Kommentar von Fabio de Masi über Sahra Wagenknechts Rücktrittankündigung 

Auch der Ex Lebensgefährte von Sahra Wagenknecht namens Ralph Niemeyer berichtete mir,  dass er es ähnlich wie ich sehe und der angekündigte Rücktritt eine Mischung aus gesundheitlichen Problemen nach starker jahrelanger Belastung, eine Konfrontation mit der Linie der Parteiführung und ein partielles Scheitern der Bewegung bzw. deren  fragwürdigen Führungsstrukturen bei "Aufstehen" darstellt.  

Im Wortlaut 

Sahra: der Mensch macht die Größe

Ich konnte gestern eine ganze Weile mit Sahra alleine sprechen. Ich habe einen Menschen getroffen, der mit sich im Reinen ist.

Politik macht krank. Wie schnell hält man sich für unverzichtbar. Nach ein paar Jahren in der Politik gibt es für mich eine einfache Regel: ich möchte in der Lage sein, in den Spiegel zu blicken und mich wie ein anständiger Mensch zu fühlen.

Es lässt sich keine gerechtere Gesellschaft bauen, wenn man von innen verhärtet und sich unverzichtbar fühlt. Nur wer wie Sahra die eigenen Grenzen erkennt - und was im Leben wirklich zählt - ist wirklich frei.

Man erkennt an Tagen wie diesen auch sehr schnell, wer über Charakter verfügt. Es ist die Ironie der Geschichte, dass der Fraktionschef der „Ellenbogen FDP“ - Christian Lindner - Sahra gute Besserung wünscht und zumindest hier sozialer unterwegs ist als einige Genossinnen und Genossen, bei denen jetzt die Sektkorken knallen. Aber darüber kann man auch milde lächeln, wenn man das mit dem Spiegel beherzigt.

Diejenigen - auch in der eigenen Partei - die trotz ihrer Krankheit an ihrem Stuhl sägten, Jene, die immer eine Schuldige für die Schwäche der Linken brauchen, aber niemals einen Saal füllten, die es fertig brachten, sie erst für ihr Engagement bei Aufstehen, dann für ihren Rückzug von der Spitze von Aufstehen zu kritisieren, die gar die GroKo und das Elend der SPD ihr anlasten wollten, diese Leute merken gar nicht mehr wie kaputt das ist, diesen Leuten gilt daher vor allem eins: mein Mitleid.

Sahra ist angetreten die Lebensverhältnisse von Menschen zu verbessern, nicht ein Amt zu bekleiden. Daher wird sie weiter für eine soziale Politik kämpfen und sich mit den mächtigen Interessengruppen anlegen, die oben sind, weil andere unten sind.

Und:

Wenn ein Ralf Stegner sich schon auf eine rot rote Koalition zum Tarif von Andrea Nahles oder Olaf Scholz freut, wenn ein Matthias Meißner vom Tagesspiegel Sahra einen Kommentar verfasst, dass es einen friert, dann hat Sahra vieles richtig gemacht.

Einige Kommentatoren haben mit Häme an den Rücktritt von Oskar Lafontaine am 11. März vor 20 Jahren erinnert. Viele scheinen aber vergessen zu haben, was darauf folgte:

Eine Party an der Börse, die Zerstörung des Sozialstaates, Finanzkrise, beispielloser Niedergang der Sozialdemokratie (Gründung der Linken) und der Aufschwung rechter Kräfte in Europa.

Sahra wird weiter dafür kämpfen, dass Jene, denen jeden Tag Verachtung entgegen schlägt, eine Stimme haben. Weil es Ideen gibt, die größer sind als wir selbst.

Auch hinter der Sahra aus den Talkshows steht ein Mensch. Deshalb weiß ich, dass Ihr ihr eine große Freude macht, wenn viele von Euch am Donnerstag in die Fabrik nach #Hamburg Altona kommen, um gemeinsam Mut zu tanken!

https://www.fabio-de-masi.de/de/topic/4.termine.html?id=325

Nichts ist mächtiger als eine Idee deren Zeit gekommen ist!

#Wagenknecht #Sahra

Quelle Facebook