Wahlen: KP Kandidat Grunidin fordert Putin heraus  

Der Kandidat der KP leitet eine  landwirtschaftliche Genossenschaft ( Sowchos genannt), die sehr erfolgreich arbeitet. Ein kostenloser Freizeitpark für alle ist in seinem Vorzeigeprojekt inklusive  ( Siehe Video weiter unten). 

Die in Russland zweitstärkste Kommunistische Partei (KP) hat ihren einst unersetzbaren Kandidaten Gennadij Sjuganow mit dem parteilosen Geschäftsmann Pawel Grudinin ersetzt. Im Gegensatz zu dem Programm von Xenia Sobtschak, die sich als Kandidatin „gegen alle“ präsentiert, lautet seines „Für alle!“.

„Die arbeitenden Menschen sollen besser leben als Nichtstuer“ kann sein Schlüsselziel kurz zusammengefasst werden. Insofern spielt das Arbeitsethos bei der russischen Linken nach wie vor eine  zentrale Rolle. 

Der Direktor der geschlossenen Aktiengesellschaft „Lenin Sowchos“ (ein landwirtschaftlicher Betrieb und die gleichnamige Siedlung), im Moskauer Gebiet Grudinin wurde am Samstag auf dem KP-Parteitag zum Präsidentschaftskandidaten der Partei gewählt.

Parteichef Gennadi Sjuganow, der selbst seit 1996 viermal kandidierte, bezeichnete den neuen Kandidaten als „Symbol der Hoffnung auf Veränderungen“ und „Alternative zu Putin und zur liberalen Regierung“.

In der Geschäftswelt wird Grudinin als eine vorbildliche Führungskraft „des national orientierten Unternehmertums“ und „des sowjetischen Landwirtschaftsmodells“ erachtet sowie als Kandidat gewürdigt, der verschiedenste Wähler und die ganze Opposition vereinen kann. Laut Kommunisten erfüllt sein Sowchos die ganze KP mit Stolz. Denn er sei ein Beispiel für das erfolgreiche Modell der sozialistischen Führungssmethoden.

Who is Mr. Grudinin?

Der 57-jährige Pawel Grudinin arbeitet seit 1982 in Lenin Sowchos. Seitdem ging er den langen Weg vom Ingenieur-Mechaniker zum Direktor, der seinen Betrieb zum führenden in der landwirtschaftlichen Branche machte. Das Nichtmitglied teilt aber die Ideale und Ziele der Kommunisten.

Den Einwohnern des Sowchos „Lenin“ zufolge würden sie alle – und es sei keine Übertreibung — ihre Stimmen für Grudinin abgeben. „Er schafft Ordnung im ganzen Land“, sagt die Geografie-Lehrerin Elena Schurawljowa gegenüber Sputnik.

Sie sei aus der russischen Provinz Schumerlja in der Teilrepublik Tschuwaschien ins Moskauer Umland umgezogen. Grudinin habe sie und ihren Mann Sergej, der ebenfalls in Sowchos arbeitet, mit einer Zwei-Zimmer-Wohnung auf Abschlag mit den landesweit geringsten Kreditzinsen versorgt. Für die Einwohner kostenlos seien alle Kindergärten und Schulen in Sowchos, die wie Märchenschlösser gebaut sind. Hier gibt es auch Kinderfreizeitparks mit mannshohen sprechenden Puppen. Kostenlos seien zudem Medikamente in Krankenhäusern und Mittagsessen in den Schulen.

Die Einwohner des Sowchos scheinen von ihrem Direktor einfach begeistert zu sein. „Er reagiert sofort auf alle Bitten. Wir haben hier prima Autostraßen, gut bezahlte Arbeitsplätze“, versichert Swetlana W. „Hier gibt es genug Kindergartenplätze und modernste Sportschulen für Kinder und Jugendliche. Keiner will hier weg.“ 

Grudinin selbst ist von seinem Sieg bei der kommenden Präsidentschaftswahl überzeugt, die am 18. März stattfinden wird, sollten die Medien alle Kandidaten gleich oft zu Wort kommen lassen.   

Wahlprogramm: Wohlstand und Wirtschaftserfolge wie in China

Die Kommunisten wollen laut ihrem Parteiprogramm im Land eine demokratische Regierung der Werktätigen mit der KP an der Spitze bilden sowie sozialistische gemeinschaftliche Beziehungen und eine sozialistische Gesellschaftsordnung aufbauen. Das sind aber langfristige Ziele. Konkret will die Partei zunächst die Naturschätze und strategische Wirtschaftssektoren nationalisieren sowie die Preise für Güter des täglichen Bedarfs unter Staatskontrolle bringen. „Die Regierung muss die Tarife für Strom, Brennstoff und öffentlichen Verkehr regulieren. Das sind die Hauptfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung und den sozialen Wohlstand der Bürger des Landes“, heißt es nun auch im Zehn-Thesen-Wahlprogramm von Grudinin.

 

„Die Reichen in Russland müssen längst ihren Geldbeutel ziehen“, heißt es weiter. Sie sind demnach bereit, die Einkommenssteuer für die Armen zu senken oder in einigen Fällen ganz zu streichen. „Diese Entscheidungen sind nicht nur gerecht, sondern werden den Haushalt um vier Billionen Rubel vergrößern“, so die Kommunisten.

Für die Entwicklung des Landes wollen sie mit Grudinin an der Spitze Staatsmittel, die derzeit im Ausland deponiert seien, im Inland einsetzen. Russland solle zudem möglichst schnell aus der Welthandelsorganisation (WTO) aussteigen.

„Grudinin genießt selbst außerhalb der KP Unterstützung“, sagte Politologe Dmitri Orlow, Generaldirektor der Agentur für politische und wirtschaftliche Kommunikationen, gegenüber dem TV-Sender RT. „Er hat ein äußerst erfolgreiches Image, er ist ein guter Redner, eine prägende Persönlichkeit mit einer sehr positiven Biographie.“

Bei seiner Wahlkampagne könne er linke Werte durchsetzen und sich dabei auf die eigene Erfahrung im Betrieb stützen. Er könne sich aber auch an die Selbständigen, die Mittelklasse, die Geschäftswelt wenden, weil er kein Parteifunktionär sei, so der Experte. „Ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen können ihn theoretisch unterstützen“, so Orlow.