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Beleidigt: Trump zieht gemeinsame Erklärung der G7 zurück

USA wollen nicht mehr mitspielen - nur noch ganz alleine die Weltpolitik diktieren 

Nachdem US Präsident Trump den G 7 Gipfel in Kanada zunächst als Erfolg mit gemeinsamer Erklärung feierte, zog er anschliessend per Twitter seine Zustimmung  beleidigt zurück, weil sich der  kanadische Regierungschef Trudeau abfällig über die Politik der USA geäusert haben soll. 

Nach vorzeitiger Abreise wegen eines Treffens mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim il Sung  in Singapore forderte er seinen Verhandlungsführer in Kanada auf, die Vereinbarung doch nicht zu unterzeichnen. 

Das Verhältnis zu den anderen Gipfelteilnehmern bewertete er bei einer Skala von 1 bis 10 mit der Bestnote 10. Doch keine drei Stunden nach dem offiziellen Ende des Treffens kündigte Trump den Konsens auf - mit einem Tweet aus der Air Force One. Die anderen Gipfelteilnehmer waren da längst abgereist, Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich in ihrer Regierungsmaschine schon zum Schlafen zurückgezogen.

Trump begründete seinen Schritt mit dem Verhalten des kanadischen Premierministers Justin Trudeau. Dieser hatte als Gastgeber des Treffens am Ende die Ergebnisse präsentiert. Der US-Präsident twitterte: "Basierend auf den falschen Aussagen von Justin bei seiner Pressekonferenz und dem Fakt, dass Kanada den amerikanischen Bauern, Arbeitern und Firmen massive Zölle berechnet, habe ich unsere US-Unterhändler angewiesen, die Abschlusserklärung nicht zu unterstützen."

In einem weiteren Tweet schrieb er, Trudeau habe sich während des Treffens "lammfromm und milde" verhalten. In seinem Abschluss-Statement habe Trudeau dann aber die US-Zölle als beleidigend bezeichnet und gesagt, er werde sich nicht herumstoßen lassen. Die Äußerungen Trudeaus seien "sehr unehrlich und schwach". Vor seiner Abreise hatte Trump Trudeau noch gelobt: "Justin hat einen wirklich guten Job gemacht."

Kanada wehrt sich gegen Trumps Vorwürfe

Kanada wies die Anschuldigungen noch in der Nacht zurück. "Der Premierminister hat nichts gesagt, was er nicht bereits zuvor gesagt hat - sowohl öffentlich, als auch in privaten Konversationen mit dem Präsidenten", erklärte das Büro von Trudeau. Außerdem stellt sich die Frage, warum Trump gleich das ganze Kommunique aufkündigte, nur weil er mit der Präsentation durch Trudeau unzufrieden war.

Die anderen Gipfelteilnehmer versuchten zunächst, den Streit nicht weiter eskalieren zu lassen. Merkel ließ nach ihrer Landung in Berlin am Sonntagmorgen mitteilen, Deutschland stehe weiter "zu dem gemeinsam vereinbarten Kommuniqué". Ähnlich äußerte sich die Europäische Union. "Wir halten an dem Kommuniqué fest, so wie es von allen Teilnehmern vereinbart wurde", sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk.
 

Bei dem Gipfeltreffen in Kanada ging es deshalb um nicht weniger als die Frage, ob der Multilateralismus noch eine Chance hat - und ob die G 7 noch stark genug sind, sich gegen neue Hausforderungen wie den expansiven Kurs Chinas zu behaupten. Trumps eigenmächtiges Vorgehen und seine Abscheu vor dem Multilateralismus - also dem gemeinsamen Lösen von Problemen - machen in der G 7 vielen Sorgen. Mit seinen Tweets aus der Air Force One hat Trump diese noch einmal verstärkt.

Macron ist wütend über Trumps Verhalten

Wie groß der Unmut über Trump ist, hatte sich bereits in der Nacht vor dem Gipfel gezeigt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der zu Trump bisher ein besseres Verhältnis als Merkel hatte, twitterte erbost: "Dem amerikanischen Präsidenten mag es egal sein, wenn er isoliert ist - genauso wenig aber macht es uns etwas aus, eine Vereinbarung von sechs Ländern zu unterzeichnen, wenn die Notwendigkeit dazu besteht."

Auf dem Gipfel war es den Teilnehmern nach schwierigen Verhandlungen gelungen, sich auf ein Abschluss-Kommunique zu verständigen. Sie bekannten sich darin zum Kampf gegen den Protektionismus und betonten "die zentrale Bedeutung eines regelbasierten internationalen Handelssystems". Bei den Erklärungen zum Klimaschutz und zur Vermeidung von Plastikmüll, einem Kernthema der kanadischen G-7-Präsidentschaft, hatte es allerdings schon auf dem Gipfel keine Einigung mit Trump gegeben. Diese Erklärungen wurden ohne Billigung der USA beschlossen.