Mögliche Tatmotive im Mordfall Nemzow

Drei Jahre war sie mit Boris Nemzow zusammen: Model Anna Durizkaja

Wem nutzt das Attentat auf den rusischen Oppositionspolitiker Nemzow in Moskau? Konzernmedien blenden Option aus, dass der täter auch CIA oder SBU Agent gewesen sein könnte . Einseitig wird im Stile von Verschwörungstheoretikern und völlig faktenfrei nur Putin als möglicher Täter gesehen. 

Selbst russische Oppositionspolitiker wie die Nemtsow-Verbündete Itina Khakamada schliessen eine Täterschaft von Putin aus. 

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Putin selber hat die Tat scharf verurteilt und Behörden haben eine Belohnung von 45 000 €uro ausgelobt, die zur Ergreifung der Täter führen soll.  

Das auflagenstarke und rechtspopulistische  Boulevardblatt "Bild" macht  aber einseitig eine "Hinrichtung wie nach dem KGB-Handbuch" aus – und wer gehörte dem mächtigen sowjetischen Geheimdienst einst an: Wladimir Putin. Nemzows Ermordung sei eine "Todesdrohung an alle oppositionellen russischen Politiker", urteilt "Die Welt". Laut "Süddeutscher Zeitung" wird die "russische politische Elite (…) vernichtet".

Nach unterschiedlichen Angaben demonstrierten 20 000 bis 50 000 in Moskau gegen die Attentäter 

Unwahrscheinlich ist der Mord durch die Regierung Putin ausgerechnet vor der Machtzentrale Russlands dem Kreml. 

Das staatliche russische Ermittlungskomitee, Moskauer Medien und russische Kommentatoren nennen mehrere mögliche Hintergründe für den Mord an dem Oppositionspolitiker. An erster Stelle rangiert die These, dass bestimmte Kräfte die Situation in Russland destabilisieren wollen. Manche halten es für möglich, dass der ukrainische Rechte Sektor in den Mord verwickelt ist. Belege für diese These gibt es allerdings nicht.

Als weitere mögliche Hintergründe der Tat genannt wurden, die von Nemzow öffentlich bekundete Solidarität mit dem französischen Satire-Magazin Charlie Hebdo. Diese wenig wahrscheinliche Version würde auf eine Tat von radikalen Islamisten hindeuten. Wenig wahrscheinlich ist auch die dritte Version, nach der Nemzow aufgrund eines innerukrainischen Konfliktes getötet wurde. Nemzow war während nach der Orangenen Revolution (2004) Berater des ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko und war auch in letzter Zeit häufig in Kiew.

Schon wahrscheinlicher ist die vierte Version, nach welcher der Oppositionspolitiker wegen eines Konflikts mit Geschäftspartnern erschossen wurde. Nemzow arbeitete 2004/2005 im Konzern Neftjanoj und soll noch in weiteren Unternehmen tätig gewesen sein.

Der Ort und der Zeitpunkt des Mordes deuten auf einen politischen Mord hin. Nemzow wurde zwei Tage vor der schon länger geplanten Oppositions-Demonstration "Wesna" (Frühling) erschossen. Die Kugeln trafen den Oppositionspolitiker nur 200 Meter vom Kreml entfernt.

Der russische Fernsehkanal NTW deutete an, Nemzow sei von möglicherweise in eine Falle geraten. Er habe mit Anna Durizkaja, einem 26 Jahre alten Fotomodell aus Kiew, im Warenhaus GUM zu Abend gegessen. Dann sei er mit der jungen Dame zu Fuß über die Brücke gegangen, in Richtung seiner Wohnung, die auf der anderen Seite der Moskwa liegt. Direkt auf der Brücke wurde er dann niedergeschossen.

In einer NTW-Talk-Show am Sonnabendabend stellte der russische Ultra-Nationalist Wladimir Schirinowski die These auf, das Fotomodell, welches Nemzow vor drei Jahren in Kiew kennengelernt haben soll, habe ihn im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes, SBU, zu einem Spaziergang über die Brücke überredet. Ein NTW-Nachrichtensprecher erklärte, es sei höchst auffällig, dass die Dame von keiner der insgesamt sieben Kugeln getroffen wurde.

Merkwürdig ist auch die Tatsache, dass die am Tatort präsente Freundin und Zeugin keinerlei sachdienliche Angaben machte. "Ich will keine Fragen darüber beantworten, was auf der Brücke passiert ist. Ich will nicht darüber reden", sagt sie. "Ich fühle mich schrecklich, ich habe niemanden gesehen. Ich weiß nicht, wo er herkam, er war hinter meinem Rücken."

Offenbar um die Emotionen nicht anzuheizen, nahm der Fernsehkanal NTW am Sonntagabend-Programm den Film "Anatomia-Protesta 4" aus seinem Programm. Die Fernsehserie im Dokumentations-Stil versucht zu beweisen, wie die Oppositionsbewegung in Russland von den USA gesteuert wird. Die Serie startete unmittelbar nach den Protesten auf dem Bolotnaja-Platz, auf dem beginnend im Dezember 2011 Großdemonstrationen für faire Wahlen stattfanden., folgert Heise Online.

 

Der Internet-Fernseh-Kanal Lifenews.ru, der über gute Beziehungen zur Polizei verfügt, berichtete, Nemzow sei mit einer Makarow-Pistole umgebracht worden. Am Tatort wurden sechs 9-Millimeter-Patronen-Hülsen unterschiedlicher Hersteller gefunden. Der Polizei lägen aufgrund von Zeugenaussagen eine Beschreibung des Täters vor. Der Zeuge Viktor M., der während des Mordes 80 Meter hinter Nemzow und seiner Begleiterin ging, soll berichtet haben, dass der Täter 170 bis 175 Zentimeter groß ist und kurze, schwarze Haare hat. Während der Tat habe er eine blaue Jeans und einen braunen Pullover getragen. Viktor M. berichtete, Nemzow sei in seinen Armen gestorben.

Die Hauptzeugin, Anna Durizkaja, welche Nemzow begleitet hatte, erklärte den Ermittlern, sie könne sich an nichts erinnern, weil sie sich in einem Schockzustand befunden habe. Durizkaja lebt jetzt in einer Wohnung eines Nemzow-Anhängers. Nach Angaben der Internetzeitung newsru.com wird sie von Sicherheitskräften bewacht und nirgendwo hingelassen. Der ukrainische Konsul habe sich mit der Hauptzeugin getroffen. Einzelheiten der Unterhaltung wurden nicht bekannt.

Für Überraschung sorgte ein Video, welches am Sonnabendabend vom Fernsehkanal TV-Zentr veröffentlicht wurde. Bei dem Video handelt es sich um die Aufnahme einer Überwachungskamera. Obwohl die Kamera in einigem Abstand von dem Ort des Mordes installiert ist und die Personen und Autos, welche zur Tatzeit die Brücke passierten nicht deutlich zu erkennen sind, lässt sich erkennen, dass die Schüsse nicht wie bisher angenommen aus einem vorbeifahrenden Auto abgegeben wurden. Der Attentäter geht auf Boris Nemzow zu, schießt und flüchtet dann in ein Auto. Außerdem sind auf dem Video viele andere Personen und stoppende Autos zu sehen. Viele Fragen, was am Tatort genau passierte, sind also noch offen. 

In den USA wurden Videoaufnahmen vom Tatort während des Anschlages auf das Pentagon vom 11. September 2001 bis heute nicht freigegeben. Sowohl keine Bilder der Tankstelle in der Nähe des Tatortes noch von den direkt an der Pentagon-Außenfassade befindlichen Überwachungskameras. Offensichtlich haben Regierungskriminelle hier was zu verbergen.

Nicht so in Moskau, wo Tatort-Videos sofort freigegeben wurden. Auch das deutet darauf hin, dass es kein Regierungsverbrechen der Regierung Putin war. 

 

 

Wie die Nachrichtenagentur Ria Novosti berichtete, werden die Untersuchungen im Mordfall Nemzow von dem Ermittler Igor Krasnow geleitet. Dieser hatte den von russischen Faschisten verübten Doppelmord an dem linken Anwalt Stanislaw Markelow und der Journalistin Anastasia Baburowa (verübt 2009) sowie den Anschlag auf den russischen Spitzenbeamten und ehemaligen Chef-Reformer Anatoli Tschubais (verübt 2005) geleitet. In allen drei Mordfällen wurden die Täter ermittelt und hinter Gitter gebracht.

Nemzow sei der führende russischen Oppositions-Politiker und Anti-Korruptions-Kämpfer Russlands gewesen. Tatsache ist jedoch, dass die politische Karriere des Ermordeten schon 1998 endete, als er im Zuge der russischen Finanzkrise seinen Posten als Vizeministerpräsident verlor. 2008 war das Jahr, in dem die westlich orientierten Reformer in der russischen Regierung endgültig das Vertrauen der Bevölkerung verloren, wovon Putin bis heute profitiert, berichtet Heise Online.

Die von Nemzow geführt Partei der Rechten Kräften (SPS) scheiterte bei den Duma-Wahlen 2003 an der Fünf-Prozent-Hürde. Allerdings wurde Nemzow im September 2013 als Abgeordneter der liberalen Klein-Partei RPR-Parnas im Gebietsparlament von Jaroslawl - einer Region im Norden von Moskau - gewählt.