Die Christenfundamentalisten erstarken im Windschatten der AfD

Wie die AfD sich ausbreitet 

"Wir haben längst ein Problem mit radikalen Christen"

Lange schienen politisierte Christen allein ein Problem der USA  Jetzt jedoch wagen sich auch hierzulande reaktionäre Gläubige in die Öffentlichkeit und machen gemeinsame Sache mit rechtspopulistischen Gruppen.

Es gibt ein ultrakonservatives christliches Milieu, das lange am Rand agiert hat und jetzt der AfD zuströmt. Seit Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" wittert dieses Milieu Morgenluft. Es tritt immer offensiver auf - und findet oftmals eine geistige Heimat in der AfD.

In den Internet-Foren finden sich in etwa die gleichen Feindbilder wie bei säkularen oder atheistischen Rechtspopulisten. Sprich: "Genderwahn" (Protest gegen die gesetzliche Förderung der Frau), "Homo-Lobby", gegen die Islamisierung des Abendlandes "usw.

In den erzreaktionären christlichen Milieus hat man auch frühzeitig mit den Zielen von AfD und Pegida sympathisiert. Prominente Christen wie die Journalisten Matthias Matussek oder Alexander Kissler haben die AfD und die Pegida-Bewegung verteidigt. Kissler breitet auf seinem Twitter-Account mutmaßliche Delikte von Flüchtlingen aus, was auffallend unverhältnismäßig zu seinen wenigen Tweets über Gewalttaten gegen Flüchtlinge  ist.

Diese Richtung war schon immer da, aber sie hat sich nicht öffentlich gezeigt. Seit Sarrazin wagen sich diese Leute stärker in die Öffentlichkeit und versuchen, das Christentum für ihre ultrakonservativen und gar nicht christlichen Zwecke zu instrumentalisieren. Es gibt eine Kaskade von Ereignissen: Zuerst Sarrazins Buch. Dann kam die Euro-Krise.  Da begann auch, was man den Diktatursprech nennt: Die EU- die "EUdssR" - wird seither mit einer Diktatur gleichgesetzt, ihre Politiker  werden als Diktatoren, der Rettungsfonds ESM  als  "Ermächtigungsgesetz" denunziert - also mit Anklängen an 1933. Dann kam die Gründung der AfD.

Da konnte man schnell beobachten, wie rechts-evangelikale und rechts-katholische Kreise sich von ihr angezogen fühlten.

Es gibt also nicht nur Islamfundamentalisten - auch Christenfundamentalisten politisieren sich wie in den USA immer mehr.

Beatrix von Storch ist einer der  Protagonisten dieser Richtung, die hauptsächlich Evangelikane anspricht. Sie plädierte gerade dafür, auf Flüchtlinge zu schiessen, die sie wohl als Teil der Islamisierung des Abendlandes gegen die christlich-abendländische Kultur und somit als Bedrohung wähnt. 

Sie hat vor ein paar Tagen auf Facebook ein Video gepostet, wo sie sagt, Flüchtlinge müssten nicht integriert werden, das sie ja ohnehin irgendwann zurückkehren. Sie müssten sich hier lediglich an die Gesetze halten. Sie sollen also jahrelang herumsitzen.

Wie kann man als Christin so etwas sagen? Das ist eiskalt. Ein anderes Beispiel: Sie spricht gern über Christenverfolgungen in den muslimischen Ländern - und macht so Stimmung gegen Muslime statt gegen Juden wie Rechtsradikale früher. 

Aber überschreitet ein Mensch auf der Flucht die deutsche Grenze, wird er bei ihr offenbar zum Feindbild.

Auszüge aus einem T-Online Interview