Unsinniger Debattenbeitrag von Leander Sukov in der "Jungen Welt"

Gleich im ersten Absatz werden die intellektuellen Defizite von Alexander Sukov offensichtlich. Er verwechselt die Begriffe "Querfront" mit dem Begriff "Volksfront von unten". Die Friedensbewegung der Linken war seit ihrer Gründung um 1918 und auch in der alten Bundesrepublik immer auch ein Bündnis von Linken mit Nichtlinken für das übergeordnete Ziel des Weltfriedens. Da wurden Christen, Pazifisten und Humanisten, Libertäre u.a. auch immer mit einbezogen und als Teil der gemeinsamen Bewegung für ein übergeordnetes und gemeinsames Ziel wie den Weltfrieden verstanden. 

In den 80 er Jahren war es beispielsweise die  chrsitliche und nichtlinke Organisation "Aktion Sühnezeichen", die als Initiator der Großdemo in Bonn in den 80 er Jahren gegen den Nato-Doppelbeschluß aufgetreten war. Bis zu 1 Mio. Menschen kamen in den Bonner Hofgarten und hunderte - vorwiegend linke Organisationen- hatten sich an dem Aufruf beteiligt. Pastor Albertz war genauso Teil der Bewegung wie kirchliche und gewerkschaftliche und grüne Gruppen. 

Während die Frage des Krieges gegen Dritte immer eine außenpolitische Frage ist, die sich beispielsweise um Weltherrschaftsstreben, regionalen Hegemonialismus, Kolonialismus, Neokolonialismus, Markteroberungen, Ressourcenjagd und die Versklavung ganzer Völker und Staaten dreht, geht es bei der Frage der Querfront um ein innenpolitisches Bündnis von Linken mit Rechten, dass innenpolitische und sozialpolitische oder beispielsweise demografische Fragen im Innenverhältnis der Gesellschaft des Landes selber thematisiert. Bei diesen Fragen gibt es zwischen Linken mit ihrem Klassenkampfansatz und Rechten mit ihrem völischen Rassenkampfansatz keine Gemeinsamkeiten.

Genau deshalb trifft die griechische Syriza- Regierung genau diese Unterscheidung und kooperiert mit den Rechtspopulisten nur in der Frage der Abwehr des Imperialismus und des Kolonialismus durch die EU und die USA und deren Weltherrschaftsbestrebungen. Im Koalitionsvertrag mit der ANEL wird eine Kooperation mit den Rechtspopulisten in innenpolitischen und sozialpolitischen Fragen explizit ausgeschlossen bzw. ein konträres Votum der Koalitionäre auch im Parlament ausdrücklich begrüßt.  

Die griechische Regierung trennt die Außenpolitik und den Anti-Imperialismus gegen EU und USA ausdrücklich von der Sozialpolitik. Hier setzte man auf originär linke Politik und lehnt den Rassismus der Rechtspopulisten gegen Migranten ausdrücklich ab.  

Das sollte eine sich links oder gar marxistisch nennende Zeitung wie die "Junge Welt" alles wissen, zumal Karl Marx selber schon diese Unterscheidung traf und den Kampf gegen Imperialismus, Hegemonialismus oder Kolonialismus und Kriegsgefahr erkannte und begrüßte und deshalb die nationale Befreiung als Voraussetzung für die Verwirklichung der sozialen Frage im Inneren bezeichnet hatte.  

Für Marx war die soziale Frage paralysiert und nicht lösbar, solange die nationale Befreiung des Bürgertums gegen den Feudaladel oder gegen einen fremden Kolonialherscher nicht als Grundvoraussetzung gelöst sei und das ganze Volk von aussen versklavt sei. Da ist dann eine innere soziale  Entwicklung garnicht möglich, solange der Kolonialismus oder Neokolonialismus Realität des Landes und seiner Menschen ist. 

Vor allem kommt dieser Querfrontvorwurf oft von Linken, die mit der Querfront der angeblich linken SPD mit den Swobodafaschisten in der Ukraine , mit der Apartheidpolitik in Israel  und der Rassentrennungspolitik des Landes oder mit dem Angebot des SPD Vorsitzenden Gabriel an die rechtspopulistische Pegida-Basis kein Problem haben. 

Zudem ist die Kritik am globalen und am internationaliserten Finanzmarktkapitalismus sehr berechtigt. Diese Kritik führten unter Linken erstmals Hilferding, Rosa Luxemburg und Wladimir Lenin an. Demnach ist der Kapitalismus seit etwa 1900 in das Stadium des internationalen Kapitalismus eingetreten, wobei das Bankkapital das Industriekapital global ergänzte und die führenden Global Player der führenden kapitalistischen Hauptmächte quasi in das Stadium des zum Finanzmarktkapitalismus verschmolzenen Globalkapitalismus geführt hatte. Das ist eine ganz originäre Klassenkampfkritik ohne völkischen Nimbus und ohne Rassenkampfansatz. 

Deshalb ist der Verweis auf die FED der USA bzw. die Kritik an dieser aus dem Nichts gelddruckenden FED - bei allem Kritikverständnis werter Leander Sukov- schlicht gesagt Kinderkacke. Die Kritik an der Wallstreet oder an der Fed ist natürlich völlig berechtigt und sie hat auch nichts mit dem Judentum zu tun, weil die Kapitaloligarchen und die Supereichen nicht an der Religionszugehörigkeit sondern an deren Klassenangehörigkeit zu erkennen sind. Es gibt auch unter Christen, Buddhisten oder Juden superreiche Oligarchen und auch bettelarme Obdachlose.   

Die Führung der neuen Friedensbewegung haben Nichtlinke übernommen, weil Linke und die alte Friedensbewegung die neuen Gefahren schlicht nicht erkannt oder ignoriert hatte. Deshalb traten dann Nichtlinke wie Jebsen oder Märholz an die Spitze der Friedensbewegung. Dabei waren es durchaus linke Ziele, die Linke ausblendeten. Da ist der Genozid an den Palästinensern in Gaza, wo viele "Linke"weggeschaut oder das Kriegsmassaker indirekt sogar unterstützt haben. Da war der wachsende Faschismus in der Ukraine auf dem Maidan, der sogar mit an die Macht gespült wurde. Da war das Rußlandbashing und die im Antikommunismus schon praktizierte Rußlandfeindlichkeit, der Linke nichts entgegensetzen konnten. Da gab es Verfehlungen der bei Lügen ertappten Mainstreammedien, die viele Linke nicht einmal erkannt hatten. Da gab es zunehmende Systemkritik, die manche Linken, die sich dem Reformflügel zugeordnet sehen und eine Unterordnung unter eine neoliberal tickende SPD vollziehen wollen, nicht mehr mittragen wollten.

Und auch diese fehlende oder unzureichende Systemkritik und die unzureichende EU-Kritik hat das Erstarken der Rechtspopulisten der AfD und Pegida  als systemkritische Alternative zu den Linken erst als parlamentarische Kraft und auf der Straße erstarken und wachsen lassen. Das alles ist dem Versagen der deutschen Linken geschuldet und die Folge davon.  

Zudem ist Jürgen Elsässer schon lange zeit kein offizieller Bestandteil der Montags-Friedensbewegung mehr . Auch solche Unwahrheiten sind im Text eingetreut. Vielmehr ist Jürgen Elsässer ein Fan der rechtspopulistischen und islamophoben Pegida-Bewegung und das ist in der Tat ein rassistisches Projekt. Der Gründervater der Antideutschen namens Elsässer steht diesen Rechtspopulisten inzwischen näher als allen Linken und auch näher als die Friedensbewegung.  Das beweist vielmehr nur, das falsches Linkssein, was die Antideutschen verkörpern, ganz konsequent zum Rechtspopulismus führt.  Dieses falsche Linkssein ist auch bei Sukov zu erkennen-ohne ihn als pseudolinken "Antideutschen" abstempeln zu wollen. Aber er hat politische Tendenzen im Artikel, die mit linken Ansichten nur noch wenig zu tun haben.

Sukov liegt auch mit seiner Verschwörungstheorie-Keule völlig falsch. Sie hat  das Ziel jede Systemkritik diskreditieren zu wollen und das neoliberale System als alternativlos erscheinen zu lassen. Das ist auch ein pseudolinker Ansatz.  Da muss man dann auch nicht mit Reichsbürgern oder Fligscheiben oder Chemtrails kommen. Es ist einfach so, dass manche Verschwörungstheorien wie im Fall Snowden und der globalen Totalüberwachung durch die USA Regierenden schlicht zutreffend und andere eben nicht zutreffend sind. So einfach ist das.  

Nimm es nicht persönlich - aber dieser Beitrag ist ohne wirkliche Substanz und ein Beitrag der Spaltung der Linken, die für manche Linken Selbstzweck geworden zu sein scheint.