Linkspartei in Thüringen  distanziert sich von Anti-AfD-Veranstaltung denunzierenden bzw. Protest dagegen verunglimpfenden MP Bodo Ramelow

Nachdem Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eine Protestveranstaltung gegen die AfD mit „Nazi-Methoden“ verglichen hatte, geht seine Partei jetzt auf Distanz zu ihm, schreiben thüringische Lokalmedien.

Die Thüringer Linke streitet sich über eine geplante Demonstration gegen AfD-Landeschef Björn Höcke. Der stellvertretende Landesvorsitzende Steffen Dittes distanzierte sich von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der zuvor die Protestveranstaltung mit „Nazi-Methoden“ verglichen hatte

Die Kritik an der Demonstration könne er nur teilweise nachvollziehen, sagte der Landesvize der TA in Thüringen.

Allerdings halte er die Wortwahl für „ungeeignet.“ Der Begriff „Nazi-Methoden“ stehe heute für die Verbrechen der NS-Herrschaft insgesamt und könne nicht in diesem Kontext vergleichend verwendet werden.

Linke-Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow lehnte es auf Anfrage unserer Zeitung ab, sich hinter Ramelow zu stellen. „Ich sage nichts dazu“, erklärte sie.

Im Internet werben zurzeit Vereinigungen wie „Antideutsche Aktion Berlin“, „Antifaschistische Gruppen Halle“ und „Association Progrès Eichsfeld“ für die Veranstaltung. Das Dorf Bornhagen mit seinen etwa 300 Einwohnern stehe „pars pro toto für die Dutzenden Käffer, in denen die Alternative Futterneid, Enthemmung und Wutbürgertum“ bedeute, heißt es in dem Aufruf. „Vermiesen wir dem Thüringer AfD-Häuptling und seinem Wahlvolk durch unsere bloße Anwesenheit ihr Himmelfahrtsvergnügen und sagen: Go straight to Hell!“ („Geh direkt in die Hölle!“).

Zustimmung von AfD-Vize von Storch

Ramelow hatte den Plan der Antifa mit dem Vorgehen der NSDAP verglichen. „Das gehört sich nicht!“, erklärte er im sozialen Netzwerk Twitter. „Vor Privathäusern von Politikern zu demonstrieren geht gar nicht. Egal, von wem und gegen wen!“ Der Zweck heilige nicht die Mittel. Zustimmung bekam der Thüringer Ministerpräsident über Twitter von

: „Bodo #Ramelow hat Recht: die #Antifa hat Demokratie nicht verstanden“, schreibt die stellvertretende Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD).

Junge Union: Eichsfeld-Dörfer keine „Käffer“

Auch die Eichsfelder Junge Union verurteilte die geplante Demo. Der stellvertretende JU-Vorsitzende im Eichsfeld, Marcel Schwetschenau, erklärte: „Kritik an Björn Höcke und seiner rechtspopulistischen Partei sind für uns von großer Bedeutung. Doch setzen wir hier auf politische Alternativen, statt auf Einschüchterung“. Die Absicht, in der Nähe Höckes Wohnhauses zu demonstrieren, sei „ für uns ein rotes Tuch, da wir die Privatsphäre eines jeden achten.“ Außerdem stört sich die Junge Union „massiv an der Verwendung des Wortes Käffer im Rahmen der Beschreibung der Umgebung Bornhagens“. Das Eichsfeld sei ländlich geprägt und seine Dörfer teilweise nicht groß, die Abwertung durch den Begriff „Käffer“ toleriere die Junge Union dennoch nicht, betonte Schwetschenau.

Rechtspopulistische Medien wie die "Junge Freiheit" und die "Achse des Guten" freuen sich, dass Ramelow sich mit der Antifa anlege.

Thüringens AfD-Chef Björn Höcke hat die Distanzierung von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) von den Methoden der Antifa gelobt. „Über die politischen Grenzen hinweg müssen die demokratischen Kräfte Herrn Ramelow dankbar dafür sein, daß er die kriminellen Methoden der Antifa schonungslos offengelegt hat“, sagte Höcke der JUNGEN FREIHEIT.

„Ja, die Antifa ist verfassungsfeindlich – so verstehe ich Herrn Ramelow.“ Seine Partei müsse sich mit den Verstrickungen sowie der Zusammenarbeit ihres linksradikalen Flügels mit „Linkschaoten“ kritisch auseinandersetzen. „Eine Zusammenarbeit mit gewaltbereiten Extremisten gehört sich nicht“, betonte Höcke.

„Nazi-Methoden“

Ramelow hatte zuvor der Antifa „Nazi-Methoden“ vorgeworfen. Hintergrund ist der Aufruf mehrerer linksextremistischer Organisationen zu einer Demonstration an Höckes Wohnort Anfang Mai. ( rechtspopulistische Junge Freiheit)

Höcke war durch rasssistisch-genetische  Äußerungen  aufgefallen und hatte sich so selber außerhalb des humanistischen politischen Spektrums im Lande gestellt. Viele Linke können bundeseit dieses Beschützen eines Rassisten durch Ramelow, dessen Nähe zum antideutschen-pseudolinken Spektrums er überwunden zu haben schien, wohl auch absolut nicht nachvollziehen.

Dabei hatte sich Ramelow schon Ende letzten Jahres laut Spiegel-Bericht selber kritisch über Höcke geäussert.

Schon im vergangenen Jahr warnte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow vor Björn Höcke: "Hier kommt eine neue Form von Hassprediger auf uns zu, nur diesmal im eleganten Nadelstreifen." Zuletzt verschärfte Ramelow seine Worte: "Höcke ist ein brauner Staubsauger, der ganz bewusst mit verbalen Anleihen am SA-Jargon spielt."

In seiner Rede über Asylpolitik sprach Höcke unter anderem vom "lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp" und von einem "Bevölkerungsüberschuss Afrikas". "Solange wir bereit sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern." Auch das kritisierte Ramelow via Twitter.

Er ging auch auf Höckes seltsame Aussage ein, dass die Evolution Afrika und Europa "zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert" habe. Der Ministerpräsident schrieb auf Twitter von einer "Rassenlehre a la Höcke". Der AfD-Landesvorsitzende hatte gesagt, in Afrika herrsche die "r-Strategie" vor. Diese ziele auf eine möglichst hohe Wachstumsrate, dort dominiere der sogenannte Ausbreitungstyp. Dem gegenüber stehe die europäische "K-Strategie", "die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte", so Höcke. Die Afrikaner würden einen "Reproduktionsüberschuss" von 30 Millionen Menschen im Jahr erzielen, so die Behauptung des AfD-Funktionärs.

Biologen unterscheiden mit diesen Begriffen das Fortpflanzungsverhalten verschiedener Arten. Als "r-Strategen" gelten Arten, die möglichst viele Nachkommen zeugen wie zum Beispiel Bakterien oder Ameisen, damit wenigstens einige überleben. Die meisten Säugetiere, auch der Mensch, verfolgen eine "K-Strategie", sie bringen wenige Junge zur Welt und kümmern sich intensiv um diese.