Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus - Danke Rote Armee

Heute vor 73 Jahren unterzeichneten die Oberbefehlshaber der Hitlerwehrmacht im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Unter Stalins Führung war es der Sowjetunion letztendlich gelungen, den Faschismus auf dem Felde zu schlagen und  immer weiter auf Berln vorzurücken. 

Der Zweite Weltkrieg war damit in weiten Teilen Europas beendet. Und Deutschland befreit. Die nazistische Kriegsmaschinerie zum Stoppen gebracht hatten die alliierten Streitkräfte der USA, Großbritanniens und vor allem der Sowjetunion, die mehr als 27 Millionen Tote zu beklagen hatte.

Der Faschismus hat in Europa einen Trümmerhaufen hinterlassen.

Mehr als 60 Millionen Menschen wurden ermordet, darunter mehr als sechs Millionen Juden und  27 Millionen sogenannte slawisch-bolschewistische Untermenschen für kolonialen Lebensraum der "deutschen Arier". 

Der von Deutschland entfesselten Barbarei setzten viele Völker Widerstand entgegen.

In Russland wird Stalin, der ruhmreiche Held des Sieges über den Faschismus, heute stärker verehrt als etwa Michail Gorbatschow.

In Deutschland wiederum fällt vielen beim Stichwort 8. Mai die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ein, der 1985 den Tag der Niederlage zu einem Tag der Befreiung erklärte.

Das Bild ist richtig gezeichnet, aber es reflektiert eine sehr westdeutsche Sicht auf die Historie. Der 8.Mai 1945 war für Europa tatsächlich der Tag des Kriegsendes und ein Tag der Befreiung. 

Drei lange Monate noch tobte  aber der Krieg im asiatisch-pazifischen Raum weiter. Auch Japan gehörte zu den sogenannten Achsenmächten. Erst der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima („Little Boy“) und Nagasaki („Fat Man“) am 6. und 9. August 1945, der mehr als 200.000 Menschen das Leben kostete, zwang Kaiser Hirohito zur Kapitulation.

Wird ein gerechter Krieg ungerecht, wenn Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden? Das „ius ad bellum“ (Recht zum Krieg) gilt an sich unabhängig vom „ius in bello“ (Recht im Krieg). Massenvernichtungswaffen wie die Atombomben hätetn die USA nie einsetzen dürfen - zumal sie sowieso eher an Stain addressiert waren, dem  deutlich gemacht werden sollte, dass die USA die alleinige neue Weltmacht zu sein gedenken. 

Allerdings muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben und sie wurde hier eben nicht gewahrt.

In globaler Perspektive gab es ein überragendes Interesse daran, Japan möglichst rasch ebenso zu besiegen wie zuvor Deutschland. In vielen Ländern ist deswegen der 8. Mai – oder der in der Sowjetunion bzw. deren Nachfolgerepubliken als »Tag des Sieges« begangene 9. Mai – ein Feiertag.

Nicht so in der Bundesrepublik. Jenem Land, das sich als Nachfolgestaat des faschistischen Deutschlands erneut daran macht, Großmachtphantasien zu verfolgen.

Trotzdem hat auch dieser Genozid der Nazis keine  deutsche Groko-Staatsräson zur Folge, die eine neue feindliche Konfrontation mit dem russischen Volk als No Go brandmarken würde. 

Vielmehr sind Rechtspopulisten und Rassisten mit AfD-Ticket erstmals wieder in Fraktionsstärkste in den Bundestag eingezogen. CDU affine Mainstreammedien hatten sie vorher  insbesondere durch die einseitige Flüchtlingsdebatte  und der weitgehend frei erfundenen Köln-Silvester-Pogrom-Legende wieder salonfähig gemacht. 

An insgesamt 13 Einsätzen ist die Bundeswehr weltweit beteiligt. In Afghanistan hat sie – ganz in der Tradition von Wehrmacht und SS – eine Blutspur hinterlassen. Erinnert sei an das von dem damaligen Oberst Georg Klein zu verantwortende Massaker im Jahr 2009, das mehr als 140 Menschen das Leben kostete. Klein ist mittlerweile Brigadegeneral.

Wie eh und je gehört zum deutschen Imperialismus, sich den Osten untertan zu machen.  Dieses Mal agiert der deutsche Imperialiosmus als Wurmfortsatz des US Imperialismus. Ein neuer, alter Feind wird von Berlin aus in die Zange genommen: Moskau soll sich unterordnen. Das Land und seine Rohstoffe sollen allein dem westlichen Kapital zur Verfügung stehen; keine Macht soll den weltweiten Interessen von BRD und USA im Weg stehen. Deswegen wurden NATO-Truppen – auch unter deutschem Befehl – an Russlands Westgrenze stationiert. Kritik aus Moskau daran wird gegen den Eingekreisten gewendet, um die eigenen Ambitionen zu verschleiern.

Die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Faschismus haben in Deutschland kaum noch Bestand. 

Die Konfrontation mit Russland bedeutet ein Wachsen der Kriegsgefahr. Gleichzeitig sorgen rechte Kettenhunde mit Hetze gegen Flüchtlinge, behinderte Menschen oder Erwerbslose dafür, dumpfe Deutschtümelei wieder mehrheitsfähig zu machen. Die Profiteure von heute sitzen derweil in denselben Sesseln wie damals die Steigbügelhalter der Nazis. Ihrem Handeln ein Ende zu setzen gehört deshalb zum Vermächtnis derer, die Europa vor 73 Jahren befreiten.

Zum Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 erklären die Vorsitzenden der Partei DIE LINKE, Katja Kipping und Bernd Riexinger:

Am 8. Mai 1945 haben die Alliierten den Hitler-Faschismus in Europa besiegt. Der Tag der Befreiung sollte als Moment der kollektiven europäischen Erinnerung zum gesetzlichen Gedenk- und Feiertag erklärt werden.

Deutschland kann heute nur eine Friedensmacht sein. Die fortschreitende Aufrüstung der deutschen Armee durch die Große Koalition ist historisch verantwortungslos. Wir lehnen Aufrüstung und Kriegseinsätze jeder Form ab. Damals bedrohte der Faschismus die grundlegenden Werte des Humanismus und der Menschlichkeit, die Demokratie und liberalen Freiheiten. Antisemitismus, Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind 73 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa wieder auf dem Vormarsch. Mit der AfD sitzt eine im Kern neoliberale und rassistische Partei im Deutschen Bundestag. Es gilt auch heute, sich mutig und entschlossen gegen jede Form autoritärer und rassistischer Hetze entgegenzustellen.

Der Tag der Befreiung als bundesweiter Gedenk- und Feiertag kann Raum für das gemeinsame Gedenken bieten. Erinnerung bleibt nur lebendig, wenn sie als Teil heutiger gesellschaftlicher Diskussion erhalten bleibt. Antisemitische Angriffe, Verachtung für Andersdenkende und Andersgläubige sind Gründe genug, den 08. Mai als Gedenktag für Humanität, Toleranz und Demokratie und als Tag der Erinnerung an die Opfer sowie an die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer zu machen.

Erklärung der Linken in Thüringen:

Zum Tag der Befreiung den 8.Mai und damit zum 73.Jahrestag des Sieges der Anti-Hitler Koalition erklärt die Landes- und Fraktionsvorsitzende der Partei DIE LINKE in Thüringen Susanne Hennig-Wellsow: "2015 hat die rot-rot-grüne Koalition den 8. Mai zum gesetzlichen Gedenktag in Thüringen gemacht, an dem an die Befreiung vom deutschen Faschismus, die Befreiung von der NS-Herrschaft erinnert werden soll. Der Sieg der Alliierten am 8.Mai bedeutete das Ende des schlimmsten Menschheitsverbrechens, das Ende der Shoah und des Massenmords an Oppositionellen, Roma und Sinti, Homosexuellen und sogenannten Asozialen. Er befreite die Überlebenden von Verfolgung und Widerstand. Dem Sieg der Alliierten verdanken wir unser heutiges Leben in Frieden, Freiheit und Vielfalt. Diese demokratischen Werte sind angesichts des gewaltigen Rechtsrucks in unserer Gesellschaft in Gefahr. Bei rassistischen Demonstrationen, in der AfD oder bei Neonazis wird ihre Ablehnung wieder ganz offen artikuliert. Angesichts dessen ist das Erinnern an die Opfer und unser daraus resultierender Auftrag gegen Menschenfeindlichkeit sowie für Demokratie und die Unteilbarkeit der Menschenrechte einzutreten am 8.Mai umso wichtiger. Als LINKE ist dies für uns selbstverständlich. Auch in Berlin soll der Tag nun Gedenktag werden – und 2020 aus Anlass des 75. Jahrestages sogar zum arbeitsfreien Feiertag. Ich finde eine Initiative, die wir als LINKE in Thüringen aufmerksam verfolgen sollten."

Quelle: DIE LINKE. Landesverband Thüringen