Amnesty: USA töteten allein im syrischen Raqqa 1600 Menschen - nicht nur 160

Die von den USA angeführten Angriffe auf die syrische Stadt Raqqa im Jahr 2017 hatten 1.600 zivile Opfer gefordert – trotz der behaupteten Präzision der Luftschläge und behaupteter geringerer Opferzahlen. 

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und der britischen NGO Airwars, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. 

Wie Amnesty in einer Aussendung berichtete, hatte die Militärkoalition, die in Raqqa gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kämpfte, bisher nur für den Tod von 159 Zivilisten in der Stadt die Verantwortung übernommen.

Die anderen Opfer seien als "'unglaubwürdig' abgetan" worden.

Die von Amnesty und Airwars ab Donnerstag eingerichtete Informationswebseite zitiert den Kommandanten der Koalition, den US-Generalleutnant Stephen J. Townsend, mit den Worten: "Ich forderte jeden heraus, präzisere Luftangriffe in der Geschichte der Kriegsführung zu finden... Das Ziel der Koalition ist immer, null menschliche Opfer zu haben." Tausende Zivilisten getötet Donatella Rovera, Senior Crisis Response Adviser von Amnesty, betonte demgegenüber laut der Aussendung: "Während der US-geführten Offensive, die Raqqa vom IS befreien sollte, wurden Tausende Zivilisten getötet oder verletzt. Scharfschützen und Minen des IS verwandelten die Stadt in eine Todesfalle.

Viele Bombenangriffe waren ungenau, Zehntausende Artillerieattacken erfolgten willkürlich.

Es ist also kein Wunder, dass so viele Zivilisten getötet und verletzt wurden." Amnesty und Airwars fordern von der Militärkoalition die Einsetzung einer unabhängiger Instanz zur Überprüfung der Berichte über zivile Opfer, Transparenz über militärische Taktik, Mittel und Methoden sowie Entschädigungszahlungen für die Überlebenden und die Angehörigen der Todesopfer.

Weiters verlangen sie eine Prüfung jener Fälle, die möglicherweise Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht darstellten.

Für den Nachweis der Opferzahl sammelten die beiden Organisationen zwei Jahre lang Informationen vor Ort sowie im Internet – von Meldungen auf sozialen Medien bis hin zu Satellitenbildern – und kamen so auf eine Gesamtzahl toter Zivilisten von 1.600.

Von rund 1.000 bekannten Namen konnten 641 Todesfälle auch vor Ort verifiziert werden; für die anderen lägen "jeweils mehrfach zuverlässige Quellen" vor.

Die Angriffe, die gegen die die Stadt damals bereits seit vier Jahren beherrschende Jihadistenmiliz IS gerichtet waren, fanden von Juni bis Oktober 2017 statt.

Es handelte sich um Luftangriffe der USA, Großbritanniens und Frankreichs sowie um Artilleriebeschuss durch US-Bodentruppen.