mit Spott und Häme überzogen und schon vielfach totgesagt wurde.

Auch kurz vor dem offiziellen Beginn um 11 Uhr warten noch immer zahlreiche Interessierte auf Einlass.

Berliner Aufstehen-Kongress: "Sie nennen uns Zwerge, doch tatsächlich sind wir Riesen"
 

Der nach dem kommunistischen Verleger und Filmproduzenten Willi Münzenberg benannte und für rund 300 Personen ausgelegte Veranstaltungssaal platzt aus allen Nähten.

Zusätzliche Sitzgelegenheiten müssen noch hereingetragen werden. Auf den ersten Blick dominiert eher lichtes und grauweißes Haar. Doch bei näherem Hinschauen fällt auf, das Publikum ist – entgegen dem ersten Eindruck – doch recht gemischt, man sieht dann doch so einige Mittzwanziger bis Enddreißiger.

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.@aufstehen_de scheint's noch zu geben: Volles Haus vor Beginn Kongress heute in @RT_Deutsch ist vor Ort

 

Moderiert wird das Plenum von einem Duo der Neuköllner Basisorganisation, der Regisseurin Laura Laabs und dem Unternehmensberater Dieter Küchler. Es ist dann auch das Eröffnungsstatement von Laabs, welches für die ersten befreiten Lacher im Saal sorgt:

Willkommen beim Berliner Aufstehen-Kongress: Nach 'Fridays for Future' und 'Mondays for Economy' ist es nun endlich  Zeit für 'Sundays for Revolution'.

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Hat anjefangen -Eingangsstatement zum Kongresss: "Willkommen zum Berliner @aufstehen_de Kongress. Nach und @fdp ist es endlich Zeit für "

 
Dann erscheint die Mitbegründerin der Sammlungsbewegung Sahra Wagenknecht.
 
Allerdings nur mit einem Video-Einspieler, in dem sie sich kurz für ihre Nichtteilnahme entschuldigt – "Ich wäre heute sehr gerne bei euch, aber leider habe ich einen Termin außerhalb Deutschlands" – und den Teilnehmern viel Erfolg wünscht.  

Den ersten Redebeitrag in persona hält dann anschließend der neue Vorsitzende im Vorstand des Trägervereins von Aufstehen, der Schauspieler Wolfgang Zarnack.

Nach einem kurzen Rückblick auf die vergangenen Monate – es fallen Worte wie "zahlreiche Fehler begangen" und "teilweise gab es eine totale Überforderung der ehrenamtlichen Strukturen" – wendet er den Blick in die Gegenwart und die Zukunft.

Allerdings vergisst Zarnack zu erwähnen, dass er genauso wie die 15 Landesbeaufragten als  Figur der Zentrale wieder eine Position eingenommen hat, die keinerlei demokratische Ligitimation hat. Dem Schauspieler ist das wohgl auch icht so wichtig, Bleibt zu hoffen, dass er die Bewegung nicht als reine Theaterinszenierung begreift. 

Ein Landesbeauftragter hat mit Björn Waag aus Thüringen zudem gerade hingeschmissen und resigniert die Organisation verlassen. 

Er verweist auf die vielen kleinen Kämpfe und  die angeblichen zwischenzeitlichen Siege, die ihm Hoffnung machen und ruft zur Selbstermächtigung der Basisgruppen von "Aufstehen" auf. Abschließend betont er:

Uns wird immer gesagt, wir seien Zwerge, doch tatsächlich sind wir, wenn wir uns zusammentun, Riesen.

Wie genau und wie basisdemokratisch diese Selbstermächtigung sein darf, sagt er allerdings nicht. 

Ihm folgen Redebeiträge von Bärbel Lange, Mitglied im Landesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie von dem Ökonomen und Mitherausgeber des Magazins für Wirtschaftspolitik Makroskop, Dr. Paul Steinhardt.

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Input-Vortrag von Dr. Steinhardt Kongress in : "Für mag das ja stimmen. Aber wie sieht es in der breiten Masse aus?"

 
Nach einer Kaffeepause, auch mit vielseitigem persönlichen Austausch zwischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ging es dann in die themenspezifischen Workshops: 1) Wohnen, 2) Wirtschaft und Soziales, 3) Frieden, 4) Demokratie und Lobbyismus, 5) Umwelt, 6) Migration sowie 7) Bewegung und Organisation.

Am Ende der ersten inhaltlichen Runde wurden die Ergebnisse aller Workshops im Plenum nach dem Vorbild eines "Speed-Dating" zusammenfassend vorgestellt und auf Stellwänden optisch festgehalten.

In einer zweiten Runde sollte dann auf Basis der erarbeiteten Ergebnisse eine zweite, stärker "aktionsorientierte" Workshop-Runde stattfinden.

Die Stimmung in den Workshops entsprach nur bedingt den Horrormeldungen, die man so oft über das kommunikative Miteinander (oder eher "Durcheinander"?) bei "Aufstehen" zu hören und zu lesen bekam.

Insbesondere in den Workshops zu den Themenfeldern "Wirtschaft und Soziales", "Frieden", "Umwelt" und "Migration" herrschte – soweit beobachtbar – ein recht konstruktives Miteinander - jedenfalls oberflächlich betrachtet.  

Auffällig, wenn auch nicht völlig überraschend, waren die Generationsunterschiede zwischen den Workshop zu bestimmten Themenschwerpunkten.

Lag etwa beim Workshop "Frieden" das Durchschnittsalter sicher über 70, war der Workshop "Umwelt" eher von der Generation der 20- bis 40-Jährigen geprägt.

Das regt zweifellos zum Nachdenken über die Rolle persönlicher geschichtlicher Erfahrungen und deren wirksamere Weitervermittlung an.

Es gab zum Glück ein Bekenntnis zu dem basisdeokratischen Sozialismusversuch unter Maduro in Venezuela und gegen den von den USA inszenierten Guaido-Putschversuch.  Das lässt Hoffnung entstehen.

Auch wenn wirtschafts- und sozialpolitische Themen den Kongress dominierten, verabschiedete "Aufstehen Berlin" auf diesem Kongress mit großer Mehrheit einen Beschluss, der die Bundesregierung auffordert, jegliche Unterstützung für den selbsternannten venezolanischen Präsidenten Juan Guaidó einzustellen:

Nicolás Maduro ist der rechtmäßig gewählte Präsident Venezuelas. 'Aufstehen' fordert von der Bundesregierung, jegliche Unterstützung für Juan Guaidó einzustellen. Unsere Forderung basiert auf dem internationalen Recht, insbesondere der UN-Charta.

Diesem Vergesellschaftungssozialismus als richtigen Ansatz forderte zuerst die Neue Linke auf Facebook, die sich als Vorgängerorganisation von " Aufstehen " auf  FB gegründet hatte und ein gleichlautendes Manifest vorstellte. Nur so kan es bei strikter Abgrenzung zum Neoliberalismus und Marktfetischismus gehen - auch wenn er im SPD Gewande daherkommt.   

Seinen Abschluss fand der Kongress mit einer Rede von Michael Prütz von der Initiative "Deutsche Wohnen enteignen". Er forderte "Aufstehen" zu gemeinsamen Aktionen auf und erklärte abschließend:

Die Investoren, die auf unsere Kosten leben, wollen wir abschrecken. Geht auf die Straße, sammelt Unterschriften, wir werden siegen.