Zur Kritik am Keynesianismus

Ob Löcher buddeln, Panzer bauen oder Tunnel bohren, ist für eine keynesianische Wirtschaftspolitik egal. Wichtig ist einzig, dass der Staat kreditfinanziert Investitionen tätigt, um die Ökonomie ­anzukurbeln (Bau eines Straßentunnels in New York im Rahmen des New Deals in den 1930er Jahren)

Vor 70 Jahren, am 21. April 1946, starb der britische Ökonomen John Maynard Keynes. Zehn Jahre zuvor war sein Hauptwerk, die »Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes«, erschienen.

Im Rahmen der bürgerlichen Makroökonomie nimmt Keynes mit seinem Werk zunächst eine oppositionelle Haltung gegenüber den im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts vorherrschenden klassischen und neoklassischen Vorstellungen ein. Mit ihnen wird dem »freien Markt« der Ausgleich von Angebot und Nachfrage nicht nur in der Güterproduktion und im Warenabsatz, sondern auch in bezug auf das Preisniveau und insbesondere auf die Arbeitslosigkeit zugeschrieben. Es wird somit eine Tendenz zur Vollbeschäftigung unterstellt. Keynes hingegen vertrat den Gedanken einer Tendenz zum Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung und attestierte der neoklassischen Theorie Wunschdenken und unzutreffende Annahmen, wenn er festhielt, dass »die Postulate der klassischen Theorie nur in einem Sonderfall, aber nicht im allgemeinen gültig sind, weil der Zustand, den sie voraussetzt, nur ein Grenzpunkt der möglichen Gleichgewichtslagen ist.«1

Unfreiwillige Arbeitslosigkeit, im neoklassischen System logisch ausgeschlossen, ist für Keynes das Ergebnis ausbleibender Investitionen aufgrund geringer Profiterwartungen des Kapitals, wobei er diesbezüglich neben objektiven auch subjektive, psychologische Entscheidungskriterien einkalkuliert. Keynes schreibt: »Das Verhältnis zwischen dem voraussichtlichen Erträgnis eines Kapitalwertes und seinem Angebotspreis oder seinen Ersatzkosten, das heißt das Verhältnis zwischen dem voraussichtlichen Erträgnis einer weiteren Einheit jener Art Kapital und den Erzeugungskosten jener Einheit, liefert uns die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals«.2 Die geringen Profiterwartungen, soll das heißen, basieren auf unattraktiv hohen Zinssätzen für Kredite, vor allem aber auf zu geringem privaten Konsum. Dieser Konsumrückgang führt eben keineswegs in Form von Ersparnissen zu mehr Angebot am Kapitalmarkt, niedrigeren Zinsen und größeren Investitionen. Fehlende Investitionen bedeuten Rückgang der Produktion, Arbeitslosigkeit, niedrigere Löhne, Verarmung der Haushalte, abermals Konsumrückgang – eine Wirtschaftskrise. So weit Keynes’ Kausalitäten.

 

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