Möglicher IS Attentäter von Düsseldorf war  Staatsschutz-Informant

Früh am 1. Februar öffnete Saleh A. die Tür zur Polizeiwache im 18. Arrondissement von Paris. Die Geschichte, die der Syrer in den kommenden Stunden erzählte, klang nach einem Horrorszenario. Er sei der Kopf einer Terrorzelle. In Paris sollte er Waffen, Sprengstoff und Geld beschaffen. So lautet die bislang bekannte Geschichte.

Im Auftrag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wollten er und mindestens neun weitere Personen demnach eine Anschlagsserie durchführen. Und zwar in Deutschland. Genauer: In der Altstadt von Düsseldorf, auf der Heinrich-Heine-Allee mitten im Stadtzentrum. Von Selbstmordattentätern war die Rede und anschließenden Angriffen auf Restaurants und Bars. Er warte nur noch auf den Einsatzbefehl aus Syrien, gab Saleh A. zu Protokoll. Eigentlich wolle er aber kein Terrorist werden. Auch seiner Tochter zuliebe.

Der 25-Jährige war seit Juli 2015 als syrischer Asylbewerber in einer Flüchtlingsunterkunft in Kaarst nahe Düsseldorf gemeldet. Er war zudem polizeibekannt, beging in Düsseldorf Diebstähle und Überfälle. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" hatte A. aber noch ganz andere Verbindungen nach Deutschland – konkret zum Bundesnachrichtendienst (BND).

Zweifel an angeblichen Anschlagsplänen

Die deutschen Ermittler wussten davon offenbar noch nichts, als sie nach monatelangen Ermittlungen am 2. Juni zugriffen. In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg wurden drei mutmaßliche Mitverschwörer von Saleh A. festgenommen – allesamt syrische Asylbewerber, darunter ein mutmaßlicher Sprengstoffexperte. Es könnte sein, dass damit der erste große islamistische Terroranschlag in Deutschland verhindert wurde.

Konkrete Belege dafür, was die vier Syrer geplant hatten oder ob sie tatsächlich von der IS-Führungsspitze in Syrien Instruktionen erhalten haben könnten, gibt es bislang nicht. Und jetzt kommt noch folgende Merkwürdigkeit hinzu, dass der ursprüngliche Hinweisgeber Saleh A., der sich in Frankreich den Behörden offenbarte, offenbar Kontakte zum BND hatte.

Wie die "Welt am Sonntag" aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll eine Quelle des BND den Syrer als "Informanten" geführt haben. Die Quelle reiste wohl mehrfach im Auftrag des deutschen Geheimdienstes in den Nahen Osten – auch nach Syrien – und knüpfte dort zahlreiche Kontakte. Der Terrorverdächtige Saleh A. soll eine dieser "Kontaktpersonen" der BND-Quelle gewesen sein.