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Sahra Wagenknecht formuliert die Ziele von #Aufstehen wie folgt

Kann man in einigen wenigen Zeilen zusammenfassen, was die zentralen programmatischen Vorstellungen der Sammlungsbewegung sind?

Es geht um den Mut zur Überwindung des neoliberalen Mainstreams, um eine soziale Politik im Interesse der Mehrheit. Und um ein Ende der Kriegspolitik und des gefährlichen Wettrüstens. Der Neoliberalismus tritt die sozialen Bedürfnisse der weniger Wohlhabenden mit Füßen und bringt viele dazu, sich von der Demokratie abzuwenden. Am Ende profitieren davon rechte Parteien. Inzwischen bestimmt die AfD in Deutschland die Themen der Politik und treibt die anderen vor sich her. Das wollen wir nicht länger akzeptieren. Die konzerngesteuerte Globalisierung, der Sozialabbau, immer neue Kriege, das alles ist keine Naturgewalt. Es gibt dazu Alternativen und wir wollen den Menschen die Hoffnung zurückgeben, dass sich die Politik verändern lässt.

Gibt es eine Führung der Sammlungsbewegung? Welche Personen sind dabei?

Es gibt aktuell gut 40 prominente Gründungsmitglieder, deren Namen wir allerdings erst am 4. September öffentlich machen werden. Außerdem gibt es bereits ein hochmotiviertes, kreatives Team, das sich um unseren Online-Auftritt und die Sozialen Medien kümmern wird. Sobald #Aufstehen im September gegründet ist, werden wir natürlich auch Arbeitsstrukturen schaffen. Aber entscheidend ist für uns, dass jeder sich einbringen, jeder mitdiskutieren und die Bewegung mitgestalten kann. Dafür werden wir Möglichkeiten schaffen. Eine Bewegung lebt vom Engagement ihrer Mitstreiter. 

Auf seiner FB - Seite meint Oskar Lafontaine kurz vor Beginn des offiziellen Starts am 4.9. dass die Bewegung trotz negativer Medienresonanz auf gutem Wege ist: 

Die neue Sammlungsbewegung Aufstehen findet immer größere Unterstützung. Auch der nicht ganz unumstrittene Peter Brandt ist dabei und skizziert ein politisches Programm. Er schreibt in einem Aufsatz für die Friedrich-Ebert-Stiftung: „Der seit einigen Monaten diskutierte Gedanke einer linken Sammlungsbewegung gewinnt an Attraktivität... Es besteht ein Bedürfnis nach Opposition, nicht allein auf dem parlamentarischen Feld….

Wir brauchen deshalb einen alternativen Politikentwurf, der zunächst die Rückkehr zur Entspannungspolitik nach außen ins Auge zu fassen hätte, den Stopp der Waffenexporte in Spannungsgebiete, eine solidarische Unterstützung der armen Länder sowie die Demokratisierung und einen Kurswechsel der Europäischen Union, einen erneuerten Sozialstaat zwecks Sicherung des Lebensstandards im Alter und bei Erwerbslosigkeit sowie einer guten Pflege und Gesundheitsversorgung, die Neuregelung des Wohnungsmarkts zwecks Garantie für alle bezahlbarer Mieten, stärkere Steuergerechtigkeit bei Vereinfachung des Systems und Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen, die Re-Regulierung der Wirtschaft, insbesondere des Finanzsektors, in Kombination mit einem innovativen ökologischen Umbauprogramm, die Stärkung des Binnenmarkts, die staatliche Steuerung des begonnenen Digitalisierungsprozesses zwecks Umverteilung von Arbeit, ferner den Wiederaufbau der kaputt gesparten Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen, die wieder in die öffentliche Hand gehören, sowie den großzügigen Ausbau der Bildungseinrichtungen bei Förderung aller Begabungen unabhängig von der sozialen und ethnischen Herkunft.“ 

Hier der Text in voller Länge: https://www.ipg-journal.de/…/wir-brauchen-eine-linke-oekume…

Trotz der nervösen Reaktionen von Teilen der Medien und von einschlägig bekannten Parteilautsprechern machen immer mehr Leute bei der Sammlungsbewegung mit. Inzwischen ist von ca. 90 000 Anmeldungen die Rede.

In einem Facebook-Beitrag hat sich der frühere Linke-Vorsitzenden Oskar Lafontaine zu der gegen die Bewegung „Aufstehen“ betriebenen Kritik geäußert.

So veröffentlichte beispielsweise die Bild-Zeitung am Freitag einen bereits zweiten Artikel von Prof. Dr. Michael Wolffsohn, wo er kurz nach dem Titel „Ist die Wagenknecht-Lafontaine-Bewegung national-sozialistisch?“ folgendes Fazit gibt: „Ich bleibe dabei: ‚Aufstehen‘ ist national-sozialistisch. Als Historiker und erst recht als Jude habe ich jedenfalls von dieser Mischung genug. Egal wie stark der Anteil des einen oder anderen ist.“​ Das ist pure Hetze und Verdrehung von Fakten durch einen "Professor". 

Besonders nervig finde Wolffsohn Wörter wie „Bewegung“ und „sozial“, zu denen der Historiker eigenen Angaben zufolge gar Gedankenbrücken zum Begriff „National-Sozialismus“ oder gar Nationalsozialismus bauen könnte.

„Nationalstaat steht nicht für Nationalismus und schon gar nicht für Nationalsozialismus“, schreibt dazu nun Oskar Lafontaine in seinem Facebook-Account.

Die immer stärker werdende Bewegung „Aufstehen“ solle so nur „madig“ gemacht werden, indem man den Initiatoren Nationalismus vorwerfe.

„Den Höhepunkt dieser Kampagne stellt der Versuch des Bild-Autors Prof. Wolffsohn dar, uns ‚National-Sozialismus‘ nachzuweisen. Das war selbst für viele Bild-Leser zu starker Tobak“, betont der prominente Politiker.

Neben der „Bild“-Zeitung würden aber auch „Parteifreunde“ Nationalismus vorwerfen, da man den deutschen Sozialstaat verteidige.

„Vielleicht wissen sie nicht, dass von 82,4 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, 18,6 Millionen einen Migrationshintergrund haben“, erklärt Lafontaine.

Wer also den Sozialstaat verteidige und für die Interessen der Arbeitnehmer eintrete, setze sich auch für die Belange dieser Millionen ein. Er erinnert daran, dass im Unterschied dazu der AfD-Politiker Björn Höcke zum Beispiel Rentensteigerungen nur für Deutsche vorschlage.

„Die unreflektierte Ablehnung des Nationalstaates ist im Ergebnis auch die Ablehnung einer demokratischen Ordnung.

Demokratie fußt auf Subsidiarität und Dezentralität. Was auf der unteren Ebene der Gemeinde besser erledigt werden kann als auf der nächsthöheren der Länder soll dort erledigt werden – das gilt auch für die Mitgliedsstaaten und für die Europäische Union“, betont er. 

Bei TTIP und CETA hätten viele bereits begriffen, dass mit diesen internationalen Verträgen ein „Abbau an Demokratie“ verbunden sei. Bei den jetzigen Verträgen der EU würden es jedoch viele nicht begreifen, obwohl Jean Claude Juncker doch unverblümt festgestellt habe: „Es gibt keine demokratische Wahl gegen die EU-Verträge.“

„Noch verlogener wird die Diskussion, wenn es um die Migration und die Aufnahme von Flüchtlingen geht. Wer wie ich dafür eintritt, viele Milliarden für die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern und Hungergebieten auszugeben, und im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen daran festhält, dass das Kapital und die Investitionen zu den Menschen gehen müssen und nicht die Menschen in die Zentren des Kapitalismus, dem wird Nationalismus vorgeworfen.“

Wer die Milliarden für die Flüchtlinge in erster Linie für Menschen, die nach Deutschland kämen, einsetzen möchte und eine Migration von gut ausgebildeten Fachkräften und weniger gut ausgebildeten Menschen nach Deutschland befürworte, der missverstehe sich als Internationalist.

„Die ganze Debatte über Arbeitsmigration zeigt, dass die Export- und Beschäftigungsnationalisten ihr Denken ‚abschotten‘ und die Interessen der Gesellschaften in den ärmeren Ländern aus dem Blick verlieren. Sie sehen den Balken im eigenen Auge nicht, suchen aber den Splitter im Auge ihrer vermeintlichen Gegner“, schließt Lafontaine.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Gewerkschafts-“Führer“ gegen die Sammlungsbewegung wenden. Als erstes hat sich der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske aus der Deckung gewagt. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gibt er der Sammlungsbewegung keine Chance. „Diejenigen (von SPD und Grünen), die sich angeschlossen haben, gehören doch eher der dritten Reihe an“, gibt er zum Besten.

Auf jeden Fall stehen die Mitglieder von SPD und Grünen, die sich uns angeschlossen haben, im Gegensatz zu ihren Parteispitzen, nicht in der ersten Reihe der Sozialabbau- und Interventionskriegs-Befürworter. Auch sind sie keine Anhänger der „großen Koalition“ wie Frank Bsirske und andere Gewerkschafts-Vorsitzende.

Die Unterstützer der Sammlungsbewegung sind im Gegensatz zu Frank Bsirske auch nicht für die Privatisierung der Rente und sehen daher anders als er im „Betriebsrenten-Stärkungsgesetz“ eine Schwächung der gesetzlichen Rente. Die Privatisierung der Rente ist eine der Ursachen für die drohende millionenfache Altersarmut, die ja auch die Gewerkschafts-“Führer“ kritisieren, so Lafontaine.