Tsipras und Podemos überholen die Linkspartei links 


Sie zeigen Deutschlands Linken, wie es geht: Alexis Tsipras und Pablo Iglesias, Chef der spanischen Partei „Podemos“

Die Linkspartei ist plural sozialistisch. Ihr Repertoire reicht von den Prinzipienfesten der Kommunistischen Plattform und  des Marxistischen Forums und zu dem Trotzkisten-Netzwerk Marx 21 bis hin zu den zumeist sozialdemokratisierten ehemaligen Marxisten-Leninisten  aus der  SED-Tradition aus dem Osten, die als Realpolitiker an der Seite der neoliberal tickenden Sozialdemokraten den Anschluss an die Macht suchen.

Es droht der Verlust der eigenen revolutionären Identität und die Systemkritik als Motor linker Positionen und dynamischer Massenbewegungen. 

Doch haben sich die Gruppierungen untereinander nur wenig zu sagen. Zuweilen sind sie einander gar spinnefeind. Aber das ist nicht weiter dramatisch, denn das waren die Linken schon immer. Die Spaltung derdeutschen Linken ist eigentlich ein Dauerzustand.

Denn derzeit bespielen andere die große revolutionäre Bühne. Das sind die neuen linken Bewegungen in Griechenland und Spanien, Syriza und Podemos. "Linke Hoffnung für Europa?", titelt die aktuelle Ausgabe des "Marx21-Magazins" und zeigt nicht etwa Gregor Gysi, Sahra Wagenknecht oder Katja Kipping, sondern Podemos-Chef Pablos Iglesias an der Seite des griechischen Ministerpräsidenten und Syriza-Vorsitzenden Alexis Tsipras.

Podemos ("Wir können") und Syriza ist es "gelungen, die Herzen auf den Plätzen anzusprechen und zugleich die jungen Köpfe an den Hochschulen", gestand Kipping im Interview mit Springermedien ein. Mehr noch als Syriza versteht sich Podemos als ein Bündnis gegen das bestehende System und damit auch gegen die systemischen Blockparteien, zu denen vor allem Konservative und Sozis zählen.  Zudem positionieren sich Syriza wie Podemos gegen den US- und den EU-Imperialismus unter deutscher Führung. Damit positionieren sie sich gegen den globalen Weltfinanzkapitalismus und gegen eine kapitalistische und undemokratische EU der Wirtschaftseliten, in der Teile der Linken immer noch Illusionen haben. 

Hervorgegangen aus der Demonstrationsbewegung 15.Mai und den "Empörten", hat Podemos auch die Sprache der Linken modernisiertohne antikapitalistische Inhalte zu ändern.

 Iglesias sagt: "Die Bruchlinie verläuft nun zwischen denen, die wie wir die Demokratie verteidigen, und denen, die auf der Seite der Eliten, Banken, des Marktes stehen." Somit verlaufe die Konfrontation zwischen "Eliten und Mehrheit".

Für die deutsche Linke verläuft sie immer noch zwischen Regierung und Opposition. Sie ist als Partei Teil des politischen Establishments und damit bestenfalls ein Anhängsel der gefeierten außerparlamentarischen Empörten-Avantgarde. Wo sie gemeinsam auftreten, steht Gregor Gysi in Tsipras' Schatten.

Zwar sind Gysis Reden gegen die Euro-Rettungspolitik ebenso wie die von Sahra Wagenknecht YouTube-Hits, aber wer diese Politik ernsthaft ändern will, wählt leider auch im Osten immer öfter die rechtspopulistisch- völkische AfD, sprich die einzige politische Kraft in Deutschland, die wie Syriza und Podemos aus dem Aufbegehren gegen den Euro entstanden ist.

Der Marxismus und der Klassenkampf ist angesagter denn je und Teile der Linken verlassen diesen revolutionären Pfad und da muß wieder gegengesteuert werden. 

Doch vor allem die ostdeutschen Realos um Liebich, Pau , Heilig und  Dietmar Bartsch kuscheln lieber mit einer siechen Sozialdemokratie statt mit dem radikalen Veränderungswillen linker Protestbewegungen. Auch darum wanderten gerade in Ostdeutschland überproportional viele Linke-Wähler zur AfD ab.

Mit bundesweit neun Prozent steht die deutsche Linke in der Sonntagsfrage heute sicher nicht schlecht da - aber mit revolutionärem Elan und fundamentaler Systemkritik könnte sie weit besser positioniert sein und sie würde nicht immer mehr Menschen an die rassistisch denkenden Rechtspopulisten verlieren, die sich ebenfalls systemkritisch geben und völkischen Rassenkampf statt sozialistischen Klassenkampf als Alternative anbieten.